Hallo Gast-Blume
Deine Ausführungen haben mich extrem berührt. Selbst wenn man eigentlich hart im Nehmen ist - diese Schilderung schüttelt einen regelrecht durch. Wegen des Kindes sowieso, doch auch wegen Deiner Situation. Verständlich, dass es Dich da fast zerreisst! Am liebsten möchte man das Kind gleich adoptieren, nicht? Und trotzdem hat man kaum Kompetenz einzugreifen..
Wenn die Eltern des Kindes Schwager und Schwägerin sind, so müsste eines von beiden ja das Geschwister Deines Partners sein, oder? Wie steht der denn dazu? Ist er eher gleichgültig oder teilt er Dein Entsetzen? Er müsste ja diesen Personen (zumindest einer davon) näher stehen und aus Erfahrung ein bisschen wissen, wie man an sie rankommt. Oder reden die eh nicht miteinander?
Das Verhalten Deiner Schwägerin ist in jedem Falle äusserst asozial und abartig. Gerade was die Ausführungen bezüglich erweiterten Suizids angeht, wäre das eigentlich schon eine Gefährdungsmeldung wegen bedrohten Kindeswohls wert. Dabei geht es nicht einmal darum, dass sie das wirklich durchziehen würde. Aber allein sowas genüsslich vor seinem eigenen Kinde auszuschildern beweist, dass sie absolut erziehungsunmündig ist. Auch das abseits wohnen ohne Internet hinterlässt ein sehr ungutes Gefühl. Man kann das ja bewusst machen, dann ist es was anderes. Aber hier scheint sich eine Familie aktiv selbst aus der Gesellschaft auszuschliessen und Wahnvorstellungen zu entwickeln. Das zeigt sich daran, dass sich die Schwägerin, entgegen der Realität, einbildet, von Dir (und wohl auch von allen anderen...) komplett mit ihren Anliegen im Stich gelassen zu werden. Ausserdem läuft sie nervlich offenbar total am Abgrund. Da muss also auch in der Beziehung einiges extrem ungesund verlaufen. Auch wenn ich es am liebsten täte - ich kann hier ehrlicherweise keine Schönwetterwölkchen an den Himmel lügen, wenn sich eine Situation in einem derart trüben Nebel präsentiert. Vielleicht interpretier ich das jetzt aber auch zu negativ?
Eines hast Du jedenfalls schon mal absolut richtig gemacht: Lieber zwischendurch pro forma was einstecken oder sich für nix entschuldigen, als den Kontakt ganz abbrechen zu lassen. Wegen des Kindes, und zwar einzig und allein deswegen!
Mir kommt die Situation so rüber, als könne man mit diesen Leuten in keinster Weise erwachsen und vernünftig kommunizieren. Sollte es doch ein bisschen möglich sein, könntest Du versuchen, Eure Beziehung quasi neu aufzustarten. So in der Art von: "Hört mal, irgendwie haben wir da in der Vergangenheit immer wieder mal Missverständnisse gehabt. Das tut mir leid. Ich wünschte mir, dass das anders wird und ich bin auch gerne für euch da, so gut ich kann. Was kann ich dafür tun?" Ist mir schon klar, dass sie eigentlich diejenigen wären, die das zu Dir sagen müssten, denn Du brauchst Dir ja keine Vorwürfe zu machen. Doch sie werden es eh nie tun - Du allein bist es, welche hier die Federführung hat. Gehen sie darauf ein, könntest Du der Schwägerin auch nochmals ganz direkt erklären, dass sie sich aber schon selbst melden muss, wenn es ihr schlecht geht, da Deine telepathischen Kräfte begrenzt seien... 
Ein zweiter Ansatzpunkt könnte die Schwester der Schwägerin sein. Falls sie die Situation ebenfalls mit Abstand betrachtet, könnte sie ihren Draht zu ihr dazu nutzen, sie ganz sanft zu Deinen Gunsten zu beeinflussen, damit sie endlich ihre Aversion Dir gegenüber abbaut. Sie könnte dann zum Beispiel auch einfach mal zu Deiner Schwägerin sagen, dass sie doch die Kleine zur Abwechslung zwischendurch Dir mal überlassen könne. Aber das geht natürlich nur, wenn sie vernünftiger tickt als ihre Schwester.
Letztendlich wird es sowieso ein längerfristiges Projekt werden, um das selbst im besten Falle regelrecht gekämpft und mit dauernden Rückschlägen gerechnet werden muss. Eine wesentliche Rolle spielt natürlich auch, wie sich das Kind unter diesen Umständen entwickelt. Bleiben die Zustände so unhaltbar, bleibt zu hoffen, dass sie spätestens in der Schule an einen umsichtigen und vertrauenswürdigen Lehrer gerät. Dann könntest Du es unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit vielleicht riskieren, ihn über die Sachlage zu informieren. Er könnte sich dadurch bei einer Verhaltensauffälligkeit oder gar Gewaltspuren z.B. bestärkt fühlen, das Jugendschutzamt einzuschalten. Aber eben, er müsste wirklich topdiskret sein und sich nichts anmerken lassen - ansonsten bricht von Seiten Deiner Schwägerin definitiv die totale Hölle los.
Was Du auf jeden Fall tun kannst. Du kannst dem Kind, sofern es schon so verständig ist, bei jedem Wiedersehen immer und immer wieder sagen, dass Du für es da bist und dass es, was auch immer geschieht, zu Dir kommen könne. Mag sein, dass darauf jahrelang keine Reaktion erfolgt, aber es wird sich das im Herzen drin merken. Und dann plötzlich, vielleicht auch erst, wenn es ein Teenager ist, steht es vor Deiner Tür und nimmt Dein Angebot in Anspruch.
LG, Michael