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Promotion abbrechen?

Kimster

Neues Mitglied
Hallo,

ich hoffe ich bekomme hier einige Ratschläge, ich bin nämlich komplett am Ende.

Zu meiner Situation:
Ich bin 35 Jahre alt, habe ein naturwissenschaftliches Studium sehr gut abgeschlossen und habe ein vor 5 Jahren meine Promotion begonnen. Ich habe sogar ein sehr hochrangiges Stipendium dafür bekommen, welches letztes Jahr ausgelaufen ist. Ich war immer ein sehr sorgfältiger Student, habe nie Probleme gehabt und habe immer abgeliefert.

Nun zum Problem:
Leider ist mein Vater (mit nur 50 Jahren) schon vor Beginn meiner Promotion sehr heftig an Krebs erkrankt. Ich habe noch zu Hause in meinem Elternhaus gewohnt und als Corona losging, übernahm ich den Großteil der Pflege, da alle anderen Familienmitglieder weiterhin außer Haus mussten und ich Home-Office hatte. Man kann sich vorstellen, dass es extrem schwierig bis unmöglich für mich war, mich um meinen Vater zu kümmern, gleichzeitig zu sehen, wie stark er in dem jungen Alter abbaut, immer weniger kann und gleichzeitig meine Promotion zu machen. Ich habe 1 Jahr lang mein Stipendium pausiert, habe aber versucht, wann immer es ging, weiter an der Promotion zu arbeiten. Mein Chef hat das auch verlangt, obwohl ich kein Geld mehr bekommen habe. Mehr als 1 Jahr durfte ich seitens meines Stipendiumgebers nicht pausieren, außer ich hätte mich krank schreiben lassen, was ich aber nicht wollte. Ich habe immer mehr Druck verspührt, konnte den Anforderungen immer weniger gerecht werden und das hat dazu geführt, dass die Promotion für mich zum Alptraum wurde.

Mein Vater ist vor 1.5 Jahren gestorben. Sein Tod war für mich ehrlich gesagt eine Erlösung. Es war nur noch eine Qual für ihn und unsere Familie das mitansehen zu müssen. Er war erst Mitte 50. Ich persönlich war die 2-3 Jahre zuvor nur noch ein Schatten meiner selbst. Ich hatte nie psychische Probleme, habe niemals schulische oder berufliche Probleme gehabt, hab immer alles vorbildlich abgeliefert und meine Eltern haben sie nie wegen mir Sorgen machen müssen. Die Krankheit und der Tod meines Vaters waren aber einfach zu viel für mich. Ich habe sehr viele Antidepressiva eingenommen, war nicht mehr in der Lage meinen Job zu machen, habe fast nur noch geschlafen, bin ständig zu spät in die Arbeit oder zu Verabredungen gekommen und hab einfach nichts mehr auf die Reihe bekommen.

Das ging bis Ende letzten Jahres so. Also auch über 1 Jahr nach dem Tod meines Vaters hinaus. Schlagartig besser ging es mir, als ich erfahren habe, dass ich mein größtes Hobby nun doch zum Beruf machen könnte. Nach dem Abitur ging das schlichtweg nicht, da haben viele Dinge nicht gepasst. Nun hat sich die Situation geändert, innerhalb von 1-2 Jahren könnte ich diese Umschulung machen. Es ist allerdings etwas riskant, kostet viel Geld. Ich habe angefangen meine Antidepressiva abzusetzen, habe wieder viel mehr Freude am Leben, bin viel wacher und habe wieder einen guten Tagesrhythmus.

Aber was meine Promotion anbelangt, bin ich umso verlorener. Ich soll in 2 Tagen einen Vortrag halten, nur vor meiner Arbeitsgruppe, und ich kann einfach nicht mehr. Ich bekomme absolut 0 hin, ich hör nach 2 Minuten direkt wieder auf. Ich habe regelmäßig Panikanfälle, wenn ich nur daran denke. Es ist für mich unmöglich zu bewerkstelligen. Mir geht es mental wieder gut, und sobald ich nur an die Arbeit denke, geht es mir wieder schlecht und ich werde wieder richtig depressiv.

Nun bin ich an dem Punkt, an dem ich natürlich meine Promotion zu Ende machen möchte, aber nicht weil ich den Doktortitel brauche, sondern weil ich Druck von außen habe, jeder nachfragt, wann ich endlich fertig werde und ich einfach nicht die ganze Arbeit umsonst gemacht haben möchte. Aber ich möchte in dem jetzigen Berufsfeld nicht mehr arbeiten.

Was würdet ihr mir raten? Ich habe wie gesagt schon einen sehr guten Masterabschluss (1,2) und einige Jahre Berufserfahrung durch meine Promotion. Ich will einfach nicht mehr und kann auch nicht mehr. Es macht mich fertig. Aber es ist einfach gar nicht meine Art alles hinzuwerfen und zu gehen. Auf der anderen Seite bin ich total glücklich, wenn ich an die Alternative denke, aber es ist riskant, ich bin mit 35 Jahren auch recht spät dran, es kostet viel Geld und ich habe auch keine Jobgarantie danach.

Denkt ihr der Doktortitel ist es wert, mich da weiterhin abzuquälen? Ich möchte im Moment einfach wirklich nichts mehr als einfach damit aufzuhören und mich mit vollem Einsatz in meine Alternative zu stürzten. Und was soll ich mit dem Vortrag machen? Ich weiß, dass ich es nicht hinbekommen werde. Ich kann einfach nicht mehr. :/
 

CandyIsDandy

Mitglied
Hallo du!
Ich habe auch naturwissenschaftlich promoviert, auch mit nahestehendem Todesfall in der Zeit, kann mich also sehr gut in dich hinein versetzten.
Ich habe die Zeit nur mit Therapie überstanden, und wünsche mir trotzdem bis heute, dass ich mir das nicht angetan hätte.

Wenn es einem so schlecht damit geht, ist es das eigentlich nicht wert. Nur, es ist wahnsinnig schwer auszusteigen, weil einem auch von allen Seiten suggeriert wird, dass man versagt hat, wenn man es nicht durchzieht.

Ich habe viele Kollegen, die abgebrochen haben, und danach richtig aufgeblüht sind. Auch Kollegen die kurz vor knapp (beim Schreiben der Arbeit) abgebrochen haben und es nie bereut haben. Bei vielen hat ein schwieriges Verhältnis zu Betreuern reingespielt oder persönliche Umstände, nie die persönliche Motivation oder das Können. Eine Person nimmt ihr Thema jetzt nach 4 Jahren Pause wieder auf, und ist voller Elan und Vorfreude. So sollte es doch eigentlich sein 😊

Deswegen meine Empfehlung: tue es dir nicht an. Wenn du andere Wege und Optionen siehst wie es dir beruflich weiter gehen kann, mach es. Das Buch ist nie ganz geschlossen :)
 

Bingenervt

Aktives Mitglied
Was wäre denn die Alternative, wenn du dazu etwas sagen magst?

An deiner Stelle würde ich mich tatsächlich noch durch die Promotion quälen. Sonst hast du dich die letzten Jahre eigentlich umsonst gequält. Wie viel Zeit wirst du denn vorausdichtlich noch brauchen? Danach gönn dir, wenn es finanziell möglich ist, eine längere Auszeit. Geht ja auch mit kleinem Budget.

Die Promotion heisst ja nicht, dass du in dem Bereich auch arbeiten musst.
 
G

Gelöscht 129613

Gast
"Denkt ihr der Doktortitel ist es wert, mich da weiterhin abzuquälen? "

DER
Doktortitel mag es nicht sein.

Aber was ist Dir EIN Doktortitel wert?
Nur danach kannst Du Dich entscheiden, was Du tun möchtest.
 

Kimster

Neues Mitglied
Hi,

danke für eure Antworten.

Meine Alternative (Pilot) hat überhaupt nichts mit dem Beruf zu tun, den ich jetzt mache. Ich möchte auch nicht mehr in der Forschung arbeiten. Ich kann mir gar nicht vorstellen, überhaupt irgendwas anderes zu machen als Pilot. Ich habe halt auch gerade das Problem, dass ich komplett blockiere, wenn ich nur daran denke, was für die Promotion zu machen. Ich mache wirklich seit Monaten so gut wie gar nichts mehr. Ich werde zudem auch langsam etwas alt für meinen alternativen Berufswunsch, mir läuft regelrecht die Zeit davon. Zudem habe ich eben auch ein eher schwieriges Verhältnis zu meiner Promotionsbetreuung. Ich habe im Prinzip den Großteil der Promotion fertig (schon seit 1-2 Jahren), aber wir sind und uneinig über die Form (Kummulativ oder Monographie). Zudem ist die Atmosphäre in der Gruppe nicht gut. Es gibt nur Neid und Lästereien. Ich komme schon ewig nicht mehr regelmäßig ins Büro. Seit Corona ist das so, dann kam eben die psychische Belastung hinzu, sodass ich fast nur im Home Office arbeite. Es ist wirklich eine sehr komplexe Situation und aktuell ist eine Pilotenkarriere für mich der einzige Lichtblick. Ich kann den Gedanken wirklich nicht mehr ertragen, dass ich noch mind. 2-3 Vorträge machen soll, die Arbeit schreiben und mich jedes Mal wieder "zur Schau" stellen soll und beurteilt werden muss. Das muss ich zwar als Pilot auch, die Prüfungen sind sicherlich sogar noch schlimmer, aber da bin ich irgendwie wieder wie früher, ich habe da einfach wieder Ehrgeiz und Elan. Mir fehlt das komplett in der Promotion. :((
 
G

Gelöscht 78719

Gast
Wenn Du unbedingt die Promotion schaffen willst und es absehbar ist, dass Du den Vortrag nicht halten kannst, würde ich mich doch krank schreiben lassen. Andererseits wäre es auch kein Beinbruch, wenn Du die Promotion abbrichst. Wenn Du sowieso nicht im naturwissenschaftlichen Bereich arbeiten willst, brauchst Du den Doktor auch nicht. Du hättest ihn quasi nur aus Prestige. Mein Bruder hat seine Promotion auch abgebrochen. Okay, aus anderen Gründen. Aber er ist nicht unbedingt unglücklich damit heute...
 

Youshri

Aktives Mitglied
Wie lange brauchst Du denn noch, um sie abzuschliessen?
Abgebrochenes Studium, das klingt irgendwie nicht so verlässlich, will sagen, macht keinen besonders guten Eindurck. Dein jetziger Zustand wird ja auch mal wieder aufhören, und dann wirst Du heilfroh sein, solch ein Diplom in der Tasche zu haben.
Wenn Dich ein Therapeut dabei begleiten kann, wäre das für mich die Lösung.
 

Pfefferminzdrops

Aktives Mitglied
Ob ich mit der Promotion weitermachen würde oder abbrechen würde ich davon abhängig machen, wieviel Aufwand mich das Ganze noch kostet und wieviel ich bereits investiert habe. Stünde ich noch weit am Anfang würde ich es lassen, wäre ich schon deutlich über die Hälfte, würde ich es durchziehen - ich wüsste, dass ich mich später ärgern würde, mich nicht noch zusammengerissen zu haben. Eine Weile zu pausieren und dann ohne Druck daran weiterzuarbeiten wäre ja möglicherweise auch noch eine Option und wohl abhängig davon, was für eine Art Promo du machst. Für andere solltest du m. E. grundsätzlich nichts machen, nur für dich, für deine eigene Zufriedenheit.

Bzgl. des Vortrags würde ich dem Veranwortlichen sagen, dass du das derzeit aus gesundheitlichen Gründen nicht kannst. Ich würde auch nicht weiter auf den Grund eingehen. Wahrscheinlich wird gar nicht tiefer gegraben und wenn doch, dann sagst du , du bittest um Verständnis, dass du darüber gerade nicht sprechen möchtest. Die Last würde ich mir lieber gestern als heute von den Schultern schaffen, also schnellstmöglich die Absage formulieren. Danach dürfte es dir viel besser gehen.. und vielleicht fällt dir dann auch die Entscheidung zur Fortführung der Promotion leichter.
 
Zuletzt bearbeitet:

Kimster

Neues Mitglied
Wie lange brauchst Du denn noch, um sie abzuschliessen?
Abgebrochenes Studium, das klingt irgendwie nicht so verlässlich, will sagen, macht keinen besonders guten Eindurck. Dein jetziger Zustand wird ja auch mal wieder aufhören, und dann wirst Du heilfroh sein, solch ein Diplom in der Tasche zu haben.
Wenn Dich ein Therapeut dabei begleiten kann, wäre das für mich die Lösung.
Naja, es ist ja kein abgebrochenes Studium. Ich habe ja Bachelor und Master schon längst in der Tasche und das mit sehr guten Noten. Es geht ja nur um die Promotion. Ich bin zudem schon seit 6 Jahren in Therapie. Mit geht es jetzt wieder deutlich besser, nur in Sachen Promotion wird es immer schlimmer. Die Situation ist immer verfahrener. Ich arbeite schon seit langer Zeit nicht mehr wirklich an meiner Doktorarbeit. Ich bekomme aber auch schon seit längerer Zeit auch kein Geld mehr dafür.
 

Kimster

Neues Mitglied
Ob ich mit der Promotion weitermachen würde oder abbrechen würde ich davon abhängig machen, wieviel Aufwand mich das Ganze noch kostet und wieviel ich bereits investiert habe.
Das ist eben auch nicht so einfach zu sagen. Ich habe schon sehr viel gemacht, was für eine Promotion ausreichen würde, aber mein Chef verlangt halt noch deutlich mehr. Wir reden kaum miteinander, das ist ja auch eines der Hauptpunkte, wieso ich meine Motivation verloren habe. Es erscheint endlos. Wenn ich das mit dem vergleiche, was Kollegen so für die Promotion gemacht haben, dann sehe ich mich schon sehr am Ende, aber mein Chef sieht das anders. Wahrscheinlich auch durch mein Stipendium verlangt mein Chef von mir mehr als von anderen. Wir haben aber kaum Besprechungen, meine Ergebnisse werden nie genau angeschaut...es wird immer nur mehr gefordert, Vorschläge gemacht, die keinen Sinn machen.
 

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