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Pseudologie

N

nobody007

Gast
Hallo, ich bin 45 Jahre alt und am Ende meiner Kräfte. Hat jemand Erfahrungen was Therapien in Bezug auf Pseudologie, zwanghaftes Lügen betrifft?

Ich habe nicht Berge, sondern Welten gesprengt. Habe meinem nahen Umfeld (vor allem meiner Lebensgefährtin) über Monate lang etwas vorgemacht. Habe sehr guten, gemeinsamen Freunden von uns bis aufs alles übelste finanziell geschadet. Habe über Monate nur rumfantasiert. Am letzten Montag ist alles rausgekommen. Meine Lebensgefährtin ist seit heute in der Psychatrie auf der geschlossenen Abteilung weil sie nervlich total am Boden ist und trotz allem noch zu mir hält. Ich werde am Montag noch einen Weg erledigen müssen und werde dann auch in die Klinik gehen.
Meine Lebensgefährtin möchte dass ich in die gleiche Klinik komme wie sie ist. Ob das gut ist? Sie meint, so kann man uns vielleicht auch beziehungsmäßig helfen.
Falls jemand ein bisschen Zeit hat sich mit mir darüber auszutauschen, wäre ich sehr dankbar.
Ich bin wirklich am Ende meiner Kräfte. Weiß jemand, wenn ich selber von mir aus in die Klinik gehe, ob ich in die geschlossene Abteilung muss?
Vielen Dank:wein:
 
Hallo nobody,
sorry, wenn ich nachfrage: warum willst
du denn in eine Klinik? Dieses Problem
lässt sich doch in einer normalen Therapie
wunderbar bearbeiten - zumal du ja, wenn
ich dich richtig verstanden habe, bereit
dazu bist. Ich denke übrigens nicht, dass
dich eine Klinik mit dieser Eigendiagnose
aufnimmt. Ein Gespräch mit deinem Arzt
und dann die Suche nach einem Verhaltens-
therapeuten wäre vermutlich passender.

Gruß, Werner
 
Danke! 🙂

das Problem ist nur leider, dass ich alleine nichts geregelt bekomme ohne mich wieder neuen Geschichten auszuliefern. Ich bin da dann so sehr selbst von überzeugt das es so ist. Und im Moment geht es mir echt mehr als beschissen :-(

Ich habe mit einem Sozialdienst gesprochen, der mir gesagt hat, ich solle in die Klinik gehen und da eine Krisenintervention erbitten und um Aufnahme bitten.

Jetzt fehlt mir schon wieder jeglicher Funken Hoffnung. :-(
 
Hallo Nobody,
eine Klinik nimmt dich aus dem realen Leben
weitgehend heraus, würde ich vermuten - und
das hast du ja bisher durch deine Fantasiege-
schichten auch schon gemacht: die Realitäten
ausgeblendet. Indem du dich ihnen stellst und
von dieser Position aus Hilfe anforderst, kann
sich etwas ändern.
Die Klinik scheint so was wie ein Komplettpa-
ket zu sein, die dir die Mühen der einzelnen
Lösungen nimmt - aber überleg nochmal, ob
es nicht sinnvoller ist, deine Probleme einzeln
zu realisieren und anzugehen anstatt in einen
geschlossenen Raum zu flüchten. Dass du
Unterstützung brauchst, denke ich auch, aber
ob die Klinik wirklich die beste Lösung ist,
scheint mir nicht sicher.
Kannst du eine kleine Liste der 3-5 Probleme
machen, die du zuerst lösen willst?
Gruß, Werner
 
vielen dank! 🙂

das problem ist, dass ich alles klären und lösen muss. ich habe schon so oft versucht etwas zu ändern und es hat nie, nie geklappt. nur immer wieder neue geschichten dazu.

meine freundin möchte dass ich in die gleiche klinik morgen komme, wo sie jetzt ist. ob die das machen und uns gemeinsam aus der konfliktsituation helfen? mir aus meiner lügengeschichte raushelfen?

kann man dich vielleicht hier auch einmal im chat antreffen? ich kann allerdings nur noch heute.

liebe grüße
r.
 
meine freundin möchte dass ich in die gleiche klinik morgen komme, wo sie jetzt ist. ob die das machen und uns gemeinsam aus der konfliktsituation helfen? mir aus meiner lügengeschichte raushelfen?

Ich würde mal vorhersagen: Nein. Aber wer weiß 😉
Das müsst ihr herausfinden, indem ihr es versucht.

Chat mag ich nicht, sorry.
 
Sehr geehrter Herr Dr. von und zu Münchhausen, Pseudologia phantastica bezeichnet den Drang zum krankhaften Lügen und Übertreiben. Häufiger wird heute der Begriff „pathologisches Lügen“ verwendet. In der modernen psychiatrischen Klassifikation ist die alte Bezeichnung als Symptom in der narzisstischen Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.8) aufgegangen. Pseudologen fliehen aus einer Wirklichkeit, mit der sie nicht fertig werden. Viele leiden an traumatischen Kindheitserfahrungen. Auch um das Selbstwertgefühl zu erhöhen, dient die Lüge. Die Betroffenen machen sich selbst etwas vor.
Lügenforscher Prof. Dr. Hans Stoffels in Berlin hat bisher 40 Pseudologen behandelt. Die Pseudologia phantastica ist bislang wenig erforscht. Es gibt Hinweise darauf, dass Betroffene überdurchschnittlich oft an Hirnschäden leiden. Zugleich sind die meisten auffallend kreativ, wenn sie ihre Geschichten erfinden. Die Störung tritt häufig in der Kindheit erstmals auf, Männer sind ebenso oft betroffen wie Frauen. In vielen Fällen geht das pathologische Lügen mit anderen psychischen Erkrankungen einher. Ein großer Teil der Patienten etwa leidet am „Münchhausen Syndrom“, einer psychischen Störung, bei der die Betroffenen zwanghaft Krankheiten erfinden oder sich verletzen, um die Zuwendung eines Arztes zu erhalten. Behandelt wird die Pseudologia phantastica mit Verhaltens- und tiefenpsychologischen Therapien. Die Heilungschancen sind gut, wenn der Leidensdruck groß genug ist, sagt Hans Stoffels. Das ist er jedoch nicht allzu oft. In Therapie begeben sich die meisten Pseudologen erst, wenn sie sich so sehr verstrickt haben in ihr Netz aus Geschichten, dass sie straucheln, wenn die Konflikte in der Familie überhand nehmen oder die Betroffenen mit dem Gesetzt in Konflikt geraten. Denn vor allem darin unterscheidet sich der Pseudologe vom Betrüger, sagt Hans Stoffels: Der zwanghafte Lügner schwindelt auch, wenn er sich damit schadet.
Wie wäre es, wenn alle Regierungsmitglieder Herr Stoffels in Berlin einmal aufsuchen würden?
 
Pseudologie wird der narz. Persönlichkeitsstörung zugeordnet. Alle Persönlichkeitsstörungen sind schwer zu behandeln. Wer einen Hang zum Lügen besitzt, dem bleibt die Neigung oft ein Leben lang erhalten. Psychiater tun sich schwer, das Phänomen medizinisch einzuordnen. Z.B. Alkoholikern, bei denen es im Laufe der Jahre zu chronischen Gedächtnisstörungen kommen kann, füllen Erinnerungslücken oft mit erfundenen Geschichten. Auch von Menschen mit sogenannter Borderline-Persönlichkeit ist bekannt, dass sie häufig lügen.

Lügen zu können, so die Botschaft der Hirnforscher, ist eine kognitive Leistung.
Für manche Lügenforscher ist es sogar noch mehr: ein kreatives Potential. Auch weiß man, dass notorische Schwindler zumeist eine überdurchschnittliche sprachliche Begabung besitzen.

Einer der bekanntesten Pseudologen ist Karl May. So trat May als junger Mann in den 1860er Jahren nicht nur als Betrüger einer Bäckersfamilie in Erscheinung, sondern gab sich bei verschiedenen Gelegenheiten auch als Augenarzt Dr. Heilig, Seminarleiter Lohse und Plantagenbesitzer Wadenbach aus. Die schillernden Rollen dienten ihm Jahrzehnte später oft als Vorlage für die Figuren seiner Reiseromane. May rang auf fast komische Art um Anerkennung in der bürgerlichen Gesellschaft. Auf seiner Visitenkarte stand: «Dr. Karl May, genannt Old Shatterhand. Doch während sich Mays Identitätssuche noch wie eine komödiantische Posse ausnimmt, gibt es auch ernsthaftere Fälle. Wohl kaum ein Fall macht das deutlicher als der des Schweizer Autors Binjamin Wilkomirski. Er schrieb ein Buch über seine schreckliche Kindheit in Auschwitz. Das Buch wurde schnell zur Sensation, und Wilkomirski tourte als Holocaust-Überlebender durch die Lande – bis ihn der Zürcher Schriftsteller Daniel Ganzfried 1998 als Hochstapler entlarvte.

Ein weiterer Fall ist Dr. Postel. Oberarzt Dr. Postel machte seinen Job anderthalb Jahre lang offenbar so überzeugend, dass das sächsische Sozialministerium Postel bereits zum Chefarzt befördern wollte. Zur Hälfte belügt der Hochstapler die anderen, zur Hälfte lassen sie sich belügen. Bei seinem ersten Anstellungsgespräch als stellvertretender Amtsarzt in Flensburg wurde Postel gefragt, worüber er promoviert habe. Postel antwortete: «Über die Pseudologia phantastica am literarischen Beispiel der Figur des Felix Krull nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Mann.»

Jugendliche sollte man nicht als Pseudologen abstempeln. US-Psychiater Charles Ford hält lügen sogar für unentbehrlich, um eine eigenständige Individualität zu entwickeln. Das Lügen sei gleichsam ein psychischer Testlauf für den Aufbau eines unabhängigen Selbst. Deshalb gewinne es auch in der Pubertät noch einmal große Bedeutung, sagt Ford. Viele Jugendliche empfänden ihre Eltern als heuchlerisch und korrupt, während sie sich gleichzeitig selbst in Lügengeschichten verstrickten und in Phantasiewelten verlören – ein Zeichen ihres Strebens nach Abgrenzung und Autonomie, so Ford. Zumindest bei Kindern und Jugendlichen könnten Lügenmärchen Ausdruck eines psychischen Reifungsprozesses sein.
 
Wie verhält man sich, wenn ein "Kranker" Lügen über seine Familie in der Nachbarschadt verbreitet? Die Nachbarn wissen ja nicht, dass ein "Kranker" spricht.
 

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