Interessieren würde es mich aber sehr, wie sowas ablaufen kann/würde.
Da ich ein totaler Therapieneuling bin ist die Aufregung schon sehr groß, was könnte, würde, müsste, lästige
unnötige Gedankengänge 😕
Wenn du magst kannst du ja ein paar Punkte die stattfinden auflisten.
Einfach um mal einen groben Überblick zu bekommen.
Gut zu wissen das man sich darüber dann ein Bild machen kann/könnte.
Moin ThomsenBW,
ich hoffe, Du bekommst schnell einen Therapieplatz in einer Psychosomatik!
Meistens kann man beim Vorgespräch alles fragen - wie schon erwähnt, bieten die meisten
Kliniken auch an, Dir die Station anzusehen, einen "Muster" Therapieplan kannst Du dann auch
idR mitnehmen.
Wichtig ist, nach einer Psychosomatik zu schauen, die eine Krankenhauszulassung hat - was bedeutet, dass
Du lediglich eine Krankenhauseinweisung benötigst!
Wenn Du Dich für eine Rehaklinik entscheidest, kommt erst der Reha-Antrag auf Dich zu.
Meist über die DRV - manchmal ist auch die KV Kostenträger, leitet oft Deinen Antrag an die DRV weiter - was
dann noch länger dauert...
Oft werden Reha-Anträge zunächst generell abgelehnt - Widerspruch dauert dann nochmal....
Aber es gibt viele psychosomatische Therapiestationen, musst halt etwas schauen!
Ich war 2011 6 Wochen auf einer psychosomatischen Psychotherapie-Station...zum Ablauf:
- Vorgespräch (1,5 Std.) - Termin bekam ich ganz easy per Telefon.
Fragen hatte ich auf einem Zettel notiert, jedoch war das Gespräch anstrengend und mein Leidensdruck wurde sehr deutlich....fühlte mich recht gut verstanden, obwohl die Themen nicht sonderlich vertieft wurden - was auch normal ist! Fazit der Ärztin...ein stationärer Aufenthalt wäre empfehlenswert und gut geeignet.
-Stationsbesichtigung
nette KS zeigte mir alles und beantwortete Fragen (ich hatte ja meinen Zettel...)
-Aufnahmetag
Zimmer beziehen (dort 2-Bett Zimmer)
an der ersten gemeinsamen Mahlzeit teilnehmen
Gespräche mit: Stationsärztin (gemeinsam individuellen Theraplan erstellt - auch nach pers. Neigung), Chefärztin, Psychologin, kurze(!) körperliche Untersuchung, Medikament geändert.
EKG, Labor am 2. Tag, am Aufnahmetag erstmal ankommen -> keine Therapie!
am 2. Tag ging es los:
Therapieplan (Änderungen/Ausfall immer vor dem Dienstzimmer, man musste dort immer selbst auf die Zettel schauen, ob man betroffen ist) erhalten.
Morgens nach dem Frühstück:
Medikamentenausgabe (plus evtl. Blutdruck messen etc.), Patientenbesprechung/Morgenrunde(jeden Morgen!)
Bewegungstherapie, (Morgens zusätzlich Nordic Walking), Gruppentherapie am Vormittag
Mittagessen, danach wieder Medis - falls man welche bekommt) abholen
Meist nach 14 Uhr entweder Gestalt- oder Ergotherapie, wer Einzeltherapie (z.B. Körpertherapie) hat, auch verteilt über den Tag, ebenso die Psychologen-Einzelgespräche (1 mal in der Wpche)
Es wurden 2 x wöchentlich Info-Vorträge angeboten (insgesamt 8 Einheiten, entweder zum Thema Depressionen oder auch zum Thema Sucht (dorthin gingen wohl auch Patienten von der Suchtstation im Haus).
Diese Info-Vorträge sind sehr wichtig, normalerweise weiß man ja nicht so viel zum Krankheitsbild, was kann man sich unter einer Remissionsphase vorstellen, wie sehen Statistiken zu diesem Thema (und zur Heilung) aus?
Sport gab es auch wöchentlich - abwechselnd zur Bewegungstherapie, welche den Sinn macht, nicht nur den Kopf zu bearbeiten - sondern auch den Zusammenhang zwischen körperlicher Anspannung und Krisen/Depressionen/Ängsten zu verstehen.
Gestalttherapie war eine sehr intensive Therapie - es wurde nach Themenvorgabe ca. 10 Min. gemalt (nein, geht nicht nach Schönheit und Begabung!) Die Bilder wurden dann ausgewertet...das war oft heftig.
Man kam (in einer Kleingruppe) quasi über die Gestaltung (Zeichnen, Materialien, etc.) über die Gefühle und Probleme damit ins Gespräch. (Der Therapeuth war absolut Spitze - ebenso wie meine Psychologin (Einzel).
Es gab wöchentlich eine Genussgruppe - diese Therapie schult die Teilnehmer, mit Materialien, Gerüchen, Musik,
Geschmack, Ruhe, Stimmungen zu arbeiten - war auch sehr effektiv für mich!
Es gab auch Musik udn Tanztherapie - das waren freiwillige zusätzliche Elemente.
Dann wurde wöchentlich eine gemeinsame Außenaktivität geplant (Bowlen, Schwimmen am See, Grillen an einem schönen Ort, Kino, Theater, Stadtbummel etc....), diese wurde gemeinsam vorbereitet, Aufgaben vergeben.
(War teils schwierig - aber letztlich sehr hilfreich, um wieder raus zu kommen....für viele dort, bei mir teilweise)
Am Wochenende gab es Belastungserprobung (außer am ersten Wochenende, da musste man zum Schlafen in die Klinik kommen) Von Sa. ab 6.30 bis Sonntag 19°° Uhr war ich Zuhause. (Darum ist es besser, wenn die Klinik nicht weiter als ca. 50 Km entfernt vom Wohnort ist)
Patienten KOntakte und gemeinsame Abende (Freizeit in der Stadt, Im Pat.-Garten (war Sommer), die Raucher solidarisierten sich natürlich vor und nach den Mahlzeiten und bald verbrachten wir Draußen im Garten - oder bei Spaziergängen etc. - alle Abende zusammen.
Ich hatte immer Die. und Do. Besuch - natürlich mein Lieblingsmensch, mal Kinder, Familie, Freunde...wie sie Zeit hatten - mehr wäre mir zu viel geworden.
Die Wochenenden Zuhause taten sehr gut.
An jedem Montag wurde ein pers. Wochenziel (innerhalb des eigenen Themas) formuliert und in der Gruppe vorgestellt....am Freitag wurde es (auch in der Gruppe) reflektiert und ggf. korrigiert (Folgewoche!)
Die Gruppe bestand aus der Hälfte aller Patuenten - 18 Pat : 2 = 9 Patienten.
Was dort gesprochen wird, bleibt im Raum(!!)
Eingans werden Themenvorschläge gemacht - Problembezogen natürlich.
Es wird kurz abgestimmt und dann stellt man sein Thema ausführlich vor....Nachfragen, Statement und Rückfragen vom Moderator (Stationsarzt oder Psychologe) folgen, oft erkennt man sich selbst wieder, wenn ein Mitpatient etwas berichtet. es ist schwer, sich dort zu öffnen - ein ganz wichtiger Schritt.....
Die gruppe ist als Übungsfeld zu sehen, Konflikte und Tränen dürfen sein.
Man kennt sich schnell recht gut, da man immer zusammen ist....für Viele gewöhnungsbedürftig.
Am Wochenende kann man sich mit seinen persönlichen neuen Erkenntnissen in seinem häuslichen
Umfeld erproben....wie es lief, bespricht man dann in den nächsten Gruppengesprächen.
Oft geht es dann auch über die Therapien hinaus....Spaziergänge, heiße Diskussionen -auch Freundschaften...ein guter Zusammenhalt...Jede/r dort hat seine - oft ähnliche - Probleme.
Patienten dort sind übrigens idR Menschen wie Du und ich. (Manchmal Diagnostizierte - aber eher Psychotherapie-Neulinge!)
Junge und Ältere (18 bis knapp 60 glaube ich)
Akademiker und Arbeitssuchende, berentete (EM Rente), Hausfrauen, Schüler und Azubis.
Man kommt mit eigenen Zielen, ist dort freiwillig in Behandlung.
Wenn man es genau betrachtet, ist es eine Standortbestimmung - kann man eigentlich nur jedem Menschen anraten!!(!)
Wie es weitergeht, ist immens wichtig!
Ambulante Thera? Tagesklinik? Veränderungen in der Familie, im Beruf, im Freundeskreis, im Tagesablauf - möglich ist Alles - und oft vonnöten, wenn man sein Problem erkannt hat.
Habe sicher etwas vergessen....
Es war eine schwere Zeit - da ich selbst Krankenschwester in der Akutpsychiatrie bin - die Patientenrolle musste ich erst "lernen"!
Aber es war auch eine sehr schöne und wichtige Zeit für mich, ich konnte sehr viel aus dem Klinikaufenthalt mitnehmen - es war der Anfang eines Langen Weges...
(Ich bin Heute in ambulanter Psychotherapie - momentan in Traumatherapie)
Mache es!
Ich wünsche Dir, dass Du es auch gut triffst!