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Psychosomatische Klinik - ja oder nein? Erfahrungen?

Nynamite

Neues Mitglied
Hi Leute,

ich habe echt ein Problem und zwar weiß ich nicht ob ich in einer Klinik gehen soll oder nicht. Ich bin seit kurzem in ambulanter Therapie und die Therapeutin hat mir bereits beim ersten Gespräch zur Klinik geraten, allerdings weiß ich nicht ganz warum.

Es ist so:
Seit mehreren Jahren habe ich immer wieder Depressionen, allerdings waren die noch nie "schwer" im Sinne von ernst zu nehmenden Suizidgedanken. Die depressiven Phasen kommen und gehen wie sie wollen. Mal ist es eine Woche total schlimm, dann wieder 4 Wochen gut. Zusätzlich habe ich unter Umständen eine Essstörung. Ich erfülle alle Kriterien der Magersucht, außer das Untergewicht (wiege 61kg bei 1.65). Früher hat man mir mal Verdacht auf Borderline diagnostiziert weil ich mit selbst zugefügten Schnitten ins Krankenhaus gekommen bin. Ich weiß das klingt jetzt beunruhigend aber ich denke so schlimm ist es irgendwie gar nicht.

Ich habe vor 2 Jahren mein Abi gemacht mit einem Schnitt von 1,4 und bin gerade dabei mein Bachelorstudium in 2 Jahren anstatt in 3 Jahren durchzuziehen. Ich kann mir nicht vorstellen so stark psychisch beeinträchtigt zu sein, wenn ich dennoch so eine Leistung bringen kann. Auch wüsste ich nicht auf welche Station ich kommen sollte... Ich habe manchmal depressive Phasen, aber auf der Depressionsstation sind Menschen denen es sicher viel schlechter geht. Auch auf einer Station für Essstörungen würde ich mich falsch fühlen. Mit meinen 61 kg - igitt. Neben Mädchen die 20 kg leichter sind? Das kann nicht sein. Borderliner sind auch viel extremer als ich, schätze ich mal. Ich erfülle einige Kriterien der Borderline-Störung, aber auch einige nicht. Wäre ich auf der Borderline-Station, wie würde es mir helfen mein Essverhalten zu bessern und wäre ich auf der Station für Esstörungen, wie würde ich dann an meinen destruktiven Persönlichkeitsmerkmalen arbeiten können?

Ich habe das Gefühl ich habe von allem etwas abbekommen aber nichts habe ich wirklich. Ich würde nirgends dazu passen und gleichzeitig kommt mir jede Teilstörung nicht schlimm genug vor, um dafür in eine Klinik zu gehen. Ich käme mir Fehl am Platz vor. Meinen Alltag kriege ich ja auch irgendwie hin. Mein einziges Problem ist, dass ich keinen Sinn im Leben sehe. Aber das Gefühl kann ich ignorieren. Wer kann mir helfen, ist eine Klinik überhaupt notwendig? Hat jemand Erfahrungen, der vielleicht auch mehrere unterschiedliche Probleme hat?

Ich würde mich sehr über Hilfe freuen.
Lg
 
Ausgehend davon, daß sicherlich jede Klinik anders ist und ich Eure nicht kenne, gab es bei mir keine Einzel-Stationen. Die Gruppe lebte die Zeit über zusammen, alle hatten was anderes und nichts war nun super schlimm.

Ich hatte eigentlich nichts - außer, daß ich plötzlich einen kleinen Herzfehler hatte und akut-schlimm Struma. Meine Ärzte befanden dann nach einigen Monaten (im KH) aber, daß ich eine Kur zur Erholung bräuchte, ja da habe ich mich drauf verlassen, daß die das schon richtig sehen.

Die Zeit in der Klink war super erholsam, wobei ich wirklich einiges über mich und das Leben allgemein gelernt habe. Mal ein simples Beispiel: daß es Leute gibt, denen man sagen kann, daß "sie doch faul sein können", die dann einen normalen Anspruch an sich und an das Ergebnis ihrer Arbeit stellen (das sind die Perfektionisten) und es aber auch Menschen gibt, denen man sowas nicht sagen kann, weil die dann alle Fünfe grade sein lassen würden. Also: Man (als Chef z.B. oder als Mutter) muß jeden so nehmen, wie er ist - die Menschen haben Charaktere, mit denen man unterschiedlich umgehen sollte, man muß jeden Menschen da abholen, wo er gerade steht. UND man muß sich auch abholen lassen, wenn man dann schon in so einer Klinik ist.

Ganz bestimmt kommt es immer auf das Konzept der Klinik und auch auf die Ärzte an.
Bei mir war es eine Hufelandklink - super. Mich - also ich an Deiner Stelle - würde das Konzept der infragekommenden Klinik schon interessieren.

viel Erfolg Gelinda
 
Hallo Nynamite,

ich kann dir nur wärmstens empfehlen, zunächst eine ambulante Therapie bei einem niedergelassenen Therapeuten zu versuchen.
Frag doch bitte unbedingt, warum sie dir eine stationäre Therapie empfiehlt. an deiner Stelle würde ich auch einen zweiten Arzt/Therapeuten fragen.
Wenn es um die „sehe keinen Sinn“ Gedanken geht, also du hattest doch noch nie konkretere Absichten oder Drang, da fände ich das wirklich übertrieben.

Es ist übrigens nicht ungewöhnlich und ich kann es dir auch nur sehr empfehlen, solange den Therapeuten zu wechseln bis du einen gefunden hast, der zu dir passt. Das Verhältnis zu diesem ist meiner Meinung nach mit das Wichtigste an der ganzen Therapie (und dass es ein tragfähiges Therapiekonzept gibt).

Meiner eigenen Erfahrung nach konnte ich mit wenig Therapieerfahrung in der Klinik nicht wirklich viel mitnehmen und erst im zweiten Anlauf, nachdem ich mehr Erfahrungen hatte, war es viel besser. Nahezu ohne Therapieerfahrung habe ich ewig gebraucht, um mich einzufinden und herauszufinden worum es (mir) geht und da war es schon vorbei bevor es richtig angefangen hatte.

Von den Stationen an sich hast du meiner Meinung nach eine falsche Vorstellung. Schwerere psychische Krankheiten sind oft eine Kombination aus mehreren Krankheitstypen. Die Stationen haben halt Schwerpunkte. Bei Essstörungen z.B. können Bulimiker und Magersüchtige auf der Station sein und erstere haben oft ein normales Gewicht.

Selbstverletzung macht noch lange kein Borderline aus. (Die Ärzte müssen aber eine Diagnose für die Krankenkasse schreiben und da nimmt manch einer auch mal das, was ihm so einfällt). Für Borderline gibt es aufwendige Testfragebögen und danach kann hat man mehr Gewissheit.

An deinem Text fällt mir auch auf, dass deine Gedanken sich sehr um Diagnosen drehen und darum, dass du „gestört“ bist. Warum? Man ist doch nicht „die Essstörung“ oder „die Persönlichkeitsstörung“! Du hast doch sicher andere Ziele im Leben als „krank“ zu sein und deine Freunde/Bekannten schätzen dich wegen anderer Eigenschaften. Darauf kannst du aufbauen. Die Diagnose ist für deinen Arzt/Therapeuten, damit er weiß, was er behandeln muss, nicht damit du sie dir an die Brust heftest.

@Gelinda: ich glaube, die TE fragt eigentlich nach einem anderen Typ Klinik als du ihn beschreibst.
Kur oder Reha mit psychosomatischem Hintergrund ist ganz anders ausgerichtet und aufgebaut als eine stationäre Therapieeinrichtung wo Depressionen, Borderline, Magersucht etc, behandelt werden. Letztere haben ein viel intensiveres psychologisches Programm.
 

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