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Rabentochter....

  • Starter*in Starter*in Sangmo1980
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S

Sangmo1980

Gast
Hallo ihr,

Ich schreibe dies hier, weil ich mir einfach mal den Frust gerade von der Seele schreiben muss...

Es geht um meinen Vater.
Ich bin seit Kurzem in einer Therapiegruppe, was ich an sich sehr hilfreich finde, denn dort lerne ich wirklich sehr viel über mich selbst und warum ich oft so ängstlich und verzweifelt bin.
Aus diesem Grund werden mir auch immer mehr Dinge aus meiner Vergangenheit bewusst, wo es mir wie Schuppen von den Augen fällt und ich denke: ja klar......

Mein Vater ist Alkoholiker, seit ich denken kann. Ich kenne ihn quasi kaum anders und immer wenn ich an ihn denke, sehe ich ihn mit einer Pulle Bier am Hals .ä..
Er war schon immer sehr egoistisch und ich habe nie verstanden, warum meine Mutter die ganzen Jahre bei ihm geblieben ist.
Auf fremde Menschen reagiert er grundsätzlich immer feindselig, egal wer es ist und was er möchte.
Er prügelt sich gern, legt sich mit jedem an (Männer) und das Wohl oder das Leid anderer interessiert ihn einen Sch***dreck.
Er prangert unsere Verwandten ständig an, weil sie wirklich sehr auf Geld fixiert sind. Und was tut er?! Findet auf der Straße 35 Euro und statt sich zu freuen und dankbar zu sein, meckert er herum, dass das zu wenig Geld gewesen sei!!!! Und das in meiner Gegenwart, ich habe nicht viel Geld, komme aber mit dem wenigen was ich habe, relativ gut über die Runden, weil ich früh gelernt habe, zu sparen.
Ich war so geschockt!
Und mich heult er dann voll, dass ihn niemand leiden kann und sie alle ihm ja nur Böses wollen.
Sobald ich ihn dann aber nicht bemitleide, sondern ihm ganz klar ins Gesicht sage, was ich darüber denke, nämlich dass ich sein ständiges Sich Prügeln völlig hirnlos finde und dass man sich als erwachsener, reifer Mensch auch durchaus ruhig und sachlich über Dinge unterhalten kann, rede ich gegen eine Wand, da reagiert er trotzig.
Ich bin mit 22 aus unserer Heimatstadt weggezogen, um zu studieren.
Er erwartet von mir, dass ich mich dauernd melde, ihn anrufe, ihn zu allen Feiertagen besuche...Dass die ganzen Telefonate und Fahrten auch Geld kosten und ich außerdem vielleicht auch mal einen Feiertag mit meinem Freund oder Freunden feiern will oder einfach auch mal Ruhe brauche- egal in seinen Augen.
Anfangs habe ich es tatsächlich auch getan und habe mich verhalten, wie er es wollte, bis ich irgendwann nicht mehr konnte, total pleite war und mit den Nerven am Ende. Da habe ich den Kontakt mit Hilfe von Fachleuten sehr eingeschränkt.
Das Ergebnis war, dass er es den Leuten heimzahlen wollte, ja im Suff sprach er sogar davon, meinem damaligen Freund etwas antun zu wollen, weil auch er mir den Rücken gestärkt hat.
Geschehen ist glücklicherweise nichts.
Auch hat er mir oft mit Selbstmord gedroht. Irgendwann habe ich in unserer Heimat in der Psychiatrie angerufen und wollte ihn zwangseinweisen lassen, aber er ist dann einfach mal tagelang untergetaucht.
Wir haben uns alle Riesensorgen gemacht, haben gedacht, er habe sich nun wirklich etwas angetan, Tage später rief er mich an und machte mir übelste Vorwürfe, weil ich die Psychiatriemenschen verständigt habe, aber was hätte ich denn tun sollen??? Er war fremd- und eigengefährdend!
Da ist es doch meine Pflicht!
Dank meiner Therapie und meiner Freunde beginne ich nun langsam, umzudenken und egoistischer zu werden.
Ich tue mehr für mich, was zur Folge hat, dass mein Vater sich darüber lustig macht.
Er findet es z.B. irrsinnig witzig, dass meine Kampfkunst (TaeKwonDo) nicht dazu nutze, Leute einzuschüchtern, zu vermöbeln oder ähnliches, sondern dass ich versuche, alle Menschen respektvoll zu behandeln und mich eben nur dann wehre, wenn ich wirklich körperlich angegriffen werde, was allerdings sehr selten vorkommt, da ich friedlich lebe.
Auch ist es natürlich richtig kacke, dass ich einen Freund habe, der hinter mir steht, einen Job und Freunde.
Ich versuche mich davon nicht mehr beirren zu lassen, aber es ist so verdammt schwierig, sich komplett loszueisen.
Irgendwie schlummert in mir noch immer die Angst, dass er irgendwann vollends durchdreht und ich bin daran schuld...🙁🙁🙁
 
Du bist nicht Schuld, wenn er durchdreht.
Das ist ganz allein seine Sache.
Nicht du bist die Rabentochter, sondern er der Rabenvater.
Wie du ihn beschreibst, ist er voll daneben.
Was der Sucht geschuldet ist, was sich wechselseitig bedingt an Suff und Aggressionen, kann ich nicht beurteilen.
Du hast es geschafft, dich davon abzugrenzen und ein eigenständiges Leben zu führen.
Bleib dabei, egal,was er will.
Er muß selber zusehen, wie er mit sich und dem gestörten Verhältnis zu seiner Umwelt klarkommt.
Alks merken es oft erst, wenn sich keiner mehr um sie kümmert.
 
Hallo Wapiti,

Hab vielen Dank für deine schnelle Antwort!

Dasselbe wie du sagen mir auch meine Leute hier und ich denke auch, dass ihr recht habt, denn kein Mensch kann die Last eines anderen Lebens tragen, neben seiner eigenen.
Er ist (biologisch) erwachsen und hat sich auch in meiner Kindheit und Jugend einfach total verantwortungslos verhalten.
Die Folge ist, dass ich eine ängstliche Persönlichkeitsstörung entwickelt habe und nun mit dem Gedanken spiele, für längere Zeit in eine psychosomatische Fachklinik zu gehen und dort intensiv an mir zu arbeiten, weil ich mich die ganze Zeit wertlos fühle, undankbar meinem Vater gegenüber, der mir das auch immer wieder sagt.
Ich habe oft Momente, wo ich mich total kraftlos fühle und das Gefühl habe, ich breche unter dieser Last zusammen und genau deshalb suche ich inzwischen auch verstärkt nach fachlicher Hilfe.
Das Kampftraining hilft mir dabei auch sehr, aber ich denke, ich werde nicht darum herum kommen, endlich etwas für mich zu tun und diese ganzen Dinge, die damals geschehen sind, aufzuarbeiten.

LG
Sangmo
 
Hallo Sangmo ,
Es ist schon interessant, daß er auch noch Dankbarkeit von dir erwartet.
WOFÜR ? Für die Zeugung ?
Ich will mich hier gar nicht ins Zeug legen über einen solchen Vater, mit dem man eher gestraft ist als gesegnet.
Du tust dir mit Sicherheit etwas Gutes, wenn du in einer Klinik die ganzen Störungen, die du durch sein Verhalten entwickelt hast, aufarbeitest, damit du frei wirst von dem Ballast, den er dir auf die Schultern gelegt hat.
Ich habe immer wieder erlebt und gesehen, daß die egoistischsten und rücksichtslosesten Menschen die maßlosesten Forderungen an die Anderen stellen.
Und ihnen auch noch ein schlechtes Gewissen einreden wollen.
Laß dich davon nicht irremachen, sonst geht es dir am Ende wie deiner Mutter.

PS : Die Selbstmorddrohungen solcher Leute gehören zum Standardprogramm.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo ihr beiden 🙂

@Wapiti:
Er meint, ich solle dankbar sein,weil er so viel für mich getan hat. Aber eigentlich sehe ich es so, dass ich mich meistens um alles gekümmert habe, aber egal...
Meine Mutter ist dann 2003 an einer Stoffwechselstörung gestorben..und nun rate mal wo...in einer Obdachlosenunterkunft :mad:.
Das nimmt mich auch heute noch irrsinnig mit, denn ich finde, dass sie nun wirklich einen schöneren Ort für ihre letzten Momente verdient hätte als das.
Aber man kann leider nicht die Zeit zurückdrehen.
Aber in der Zeit ist mir erst wirklich bewusst geworden, was verantwortungsloses Handeln gepaart mit ständig benebelt sein für Folgen haben kann. Es ist furchtbar und immer wenn ich an diese Zeit zurück denke, wird mir ganz flau in der Magengegend.

@Janida:
Mit den Wahnvorstellungen könntest du recht haben.
Manchmal scheint er sich in einer Art Endlosschleife zu befinden (in seiner Vorstellung). Dann fängt er an zu weinen und zu schreien "Meine Frau ist gestorben!!", obwohl das schon Jahre her ist.
Irgendwo tut er mir leid, aber ich sehe langsam auch nicht mehr ein, warum ich weiter versuchen soll, ihn zu retten.
Er muss endlich begreifen, dass er einen Arzt braucht. Und einen Psychologen.
Aber er ist der Meinung, ich müsste ihm helfen.🙁

Wie soll ich das nur machen?:wein::wein:
 
hallo "rabentochter" ;-)

ich habe das gleiche problem mit meiner mutter, ich bin schon 47 jahre, aber immer noch schafft sie es, mit vorwürfe zu machen, dass ich mich nicht um sie kümmere.... ausserdem hatte ich selbst mal psych. probleme und sie wirft mir immer vor, dass sie sich damals auch um mich gekümmert habe, ich hatte das aber damals selbst in den griff bekommen (depressionen) und seit 15 jahren gehts mit echt gut, nur weiss ich nie, was ich antworten soll, wenn sie mich kritisiert, weil ich ja doch ein schlechtes gewissen bekomme...
ich will eigentlich den kontakt abbrechen, weil ich der meinung bin, dass jeder selbst für sein leben verantwortlich ist und wenn SIE das nicht kann... - es ist ihr leben, welches sie sich versaut und sie soll mir ihre probleme nicht auf 'meinen teller' knallen und so sehe ich das auch bei deinem vater! versuche, den kontakt abzubrechen, er betreibt psychoterror mit dir, nimm dir eine andere handynummer, versuche mittels einer gruppe für angehörige von alkoholikern, dich abzunabeln, dein eigenes leben zu genießen, du hast nur das eine und diese kranken menschen projizieren ihr eigenes versagen auf andere und ziehen sie damit in runter!!
ich wünsch dir viel kraft und denk dran, wenn ihm was zustößt - DU BIST NICHT DARAN SCHULD !!
 
Er muss endlich begreifen, dass er einen Arzt braucht. Und einen Psychologen.
Aber er ist der Meinung, ich müsste ihm helfen.🙁

Wie soll ich das nur machen?:wein::wein:

DU mußt ihm nicht helfen. Das kannst du auch gar nicht, dazu bedarf es schon fachlicher Kompetenz und vor allem Krankheitseinsicht von seiner Seite. Ich vermute mal, daß diese - wenn überhaupt - frühestens dann kommt, wenn er buchstäblich in seiner eigenen Scheiße aufwacht.
Er muß sich selber kümmern , es gibt ein breit gefächertes Angebot für Alkoholiker.
Die Hilfe, die er von dir einfordert, ist eine reine Instrumentalisierung nach SEINEN Vorstellungen, damit er seine Sauferei fortsetzen kann und du als Co-Pilot dafür sorgst, daß er nicht ebenfalls in einer Obdachlosenunterkunft landet und stirbt.
Deine arme Mutter, es tut mir sehr leid für sie und für dich. Das ist ein schweres Erbe.
Damit hast du schon mehr als genug zu tun.
Du hast allen Grund, dich ihm zu verweigern und dein eigenes Leben auf die Reihe zu kriegen.
Soll er sich selbst Hilfe holen oder zur Hölle fahren.
Laß dich nicht instrumentalisieren !
Laß dir nichts von ihm einreden, laß dir kein schlechtes Gewissen machen !
Vertraue deiner eigenen Wahrnehmung.

LG Wapiti

PS: Der Gast vom Vorpost hat recht.
 
Hallo ihr beiden!

Habt vielen Dank für eure lieben Antworten!
Gast, ich kann dir leider kein Danke unter deinen Post setzen, weil das scheinbar bei Gästen nicht funktioniert, aber ich danke dir dann jetzt so 🙂.

@Gast: Ja, in deinem Post finde ich mich wirklich wieder! Mein Vater hat inzwischen wieder eine Partnerin, aber die ist psychisch labil (s wie ich, nur schlimmer) und ich denke mir oft: warum tut sie sich das an?
Mein Vater ist sehr auf sie und mich fixiert, was die Lage nicht besser macht und manchmal habe Ich Angst, dass meine Stiefmutter seinetwegen immer wieder krank wird und in die Klinik muss.
Mein Vater redet immer davon, dass er sie beschützen will vor ihren seelischen Krisen, aber wer hat sich letztlich darum gekümmert, dass sie Adressen hat, wo sie hingehen kann? Ich, weil mein Vater, obwohl er gleich vor Ort ist, es nicht hin bekommen hat.
Ich bin sehr verärgert, weil er mit seinem Verhalten nicht nur mir den letzten Nerv tötet.
Hat deine Mutter eigentlich auch ein Alkoholproblem?
Wie hast du es geschafft, den Kontakt abzubrechen?

@Wapiti: Vielen lieben Dank für deine aufmunternden Worte! Ich merke auch immer mehr, wie das alles mich immer wieder runter zieht. Wegen diesem Terror habe ich schon das Studium abbrechen müssen, aber glücklicherweise habe ich es so gemacht, dass ich es wieder aufnehmen kann, wenn es mir wieder besser geht. Das war auch so eine Sache. Als ich schön im Studium steckte und sich raus kristallisierte, dass ich Herz- oder Unfallchirurgin werden wollte, hat er doch tatsächlich von mir fordern wollen, dass ich ihn operiere, weil er kurz nach dem Tod meiner Mutter Herzprobleme bekommen hat. Alle Versuche, ihm klarzumachen, dass ich erstens noch in der Vorklinik war und das eh noch einige Zeit dauern würde, bis ich Ärztin, geschweige denn Fachärztin bin und dass ich zweitens niemals Angehörige oder Freunde operieren würde, weil ich da einfach nicht die Nerven zu hätte, waren natürlich vergebens.
Aber so ist das immer....wenn ich über meine eigenen Wünsche spreche, stoße ich damit bei ihm auf taube Ohren.
Ich habe vor, wenn ich in der Klinik aufgenommen werde, mich von der Familie wirklich mal komplett abzuschotten und ganz in Ruhe an mir zu arbeiten, ohne dass mein Vater daher kommen und mich ausbremsen kann. Ich denke, das wird der einzige Weg für mich sein, den Kopf freizubekommen und mich endlich wieder auf meine Zukunft zu konzentrieren, denn ich sehe es langsam auch nicht mehr ein, immer die Dumme zu sein, die ihr Leben auch noch in den Sand setzt.
Die Angst, dass er Dummheiten macht, ist mein ständiger Begleiter, es wird schwierig werden, das abzustellen. Wir hatten seit ein paar Wochen keinen Kontakt mehr (ich bin umgezogen) und mir geistern ständig im Kopf herum: was macht er wohl gerade, kloppt er sich? benimmt er sich halbwegs sozialvertraeglich? hat er mal wieder jemandem Schläge angedroht, obwohl er selber nicht mehr richtig laufen kann? und nicht zuletzt: lebt er überhaupt noch?????
Es ist schlimm....

LG
Sangmo
 
Auch wenn es schlimm für dich ist, wenn du dir laufend einen Kopf um ihn machst, ich kann dir versichern, daß er keinen Gedanken an dich verschwendet, wenn es ihm - aus seiner Sicht - gut geht.
An dich denkt er, wenn es ihm schlecht geht.
Löse dich, du bist nicht für die beiden Erwachsenen zuständig.
Befreie dich von dem Diktat, verantwortlich zu sein.
Ich wünsche dir viel Erfolg dabei.
DU wirst es schaffen, du kommst aus diesem Teufelskreis heraus.
LG Wapiti
 
Ich versuche mich davon nicht mehr beirren zu lassen, aber es ist so verdammt schwierig, sich komplett loszueisen.
Irgendwie schlummert in mir noch immer die Angst, dass er irgendwann vollends durchdreht und ich bin daran schuld...🙁🙁🙁

Was macht es Dir so schwer, Dich komplett loszueisen? Du hast genug getan.
Warum schlummert in Dir Angst, daß er durchdreht und Du daran schuld bist?
Verstehe ich nicht.
Er ist alt genug, er ist für sich alleinverantwortlich, nicht DU!
Gratulation, daß Du trotz eines solchen Typen Deinen Weg gehst.
Für mich wäre völlig klar, daß ich den Kontakt abbrechen würde.
 

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