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Schule macht mich krank

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Ich sitze mit halb geschlossenen Augen in einem muffigen Klassenzimmer, blicke auf die rote Ikea-Uhr, deren Zeiger sich nur schleppend voranbewegen, höre dumpf und weit in der Ferne die schon viel zu oft gestellten Fragen des Lehrers, die ungeachtet dessen falschen Antworten der Mitschüler, höre, wie der Lehrer die Kreide nimmt und etwas an die Tafel schreibt, würde mir dabei am liebsten die Ohren zuhalten, spüre die Unruhe und die Unordnung in dem Raum, die sich bewegenden Stühle, das schreckliche Geräusch selbiger auf dem typischen, angeblich pflegeleichten Schulboden. Auch meine Füße liegen dort auf, es ist nicht auszuhalten und so bin ich weit weg. Ich schreibe nichts mit, ich weiß nicht genau, was wir gerade machen, ich kann mich nicht wirklich darauf konzentrieren. Meine Gedanken wandern, ich beginne mir vorzustellen, wie das Leben vor einigen hundert Jahren ausgesehen hat, kurzzeitig denke ich nicht einmal bewusst an etwas, die Stunde zieht nur unendlich langsam an mir vorbei. Dann klingelt es und ich bin erlöst. Vorerst.

An jedem Schultag ist es dasselbe, mir geht es in und auch nach der Schule schlecht, ich fühle mich leer, unwirklich, in einer verkehrten Welt. Ich kann es nicht in Worte fassen. Außerdem kann ich mir irgendwie nicht vorstellen, dass jemand mein Empfinden gegenüber der Schule teilt oder nachvollziehen kann. Um das mit etwas für alle Unangenehmen in Relation zu setzen: Eine Stunde Schule ist für mich gleichwertig mit einer Viertelstunde auf dem Zahnarztstuhl.
Bis ich mich von den vielen Schulstunden regeneriert habe, können Wochen vergehen, doch die habe ich nur in den Ferien und danach muss ich wieder hin. Zu Hause ruhe ich mich meistens aus oder schlafe, Hausaufgaben mache ich so gut wie nie. Leider habe ich auch recht viele Fehltage, meine mündliche Mitarbeit wird stets mit einer Vier quittiert, schriftlich habe ich fast ausschließlich Zweien. Als Randinformation: Ich gehe derzeit in die neunte Klasse eines Gymnasiums, bis zum Abitur müsste ich drei ganze Schuljahre möglichst ohne Fehltage durchhalten, für mich schier unmöglich. Nicht wegen den Anforderungen, sondern nur aufgrund der erforderlichen Anwesenheit. Ein Schulabbruch kommt für mich unter keinen Umständen infrage, ich bin wissbegierig und möchte unbedingt studieren, das Abi ist somit unumgänglich.

Ein Fernabitur (gleichwertig mit dem normalen Abitur) klingt da zu schön um wahr zu sein. Selbstständiges Lernen - wundervoll, keine schrecklichen Klassenzimmer, genau das, was ich gerne hätte. Voraussetzung für das Fernabi ist ein Hauptschulabschluss, den ich mit diesem Schuljahr erreicht habe, monatlich wären ca. 150€ fällig, aber rein hypothetisch gesehen wären meine Eltern bereit, den Betrag zu zahlen. Nur gibt es einige Probleme. Zum einen ist das Abi eher für Berufstätige gedacht, die sich somit zu einer weiteren Qualifikation verhelfen, zum anderen gibt es in Deutschland leider die Schulpflicht. Zumindest in meinem Bundesland (und nach meinem Wissensstand) hört diese nicht einfach mit dem Abschluss auf, sie dauert ganze zwölf Jahre, wer sie aufgrund eines niederen Abschlusses noch nicht erfüllt hat, ist gezwungen, sich einen Ausbildungsplatz zu suchen oder auf eine Berufsschule zu gehen.
Einen Ausweg aus dieser (persönlichen) Problematik sehe ich nicht, es würde mich ungemein freuen, wenn mich jemand eines besseren belehrte...

LG
Gast
 
Hallo,

Scheinbar scheint es dir aus für dich nicht erklärbaren Gründen in der Schule nicht gut zu gehen. Wie bist du denn sonst so, was machst du in deiner Freizeit?

Das die Schulpflicht bzw. Beruffschulfplicht weiterhin besteht ist richtig, laut Anfrage beim Schulamt (habe selbst dort nachgefragt, wollte ähnliches auch machen) ist es aber durchaus möglich ein Fernabitur genehmigt zu bekommen, dazu müsstet ihr euch einfach mal beim Schulamt bzw. der Bildungsagentur darüber informieren. Mir wurde versichert das es durchaus möglich ist gegen Vorlage des Vertrages für das Fernabitur den betroffenen Schüler für die Zeit des Fernabiturs für die Berufsschulpflicht zu befreien.
 
hey 🙂

du bist nicht der einziger, die eine gewisse "Abneigung" gegen das Schulgebäude hat, das kann ich dir versichern 🙂.

Du kannst fernabi auch mit 16-17 machen, es gibt nur eine Voraussetzung (bei der SGD): du musst bis zum Abschluss dein 18. Lebensjahr erreicht haben. Ich mache gerade Abi bei SGD (bin allerdings auch berufstätig), habe aber auch durch Seminare (fürs Abitur) Mädchen kennen gelernt, die gerade mal 16 sind (= "Abneigung" gegen das Schulgebäude eben). Bei der SGD ist es nicht auf die Berufstätige spezialisiert, du kannst dein Tempo, Zeit, Aufwand selbst bestimmen und wenn du fleißig bist und nicht arbeiten musst, dass hast du dein Abschluss in 1-2 Jahren in der Tasche (vorausgesetzt. du bist dann 18). Ich kann die SGD du epfehlen und wenn du Fragen hast, stehe ich dir selbstverständlich zur Verfügung 🙂

Liebe Grüße
VVV
 
Vielen, vielen Dank für eure schnellen und aussagekräftigen Antworten!
16 werde ich erst in ein paar Monaten, aber so lange ist das nun auch nicht mehr hin...
Die SGD - gibt es die in allen Bundesländern und ist überall eine "Befreiung" von der Schulpflicht möglich?
Oder habe ich eventuell Nachteile durch das Fernabi, bzw. ist es für die weitere Zukunft wichtig, dass z.B. das "normale" Zeugnis der 12. Klasse vorliegt?

LG
 
Glaube nicht das du Nachteile durch die Fernschule hast. Das ist ja nun wirklich egal auf welche Weise du gelernt hast.
Das mit der Berufsschulpflicht musst du wie gesagt bei deinem zuständigen Schulamt nachfragen, denn die genehmigen das. Kannst auch mal per Mail anfragen, habe ich auch gemacht, musst nur nach dem Schulamt in deinem Bundesland googlen.
 
ich sag dir mal wies bei mir war, habe schule früher als lästig empfunden.
gehe nun 3 jahre arbeiten und weißt du was? ich vermisse die schule, kommt natürlich auch auf schwierigkeitsgrad der shcule drauf an aber mit ehrgeiz und wille hat sogar ne hohlnuss ne chance. genieße deine schulzeit....du wirst sie im späteren verlauf deine slebens unheimlich vermissen geht zumindets mir so
 
@Ruheinsel: Das werde ich definitiv in den nächsten Tagen tun! Und nochmal danke...
@FloppMoppHopp: Um ehrlich zu sein musste ich bei deinem letzten Satz ein wenig hüsteln. Auf dich mag das alles zutreffen - auf mich absolut nicht. Der Titel sagt viel über mein Problem, denn nach der Schule bin ich total verspannt, kraftlos und möchte nur noch eines: meine Ruhe haben. Ich bin mal so dreist zu behaupten, mich ganz gut zu kennen, ich weiß, dass ich am besten allein lernen kann. Sollte ich kein Fernabi machen, würde es sehr schwer für mich, die Schule zu überstehen; dieses Schuljahr hatte ich über fünfzig Fehltage, weil ich es nicht mehr ertragen konnte. Ich kann mir gut denken, dass mein Problem für andere sehr, sehr schwer nachzuvollziehen ist, dennoch: Die Schulzeit zu genießen - das ist für mich mehr als definitiv ausgeschlossen...
 
@Ruheinsel: Das werde ich definitiv in den nächsten Tagen tun! Und nochmal danke...
@FloppMoppHopp: Um ehrlich zu sein musste ich bei deinem letzten Satz ein wenig hüsteln. Auf dich mag das alles zutreffen - auf mich absolut nicht. Der Titel sagt viel über mein Problem, denn nach der Schule bin ich total verspannt, kraftlos und möchte nur noch eines: meine Ruhe haben. Ich bin mal so dreist zu behaupten, mich ganz gut zu kennen, ich weiß, dass ich am besten allein lernen kann. Sollte ich kein Fernabi machen, würde es sehr schwer für mich, die Schule zu überstehen; dieses Schuljahr hatte ich über fünfzig Fehltage, weil ich es nicht mehr ertragen konnte. Ich kann mir gut denken, dass mein Problem für andere sehr, sehr schwer nachzuvollziehen ist, dennoch: Die Schulzeit zu genießen - das ist für mich mehr als definitiv ausgeschlossen...

Genießen ist ein relatives Maß. Die Pest ist schon lästig. Bekommt man dann später mal EHEC, sehnt man sich nach der alten Zeit als man nur die Pest am Hals hatte. 🙂
 
Hey Gast,

das Problem an deiner Idee ist, dass du später sowohl im Studium als auch in jeglichen Berufen in der Lage sein musst, mit anderen zusammenzuarbeiten.
Die Schule soll euch u.a. darauf trainieren. Wenn du dich jetzt isolierst und ein Fernabi macht, dann hast du zwar 2 Jahre deine Ruhe - aber danach geht der Stress ja wieder los. Schreckliche Vorlesungssääle, blöde Kommilitonen ;-) Und später unangenehme Arbeitsräume, blöde Kollegen, Chefs etc.

Für mich klingt es so, als hättest du ein soziales Problem, kommst mit deinen Mitschülern nicht gut klar oder ähnliches. Eventuell würde ein einfacher Schulwechsel reichen? Neue Schule neues Glück sozusagen. Hatte mir damals sehr geholfen, ich habs an meiner auch nicht mehr ausgehalten, weil ich Schulgebäude, Lehrer und Mitschüler nicht mehr ertragen konnte. Fühlte mich durchwegs einsam. An der neuen Schule war dann alles cool.

Oder fühlst du dich unterfordert durch das Lerntempo in deiner Klasse? Dich langweilt, was die Lehrer erzählen, weil du es alleine viel schneller lernen könntest? Dann mach doch mal einen Test auf Hochbegabung und wechsel gegebenfalls an ein Hochbegabtengymnasium?

Ansonsten halt Augen zu und durch, die 3 Jahre packst du irgendwie *daumendrück*
 
Auf subtile Weise hast du vollkommen Recht. Mit meinen Mitschülern habe ich grundsätzlich kein Problem, in gewisser Weise hingegen schon. Ich habe zwei gute Freundinnen, mit denen ich die Pausen verbringe, allerdings nicht allzu viele Interessen teile. Ein paar Gemeinsamkeiten sind zwar vorhanden, doch während sich die beiden stundenlang mit Animes aufhalten können, gehen mir diese am Allerwertesten vorbei. Ich beschäftige mich lieber mit Genetik, Astrophysik oder auch Philosophie, über das wiederrum zu sprechen meine Freundinnen langweilen würde. Mit den anderen Mitschülern habe ich recht wenig zu tun und solange sie mich in Ruhe lassen, ist alles in Ordnung.
Desweiteren ist es auch nicht das Problem, mit anderen kollegial und konstruktiv zusammenarbeiten, davon abgesehen, dass die Aufgaben als Einzelarbeit wesentlicher schneller und effektiver zu bewältigen gewesen wären. Vielmehr ist es das Schulgebäude an sich, welches mich in die Verzweifelung treibt.
Einen Schulwechsel (damals aufgrund von intoleranten Mitschülern) habe ich bereits hinter mir. Meine neue Klasse ist toleranter, aber dennoch ist und bleibt das Thema Schule eine meiner größten Sorgen, ungeachtet meiner Mitschüler.
Wenn ich an ein Studium denke, an einen überfüllten, lauten, dreckigen Hörsaal, wird mir tatsächlich schummrig vor Augen, obwohl ich mir ein Studium unabhängiger vorstelle als Schulunterricht. Schließlich ist die Präsenz bei Vorlesungen keineswegs Pflicht, auch wenn bei Abwesenheit nicht zu unterschätzende Nachteile auftreten können. Letztlich ist es womöglich auch ein kleines Fünkchen Hoffnung, welches mir glaubhaft macht, ein Studium wäre besser, die Arbeitswelt wäre besser, schließlich lauert in mir ein unbestimmter Drang, noch nicht Entdecktes zu entdecken, ich würde es Forscherdrang nennen, der vielleicht durch einen adäquaten Beruf gebändigt werden könnte und in der Lage ist, meine Unverträglichkeit mit gewissen Dingen zu überschatten.
Dennoch: Auch dies habe ich in meine Überlegungen mit einbezogen und bin zu dem Schluss gekommen, dass mir ein Fernabitur ungeachtet der genauso unattraktiv klingenden, darauf folgenden Zeit sinnvoll erscheint, solange ich keine Möglichkeit sehe, meine Aversionen irgendwie zu mildern, da es sich allein deshalb lohnen würde, um für zwei, drei Jahre von dieser Qual befreit zu sein.
Simultan stimmt es auch, dass mich das Lerntempo und die Art, in der der Stoff vorgetragen wird, ungemein langweilt und ich einfach abschalte, doch da ich entschieden gegen Intelligenztests bin, werde ich den Teufel tun, mich einem solchen zu unterziehen.

LG
 

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