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Schulhofraufereien - wenn der Lehrer/die Lehrerin dazukommt

~Ben~

Mitglied
Hallo zusammen,

vielleicht hat der ein- oder andere zu Schulzeiten selbst die Erfahrung machen müssen sich mal in einer Rauferei mit einem Mitschüler wiedergefunden zu haben, ohne zu wissen wie es soweit eigentlich gekommen ist oder ihr wart in unmittelbar Nähe als sich Mitschüler von euch plötzlich geprügelt haben.
Solche Auseinandersetzungen sind oft höchst emotionsgeladen und werden von eigentlich unbeteiligten Mitschülern oft aber auch noch zusätzlich gepusht durch anfeuerndes Gerufe, Gejohle etc.

Ich stelle mir dabei die Frage, wie Aufsichtspersonen so eine Eskalation zwar auflösen aber dabei nicht einen totalen Gesichtsverlust beider Konfliktparteien verursachen oder durch zu
vorschneller Verurteilung und dem Wunsch den Konflikt schnell aus der Welt zu schaffen, den Konflikt zwar unterbrechen aber ihn nur auf einen späteren Zeitpunkt unbewusst verlegen zwischen den Kontrahenten.

Dazu würde ich gerne wissen, wie ihr zu folgenden Fragen steht:

1. Wenn die personelle Situation es an den Schulen zulässt, sollten immer zwei Aufsichtspersonen beider Geschlechter bei einer Rauferei zwischen Schülern eingreifen - Gedanke dazu: können Frauen bei einem Jungenstreit besser deeskalieren als Männer und andersherum - oder wäre das aus eurer Sicht egal?

2. Sollten Aufsichtspersonen bei einer Rauferei immer zunächst verbal dazu ermahnen, den Kampf zu beenden bevor körperlich interveniert wird - Gedanke: so bleibt beiden Parteien die Möglichkeit selbst aus der Auseinandersetzung auszusteigen -oder ist die Art der Intervention egal, wenn sie erfolgsversprechend ist?

3. Umgang mit Mitschülern, die bei dem Konflikt drumherumstehen: Sollten Aufsichtspersonen diese sofort bei Beginn der Intervention wegschicken und auch Androhungen bei Nichtbefolgung der Anweisung aussprechen oder diese bei der Intervention an Ort und Stelle behalten oder sie gar nicht weiter beachten? Gedanke: Hier könnten konsequentem Wegschicken „Zeugenaussagen“ über den Ausgang der Rauferei verloren gehen, ist anderseits den Konfliktparteien ein Eingreifen der Lehrer/Pädagogen vor Mitschülern mehr unangenehm als wenn diese weiter dabeistehen?

4. Sollten die beteiigten Schüler nachdem diese entweder eigenständig oder mittels körperlicher Intervention von der oder den Aufsichtspersonen voneinander getrennt wurden sofort an Ort und Stelle zum Konflikthergang und auch möglichen Konsequenzen befragt und konfrontiert werden oder sollten die Kontrahenten nach Deeskalation sofort vom Schauplatz weggeführt und zunächst räumlich getrennt werden? Welche Vorteile bietet eine Konfrontation direkt an Ort und Stelle?

5. Wie sollten Aufsichtspersonen mit der unterschwellige Frage, wer die Auseinandersetzung/den Kampf nun gewonnen oder verloren hat, umgehen wenn beispielsweise rum Zeitpunkt des Eingreifens deutlich ersichtlich war, dass Schüler A Schüler B körperlich dominiert hat oder Schüler A mehr Blessuren bis dato eingesteckt hat als Schüler B? Auch wenn die Frage nicht explizit angesprochen wird, so wird derjenige, der unterlegen war, im Nachgang entweder von Mitschülern oder dem Kontrahenten nachdem die Erwachsenen weg sind, damit konfrontiert?

6. Vorletzte Frage: Umgang der Schule mit Raufereien. Sollte eine Konsequenz immer gleich und auch für beide Beteiligten aussehen, beispielsweise Erziehungsberechtigte der Betroffenen müssen Sprösslinge von der Schule abholen und beide erhalten Klassenbucheintrag + Strafarbeit oder sollte immer ganz individuell geschaut werden wie reagiert wird?

7. Letzte Frage: Sollte eine Auseinandersetzung im Nachgang mit der Klasse, deren Großteil die Rauferei mit angesehen hat oder zum Teil vielleicht auch angeheizt hat, besprochen werden wenn es beispielsweise in der großen Pause passierte und die Mitschülern weggeschickt wurden (vgl. Punkt 3) oder sollte der Ausgang des Streits und die Folgen nur bei den Streithähnen und den eingreifenden Aufsichtspersonen verbleiben?

Mir sind diese Fragen zu dem Thema sehr wichtig, da ich mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeite und es zwischen ihnen immer mal wieder zu solchen Zwischenfällen kommt, bei denen Erwachsene oft komplett unterschiedlich agieren wenn sie von einer Auseinandersetzung mitbekommen und sich gezwungen sehen, sich einzumischen.

Daher würde ich mich auf eure Gedanken zu den Einzelnen Punkten freuen. Vielleicht hat ja jemand auch Erfahrungen aus der eigenen Schulzeit und könnte daraus berichten.

Vielen Dank vorab!
 

Daoga

Urgestein
Warum sollte bei einem Kampf die Frage nach Sieger und Unterlegenem wichtig sein, wenn es doch eher um den Grund der Rauferei gehen sollte? Dabei muß berücksichtigt werden, ob einer der Raufer grundsätzlich zu Gewalt neigt (dann muß man sich um den und seine Umgebung besonders kümmern, aber nicht mit Verharmlosung und Samthandschuh), oder ob es um gerechtfertigte Verteidigung ging oder darum, einem bekannten Mobber, der andere gnadenlos quält, mal die gerechte und längst verdiente Abreibung zu verpassen, denn auch das kann passieren.

Zu Ziffer 7, auf jeden Fall mit der Klasse. Wer zuschauen konnte, soll hinterher auch erfahren, wie die Konsequenzen aussehen werden, denn Konsequenzen muß es in jedem Fall haben. Allerdings erst dann, wenn die Fakten, über Beteiligte und den Grund des Vorfalls, klar auf dem Tisch liegen, nicht vorher anhand von Spekulationen oder Vorurteilen.

Zu 6, das Verteilen von Strafen hängt ebenfalls vom Grund des Vorfalls ab, und inwieweit Schaden angerichtet wurde und womit (Fäuste, Waffen? Ist leider heutzutage nicht mehr auszuschließen).
Über blutige Nasen und Schrammen und anderes was leicht heilt, hat man früher in Schulraufereien hinweggesehen, das galt als Abhärtung, und eine zerrissene Hose war auch nicht das Ende der Welt. Allerdings hat die allgemeine Verrohung auch auf die Schulhöfe Einzug gefunden, mit Tritten gegen den Kopf oder Einprügeln auf jemanden, der schon am Boden liegt, also was selbst in erlaubten (Box-)Kämpfen als hochgradig unfair gilt, ist die Grenze zur mutwilligen und boshaften Körperverletzung überschritten, das ist dann ein Fall für die Polizei. Das gleiche gilt für mutwilliges Zerstören von anderer Kinder Eigentum, was nicht selten ein Auslöser für eine Rauferei ist, auch da ist die Grenze des Erlaubten weit überschritten, und der Täter hat sich dafür zu verantworten.

Zu 3 und 4, der Vorteil sind natürlich die Augenzeugen. Nicht nur die Raufer sollen befragt werden nach Grund und Verlauf, sondern auch jeder andere der es mitbekommen hat. Und zwar zeitnah und ohne eine Chance, daß sich Freundescliquen vorher schnell absprechen können, um "ihren" Kämpfer in Schutz zu nehmen.

Zu 1 und 2, hängt davon ab, wie alt und wie körperlich beisammen die Raufer sind, denn wenn es sich um fast erwachsene Halbstarke handelt, hat eine Frau oder ein zierlich gewachsener Mann körperlich eh keine Chance mehr, die Streiter zu bändigen, und ob in der Hitze des Gefechts die Stimme der Autorität gehört wird, oder ob die Autorität vor allem einer Lehrerin insbesondere bei Jugendlichen "mit Migrationshintergrund" überhaupt geachtet wird ... hängt also sehr vom Einzelfall ab.
Weitaus schlimmer als irgendein Gesichtsverlust bei den Raufern (sich in einer Prügelei behaupten zu können, bringt Prestige, selbst wenn man am Ende unterliegt) wäre ein Gesichtsverlust bei den Lehrern, wenn die sich selber Schläge einfangen oder gar zur neuen Zielscheibe eines Schlägers werden. Denn wenn ein Lehrer zu Boden geht oder gar die Flucht ergreift, ist seine Autorität bei allen Schülern erledigt.
 
Zuletzt bearbeitet:

dr.superman

Sehr aktives Mitglied
Den Umgang mit Gewalt unter Schülern regeln Schulordnung und SchulVertrag.
Oft wird an externe Partner out gesourced.

Lehrer sind rechtlich wie Polizisten gestellt.
Da ist der Spielraum begrenzt. Die Kunst besteht darin, so etwas zu verhindern, denn wenn sie raufen, muessen die Dinge ihren formellen Gang gehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
N

Nikolausie

Gast
Kunst hat damit nichts zu tun, es geht um Kompetenzen.
Das sind individuelle lern- und persönlichkeitsfördernde Inhalte, die ja wohl zur Ausbildung und Weiterbildung von Fachkräften gehören.
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass dort, wo Menschen viel Zeit miteinander verbringen, Konflikte oft nicht gänzlich vermieden werden können.
Es ist wichtig in der Schule eine gemeinsame Grundhaltung und eine Null-Toleranz gegen Gewalt zu etablieren.
Es ist für Lehrerinnen und Lehrer hilfreich zu bedenken, dass Unterrichtsstörungen nicht immer mit der aktuellen Schulsituation zu tun haben, sondern auf andere Erlebnisse zurück gehen können.
Auch sexuelle und häusliche Gewalt sind Gewaltformen, welche Entwicklung, Verhalten und Leistung von Schülerinnen und Schülern beeinflussen.
Gewaltpräventive Arbeit an und in der Schule beschäftigt sich daher auch mit Mobbing, Cyberbullying, Gewalt gegen Frauen und Mädchen, Diskriminierung, Rassismus und Vorurteilen sowie Suchtverhalten als Gewalt gegen sich selbst.
Gewaltprävention, Gewaltpräventionstrainer, Gewaltschutz (bundesverband-gewaltpraevention.de)
 
G

Gelöscht 66896

Gast
Hallo Ben,
der EP ist zwar schon zwei Wochen alt, aber vielleicht interessiert meine Meinung dazu:
1. Das Geschlecht der Schlichter spielt m. E. keine Rolle. Sie sollten von der Schülerschaft aber schon repsektiert werden. Ob genügend Personal vorhanden ist eine Schlichtung als Duo durchzuführen bleibt die Frage.
2. Die Intervention der Schlichter sollte "angemessen" verlaufen. Je nach Situation kann man natürlich erstmal versuchen verbal die Kontrahenten zur Ordnung zu rufen. Manchmal sind sie jedoch so "vertieft" in ihren Kampf, daß nur körperliche Aktionen einen Effekt erzielen.
3. Die Schaulustigen sollten zumindest so weit beiseite gebeten werden, daß genug Abstand entsteht um die Situation zu entspannen. Das sollte auch soweit nötig mit angedrohten Konsequenzen bei Nichtbefolgung durchgesetzt werden. Salopp gesagt: erwischt fühlen sich die Schüler immer, wenn ein Lehrer die Rauferei auseinander nimmt. Da ist es unerheblich wie lange sich die Schaulustigen noch am Schauplatz aufhalten.
4. Eine Konfrontation der Kontrahenten direkt am Schauplatz halte ich für unklug. Die Stimmung ist da noch zu aufgeheizt. Die Streithähne würde ich in einen Raum bringen und erst dort unter Ausschluß der Öffentlichkeit das Gespräch suchen. Sie räumlich zu trennen kann im Einzelfall nötig sein, ist aber nicht grundsätzlich anzustreben.
5. Gewalt ist keine Lösung und insoweit haben beide Seiten "verloren". Unsere Gesellschaft will den Nachwuchs zu sozialer Kompetenz bilden und erziehen. Da hat Gewalt keinen Platz. Das sollte im Nachgang auch der Klasse/den Schaulustigen so kommuniziert werden. Im Einzelfall kann eine Täter-Opfer-Abwägung wichtig sein, wenn ein Schüler ständig durch andere (meist dieselben) angegriffen wird. Dann ist das Verhalten des/der Angreifer moralisch zu verurteilen und das sollte dann entsprechend "öffentlich" geschehen. Man sollte jedoch auch darauf hinweisen, daß es grundsätzlich möglich sein muß sich zu wehren. Am Schultor endet allerdings die Macht der Lehrkörperschaft.
6. Wie eben schon angedeutet kommt es hier auf den Einzelfall an. Pauschal darauf eine Antwort zu geben ist schier unmöglich. Sicher sollten die Eltern aber davon erfahren.
7. Gewalt an Schulen sollte mit allen Beteiligten besprochen und ausgewertet werden. Denn sonst gibt es keinen erzieherischen Effekt. Den Schaulustigen sollte man vor allem verdeutlichen, daß ihr Verhalten den Angegriffenen zusätzlich verletzt/peinlich ist. Zwar kann es für den Angegriffenen wichtig sein daß Zeugen anwesend sind. Doch sind solche kurzweiligen Spektakel etwa wie in Sportarenen unangemessen. Ganz im Gegenteil sollte man darauf einwirken, daß die Schaulustigen selbst intervenieren und ihr Mißfallen über die Gewalt zum Ausdruck bringen. Erhält der gewalttätige Angriff von der Schülerschaft keine Akzeptanz und schon gar keinen Zuspruch (anfeuern), dann verliert der Angreifer das Interesse und evtl. sogar etwas an Ansehen.

Schluß: leider ist es aber oft so, daß Lehrer wegschauen, verharmlosen oder sogar das mutmaßliche Opfer in Mißkredit bringen, um Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen oder schlicht Zeit zu sparen. Schulbildung und Erziehung erfordern aber nun mal eine Menge Zeit und wer sich für diesen Beruf entscheidet sollte das stets beachten.
Viele Grüße
 
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