[QUOTE="Gelöscht 66896, post: 3609053"]
Hallo Ben,
der EP ist zwar schon zwei Wochen alt, aber vielleicht interessiert meine Meinung dazu:
1. Das Geschlecht der Schlichter spielt m. E. keine Rolle. Sie sollten von der Schülerschaft aber schon repsektiert werden. Ob genügend Personal vorhanden ist eine Schlichtung als Duo durchzuführen bleibt die Frage.
2. Die Intervention der Schlichter sollte "angemessen" verlaufen. Je nach Situation kann man natürlich erstmal versuchen verbal die Kontrahenten zur Ordnung zu rufen. Manchmal sind sie jedoch so "vertieft" in ihren Kampf, daß nur körperliche Aktionen einen Effekt erzielen.
3. Die Schaulustigen sollten zumindest so weit beiseite gebeten werden, daß genug Abstand entsteht um die Situation zu entspannen. Das sollte auch soweit nötig mit angedrohten Konsequenzen bei Nichtbefolgung durchgesetzt werden. Salopp gesagt: erwischt fühlen sich die Schüler immer, wenn ein Lehrer die Rauferei auseinander nimmt. Da ist es unerheblich wie lange sich die Schaulustigen noch am Schauplatz aufhalten.
4. Eine Konfrontation der Kontrahenten direkt am Schauplatz halte ich für unklug. Die Stimmung ist da noch zu aufgeheizt. Die Streithähne würde ich in einen Raum bringen und erst dort unter Ausschluß der Öffentlichkeit das Gespräch suchen. Sie räumlich zu trennen kann im Einzelfall nötig sein, ist aber nicht grundsätzlich anzustreben.
5. Gewalt ist keine Lösung und insoweit haben beide Seiten "verloren". Unsere Gesellschaft will den Nachwuchs zu sozialer Kompetenz bilden und erziehen. Da hat Gewalt keinen Platz. Das sollte im Nachgang auch der Klasse/den Schaulustigen so kommuniziert werden. Im Einzelfall kann eine Täter-Opfer-Abwägung wichtig sein, wenn ein Schüler ständig durch andere (meist dieselben) angegriffen wird. Dann ist das Verhalten des/der Angreifer moralisch zu verurteilen und das sollte dann entsprechend "öffentlich" geschehen. Man sollte jedoch auch darauf hinweisen, daß es grundsätzlich möglich sein muß sich zu wehren. Am Schultor endet allerdings die Macht der Lehrkörperschaft.
6. Wie eben schon angedeutet kommt es hier auf den Einzelfall an. Pauschal darauf eine Antwort zu geben ist schier unmöglich. Sicher sollten die Eltern aber davon erfahren.
7. Gewalt an Schulen sollte mit allen Beteiligten besprochen und ausgewertet werden. Denn sonst gibt es keinen erzieherischen Effekt. Den Schaulustigen sollte man vor allem verdeutlichen, daß ihr Verhalten den Angegriffenen zusätzlich verletzt/peinlich ist. Zwar kann es für den Angegriffenen wichtig sein daß Zeugen anwesend sind. Doch sind solche kurzweiligen Spektakel etwa wie in Sportarenen unangemessen. Ganz im Gegenteil sollte man darauf einwirken, daß die Schaulustigen selbst intervenieren und ihr Mißfallen über die Gewalt zum Ausdruck bringen. Erhält der gewalttätige Angriff von der Schülerschaft keine Akzeptanz und schon gar keinen Zuspruch (anfeuern), dann verliert der Angreifer das Interesse und evtl. sogar etwas an Ansehen.
Schluß: leider ist es aber oft so, daß Lehrer wegschauen, verharmlosen oder sogar das mutmaßliche Opfer in Mißkredit bringen, um Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen oder schlicht Zeit zu sparen. Schulbildung und Erziehung erfordern aber nun mal eine Menge Zeit und wer sich für diesen Beruf entscheidet sollte das stets beachten.
Viele Grüße
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