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Schwierige Beziehung zu meinem Vater

Dunkler_Engel

Aktives Mitglied
Hallo ihr Lieben,

ich bräuchte von euch einen Rat, was meinen Vater betrifft.

Erst einmal ein wenig Hintergrund zu unserer Vergangenheit:

Mein Vater war vor meiner Mutter bereits verheiratet gewesen, aus dieser Ehe stammen meine älteren Halbschwestern. Er hatte eigentlich noch studieren wollen, doch stattdessen war er jetzt Familienvater, bis sie ihn vor die Tür gesetzt hat. Dann traf er meine Mutter und es folgten erst ich und dann meine kleine Schwester.

Er ist ein jähzorniger Mensch, die meisten Erinnerungen, die ich von meiner Kindheit von ihm habe, sind solche Momente.
  • Ich konnte als Kind nicht in Achterbahnen, da ich davon Migräne bekam. Da hat er mich in einem Freizeitpark angeschrien.
  • Ich hatte als kleines Kind einen Lieblingspullover, den ich anziehen wollte, da rastete er aus, dass ich nicht zum Anziehen hätte.
  • Bei einem Abendessen rastete er aus, schlug auf seinen Teller, dass dieser zerbrach.
  • Er stritt oft und laut mit meiner Mutter, während meine Schwester und ich im Obergeschoss waren und alles mitbekommen haben.
  • Er drohte oft damit gegen einen Baum zu fahren, wenn er mal wieder wütend davonfuhr.

Ich könnte noch unzählige Situationen mehr aufschreiben. Mein Vater hatte schon immer große Geldprobleme, deshalb hatte er zum Teil 3 Arbeiten gleichzeitig und auch meine Mutter musste sehr schnell nach uns wieder anfangen zu arbeiten. Dann noch eine Exfrau und zwei Kinder, für die er Unterhalt zahlen musste. Er war nicht sehr oft am Familientisch anwesend, doch wenn er es war, verbreitet er eine angespannte Stimmung. Oft saß er da, sein Gesicht in seinen Händen verborgen und schien darauf zu warten, dass wir etwas falsches sagten.

Als Kind war ich damals davon überzeugt, dass er uns eines Tages alle umbringen würde. Als ich 10 war trennten sich meine Eltern, ich war darüber glücklich gewesen. Die Trennung dauerte ein Jahr, dann zogen wir wieder zusammen. Dann war es erst besser, doch es hielt nicht lange an.

Erst als ich dann 20 Jahre alt war, zog meine Mutter einen endgültigen Schlussstrich und meine Mutter und ich zogen aus. Meine Schwester blieb bei meinem Vater, zu ihr war er oft sehr viel rücksichtsvoller als zu mir.

Dadurch verbesserte sich unsere Beziehung. Er fand eine neue Frau, die meiner Meinung nach viel zu schnell bei ihm Einzog und heirateten. Sie kam mit meiner Schwester nicht gut klar, weshalb sie dann ausziehen musste. (Sie war noch in der Ausbildung und wohnte dann zusammen mit ihrem Freund bei seinen Eltern.)

Die neue Familie hat in deren Leben die oberste Priorität, ihre Söhne mit Familie sind Dauergast bei ihnen Zuhause. Die Enkel übernachten jedes zweite Wochenende bei ihnen. Da es schon Enkel gibt, wird an Weihnachten auf Geschenke verzichtet (es mag vielleicht kleinlich klingen, doch da ich keine Kinder habe, fühle ich mich zurückgesetzt).

Mein Mann und ich haben ein Haus gekauft, mein Vater im Vorfeld aufgezählt, was er alles machen möchte. Das meiste davon ist bis heute nicht passiert, zu viele Feiern mit deren Familie und eigene Renovierungsarbeiten (das Haus wird fast jedes Jahr neu tapeziert) hinderten ihn plötzlich daran. Er sagt lieber mir ab, als ihr gegenüber etwas zu sagen. Ich habe ihn vor zwei Jahren einen sehr langen Brief geschrieben mit allen meinen Gedanken, doch es kam nie zu einem Gespräch.

Einmal im betrunkenen Zustand sagte er mir, dass er ein sehr schlechter Vater war, dass er lieber hätte Zeit mit uns verbringen sollen. Meine Eltern haben immer versucht uns alles zu ermöglichen, auch wenn das Geld nicht da war.

Den letzten Kontakt mit ihm hatte ich im Juli, ich hatte eine Zeit lang versucht auf ihn zuzugehen. Doch es ist eine Einbahnstraße. Ich wünschte mir, dass er sich für mich interessieren würde. Er nachfragt, wie es mir geht, wie meine Fortbildung läuft usw.
Bei Familienfeiern bin ich neidisch, wenn ich wieder höre, was sie alles mit ihren Kindern gemacht haben, wie er sich um ihre Enkel kümmert und gleichzeitig zu seinen eigenen Enkeln (die Kinder meiner Halbschwestern) fast keinen Kontakt hat.

Ich weiß nicht was ich machen soll. Ich fühle mich unwohl, wenn ich bei ihnen Zuhause bin, als wäre man bei Nachbarn zu Besuch. An meinen Geburtstag haben sie mich alleine zum Essen eingeladen, der Abend war durchsetzt mit peinlicher Stille, da wir keine Gesprächsthemen hatten.

Ist es in Ordnung, dass ich mich zurückgezogen habe? Ich habe oft ein schlechtes Gewissen.

Liebe Grüße
Dunkler_Engel
 
Jz hab ich ein kleine Verständnisproblem: Wieso solltest du und nicht eigentlich er ein schlechtes Gewissen haben?
 
Lebe lieber dein eigenes Leben mit deinen Beziehungen zu besseren Menschen und distanziere dich von ihm.

Du brauchst kein schlechtes Gewissen haben.

Dieser Vater wirkt psychisch krank.
 
Jz hab ich ein kleine Verständnisproblem: Wieso solltest du und nicht eigentlich er ein schlechtes Gewissen haben?
Das ist eine gute Frage, vielleicht weil ich mir eine heile Familie wünsche.
Meine Schwester fährt oft einfach hin, so hat sie regelmäßig Kontakt mit ihm, ansonsten würde von seiner Seite aus auch bei ihr nichts kommen. Ich habe dann ein schlechtes Gewissen, dass ich es nicht mache.
 
Nur weil deine Schwester so doof ist, musst du es noch lange nicht auch machen, oder?
Das was dein Vater geleistet hat, wäre ein Fall fürs Jugendamt gewesen meiner Meinung nach
 
Lebe lieber dein eigenes Leben mit deinen Beziehungen zu besseren Menschen und distanziere dich von ihm.

Du brauchst kein schlechtes Gewissen haben.

Dieser Vater wirkt psychisch krank.
Meine Mutter und ich haben ihm öfters vorgeschlagen eine Therapie zu machen. Nachdem er ausgerastet ist, tat es ihm danach immer schrecklich Leid. Doch gesagte Wörter kann man nicht mehr zurücknehmen.

Ich habe ihm gegenüber schon immer ein schlechtes Gewissen. Ich fühlte mich als Kind schon für seine Ausraster verantwortlich, weil ich etwas falsches gesagt oder gemacht habe. Ich weiß, dass der Gedanke falsch ist, doch er ist immer noch in meinem Kopf verankert.
 
Nur weil deine Schwester so doof ist, musst du es noch lange nicht auch machen, oder?
Das was dein Vater geleistet hat, wäre ein Fall fürs Jugendamt gewesen meiner Meinung nach
Es war nicht immer so, es hat auch schöne Zeit mit meinem Vater gegeben.
Er ist uns gegenüber nie handgreiflich geworden, doch auch Worte können tiefe Narben hinterlassen.
Nach außen hin war mein Vater immer der nette, ruhige Mann. Selbst meine Großeltern konnten sich das einfach nicht vorstellen und hielten meine Mutter für das Problem, als sie sich das erste mal trennten.

Nein, ich muss dem Beispiel meiner Schwester nicht folgen. Ich wünsche mir nur, dass ihm auch etwas an mir liegen würde.
 
Deine Schwester hat eine Entscheidung getroffen. Und du eine andere.

Ich finde deine ehrlich gesagt besser und eher zu begreifen.

Ihr habt beide eine Menge Heftiges erlebt...und ja klar, hinterher tat es ihm Leid, aber gesagt war es eben und wenn es häufiger passiert und sich nichts geändert hat, nach keiner Entschuldigung, kann man der auch nicht mehr glauben.

Ich sehe es so: Dich hat damals keiner gefragt, ob du das magst. Du warst ausgeliefert. Jetzt als Erwachsene entscheidest du. Und hast jedes Recht dazu, eben nicht mehr heile Familie spielen zu wollen! Das ist völlig okay und es soll so wie es für dich am besten ist. Heute. Denn damals hat dich ja keiner gefragt.
 
Ich denke mal, dass Du Dir Gedanken machen solltest, was Du eigentlich willst.

Für mich klingt in Deinem Bericht sehr viel Verletztheit aus der Kindheit, viel Unsicherheit, aber auch viel Eifersucht (dass Dein Vater viel mehr Zeit mit den Kindern seiner 3. Frau inkl. Enkelkinder verbringt, die mit ihm nicht verwandt sind, aber mit Euch, seinem eigenen Fleisch und Blut bringt er kein/kaum Interesse entgegen) mit durch.

Ich denke, Du solltest Dich mit Dir selbst, Deinen Verletzungen und Erwartungen auseinandersetzen - und Deinen Vater wirklich mal konfrontieren, wenn Du das möchtest. Einen Brief schreiben und dann alles auf sich beruhen lassen, weil von ihm nix kommt, bringt nix. Von ihm wird nix kommen - er ist so wie er ist. Entweder Du akzeptierst ihn so wie er ist oder Du wirst ihm immer hinterher rennen und erwarten, dass er sich endlich zu Dir bekennt, Dir Interesse entgegenbringt etc. Aber ganz ehrlich: wenn er das bis heute nicht gemacht hat, warum sollte er es plötzlich zukünftig tun. Das muss ja noch nicht mal damit zu tun haben, dass er euch nicht liebt, sondern mit seiner Persönlichkeit. Er liebt Euch - aber eben auf seine Weise, nicht auf die Weise, die Du Dir wünscht.

Wenn es Dir besser geht, keinen Kontakt zu haben, dann lass den Kontakt bleiben. Wenn Du jedoch voller Neid auf deine Stiefgeschwister schaust, warum die und nicht du (und ganz im Ernst: wenn die 3. Ehe scheitern sollte - glaubst Du wirklcih, dass er den Kontakt aufrecht erhält? - genau, das würde er nicht tun), dann solltest Du schauen, dass Du Deinen Vater so akzeptierst wie er ist - Du wirst ihn nicht ändern können. Wobei ich persönlich trotzdem die Konfrontation suchen würde - und zwar nicht per Brief, sondern im persönlichen Gespräch. Das ist aber nicht einfach.

Viel Glück
 
Deine Schwester hat eine Entscheidung getroffen. Und du eine andere.

Ich finde deine ehrlich gesagt besser und eher zu begreifen.

Ihr habt beide eine Menge Heftiges erlebt...und ja klar, hinterher tat es ihm Leid, aber gesagt war es eben und wenn es häufiger passiert und sich nichts geändert hat, nach keiner Entschuldigung, kann man der auch nicht mehr glauben.

Ich sehe es so: Dich hat damals keiner gefragt, ob du das magst. Du warst ausgeliefert. Jetzt als Erwachsene entscheidest du. Und hast jedes Recht dazu, eben nicht mehr heile Familie spielen zu wollen! Das ist völlig okay und es soll so wie es für dich am besten ist. Heute. Denn damals hat dich ja keiner gefragt.
Das ist das Problem, auch wenn es ihm danach leid tat, die Worte waren gesagt. Ich musste mir früher sehr oft anhören, dass wir immer nur sein Geld wollten. Das tat weh, vor allem, weil es nicht der Wahrheit entsprach. Meine Mutter hat ihn immer den Rücken frei gehalten, während meine Schwester und ich versuchten keine zu großen Anforderungen zu stellen.

Das ist richtig, damals hatte ich keine Wahl. Heute habe ich sie.

Mein Mann witzelt öfters, dass ich einen Vaterkomplex hätte, weshalb ich auch einen "älteren" (fast 12 Jahre älter) Mann gewählt hätte.
 

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