Ampelmännchen
Neues Mitglied
Hallo Ihr Lieben,
momentan plage ich (m, 36) mich mit einer Entscheidung bezüglich Jobwechsel und der damit verbundenen Rückkehr in meine alte Heimat.
Vor 2,5 Jahren habe ich nach mehrmonatiger Arbeitslosigkeit eine Chance bei einem 350 km von der Heimat entfernten Arbeitgeber im öD erhalten. Der damit verbundene Umzug tat mir gut, da ich daheim das Gefühl hatte, auf der Stelle zu treten und auch aus einer gewissen familiären Zwickmühle mich befreien zu können. In diesen 2,5 Jahren bin ich allerdings auch alle 4 - 5 Wochen in die Heimat über ein verlängertes Wochenende gefahren, so dass die Distanz bzw. Entfremdung nie so ganz groß werden konnten. Per Zufall bin ich dann vor einigen Monaten auf eine Stellenausschreibung in Pendelnähe meiner alten Heimat gestoßen. Die Arbeit ist mit meiner jetzigen fast identisch, es gibt das gleiche Geld und ähnliche Vertragskonditionen. Ideal eigentlich. Prompt hatte ich im Bewerbungsgespräch Erfolg und der Rückkehr stand nichts mehr im Wege. Aber bereits kurz nach der Benachrichtigung über das erfolgreiche Bewerbungsgespräch begann die Grübelei: Ist es richtig, jetzt schon zurückz kehren? Möchte ich meinen neuen Lebensmittelpunkt wirklich schon wieder verlassen? Es gefällt mir am neuen Standort gut. Viele nette Kollegen, eine sehr schöne Stadt, eine traumhaft schöne Wohnung und natürlich "Ruhe vor der Heimat". Allerdings habe ich hier bis auf eine Ausnahme keinerlei privaten Kontakte geknüpft, so dass die Wochenenden recht einsam verlaufen... Es gibt auch keine Partnerin, die meine Entcheidung beeinflussen könnte. Eigentlich ist der neue Lebensmittelpunkt nur eine herrliche Kulisse, zu der ich persönlich keinerlei Bezug hergestellt habe, außer sie außerordentlich schön zu finden. Aber es ist auch grandiose Freiheit.
Es gibt immer wieder Momente und Tage, wo ich meine alte Heimat schmerzlich vermisse. Umgekehrt habe ich im Kurzurlaub in der Heimat meinen neuen Lebensmittelpunkt nie vermisst. Die Landschaft, das Wetter, die Sprache... da bin ich auf meine Heimat wie geeicht - wohl weil ich erst mit fast 34 Jahren gegangen bin. Stets misst man das Neue am Alten. Gefühlt bin ich immer nur zu 80 % am neuen Ort angekommen, 20 % blieben "daheim".
Das Schlimmste wird der drohende Verlust meiner Wohnung sein, die ich gerade einmal seit 15 Monaten gemietet habe. Eigentlich kann ich alles Lebenswerte in der neuen Stadt auf diese schöne Wohnung reduzieren. Das macht mir Angst. Das ist doch irre, oder?!
Der Wechsel ist mit neuem Arbeitsvertrag und Kündigung grundsätzlich schon fixiert. Die Frist, doch noch die Reißleine zu ziehen, läuft am Montag ab. Wenige Tage später soll dann der Umzug stattfinden (ich kehre vorübergehend in meine Elternhaus zurück, bis ich etwas Neues gefunden habe). Mit dem Rückzug in die Heimat sind viele deja-vus verbunden... Nicht nur aber auch Gefühle von Unzulänglichkeit, Jahre dort verschwendet zu haben usw. Ich weiß gar nicht, wie ich das verkraften werde. Kann man darüber neue, bessere Erinnerungen schreiben? Unsere Familie ist völlig zerbrochen, jeder lebt vor sich hin, kaum Kontakte... Mutter und Vater in getrennten Wohnungen im Familienhaus, zwei Halbschwestern, die den Kontakt abgebrochen haben. Und wenn ich jetzt mein ehem. Jugendzimmer vorübergehend wieder beziehe, stehe ich unter der Fuchtel meines alten Herren. Irgendwie gruselig und hoffentlich für eine kurze Übergangszeit akzeptabel.
Irgendwie möchte ein Teil von mir hier bleiben. Aber eben auch nicht für immer...
Oft ist es so: 2 - 3 Tage denke ich mir, es ist gut, zurückzukehren. Diesen Gedanken hatte ich ja seit meinem "Auswandern" immer im Hinterkopf behalten. An anderen Tagen frage ich mich: Was genau genau wird in der alten Heimat besser sein als in der neuen? Bis auf das vorübergehende wohlig-warme Rückkehrgefühl eigentlich nichts. Es erwartet mich eine verschlafene Kleinstadt sowie eine Großstadt in 45 km Entfernung, in der ich arbeiten werde. In dieser Großsstadt habe ich von 2003 bis 2015 studiert, gearbeitet und mehr schlecht als recht gelebt. Mir ist diese Stadt nie ans Herz gewachsen. Am Wochenende habe ich sie konsequent gegen die Kleinstadt ausgetauscht und 2015 auch ohne Wehmut verlassen.
Die letzten 2,5 Jahre waren dann gefühlt ein einziger Dauerurlaub: Urlaub von der Heimat in der neuen Stadt, Urlaub vom Arbeitsort in der alten Heimat. Keine Verbindlichkeiten, immer auf Achse. Die damit verbundenen Fahrzeiten (je 4 h) und das Spritgeld war bzw. ist mir ziemlich egal. Selbst die Fahrerei 1x quer durch das Land wurde zum Vergnügen. So hattee ich das Beste von beiden Orten. Aber mir dämmert, so ein Leben kann man nicht ewig führen, vor allem, wenn man privat noch zu Potte kommen möchte.
Nach den 2 - 3 Tagen Heimatrückkehrwunsch kippe ich bzw. kollabiere ich dann komplett und will doch am neuen Standort bleiben. Und dann wieder retour... So geht das seit 4 Monaten. Vor dem Hintergrund, dass die Jobchance in der alten Heimat eine ziemlich seltene, auf Jahre betrachtet wohl einmalige Chance ist (öD), verschärft sich der Entscheidungsdruck nochmals und ruft: "Probiere es!"
Ich stecke in einem Dilemma, was mich extrem unter Druck setzt. Unter den Druck, mich nicht falsch zu entscheiden. Mittlerweile habe ich davon Schlafstörungen mit quälendem Gedankenkreisen, Alpträume mit Todesfantasien, fast Panikattacken mit Herzrasen usw. Einfach aus der Angst heraus, etwas Falsches zu tun. Ich habe Angst, den Verstand zu verlieren. Ich habe auch Angst, nächste Woche den Auszug aus meiner Wohnung psychisch nicht zu verkraften. Klingt irre, aber ich konnte mich noch nie von etwas Liebgewonnenem trennen (darum habe ich z. B. noch mein allererstes Auto als Zweitwagen behalten). Ich weiß nicht mehr ein aus.
Familiär gibt es bei uns mütterlicherseits eine Prädisposition für Paranoidie, Schizophrenie und auch Zwangsgedanken/Zwangshandlungen. Ich weiß aber nicht, ob das hierbei wirklich eine Rolle spielt.
Wer hat auch schon mal in einer solchen Lebenssituation gesteckt? Sollte ich mir professionelle Hilfe holen? Aber die Zeit rennt nun davon. Ich habe mittlerweile schon so viele Leute um Rat gebeten, die einen sagen, die anderen so. Ich werde davon auch nicht schlauer. 😕
Falls es jemanden interessiert: Ich stamme aus Freiberg in Sachsen, die genannte Großsstadt ist Dresden, momentan arbeite und lebe ich (noch) in Marburg.
Viele Grüße aus Hessen!
momentan plage ich (m, 36) mich mit einer Entscheidung bezüglich Jobwechsel und der damit verbundenen Rückkehr in meine alte Heimat.
Vor 2,5 Jahren habe ich nach mehrmonatiger Arbeitslosigkeit eine Chance bei einem 350 km von der Heimat entfernten Arbeitgeber im öD erhalten. Der damit verbundene Umzug tat mir gut, da ich daheim das Gefühl hatte, auf der Stelle zu treten und auch aus einer gewissen familiären Zwickmühle mich befreien zu können. In diesen 2,5 Jahren bin ich allerdings auch alle 4 - 5 Wochen in die Heimat über ein verlängertes Wochenende gefahren, so dass die Distanz bzw. Entfremdung nie so ganz groß werden konnten. Per Zufall bin ich dann vor einigen Monaten auf eine Stellenausschreibung in Pendelnähe meiner alten Heimat gestoßen. Die Arbeit ist mit meiner jetzigen fast identisch, es gibt das gleiche Geld und ähnliche Vertragskonditionen. Ideal eigentlich. Prompt hatte ich im Bewerbungsgespräch Erfolg und der Rückkehr stand nichts mehr im Wege. Aber bereits kurz nach der Benachrichtigung über das erfolgreiche Bewerbungsgespräch begann die Grübelei: Ist es richtig, jetzt schon zurückz kehren? Möchte ich meinen neuen Lebensmittelpunkt wirklich schon wieder verlassen? Es gefällt mir am neuen Standort gut. Viele nette Kollegen, eine sehr schöne Stadt, eine traumhaft schöne Wohnung und natürlich "Ruhe vor der Heimat". Allerdings habe ich hier bis auf eine Ausnahme keinerlei privaten Kontakte geknüpft, so dass die Wochenenden recht einsam verlaufen... Es gibt auch keine Partnerin, die meine Entcheidung beeinflussen könnte. Eigentlich ist der neue Lebensmittelpunkt nur eine herrliche Kulisse, zu der ich persönlich keinerlei Bezug hergestellt habe, außer sie außerordentlich schön zu finden. Aber es ist auch grandiose Freiheit.
Es gibt immer wieder Momente und Tage, wo ich meine alte Heimat schmerzlich vermisse. Umgekehrt habe ich im Kurzurlaub in der Heimat meinen neuen Lebensmittelpunkt nie vermisst. Die Landschaft, das Wetter, die Sprache... da bin ich auf meine Heimat wie geeicht - wohl weil ich erst mit fast 34 Jahren gegangen bin. Stets misst man das Neue am Alten. Gefühlt bin ich immer nur zu 80 % am neuen Ort angekommen, 20 % blieben "daheim".
Das Schlimmste wird der drohende Verlust meiner Wohnung sein, die ich gerade einmal seit 15 Monaten gemietet habe. Eigentlich kann ich alles Lebenswerte in der neuen Stadt auf diese schöne Wohnung reduzieren. Das macht mir Angst. Das ist doch irre, oder?!
Der Wechsel ist mit neuem Arbeitsvertrag und Kündigung grundsätzlich schon fixiert. Die Frist, doch noch die Reißleine zu ziehen, läuft am Montag ab. Wenige Tage später soll dann der Umzug stattfinden (ich kehre vorübergehend in meine Elternhaus zurück, bis ich etwas Neues gefunden habe). Mit dem Rückzug in die Heimat sind viele deja-vus verbunden... Nicht nur aber auch Gefühle von Unzulänglichkeit, Jahre dort verschwendet zu haben usw. Ich weiß gar nicht, wie ich das verkraften werde. Kann man darüber neue, bessere Erinnerungen schreiben? Unsere Familie ist völlig zerbrochen, jeder lebt vor sich hin, kaum Kontakte... Mutter und Vater in getrennten Wohnungen im Familienhaus, zwei Halbschwestern, die den Kontakt abgebrochen haben. Und wenn ich jetzt mein ehem. Jugendzimmer vorübergehend wieder beziehe, stehe ich unter der Fuchtel meines alten Herren. Irgendwie gruselig und hoffentlich für eine kurze Übergangszeit akzeptabel.
Irgendwie möchte ein Teil von mir hier bleiben. Aber eben auch nicht für immer...
Oft ist es so: 2 - 3 Tage denke ich mir, es ist gut, zurückzukehren. Diesen Gedanken hatte ich ja seit meinem "Auswandern" immer im Hinterkopf behalten. An anderen Tagen frage ich mich: Was genau genau wird in der alten Heimat besser sein als in der neuen? Bis auf das vorübergehende wohlig-warme Rückkehrgefühl eigentlich nichts. Es erwartet mich eine verschlafene Kleinstadt sowie eine Großstadt in 45 km Entfernung, in der ich arbeiten werde. In dieser Großsstadt habe ich von 2003 bis 2015 studiert, gearbeitet und mehr schlecht als recht gelebt. Mir ist diese Stadt nie ans Herz gewachsen. Am Wochenende habe ich sie konsequent gegen die Kleinstadt ausgetauscht und 2015 auch ohne Wehmut verlassen.
Die letzten 2,5 Jahre waren dann gefühlt ein einziger Dauerurlaub: Urlaub von der Heimat in der neuen Stadt, Urlaub vom Arbeitsort in der alten Heimat. Keine Verbindlichkeiten, immer auf Achse. Die damit verbundenen Fahrzeiten (je 4 h) und das Spritgeld war bzw. ist mir ziemlich egal. Selbst die Fahrerei 1x quer durch das Land wurde zum Vergnügen. So hattee ich das Beste von beiden Orten. Aber mir dämmert, so ein Leben kann man nicht ewig führen, vor allem, wenn man privat noch zu Potte kommen möchte.
Nach den 2 - 3 Tagen Heimatrückkehrwunsch kippe ich bzw. kollabiere ich dann komplett und will doch am neuen Standort bleiben. Und dann wieder retour... So geht das seit 4 Monaten. Vor dem Hintergrund, dass die Jobchance in der alten Heimat eine ziemlich seltene, auf Jahre betrachtet wohl einmalige Chance ist (öD), verschärft sich der Entscheidungsdruck nochmals und ruft: "Probiere es!"
Ich stecke in einem Dilemma, was mich extrem unter Druck setzt. Unter den Druck, mich nicht falsch zu entscheiden. Mittlerweile habe ich davon Schlafstörungen mit quälendem Gedankenkreisen, Alpträume mit Todesfantasien, fast Panikattacken mit Herzrasen usw. Einfach aus der Angst heraus, etwas Falsches zu tun. Ich habe Angst, den Verstand zu verlieren. Ich habe auch Angst, nächste Woche den Auszug aus meiner Wohnung psychisch nicht zu verkraften. Klingt irre, aber ich konnte mich noch nie von etwas Liebgewonnenem trennen (darum habe ich z. B. noch mein allererstes Auto als Zweitwagen behalten). Ich weiß nicht mehr ein aus.
Familiär gibt es bei uns mütterlicherseits eine Prädisposition für Paranoidie, Schizophrenie und auch Zwangsgedanken/Zwangshandlungen. Ich weiß aber nicht, ob das hierbei wirklich eine Rolle spielt.
Wer hat auch schon mal in einer solchen Lebenssituation gesteckt? Sollte ich mir professionelle Hilfe holen? Aber die Zeit rennt nun davon. Ich habe mittlerweile schon so viele Leute um Rat gebeten, die einen sagen, die anderen so. Ich werde davon auch nicht schlauer. 😕
Falls es jemanden interessiert: Ich stamme aus Freiberg in Sachsen, die genannte Großsstadt ist Dresden, momentan arbeite und lebe ich (noch) in Marburg.
Viele Grüße aus Hessen!