Hallo zusammen,
es gibt ein Problem, das mich schon das ganze Leben sehr beschäftigt und mir wehtut und ich suche Hilfe, konstruktive Kritik und Ratschläge, da ich nicht mehr weiter weiß. Das Problem betrifft meine Beziehung zu meiner Familie aber vor allem zu meiner Mutter.
Kurz zu mir, damit ihr meine Situation besser einordnen könnt. Ich bin weiblich, 30 und bin vor 10 Jahren aus dem Elternhaus gezogen und nach Deutschland gekommen. Die Entscheidung, ins für mich damals Ausland zu ziehen und hier zu bleiben, hat unbewusst sicherlich auch mit dem Verhältnis zu meiner Familie zu tun. Ich hatte eine sehr behütete, dennoch ziemlich normale Kindheit, eine schreckliche Pubertät und nun bin ich im Erwachsenenalter mit meinen alten Wunden immer noch sehr beschäftigt. Wenn die Beziehung zu meiner Mutter nicht wäre, hätte ich heute an sich ein sehr normales und ausgeglichenes Leben. Ich habe mein Studium erfolgreich abgeschlossen, befinde mich erfolgreich im Berufsleben, ich bin seit meinem Auszug finanziell unabhängig, war nie wirklich arbeitslos und führe seit 9 Jahren eine sehr stabile Beziehung zu meinem Partner. Dennoch weiß ich, dass meine Mutter mit mir unglücklich ist.
Meine Eltern waren immer für mich und meine beiden Geschwister da, leider viel zu viel, so dass es mich persönlich irgendwann erstickt hat. Ich wollte sie schon als Kind nicht enttäuschen, war ein braves Mädchen, immer die beste in der Schule, beim Ballett, beim Theater, beim Klavierspielen. Ich habe die ganze Kindheit kaum einen Misserfolg erlebt, weil mich meine Eltern von allen möglichen Risiken geschützt haben und ich mir aber selber extrem viel Mühe gegeben habe, immer zu glänzen. Offiziell haben meine Eltern nie wirklich verlangt, dass ich so gut in allem sein sollte, aber ich merkte förmlich ihre Enttäuschung, wenn ich mal in der Schule nur eine 2 bekam oder mal doch nicht immer die absolut beste war. Dieses Verhalten hat in mir eine ziemliche Selbstunsicherheit erzeugt und durch diese ständige Perfektionssuche hatte ich sehr lange Essstörungen, die ich erst seit wenigen Jahren ohne Fremdhilfe bekämpft habe (das war ein harter Krieg).
Meine Mutter ist und war immer Hausfrau aus Überzeugung und hat sich ihr Leben lang nur um uns Kinder und um den Rest der Familie gekümmert. Das ist die einzige Rolle, die sie für sich gewählt hat, und sie hat sich daher immer in unserer Erziehung und in uns Kinder sehr reingesteigert. Es gab für sie nie einen wirklichen Ausgleich und, selbst wenn ich es nicht wollte, war ich durch ihre Art und Weise doch immer im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit. Das hat mir glaube ich sehr geschadet. Es ist klar, dass ich durch mein Studium, Berufsleben und meine doch so unterschiedliche Laufbahn nicht dem entspreche, was sie in meinem Alter war und heute ist. Und das Problem ist, dass je älter ich werde, desto fester wird meine eigene Meinung und desto größer die Diskrepanz zwischen uns beiden.
Obwohl meine Mutter in meinem Alter bereits verheiratet war und damals bereits dreimal schwanger wurde, kann sie mich immer noch nicht als erwachsenen, eigenständigen Mensch anerkennen. Ihr fällt es sehr schwer loszulassen, mit der Konsequenz, dass ich mich täglich bei ihr melden muss, obwohl dies sehr schwer mit meinem Berufsleben vereinbar ist und mir irgendwann auch keine Freude mehr bereitet. Ich empfinde die Kontaktaufnahme zu ihr als zwanghaft, kritisch und leider unangenehm, da es immer in Streit ausartet. Das führt bei mir zu einem unerträglichen, ständigen schlechten Gewissen. Ich fühle mich wie eine absolute Raubentochter, die ihre Mutter nur verletzt, weil sie gerne in Ruhe gelassen werden möchte. Ich würde mir ein entspanntes Verhältnis zu meiner Mutter wünschen und nicht zur täglichen Kontaktaufnahme gezwungen werden, um mir danach anhören zu müssen, dass ich doch immer so wenig erzähle und keine Freude an den Telefonaten mit ihr habe. Es ist wie ein Teufelskreis, aus welchem wir nicht rauskommen. Ich habe schon öfter versucht, ihr zu erklären, dass mich diese ständige Präsenz sehr stresst und unter Druck setzt, sie hat aber immer darauf geantwortet, dass sie die tägliche Kontaktaufnahme unbedingt für ihre innere Ruhe braucht und so versuche ich, mich immer zurückzumelden, damit sie mich danach in Ruhe lässt. Das ist für mich aber nicht mehr so einfach, weil ich auch bestimmte Phasen in meinem Leben habe, in denen ich ihren Kontakt einfach nicht wünsche. Ich weiß nicht, ob das aus Sicht einer Mutter akzeptabel ist, für meine ist es dennoch definitiv nicht, was dazu führt, dass ich mich immer schuldiger fühle und unser Verhältnis immer angespannter wird.
Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll, um es sowohl ihr als auch mir recht zu machen. Ich leide sehr unter diesem täglichen Stress, der aus unseren zwanghaften Konversationen resultiert. Ich fühle mich dabei sehr schlecht, kindisch und komme mir irgendwie auch unmenschlich vor. Meine Mutter lässt mich einfach nicht los, obwohl zwischen uns 2000 Km liegen und ich ihr aus meiner Sicht keinen Grund gebe, sich Sorgen zu machen. Alles was ich für mein Leben je entschieden habe, hat sie mehr oder weniger immer abgelehnt oder für riskant und nicht gut befunden. Meine Entscheidung, nach Deutschland zu ziehen (obwohl ich dies aufgrund der Entfernung eventuell noch nachvollziehen kann… aber ich stamme aus einer industriell gesehen sehr unterentwickelten Region, aus welcher alle jungen Leute wegziehen, weil dort keine Perspektiven geboten sind), meine Studienwahl, meine Partnerwahl, mein Job… Alles hat sie immer kritisiert. Auch in Kleinigkeiten des täglichen Lebens möchte sie sich einmischen und mir ihre Meinung eindrehen, weil meine partout immer falsch ist. Das belastet mich sehr. Sie kritisiert mich in meinem Verhältnis zu meinen Geschwistern, welches aus meiner Sicht völlig normal abläuft, weil ich mich bei ihnen nicht so oft melde, wie sie es möchte. Ich brauche die Distanz zu meiner Familie und zu meiner Mutter, ich brauche meine Privatsphäre, die ich in jungem Alter so wenig erfahren durfte, und das bedeutet nicht, dass mir meine Familie deswegen nicht wichtig ist. Ich möchte in der Beziehung zu meiner Mutter nicht unter Druck gesetzt werden, ich möchte meine Entscheidungen frei treffen und sie unterstützend und nicht ablehnend an meiner Seite haben. Ist es zu viel verlangt?
Ich weiß, dass es mir besser geht, wenn ich zu ihr wenig Kontakt habe. Deswegen fühle ich mich sehr schlecht. Ich kann und möchte deswegen den Kontakt zu ihr nicht abbrechen, weil es sie fertig machen würde und ich will ihr nicht wehtun. Ich will nur mein Leben wie ein erwachsener Mensch in Ruhe leben, ohne mir ständig Sorgen und Gedanken um sie machen zu müssen. Ich weiß aber nicht, wie das geht.
Ich würde mich freuen, wenn jemand sich in meiner Geschichte widerfindet und mir gerne seine Meinung geben möchte.
Vielen Dank im Voraus!
es gibt ein Problem, das mich schon das ganze Leben sehr beschäftigt und mir wehtut und ich suche Hilfe, konstruktive Kritik und Ratschläge, da ich nicht mehr weiter weiß. Das Problem betrifft meine Beziehung zu meiner Familie aber vor allem zu meiner Mutter.
Kurz zu mir, damit ihr meine Situation besser einordnen könnt. Ich bin weiblich, 30 und bin vor 10 Jahren aus dem Elternhaus gezogen und nach Deutschland gekommen. Die Entscheidung, ins für mich damals Ausland zu ziehen und hier zu bleiben, hat unbewusst sicherlich auch mit dem Verhältnis zu meiner Familie zu tun. Ich hatte eine sehr behütete, dennoch ziemlich normale Kindheit, eine schreckliche Pubertät und nun bin ich im Erwachsenenalter mit meinen alten Wunden immer noch sehr beschäftigt. Wenn die Beziehung zu meiner Mutter nicht wäre, hätte ich heute an sich ein sehr normales und ausgeglichenes Leben. Ich habe mein Studium erfolgreich abgeschlossen, befinde mich erfolgreich im Berufsleben, ich bin seit meinem Auszug finanziell unabhängig, war nie wirklich arbeitslos und führe seit 9 Jahren eine sehr stabile Beziehung zu meinem Partner. Dennoch weiß ich, dass meine Mutter mit mir unglücklich ist.
Meine Eltern waren immer für mich und meine beiden Geschwister da, leider viel zu viel, so dass es mich persönlich irgendwann erstickt hat. Ich wollte sie schon als Kind nicht enttäuschen, war ein braves Mädchen, immer die beste in der Schule, beim Ballett, beim Theater, beim Klavierspielen. Ich habe die ganze Kindheit kaum einen Misserfolg erlebt, weil mich meine Eltern von allen möglichen Risiken geschützt haben und ich mir aber selber extrem viel Mühe gegeben habe, immer zu glänzen. Offiziell haben meine Eltern nie wirklich verlangt, dass ich so gut in allem sein sollte, aber ich merkte förmlich ihre Enttäuschung, wenn ich mal in der Schule nur eine 2 bekam oder mal doch nicht immer die absolut beste war. Dieses Verhalten hat in mir eine ziemliche Selbstunsicherheit erzeugt und durch diese ständige Perfektionssuche hatte ich sehr lange Essstörungen, die ich erst seit wenigen Jahren ohne Fremdhilfe bekämpft habe (das war ein harter Krieg).
Meine Mutter ist und war immer Hausfrau aus Überzeugung und hat sich ihr Leben lang nur um uns Kinder und um den Rest der Familie gekümmert. Das ist die einzige Rolle, die sie für sich gewählt hat, und sie hat sich daher immer in unserer Erziehung und in uns Kinder sehr reingesteigert. Es gab für sie nie einen wirklichen Ausgleich und, selbst wenn ich es nicht wollte, war ich durch ihre Art und Weise doch immer im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit. Das hat mir glaube ich sehr geschadet. Es ist klar, dass ich durch mein Studium, Berufsleben und meine doch so unterschiedliche Laufbahn nicht dem entspreche, was sie in meinem Alter war und heute ist. Und das Problem ist, dass je älter ich werde, desto fester wird meine eigene Meinung und desto größer die Diskrepanz zwischen uns beiden.
Obwohl meine Mutter in meinem Alter bereits verheiratet war und damals bereits dreimal schwanger wurde, kann sie mich immer noch nicht als erwachsenen, eigenständigen Mensch anerkennen. Ihr fällt es sehr schwer loszulassen, mit der Konsequenz, dass ich mich täglich bei ihr melden muss, obwohl dies sehr schwer mit meinem Berufsleben vereinbar ist und mir irgendwann auch keine Freude mehr bereitet. Ich empfinde die Kontaktaufnahme zu ihr als zwanghaft, kritisch und leider unangenehm, da es immer in Streit ausartet. Das führt bei mir zu einem unerträglichen, ständigen schlechten Gewissen. Ich fühle mich wie eine absolute Raubentochter, die ihre Mutter nur verletzt, weil sie gerne in Ruhe gelassen werden möchte. Ich würde mir ein entspanntes Verhältnis zu meiner Mutter wünschen und nicht zur täglichen Kontaktaufnahme gezwungen werden, um mir danach anhören zu müssen, dass ich doch immer so wenig erzähle und keine Freude an den Telefonaten mit ihr habe. Es ist wie ein Teufelskreis, aus welchem wir nicht rauskommen. Ich habe schon öfter versucht, ihr zu erklären, dass mich diese ständige Präsenz sehr stresst und unter Druck setzt, sie hat aber immer darauf geantwortet, dass sie die tägliche Kontaktaufnahme unbedingt für ihre innere Ruhe braucht und so versuche ich, mich immer zurückzumelden, damit sie mich danach in Ruhe lässt. Das ist für mich aber nicht mehr so einfach, weil ich auch bestimmte Phasen in meinem Leben habe, in denen ich ihren Kontakt einfach nicht wünsche. Ich weiß nicht, ob das aus Sicht einer Mutter akzeptabel ist, für meine ist es dennoch definitiv nicht, was dazu führt, dass ich mich immer schuldiger fühle und unser Verhältnis immer angespannter wird.
Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll, um es sowohl ihr als auch mir recht zu machen. Ich leide sehr unter diesem täglichen Stress, der aus unseren zwanghaften Konversationen resultiert. Ich fühle mich dabei sehr schlecht, kindisch und komme mir irgendwie auch unmenschlich vor. Meine Mutter lässt mich einfach nicht los, obwohl zwischen uns 2000 Km liegen und ich ihr aus meiner Sicht keinen Grund gebe, sich Sorgen zu machen. Alles was ich für mein Leben je entschieden habe, hat sie mehr oder weniger immer abgelehnt oder für riskant und nicht gut befunden. Meine Entscheidung, nach Deutschland zu ziehen (obwohl ich dies aufgrund der Entfernung eventuell noch nachvollziehen kann… aber ich stamme aus einer industriell gesehen sehr unterentwickelten Region, aus welcher alle jungen Leute wegziehen, weil dort keine Perspektiven geboten sind), meine Studienwahl, meine Partnerwahl, mein Job… Alles hat sie immer kritisiert. Auch in Kleinigkeiten des täglichen Lebens möchte sie sich einmischen und mir ihre Meinung eindrehen, weil meine partout immer falsch ist. Das belastet mich sehr. Sie kritisiert mich in meinem Verhältnis zu meinen Geschwistern, welches aus meiner Sicht völlig normal abläuft, weil ich mich bei ihnen nicht so oft melde, wie sie es möchte. Ich brauche die Distanz zu meiner Familie und zu meiner Mutter, ich brauche meine Privatsphäre, die ich in jungem Alter so wenig erfahren durfte, und das bedeutet nicht, dass mir meine Familie deswegen nicht wichtig ist. Ich möchte in der Beziehung zu meiner Mutter nicht unter Druck gesetzt werden, ich möchte meine Entscheidungen frei treffen und sie unterstützend und nicht ablehnend an meiner Seite haben. Ist es zu viel verlangt?
Ich weiß, dass es mir besser geht, wenn ich zu ihr wenig Kontakt habe. Deswegen fühle ich mich sehr schlecht. Ich kann und möchte deswegen den Kontakt zu ihr nicht abbrechen, weil es sie fertig machen würde und ich will ihr nicht wehtun. Ich will nur mein Leben wie ein erwachsener Mensch in Ruhe leben, ohne mir ständig Sorgen und Gedanken um sie machen zu müssen. Ich weiß aber nicht, wie das geht.
Ich würde mich freuen, wenn jemand sich in meiner Geschichte widerfindet und mir gerne seine Meinung geben möchte.
Vielen Dank im Voraus!
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