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Auf Thema antworten

Hallo,


wir hatten das Thema hier schon öfter, aber da ich es vor Jahren selbst erlebt habe, was so eine Boreout-Situation mit einem machen kann, will ich versuchen ein paar Tips zu geben.


Der IT-Sektor ist eine der wenigen Bereiche auf dem gegenwärtigen Jobmarkt, wo es überhaupt noch möglich ist, sich relativ leicht neu zu orientieren und wo es einem nicht negativ ausgelegt wird, wenn man öfter einmal den Job wechselt. Auf der anderen Seite erodiert aber vorhandenes Wissen nirgendwo schneller als in dieser Branche. Wenn man sich eine Zeit lang nicht mehr fortbildet und nicht gefordert wird, steht man plötzlich so da, als hätte man nie etwas gelernt. Boreout ist also nirgendwo so gefährlich wie in diesem Jobumfeld.


Dem entgegen steht das Bedürfnis nach finanzieller Sicherheit. Die eigene Wohnung, der fahrbare Untersatz, die regelmäßigen Urlaube, das ganze Drumherum steht plötzlich wieder zur Disposition, wenn man sich dazu entscheidet, sich neu zu orientieren. Und es erfordert Kraft. Kraft, die in einer Boreout-Situation einfach nicht vorhanden ist, da man schon genug damit zu tun hat, jeden einzelnen Arbeitstag durch zu stehen.


Boreout ist in seinen Auswirkungen am ehesten einer Depression vergleichbar. Man ist kaum in der Lage aus eigener Kraft Neues zu bewältigen, da man sich in seinen Fähigkeiten nicht bestätigt, durch fehlende Anforderung nicht mehr belastbar fühlt. Man entwickelt Zukunftsängste und muß aber feststellen, dass sie nicht wirklich ernst genommen werden, da die mainstreammässige Akzeptanz nicht vorhanden ist, dummerweise auch bei einem selbst nicht, da ja, von außen betrachtet, alles in Ordnung zu sein scheint (fester Job, sicheres Einkommen etc.).


Diese sich anbahnende Depression kann auf unterschiedlichste Art in Erscheinung treten. Bei dem Einen in immer stärker werdendem Rückzug aus dem sozialen Umfeld bis zur völligen Isolation, bei dem Anderen kommt es zu Wutausbrüchen oder Gewalt gegen Personen oder Gegenstände. Beides ist als Hilferuf zu deuten und unbedingt ernst zu nehmen und ist sicherlich nicht gegen jemanden bestimmtes, also dich, gerichtet. 


Möglicherweise kann die von den anderen Threadteilnehmern vorgeschlagene Reaktion zu dem Ergebnis führen, dass derjenige dadurch aufgerüttelt wird und von sich aus die erforderlichen Schritte einleitet, die ihn aus dieser Situation herausführen, sie kann aber auch zur Katastrophe führen. Wenn dir an der Beziehung etwas liegt, würde ich eher versuchen einen anderen Weg zu gehen.


Idealerweise verfügst du über ein eigenes solides Einkommen, welches im Notfall, für eine gewisse Zeit, reichen würde, alle lebensnotwendigen Ausgaben zu bestreiten. Sollte das so sein, würde ich den Vorschlag machen, dass er sich jetzt einen Krankenschein nimmt und ihm die Gelegenheit gegeben wird, sich zwei bis drei Wochen zu erholen. Also auch keine unaufschiebbaren Dinge in diesen Zeitraum packen und ihm Zeit geben, sich zu sammeln.

Wenn er sich dazu in der Lage sieht, sollte er seine Bewerbungsunterlagen auf Fordermann bringen und sich bei allen seriösen Jobbörsen anmelden und anfangen die Jobangebote in Fachzeitschriften und Tageszeitungen, als auch einschlägige Foren, zu durchforsten. Auch Jobs, die deutlich unter dem bisher bezogenen Einkommen liegen, würde ich dabei in Augenschein nehmen, denn das Wichtigste ist im Moment, aus dieser Situation heraus zu kommen. Parallel dazu solltet ihr gemeinsam überlegen, welche Ausgaben gekürzt werden können, sodass ihr, wenn es hart auf hart kommt, auch noch mit nur einem Gehalt über die Runden kommen könnt, denn eines ist absolut klar: Wenn nicht alles den Bach runtergehen soll, muß er raus aus diesem Job und in seinem Alter ist das auch auf jeden Fall machbar.


Mit Solidarität und ein wenig Mut machen, hast du bald bestimmt wider deinen alten Schatz zurück.


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