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Selbständig und psychisch am Ende - bitte herzlich um Meinungen

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D

DanielK

Gast
Hallo liebe Mitleidenden,

ich bin frische 29 geworden und mein berufliches Leben ist trotz Selbständigkeit ein Scherbenhaufen.

Ich versuche mich so kurz wie möglich zu fassen, deshalb stichwortartig bis heute:

- Ich habe eine kaufmännische Ausbildung absolviert und bin 2005 in den Betrieb meines Vaters eingestiegen (ich sah es als Chance)... (Handelsbetrieb)

- Zu diesem Zeitpunkt war der Betrieb durch veränderte Zeiten und teilweise wirklich unfähige und unwillige Mitarbeiter schon von 6 auf 3 geschrumpft.

- Dazu kam der steigende Preisdruck und viele Insolvenzen unserer Kunden.

- Man hat mehr oder weniger dadurch auch technische Neuerungen und weiteren Aufbau verschlafen.

- Man hat es immer wieder mit neuen Mitarbeitern versucht, die sich dann selbständig gemacht haben oder abgeworben wurden und heute alle mehr oder weniger am Boden der Tatsachen angekommen sind.

- Mit meinem Vater war ich dann eine zeitlang alleine in der Firma, er ist mittlerweile schon 70 und wollte schon längst aufhören. Also habe ich die Initiative ergriffen und einen ehemaligen Mitarbeiter aufgesucht mit dem ich mich sehr gut verstehe.
Das liegt jetzt 2 Jahre zurück.

Die aktuelle Situation ist folgende: eigentlich war geplant, dass ich mit ihm die Firma zusammen führe. Er verdient seither fast das doppelte wie ich, mein Vater nimmt sich gar nichts raus, damit wir gerade noch so über die Runden kommen. Grund: ich wohne mietfrei, und um aufbauen zu können wurde vereinbart dass ich eine Zeit lang zurückstecke.

Da sich an der geschäftlichen Lage nichts verbessert (günstiger,de, billiger, geiz ist geil etc..) und ich den Eindruck hatte, dass sich mein "Partner" nicht 100% bemüht, habe ich nachgeforscht und festgestellt, dass er bis zu 3 Stunden am Tag einfach nur im Internet surft, bzw. sich dem Ernst der Lage überhaupt nicht bewusst ist.
Dazu sei noch erwähnt, er ist Anfang 40!

Ihr könnt euch vorstellen am liebsten würde ich ihn sofort rauswerfen, doch leider sind wir mehr oder weniger von ihm abhängig. Wäre er weg, könnten wir nicht mehr alles allein bewältigen und er hat immerhin ein paar Jahre Erfahrung.

Mir geht es dadurch mittlerweile sehr schlecht.

-> ich bin zwar selbständig und arbeite 12 Stunden am Tag und verdiene nur halbsoviel
-> das ist sowieso nur möglich weil ich mietfrei wohne
-> wir können finanziell gesehen keinen Furz lassen
-> ich kann ihm auf der anderen Seite nicht sagen dass ich seinen PC überwache
-> jeder Tag ist mittlerweile ein Horror (wie geht es weiter)

Meine Fragen an Euch:

Würdet ihr um jeden Preis selbständig bleiben, nach dem Motto lieber eigener Chef und hoffen dass es besser wird? Oder würdet ihr euch in der heutigen schwierigen Zeit neu bewerben, wo ihr nicht wisst ob ihr überhaupt was bekommt was euch fordert und Spaß macht ? Ich habe sogesehen im Ausbildungsberuf keine Berufserfahrung weil ich direkt danach in die Firma eingestiegen bin.

Ich habe jetzt im Januar noch den Betriebswirt angefangen, würdet ihr zumindest noch so lange versuchen über die Runden zu kommen?

Mittlerweile nehme ich täglich Beruhigungsmittel weil ich kaum noch schlafen kann.

Bitte bitte gebt mir ein paar Ratschläge, ich bin völlig verzweifelt.
 
Hallo, bin auch selbstständig, Anfang 30.

Die Antwort auf Deine Frage kannst Du Dir nur selbst geben. Wenn Du wirklich weitermachen willst, sind 12 Stunden arbeiten und wenig verdienen kein Problem. Wenn es eigentlich das Projekt Deines Vaters ist, und Du nicht wirklich alles dafür tun willst, um die Firma wieder zu starten, lass es lieber. Du kannst auch andere Sachen selbstständig machen. Besonders wenn man selbstständig ist, muss man seine Arbeit lieben, egal was kommt, man ist trotzdem irgendwie zufrieden, sonst macht es keinen Sinn, die geforderte Investition ist zu groß.

Ohne Dich näher zu kennen - liege als eventuell völlig falsch, reine Raterei - ist es das das Projekt Deines Vaters, sein Lebenswerk und nicht Deins, Du möchtest eigentlich aufhören und hast die Firma nur übernommen, weil es sich ergeben hat. Eventuell war es auch der Wunsch Deines Vaters. Wenn es eine zu große LAst ist überleg sofort was Du wirklich machen willst und starte neu.

Es sei auch angemerkt, dass die Zeiten hart sind für uns alle durch Wirtschaftskrise, also mach' Dir nicht so viele Vorwürfe.
 
Würdet ihr um jeden Preis selbständig bleiben, nach dem Motto lieber eigener Chef und hoffen dass es besser wird? Oder würdet ihr euch in der heutigen schwierigen Zeit neu bewerben, wo ihr nicht wisst ob ihr überhaupt was bekommt was euch fordert und Spaß macht ? Ich habe sogesehen im Ausbildungsberuf keine Berufserfahrung weil ich direkt danach in die Firma eingestiegen bin.

Ich habe jetzt im Januar noch den Betriebswirt angefangen, würdet ihr zumindest noch so lange versuchen über die Runden zu kommen?

Mittlerweile nehme ich täglich Beruhigungsmittel weil ich kaum noch schlafen kann.
Hallo Daniel K.🙂

Ich würd sagen, dass du entweder dein eigener Chef werden sollst und daran kämpfen um es besser zu werden oder sollst du dich wo anders bewerben. Du hast schon Berufliche Erfahrung in die Firma deines Vaters, also von daher sehe ich kein Problem dich für ein anderes Job zu bemühen!
Erstmal kannst du ja irgendwie mit dein Mitarbeiter ernst reden das es so nicht weitergehen kann! Kannst ja mal versuchen, hast nichts zu verlieren! Aber wenn es sich nichts ändert, kann es nicht so weitergehen, weil du so psychisch kaputt gehst😱
 
Hallo,

bist du wirklich ohne diesen Mitarbeiter aufgeschmissen?
Wenn er ein dickes Gehalt empfängt und trotzdem keine Erfolge zu sehen sind kannst du bestimmt auf ihn verzichten und sein Gehalt einsparen.
Was nützt dir deine Selbständigkeit, wenn kein Gewinn für dich rausspringt.Wenn dein Mitarbeiter sich dem Ernst der Lage nicht bewusst ist, wird es Zeit, daß du ihn über den Ernst aufklärst.
Selbständigkeit um jeden Preis auf Kosten der Gesundheit kann nicht sein. Falls es mit deiner Selbständigkeit doch schief läuft, hast du durch deine eigene Firma genügend Berufserfahrung, vor allem wenn du deinen Betriebswirt noch machst. Du musst selber entscheiden, ob du dem gewachsen bist.
Als erstes würde ich ein Gespräch mit dem Mitarbeiter führen, ihn über die Situation in Kenntnis setzen. Schließlich geht es auch um seinen Job. Versucht gemeinsam einen Weg zu finden. Wenn er nicht kooperativ erscheint, musst du eben auf ihn verzichten.

LG Punto
 
Hallo,

Etwas "um jeden Preis" zu tun, ist meiner Meinung nach oft der sicherste Weg in den eigenen Zusammenbruch. Ich würde also nicht an einer Selbstständigkeit festhalten, die keinen Erfolg bringt und mich nervlich aufreibt.

Zu deinem konkreten Fall: Keiner ist unersetzbar, auch dieser Mitarbeiter nicht. Okay, er hat ein paar Jahre Erfahrung...das haben andere vielleicht auch oder? Nebenbei scheint es ja trotz seiner Erfahrung nicht bergauf zu gehen. Vielleicht wäre ein junger - unerfahrener aber motivierter - Mitarbeiter die bessere Wahl?

Ich meine: auch wenns mies läuft, bist DU doch der Chef oder hab ich das falsch verstanden? Dann bist Du auch derjenige, der die Entscheidungen treffen muss. Du bist noch jung und solltest vielleicht überlegen, wo du DEINE Zukunft siehst. Nicht die der Firma (wobei ich gut verstehe, dass ein Familienbetrieb einem am Herzen liegt, selbst wenn er nix abwirft), nicht die deines Mitarbeiters. Du machst den Betriebswirt...studierst also nebenbei?
Das finde ich schon mal gut, weil es seine beruflichen Chancen mit Sicherheit verbessert. Mein Tipp wäre, das durchzuziehen. Gerade im wirtschaftlichen Bereich kann man während einen Studiums oft gute Praxiskontakte finden...die könnten die bei einem Neuanfang helfen oder gegebenenfalls deinem Betrieb nützen, wenn Du ihn doch weiterführen magst.
 
Hallo Ihr, und vielen Dank für Eure Beiträge.

Ja ihr habt richtig gelesen, trotz Selbstständigkeit mache ich derzeit abends noch den Betriebswirt. D.h. oft von 8 - 21 Uhr arbeiten.

Das ist auch das einzige was ich auf die "Schnelle" und auch von meinen Fähigkeiten her machen kann.

Ob ich damit natürlich nacher irgendwo branchenfremd eine Chance hätte weil ich jetzt Betriebswirt bin, wage ich zu bezweifeln. Einige behaupten sogar man hätte schlechtere Chancen wenn man bereits schonmal selbstständig war (der lässt sich nichts sagen, arbeitet nur nach seinen Vorstellungen etc...)

Das sind natürlich alles Vermutungen, ich weiß nur dass ich momentan ziemlig verzweifelt bin. Manchmal kann man sogar davon sprechen dass ich froh bin wenn mal wieder 2 Tage Wochenende sind, aber ich kann mich auf Dauer nicht immer von Wochenende zu Wochenende hangeln.

Unsere Branche ist auch dermaßen schwierig geworden, man hat einfach keine Margen mehr. Das Verhältnis Aufwand zu Ertrag steht in keiner Relation mehr.

Und dennoch hänge ich eben irgendwie am eigenen Boot, und ich will ja auch und bin bereit dafür viel zu tun, aber ich finde irgendwie keinen Weg.

Ich weiß auch dass es manche gibt, die sich zwar grade so über Wasser halten können, aber dennoch froh sind dass ihnen keiner auf dem Kopf rumtanzt.

Und das Schlimme ist, man orientiert sich ständig nach anderen die es "geschafft" haben, oder scheinbar für lockere Arbeitstage bestens bezahlt werden, stimmt das aber wirklich? Ich glaube diejenigen die sang und klanglos untergegangen sind sieht kein Mensch.
 
Hi Daniel.

Ich denke hier gibt es noch einige die auch auf eigenen Beinen stehen und keine Reichtümer verdienen. Selbstständig heißt nicht automatisch viel Geld zu verdienen.

Da ich ein ähnliches Problem habe, würde auch ich mich über weitere Leidensgenossen zum Gedankenaustausch freuen. Auch ich überlege mir zunehmend wie lange ich es aufrecht erhalten soll.
 

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