Guten Abend, liebes Forum!
Das Problem, welches ich im Folgenden schildern werde, trage ich nun schon länger mit mir herum. Ich wende mich an Euch, weil ich mich nach einer objektiven Einschätzung dieses Sachverhalts sehne. Im Optimalfall befindet sich unter Euch ein Jurist, der meine Situation ggf. besser nachvollziehen kann. Grundsätzlich freue ich mich aber über jede Rückmeldung.
Ich bin 26 Jahre alt, im 14. Semester und bereite mich derzeit auf mein 1. juristisches Staatsexamen vor.
Nachdem das erste Semester für mich nicht optimal lief (ich fiel gleich durch mehrere Klausuren, Gründe waren fehlender Fleiß), setzte ich mich anschließend auf meinen Hosenboden und bestand seitdem jede Klausur sowie jede Hausarbeit bereits im ersten Versuch. Die nicht bestandenen Klausuren aus dem ersten Semester saßen direkt im zweiten Versuch. Meine Noten bewegten sich dabei - von Ausnahmen sowohl nach oben als auch nach unten abgesehen - stets im recht soliden Bereich.
Im achten Semester war ich komplett scheinfrei. Weil ich zuerst den universitären Teil meiner Ausbildung abschließen wollte (denn es besteht theoretisch die Möglichkeit, den staatlichen Teil vorzuziehen), wandte ich mich anschließend dem Schwerpunktstudium zu.
Da mir von zu Hause aus kein Druck gemacht wird und ich mein Studium stets nach freiem Ermessen gestalten durfte, ließ ich mir für mein Schwerpunktstudium mehr Zeit, als es in der Regel der Fall ist. Lieber vertieft lernen und eine gute Note bekommen (schließlich macht das Schwerpunktstudium 30 % der Gesamtnote des 1. Staatsexamens aus), als einen so wichtigen Teil der Ausbildung ''schnell abhaken'', dafür aber eine bescheidenere Note kassieren oder gar ganz durchzufallen, dachte ich mir. Die wirklich sehr erfreulichen Ergebnisse meiner Abschlussprüfungen, betätigten meine Herangehensweise.
Nachdem ich den Schwerpunkt abschloss, stürzte ich mich ins Repetitorium. Dort arbeitete ich stets das Besprochene nach und schrieb sämtliche Übungsklausuren mit, die ich in den meisten Fällen - jedoch nicht mit berauschenden Noten - bestand. Ich stellte jedoch fest, dass ich im gesamten Kurs der Älteste war; die Meisten befanden sich in einem Alter zwischen 21 und 23 Jahren. Nicht selten wurde ich auf mein Alter angesprochen und als etwas Älterer gleich als leistungsschwächer eingestuft. Zunächst fand ich diese Anmerkungen lächerlich, denn schließlich darf ich mit Mitte zwanzig noch mit Fug und Recht behaupten, ebenfalls jung zu sein. Mit der Zeit brachte mich das jedoch ins Grübeln. Ich fragte mich, ob ich mir während meines Studiums zu viel Zeit gelassen und mir dadurch die ein oder andere Gelegenheit auf dem Arbeitsmarkt selbst verbaut habe.
Hinzu kam (und kommt immer noch), dass mich der Stoff gewissermaßen erschlägt. Denn anders als bei den Semsterabschlussklausuren, gilt es jetzt, das gesamte Wissen abrufen zu können. Mein Problem ist weniger das Verständnis, als das Vergessen. Recht komplexe Themen verstehe ich eigentlich ziemlich schnell, aber ebenso schnell vergesse ich sie wieder. Auch fällt mir das ''Umschalten'' zwischen den einzelnen Rechtsgebieten schwer.
Kurzum: Ich fühle mich derzeit extrem überfordert und habe immense Existenzängste. Das liegt nicht nur an der Angst vor dem Examen (durch das man schließlich immer durchfallen kann), sondern auch - sollte ich das Examen tatsächlich schaffen - an der Angst vor den Reaktionen auf meinem Alter und meiner Studiendauer im Referendariat resp. Berufsleben. Natürlich kommt mir bei dem Gedanken des Scheiterns und der damit einhergehenden Vorstellung, mit fast 30 lediglich über Abitur und Fahrerlaubnis zu verfügen, auch mein Mittagessen wieder hoch.
Für das Examen habe ich mich daher noch nicht angemeldet. In nächster Zeit werde ich weiterhin meine Kursunterlagen nacharbeiten und zusätzlich Übungsklausuren schreiben. Denn zur Zeit bin ich (noch) fest davon überzeugt, das Examen nicht bestehen zu können.
Wie seht Ihr meine Situation im Allgemeinen? Ist es sehr ungewöhnlich, erst mit Ende zwanzig und einer überdurchschnittlichen Studienzeit, das erste Staatsexamen zu erlangen? Hat dies Auswirkungen auf meine berufliche Zukunft oder interessiert potentiellen Arbeitgebern dieser Umstand weniger, als ich befürchte? Und: Lässt sich aus den Ergebnissen der Übungsklausuren das Ergebnis des Examens ableiten? Denn diese fielen - wie bereits oben erwähnt - nicht berauschend aus.
Zudem bin ich über jeden Lern- oder Vorbereitungstipp dankbar.
Liebe Grüße
Sciurus
Das Problem, welches ich im Folgenden schildern werde, trage ich nun schon länger mit mir herum. Ich wende mich an Euch, weil ich mich nach einer objektiven Einschätzung dieses Sachverhalts sehne. Im Optimalfall befindet sich unter Euch ein Jurist, der meine Situation ggf. besser nachvollziehen kann. Grundsätzlich freue ich mich aber über jede Rückmeldung.
Ich bin 26 Jahre alt, im 14. Semester und bereite mich derzeit auf mein 1. juristisches Staatsexamen vor.
Nachdem das erste Semester für mich nicht optimal lief (ich fiel gleich durch mehrere Klausuren, Gründe waren fehlender Fleiß), setzte ich mich anschließend auf meinen Hosenboden und bestand seitdem jede Klausur sowie jede Hausarbeit bereits im ersten Versuch. Die nicht bestandenen Klausuren aus dem ersten Semester saßen direkt im zweiten Versuch. Meine Noten bewegten sich dabei - von Ausnahmen sowohl nach oben als auch nach unten abgesehen - stets im recht soliden Bereich.
Im achten Semester war ich komplett scheinfrei. Weil ich zuerst den universitären Teil meiner Ausbildung abschließen wollte (denn es besteht theoretisch die Möglichkeit, den staatlichen Teil vorzuziehen), wandte ich mich anschließend dem Schwerpunktstudium zu.
Da mir von zu Hause aus kein Druck gemacht wird und ich mein Studium stets nach freiem Ermessen gestalten durfte, ließ ich mir für mein Schwerpunktstudium mehr Zeit, als es in der Regel der Fall ist. Lieber vertieft lernen und eine gute Note bekommen (schließlich macht das Schwerpunktstudium 30 % der Gesamtnote des 1. Staatsexamens aus), als einen so wichtigen Teil der Ausbildung ''schnell abhaken'', dafür aber eine bescheidenere Note kassieren oder gar ganz durchzufallen, dachte ich mir. Die wirklich sehr erfreulichen Ergebnisse meiner Abschlussprüfungen, betätigten meine Herangehensweise.
Nachdem ich den Schwerpunkt abschloss, stürzte ich mich ins Repetitorium. Dort arbeitete ich stets das Besprochene nach und schrieb sämtliche Übungsklausuren mit, die ich in den meisten Fällen - jedoch nicht mit berauschenden Noten - bestand. Ich stellte jedoch fest, dass ich im gesamten Kurs der Älteste war; die Meisten befanden sich in einem Alter zwischen 21 und 23 Jahren. Nicht selten wurde ich auf mein Alter angesprochen und als etwas Älterer gleich als leistungsschwächer eingestuft. Zunächst fand ich diese Anmerkungen lächerlich, denn schließlich darf ich mit Mitte zwanzig noch mit Fug und Recht behaupten, ebenfalls jung zu sein. Mit der Zeit brachte mich das jedoch ins Grübeln. Ich fragte mich, ob ich mir während meines Studiums zu viel Zeit gelassen und mir dadurch die ein oder andere Gelegenheit auf dem Arbeitsmarkt selbst verbaut habe.
Hinzu kam (und kommt immer noch), dass mich der Stoff gewissermaßen erschlägt. Denn anders als bei den Semsterabschlussklausuren, gilt es jetzt, das gesamte Wissen abrufen zu können. Mein Problem ist weniger das Verständnis, als das Vergessen. Recht komplexe Themen verstehe ich eigentlich ziemlich schnell, aber ebenso schnell vergesse ich sie wieder. Auch fällt mir das ''Umschalten'' zwischen den einzelnen Rechtsgebieten schwer.
Kurzum: Ich fühle mich derzeit extrem überfordert und habe immense Existenzängste. Das liegt nicht nur an der Angst vor dem Examen (durch das man schließlich immer durchfallen kann), sondern auch - sollte ich das Examen tatsächlich schaffen - an der Angst vor den Reaktionen auf meinem Alter und meiner Studiendauer im Referendariat resp. Berufsleben. Natürlich kommt mir bei dem Gedanken des Scheiterns und der damit einhergehenden Vorstellung, mit fast 30 lediglich über Abitur und Fahrerlaubnis zu verfügen, auch mein Mittagessen wieder hoch.
Für das Examen habe ich mich daher noch nicht angemeldet. In nächster Zeit werde ich weiterhin meine Kursunterlagen nacharbeiten und zusätzlich Übungsklausuren schreiben. Denn zur Zeit bin ich (noch) fest davon überzeugt, das Examen nicht bestehen zu können.
Wie seht Ihr meine Situation im Allgemeinen? Ist es sehr ungewöhnlich, erst mit Ende zwanzig und einer überdurchschnittlichen Studienzeit, das erste Staatsexamen zu erlangen? Hat dies Auswirkungen auf meine berufliche Zukunft oder interessiert potentiellen Arbeitgebern dieser Umstand weniger, als ich befürchte? Und: Lässt sich aus den Ergebnissen der Übungsklausuren das Ergebnis des Examens ableiten? Denn diese fielen - wie bereits oben erwähnt - nicht berauschend aus.
Zudem bin ich über jeden Lern- oder Vorbereitungstipp dankbar.
Liebe Grüße
Sciurus