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Seltsames Vater-Tochter-Verhältnis

Sterntänzerin

Neues Mitglied
Hallo, ich (19) habe seit längerem ein Problem mit meinem Vater. Seit der Trennung meiner Eltern vor einem Jahr lebe ich alleine mit meinem Vater, meine Schwester ist bei meiner Mutter. Am Anfang gefiel mir die neue Situation, ich hatte viel Freiraum und Papa hat gut für mich gesorgt. Doch kommuniziert haben wir immer weniger. Jeder von uns hatte auch in der Zwischenzeit Affären und Beziehungen, was für beide eine komische Erfahrung war. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass ich unbewusst die Frauen-Rolle zuhause eingenommen habe. Mein Freund ist auch der Ansicht, dass Papa und ich ein viel zu vertrautes Verhältnis haben. Außerdem rede ich mit meinem Vater, wenn wir reden, über ziemlich private und vertraute Dinge.
Momentan steigert sich die Wut auf meinen Vater, und jede Kleinigkeit, die er tut, provoziert mich innerlich total. Er benutzt meine Bettwäsche, trinkt den Wein, den ich gekauft habe, isst meine Schokolade. Und macht unterschwellig abwertende Bemerkungen über meinen Freund und meine Mutter. Außerdem redet er wie ein kleiner Junge und ich muss dann ständig Mitleid haben. Er ist auch sehr vergesslich geworden, was mich tierisch nervt, und manchmal würde ich ihm einfach gerne auf den Kopf hauen, so albern das klingt.
Ich gehe zwar in 2 Wochen eh erstmal ins Ausland, aber das Verhältnis ist und bleibt angespannt, und ich möchte irgendwas ändern, nur was bzw. wie?? Einfach gehen und den Kontakt runterschrauben fände ich etwas blöd, zumal ich auch Angst hab, dass hinterher meine Schwester für meine seltsame "Rolle" herhalten muss.
Hat jemand eine Idee, wie ich meinem Vater klarmachen kann, was mich bedrückt? (Er ist sehr sensibel und ein klassischer "Gut-Mensch"). Oder wie ich von mir aus etwas ändern kann?
 
Hallo Sterntänzerin,

wie wenig oder wie viel Abstand eine Beziehung zwischen zwei Menschen braucht oder erfordert, unterliegt einem ständigen Wandel der Umstände und Entwicklungen. Ja, mag sein, dass sich zwischen euch eine Nähe entwickelt hat, die nicht mehr "angemessen" ist. Dies könnte eine gute Erklärung für Deinen Zorn sein, der schließlich auch dazu da ist, um klare Grenzen zu setzen. Wenn Dir Dein Bauch sagt, dass da was "nicht mehr stimmt", dann wird es wohl Zeit für eine Veränderung.

Ein weiterer Aspekt ist wahrscheinlich auch, dass es zu Deiner Entwicklung gehört, sich von Deinem Elternhaus zu lösen und eigene Wege zu gehen. Wenn es sich Dein Vater etwas "bequem" gemacht hat in eurer Konstellation, kann es natürlich zu einer Enttäuschung für ihn werden, wenn er diesen Spiegel vorgehalten bekommt.

Mit dem Ein- oder Vorwurf des "Gutmenschen" meinst Du was? Vielleicht Deine Sorge, dass er entrüstet sein könnte, wenn Du mit ihm darüber reden willst und "das alles" weit von sich weist und Dich für verrückt erklärt, weil "ER" so etwas nie tun oder denken würde? "Sowas" passiert immer nur anderen?

Was Du tun kannst? Das was erwachsene Menschen tun sollten: mit einander reden. Ja, das könnte schmerzhaft werden, weil Deinem Vater vielleicht manche Dinge inzwischen etwas "über den Kopf gewachsen" sind, oder er vielleicht auch ein wenig die Hoffnung aufgegeben hat, eine Partnerin zu finden und ihn das mehr schmerzt, als er zugeben möchte. Leider hat wohl jeder Mensch "dunkle Flecken" auf der Seele, mit denen es nicht leicht fällt, sich damit auseinander zu setzen, erst recht nicht mit dem eigenen Kind.

Du bist reifer und erwachsener geworden und Du scheinst einen klaren Blick auf die Dinge zu haben. Kompliment, solche Sätze zu finden ist nicht selbstverständlich. Womöglich hat das Dein Vater etwas "übersehen".

Ich denke, Du wirst einen "angemessenen" Weg finden. Ein wenig Mitgefühl, eine gehörige Portion Stärke und Souveränität und Deine klaren Gedanken, dann machst Du das schon.
 
Im Zusammenleben mit einem Elternteil, verschiebt sich mit der Zeit die Rollenverteilung, das ist normal und unbedenklich, solange es nicht Formen annimmt, die nach und nach das "Kind" in die Rolle der Bevormundung gegenüber dem Erwachsenen drängt oder gedrängt wird.
Nicht nur Männer sehen in dem gegengeschechtlichen Kind einen Ersatzpartner, die/der fast übergangslos auch diese Rolle übernimmt. Nicht selten folgen Eifersuchtsszenen, da man diesen Ersatzpartner nicht verlieren möchte und sich in der Rolle des Umsorgten eingewöhnt hat. Das kann beide Seiten betreffen.

Hier musst Du wirklich Grenzen aufzeigen und Deine Intims- Privatsphäre fest manifestieren und ein Stop-Schild aufstellen, welches von Deinem Vater als solches respektiert wird.
Er muss zurückgeführt werden in seine Vaterrolle, nicht als Vater eines Kindes, sondern als Vater eines erwachsenen Menschen mit eigenen Bedürfnissen und Vorstellungen. Auch das ist für Eltern eine Lernphase, in dem das "Kind" zum Lehrer wird.
 

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