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Staatlich anerkannter Betriebswirt - und jetzt? Was bin ich wert

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Thommyknockers

Gast
Ich stehe gerade irgendwie im Wald. Mein Ziel war auf die kaufmännische Ausbildung aufzubauen, und so habe ich in 2 Jahren nebenberuflich o.g. Abschluss erworben. Es war nicht ganz einfach und recht zeitintensiv. Bis dato war ich im Vertriebsinnendienst mit 2500 Bruttogehalt. Allerdings so ein bisschen auch Mädchen für alles, habe also überall mal mit angepackt.

Die Themen im Kurs waren: alles was mit Bilanz und Rechnungswesen zu tun hat (von A-Z), Personalführung, Privat- und Prozessrecht, Steuerrecht, Projektmanagement, Rhetorik, Volkswirtschaftslehre,.... also im Prinzip Führungswissen für kleine und mittlere Unternehmen. So nannte es sich zumindest auch auf den Lehrbüchern.

Jetzt kann man dies natürlich nicht als richtiges Studium ansehen, und ich komme mir vor, als hätte ich eben aus jedem Bereich ein paar Rosinen behandelt, weiß aber nun überhaupt nicht welche Möglichkeiten ich jetzt damit habe. Dass ich jetzt in allen Bereichen Profi bin bzw. einfach hinsitze und Bilanzen abschließe ist eher unwahrscheinlich. Was kann ich denn mit diesem Abschluss überhaupt tun? Leider hatte ich mir davor keine richtigen Gedanken gemacht, und muss jetzt feststellen, dass eigentlich Betriebswirte ansich nicht explizit gesucht werden.

Einerseits war ich irgendwie stolz es geschafft zu haben, andererseits kommt es mir auch irgendwo nutzlos vor.
In meinem jetzigen Betrieb kann ich mir davon zumindest nichts kaufen, geschweigedenn dass ich mehr verdiene, auch nützt mir das erwrbene Wissen am jetzigen Arbeitsplatz so gut wie überhaupt nichts. Ich fühle mich irgendwie als hätte ich dort nichts Halbes und nicht Ganzes gemacht. Denn die theoretischen Abhandlungen sind alle schön und gut, aber sicherlich nicht 1🤐 in die Praxis umzusetzen. Würde ich jetzt als Führungskraft eingestellt (wie auch immer die aussehen mag) hätte ich Angst den Anforderungen gar nicht gerecht zu werden.

Kann mir da jemand ein realistisches Bild aufzeigen was ich auf dem Arbeitsmarkt überhaupt wert bin?
Ich hatte mir noch überlegt vielleicht den Bilanzbuchhalter dazu zu machen, da schaute mich der Herr bei der Beratung nur komisch an und meinte warum ich wieder eine Stufe tiefer gehen will, der BW wäre doch schon der höchste Abschluss.

Ich schwimme total, würde gerne weiterkommen, aber weiß gar nicht wo und wie ich ansetzen soll.
 
Was du an Mehrverdienst herausholen kannst, hängt natürlich von Unternehmen und Branche sowie Arbeitsort ab, das kann man schlecht pauschalisieren. Ich würde es etwas unterhalb eines Bachelor ansetzen, aber es hängt auch von deinem Alter und deiner vorhandenen Berufserfahrung ab, vielleicht kannst du auch mehr verlangen.

Hast du keine Kommilitonen gehabt? Ich würde diese mal fragen, wie sie es machen, also Erfahrungen austauschen, um einen Eindruck zu bekommen.

Weiß dein Chef von deiner Weiterbildung? Vielleicht mal aktiv das Gespräch suchen? Oft kennen Chefs Möglichkeiten, von denen du gar nichts weißt.

Bilanzbuchhalter ist gut, aber der ist schwer und die Durchfallqoute ist hoch. Ich würde das nur machen, wenn Zahlen wirklich dein Ding sind. Schlechter als ein BW ist er aber nicht anzusehen.

Ein BW wird in Stellenanzeigen sicher nicht explizit gesucht, weil dort eher die klassischen Qualifikationen wie Bachelor oder Master/Diplom genannt werden. Bewerben kannst du dich trotzdem auf die Stellen, denn du hast den Vorteil der Berufserfahrung gegenüber diesen Bewerbern, der wiegt schon etwas.

Ob du die Anforderungen umsetzen kannst, kann dir hier leider auch niemand sagen. Da hilft wie gesagt ein Feedback-Gespräch mit deinem Chef, der kennt dich und deine Arbeit besser als wir.

Aber abschrecken lassen würde ich mich nicht, denn du hast die Weiterbildung nun mal gemacht und jetzt solltest du das auch nutzen.
 
Hallo Hautnah und danke. Zunächst sollte ich vielleicht noch erwähnen dass mein Abschluss keinen akademischen Grad hat. Es ist mehr oder weniger ein Pseudostudium, aber eben recht praxisnah ausgerichtet.

Dass ich den Betrieb wechseln muss und auch will ist mir klar. Problem ist nur, es gibt keine spezifischen Stellenausschreibungen für einen Betriebswirt. Dann habe ich zwar - ich würde es mal so nennen - Grundkenntnisse in allen verschiedenen Bereichen, bin aber eigentlich nicht auf ein bestimmtes Gebiet spezialisiert, geschweigedenn dass ich jetzt irgendwo anfange und sofort die perfekte Führungskraft bin oder selbst Bilanzen abschließen kann.

Was ich in Stellenausschreibungen immer so lese entspricht eigentlich gar nicht den Inhalten des Betriebswirts. Ich habe dort weder SAP Kenntnisse, noch tiefergreifende Office Dinge gemacht. Und allein von ein paar Dutzend Stunden Theorie glaube ich auch nicht, dass ich sofort und korrekt Mitarbeiter führen könnte, da ich ja im neuen Unternehmen erstmal lernen müsste wie es dort abläuft. Ich finde Theorie und Praxis sind 2 Paar Stiefel oder nicht?

Die Frage ist, werte ich das ganze unnötig ab oder habe ich durchaus Chancen und sollte mich einfach mal in verschiedenen kaufmännischen Zweigen bewerben? Ein Student ist doch auch nicht fertig, kommt in eine Firma und macht gleich alles automatisch? Das kam mir von Anfang an seltsam vor, eine gute Führungskraft oder eine Position mit Verantwortung muss sich doch auch innerhalb des Unternehmens entwickeln und kann nicht mal eben durch das lesen einiger Bücher entstehen. Oder liege ich da falsch.
 
Die Frage ist, werte ich das ganze unnötig ab oder habe ich durchaus Chancen und sollte mich einfach mal in verschiedenen kaufmännischen Zweigen bewerben? Ein Student ist doch auch nicht fertig, kommt in eine Firma und macht gleich alles automatisch? Das kam mir von Anfang an seltsam vor, eine gute Führungskraft oder eine Position mit Verantwortung muss sich doch auch innerhalb des Unternehmens entwickeln und kann nicht mal eben durch das lesen einiger Bücher entstehen.

So ist es. Anlagen wie Belastbarkeit und Durchsetzungsfähigkeit sollten natürlich dennoch vorhanden sein. SAP lernt auch ein BWL'ler nicht im Studium, dafür braucht man Praxis, genauso fürs Bilanzen lesen.

Mach dir keinen Kopf und probiere es einfach aus, mehr als Nein sagen können die Unternehmen ja nicht, du hingegen kannst eigentlich nur gewinnen.

Du musst lernen, deinen Wert zu erkennen. Und betone in den Bewerbungen deine Berufserfahrung. Du hast ja bisher auch etwas gemacht und nicht nur die Weiterbildung absolviert. Das alleine zeugt schon von Biss und Wille.
 
Hallo Darknessgirl,

unsere Posts haben sich wohl überschnitten weil das nicht gleich freigeschaltet wird 🙂

Also vielen Dank für deine Einschätzung. Du merkst, mir fehlt auch etwas das Selbstvertrauen. Aber es kann ja eigentlich nicht funktionieren dass man in einen Betrieb kommt und dann gleich Bilanzen behandeln kann wie jemand der sich Jahrzehnte damit in der Praxis beschäftigt hat. Das Thema Praxis könnte mir dennoch als nachteilig bescheinigt werden.
Vieles was ich in der Weiterbildung vermittelt bekommen habe, konnte ich bislang nicht wirklich anwenden, also ich kann jetzt mit Sicherheit nicht auf Anhieb profimässig Menschen führen, 1A Controlling vollführen oder Projekte selbständig managen, weil mir dazu eben die nötige Praxis fehlt.

Berufserfahrung habe ich gute 12 Jahre. Aber ich möchte halt vermeiden, dass der Titel Betriebswirt bzw. die Inhalte vom potentiellen Arbeitgeber möglicherweise überbewertet werden, und ich dann schnell überfordert bin bzw. (noch) nicht das kann, was erwartet wird, und es dann ein Schuss in den Ofen wird. Sicherlich kann ich mich in einem neuen Betrieb einarbeiten und dort weiter entwickeln, aber ich möchte da schon ehrlich sein und auch zunächst meine Grenzen kennen.

Ich erhoffte mir von euch im Prinzip einen kleinen Schubs wie mögliche AG das sehen, bzw. wo ich mich ruhig mal bewerben könnte, eben weil ich mir nicht gleich so viel zutraue in der Praxis. Aber wenn das (heutzutage) durchaus noch möglich ist, sich in einen Bereich auch einarbeiten zu "dürfen" dann wäre ich ja schon glücklich. Ich sehe eben immer was alles verlangt wird mit Studium etc.. und da werte ich mich selbst etwas ab, vielleicht auch weil ich zu lange im selben Trott bin, und eine Art Angst davor habe was in einem neuen Betrieb alles auf mich zukommt. So ein bisschen ist es doch auch wie von vorne anfangen oder nicht?
 
Hallo Thommyknockers,

niemand auf dem Arbeitsmarkt erwartet, dass du die Dinge, die du in der Weiterbildung gelernt hast, praktisch einwandfrei anwenden kannst. Du hast die Weiterbildung grade erst beendet, wann hättest du denn alle Bereiche (Personal, Controlling usw.) anwenden sollen? Niemand kann in allen betrieblichen Bereichen riesige Berufserfahrungen vorweisen. Wichtig ist doch was du willst. Ich habe Jahre lang im Personalwesen gearbeitet, habe dann den staatlich geprüften Betriebswirt Schwerpunkt Personal gemacht und arbeite jetzt im Marketing. Ja richtig, im Marketing. Das ist ein komplett anderer Bereich, in dem ich auch noch keine Erfahrung vorweisen kann. Trotzdem habe ich die Chance bekommen, das zu machen was mir Spaß macht.
Und das wird dein Problem sein. Du weißt selber nicht was du willst. Das musst du herausfinden und dich dann auf solche Stellen bewerben. Und wenn du dich auf dem Stellenmarkt mal umschaust, steht in den Stellenanzeigen häufig: BWL Studium oder vergleichbare Ausbildung. Glaube mir, die Personaler, die über deine Einstellung entscheiden, wissen mit Sicherheit wo sie deine Weiterbildung einzustufen haben. Das ist nämlich deren Job. Und wenn du dich nicht sicher fühlst, wie wäre es denn mit Trainee Stellen? Da wirst du über mehrere Monate auf deine Stelle vorbereitet und hast jemanden, der dich anleitet und dir zu Seite steht. Da bekommt man am Anfang kein hohes Gehalt, aber wenn du dann fest auf der Stelle sitzt, sind die Karrierechancen und Verdienstmöglichkeiten nicht so schlecht. Viele Firmen bieten solche Programme an, allerding müssen deine Zeugnisse usw. dafür schon sehr gut sein, da diese Stellen begehrt sind.
Wichtig ist aber auch, dass du dich nicht so klein machst. Ein AG weiß sehr wohl, dass eine Weiterbildung neben dem Job sehr belastent ist. Das sollte jawohl für deine Belastbarkeit sprechen. Hast du vielleicht Azubis, die du betreust? Damit kannst du zeigen, dass du erste Erfahrungen in Führungspositionen erworben hast. Du musst dich gut verkaufen können, aber nur für das, was dich auch interessiert. Die Erfahrung in gehobeneren Positionen kommt dann schon.
Eine andere Möglichkeit wäre auch Assistenz der Geschäftsführung. Da bekommt man unglaublich viele Einblicke in alle Bereiche des Unternehmens und hat die Möglichkeit sich für bestimmte Abteilungen zu empfehlen.

Im übrigen, nur um den Stellenwert eines staatl. Betriebswirtes gegenüber dem eines Bachelors zu zeigen, kannst du dir ja mal diese Seite durchlesen: www.daa-wirtschaftsakademie.de/stud...ebswirt-offiziell-dem-bachelor-gleichgestellt. Vielleicht bist du dir dann über deinen Wert bewusst.

Lieben Gruß
 
Hallo, was für ein Abschluss ist das denn? IHK? Oder einfach von einer Schule? IHK ist auf dem Markt gesellschaftlich natürlich hochwertiger. Als Betriebswirt und mit 12 Jahren Berufserfahrung solltest Du zumindest in Deinem Fachbereich fündig werden? Also Grundkenntnisse im BWL Wesen solltest Du definitiv vorweisen können als staatlich geprüfter Betriebwirt. Du musst als Frischling kein Profi sein, aber einfache Bilanzen, Marketing, Controlling etc. sollten für Dich ein Begriff und im Grundwissen machbar sein. Was Computer betrifft, solltest ebenso vorbereitet sein, es gibt so viele Kurse, gerade SAP, die man sich aneignen kann. Der Tip der Assistenz einer Geschäftsführung finde ich klasse, wie hier aufgeführt wurde. Und wieso sagst du Pseudostudium? Du hast den Titel, also bist Du es auch.
 

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