Hallo,
ich habe hier bei mir auch eine Katzendame sitzen, die zu Hälfte Siam ist.
Siamkatzen quatschen gerne und viel. Das ist einfach ihre Art. Wenn meine Katze irgendwas stört, macht sie gleich lauthals darauf aufmerksam.
Aber sie mag es auch total, wenn ich mit ihr rede. Sie ruft mich auch oft, wenn sie in einem anderen Raum ist. Also ... alles ganz normal
.
Siamkatzen sind auch extrem menschenbezogen. Und haben sonst noch ziemlich eigene Eigenschaften. Lies dich einfach mal ein bisschen dazu ein, was Siamkatzen ausmacht und wie man mit ihnen umgehen kann.
Dazu kommt noch, dass Siamkatzen besonders viel "quasseln" und sich "beschweren", wenn etwas für sie nicht in Ordnung ist. Wenn Geist also Nachts oft schreit, scheint für ihn wahrscheinlich etwas nicht in Ordnung zu sein - die Frage ist eben nur was. Das kann bei Unsicherheit anfangen, bishin zu Langeweile, der Wunsch nach Aufmerksamkeit, oder dass er nicht versteht, dass Schlafenszeit auch eine Zeit der Ruhe sein sollte. Zusätzlich haben gerade taube Katzen aus logischen Gründen kein Gespür für Lautstärke. Die schreien oft total herum, meinen das aber gar nicht so. Die können das nur sehr viel schlechter regulieren.
Probier mal folgendes aus: Wenn Geist schreit, ignorier ihn. Wende dich von ihm ab. Wenn er dann ruhig wird, selbst wenn das nur ganz kurz ist, wende dich ihm wieder zu. Lobe ihn ganz doll. So lernt er im Idealfall mit der Zeit, dass er Aufmerksamkeit und Zuwendung nur bekommt, wenn er weniger laut ist.
Man sollte eher das erwünschte Verhalten bestätigen und fördern - und eher nicht bestrafen.
Wenn er laut ist und du dich ihm zuwendest, lernt er schlimmstenfalls "Wenn ich laut genug bin und genügend miaue, dann bekomme ich Aufmerksamkeit."
Denn dein Unmut ist in erster Linie nicht nur das Aufzeigen von Grenzen oder dass dir was nicht passt als Mensch, sondern schlichtweg Aufmerksamkeit.
Dazu kommt noch, deinem Kater fehlt ein Sinn - das Hören. Katzen kommen in der Regel sehr viel besser als Menschen damit zurecht, auch wenn es darum geht, sich tatsächlich anzupassen, wenn sie pötzlich einen Sinn nicht mehr haben. Das Hören ist aber für Katzen extrem wichtig, auch in der Natur. Das heißt, dein Kater hat schon mal einen Sinn weniger, auf den er sich instinktiv gut verlassen würde.
Es kommt manchmal vor (muss aber nicht!), dass Katzen mit Behinderungen und Einschränkungen als die "Schwächeren" gelten und Katzen in der Gruppe, die diesbezüglich "überlegener" sind, dominanter werden. Oder unsicher reagieren, weil ein Artgenosse, der blind oder taub ist etc. oft anders reagiert und sich anders verhält, als man es sonst gewohnt wäre. Behalte das mal im Auge.
Dein Kater hat jetzt ein neues Zuhause, mit zusätzlich fremden anderem Kater, das ist sehr viel. Wenn er durch seine Taubheit sogar vielleicht unsicherer ist, weil ihm ein Sinn fehlt (das kann auch ganz unterschwellig und kaum merklich sein, dass er manchmal etwas unsicherer gestrickt ist), dann ist das für ihn zusätzlich nochmal eine ganz große Sache.
Gib ihm da einfach Zeit und habe Geduld. Ich denke, dass er Nachts schreit, weil vielleicht auch alles dunkel ist, vielleicht sind die Gerüche anders ... du bist auf einmal weniger präsent. Katzen können entgegen gängiger Meinungen nicht perfekt im Dunkeln sehen, für sie ist dunkel auch einfach dunkel. Versuch es vielleicht mal mit einem kleinen Nachtlicht, falls deinem Kater die Dunkelheit zu schaffen macht.
Dann gibt es Feliway-Stecker. Kauf den Mal. Der hält mehrere Wochen lang, den lässt du eingesteckt in der Steckdose. Der versprüht Phermone, die dafür sorgen, dass Katzen sich wohler und entspannter fühlen. Keine Sorge, der macht nicht abhängig. Wäre vielleicht ganz gut zur Unterstützung, weil dein Kater ja eine ganz neue Umgebung hat, mit neuem Mensch und anderem Kater. Wäre auch für diesen bestimmt eine gute Sache.
Dann kann ich noch sehr "Telizen Z" empfehlen, das sind Tabletten, die gegen Angst, Aggressionen und Unsicherheit helfen. Auch die machen nicht abhängig und sind keine Chemie-Bomben. Du musst nur etwas Geduld haben, man gibt Telizen oft ca. 3 Wochen, bis man wirkliche Unterschiede merkt. Ich habe mit Telizen super gute Erfahrungen gemacht - die Tabletten sedieren auch nicht so, oder sollten es nicht. Es gibt noch Zylkene, das ist ähnlich, aber damit habe ich nicht so gute Erfahrungen gemacht und mein Kater war ziemlich sediert von dem Zeug, was ich dann auch nicht so gut fand.
Ansonsten könnte das Schreien auch einfach sein, dass Geist nicht kapiert, dass Nachts "Ruhe" sein sollte - also Schlafenszeit für Menschen und dass er da entweder mitschläft oder sich zumindest ruhiger beschäftigen sollte, weil es nicht Tag ist. Einige Katzen müssen das tatsächlich lernen oder kapieren.
Meine Katzen gehen mit mir Nachts schlafen und wissen: wenn die Lichter ausgehen und es dunkel wird, dann geht unser Mensch schlafen und es ist Ruhezeit, bis die Sonne wieder aufgeht.
Ich habe eine gute Freundin, deren Katzen wissen das nicht so. Oder sie haben das nie gelernt. Die machen Nachts total Halli-Galli und Party und verhalten sich wie wenn es Tag ist und wollen Nachts auch ihre Aufmerksamkeit, wie am Tag. (Sie arbeitet gerade daran, dass die Katzen das anders lernen und verstehen
)
Du kannst Geist, wenn er Nachts einfach aktiver ist (so wie es für Katzen eigentlich typisch ist) Beschäftigungen anbieten: Fummelbretter, Beschäftigungsspielzeug, Denkspiele etc. Da gibt es ganz viel, du kannst auch viel selbst basteln. Da gibt es im Internet viele Anregungen und Ideen und du kannst online auch viel Spielzeug bestellen.
Denn das könnte natürlich auch einfach sein, dass Geist herumschreit, weil ihm langweilig ist und er nicht versteht, warum jetzt Ruhe ist. Hierbei ist es dann umso wichtiger, dass er ausgelastet ist. Es kann schon helfen, nochmal eine Runde wirklich volle Power zu spielen mit Spieleangel, Bällen etc., bevor man ins Bett geht, damit er müder wird.
Es kann auch helfen, feste Rituale einzubauen, die ihm zeigen: Jetzt ist Nachtruhe. Z. B. dass es Betthupferl für die Katzen gibt
. Oder irgendein anderes Ritual.
Was ich auch noch unbedingt anmerken möchte: Mit tauben Katzen kommuniziert man etwas anders, als mit welchen, die noch alle Sinne haben. Das ist ganz wichtig zu verinnerlichen. Weil man einfach oft unbewusst zu sehr daran gewöhnt ist, die Katze einfach zu rufen. Oder mit verbalen Signalwörtern zu arbeiten.
Lies dir diesen Beitrag mal durch, der erklärt das sehr gut und gibt tolle Tipps:
Besonderheiten im Umgang mit tauben Katzen | kummerkatze