Lieber Gast Iris,
Ziel einengende Beziehungen aufzuweiten. Durch Zufallsbegegnungen ist vor ungefähr 9 Monaten ein Thema der Vergangenheit hochgekommen, dazwischen einige aktuelle Entwicklungen, die auch die ein oder andere Stunde in Anspruch genommen haben. Nun hat mein Therapeut eine Pause vorgeschlagen. Momentan könne ich nicht an Themen arbeiten, es gäbe so Zeiten.
Einengende Beziehungen aufzuweiten?
Das hört sich danach an, als ob Du jemand sein könntest, der sich abhängig verhalten hat, oder leicht in Abhängigkeit von Beziehungen gelangt ist.
Weil Abhängigkeit die innere Freiheit zurückdrängt, kann es Dich als Menschen belasten.
Alles im Leben ist ein Prozeß. Alles ist die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. So wie ein Fluß oft ein Tal hinunterfliesst, sich teilt, größer wird, ggf. wieder verbindet....
So ist auch der Weg des Lebens, oftmals ein Weg, der sich teilt, dann wieder zu einem Weg wird, und manchmal tauchen Kreuzungen auf.
Wohin gehen? Woran arbeiten?
Welche Situationen gibt es, woran Du gerade in einer Therapie nicht arbeiten kannst? ( könntest Du für Dich als Frage ja stellen und beantworten)
Die Frage ist dann auch; wie sähe eine Antwort aus?
Also, wie löst Du das, woran Du gerade durch eine Pause nicht arbeiten kannst, auf?
Wenn es um Abhängigkeiten geht, und um das Aufweiten, so wäre evtl. Deine Therapie auch eine Form der Abhängigkeit ( ganz streng genommen)für Dich.
Denn Du gehst dorthin, damit Dir geholfen wird.
Und wenn Du dort nicht hingehst, wäre die stärkste Abhängigkeit dann die, dass Du keine Hilfe mehr erhalten würdest.
Das würde voraussetzen, dass Du dir selber (gerade) nicht helfen kannst.
Ist das so? ( kannst Du dir für Dich selber beantworten)
Das Leben ist immer im Fluss. Auch wenn Du Stillstand wähnst, so ist es nur ein innerer Damm, wo sich gerade etwas aufstaut in Dir.
Fühlst Du dich verwirrt, so kommt es darauf an, wie Du dein eigenes Verhalten beurteilst.
Möchtest Du sofort Klarheit haben, so stellst Du dich gegen die Situation, wo Du verwirrt bist.
Hast Du Klarheit, und möchtest gerne Abwechslung haben, so ignorierst Du das, was Dir gerade im Leben widerfährt.
Dem Strom des Lebens sich fügen zu können, ist so ähnlich wie Wildwasserkanu zu fahren.
Mal ist eine reissende Strömung, und mal ein schlafendes Gewässer.
Die innere Freiheit und Unabhängigkeit besteht darin, Dir deine eigene Lebenssituation auf zwei Weisen ständig betrachten zu können, nämlich:
1. Verurteile ich meine Lebenssituation und die Umstände gerade, die sich um diese Situation ranken? Bin ich unzufrieden damit?
2. Ich nehme die Situation so an, wie sie ist. Ich beklage mich nicht, über das, was mir widerfährt, denn ich sehe deutlich mein Verhalten; und das Verhalten, was drumherum ist.
Hinzukommt, dass bei diesen 2 Verhaltensweisen oft noch etwas im Hintergrund wirkt, nämlich:
Ein Ziel, oder ein Traum.
Wenn jemand von etwas träumt, dann ist die Frage, ob ihn das glücklich macht, oder hemmt gerade.
Menschen können sich große Ziele setzen, und wenn sie im Alltag genau schauen, sehen sie oft, dass die großen Ziele nicht erreicht worden sind. Das führt zu Frustration.
Du kannst Dir kleinere Ziele setzen, wie Etappen. Sportler, die sofort Marathon laufen wollen, würden wie bei der Entstehung des Marathonlaufes, genauso wie der gleichnamige Läufer, am Ziel tot zusammenbrechen.
Sie trainieren den Marathonlauf auch in Etappen; Stück für Stück.
Wenn Du das Leben sportlicher siehst; in Etappen, Schritt für Schritt; so wirst Du in dem Gefühl der Abhängigkeit immer freier werden. Das Gefühl wird sich verändern.
Da bin ich mir ganz sicher. Denn ich habe einige Zeit mich sehr abhängig von Menschen gefühlt...und das löst sich immer mehr bei mir.
Daher kann ich Dir ganz bewusst diese Dinge schreiben. Sie haben einerseits mit mir zu tun.
Und generell mit den Ähnlichkeiten zwischen den Menschen ansich.
Denn, wenn jemand wie Du gerade Abhängigkeiten empfindet, dann liegt es vermutlich sehr oft daran, dass ihm die eigene innere Freiheit ( die eigene Fähigkeit), seine Entscheidungen zu treffen, und Beurteilungen von Situationen zu fällen, unbewusst ist.
Was der Mensch nicht kennt, dass kann er nicht verändern, da es ihm unbekannt ist. Vor dem Unbekannten hat der Mensch oft Angst.
Sobald es vertraut, gewohnt und bekannt ist, ist es (fast) schon wieder langweilig.
Und so ist das Leben eben ein ewiges hin- und her.
Ich wünsche mir für Dich, dass Du für Dich die Erkenntnisse aus meinem Beitrag und den anderen Beiträgen ziehen kannst, die Dir gerade in Deiner jetzigen Situation helfen können, gelassener zu werden.
Liebe Grüße und Alles Gute