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Trichotillomanie

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Cornelia

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Hallo 🙂
Ich bin neu hier und dachte ich schreib einfach mal über mein Problem.
Ich habe nun seit ca 6 Jahren Trichotillomanie und weiß einfach nicht mehr weiter. Vor 4 Jahren ist mir die Zwangsstörung bewusst geworden und habe eine Therapie gestartet, die mir relativ gut geholfen hat und die ich dann beendet habe. Nach paar Wochen fing ich wieder an mir die Haare rauszuziehen und habe dann versucht mir anders zu helfen. Ich habe Handschuhe getragen, habe Medikamente genommen und war auch bei der Hypnose. Alles half nichts.
Nun bin ich wieder seit einem Jahr bei der Therapie (selber Therapeut) und seh einfach keine Besserung. Meine komplette Vergangenheit und aktuelle Probleme wurden besprochen.
Ich weiß nicht mehr weiter und habe Angst, dass ich immer damit leben muss.
Hat hier jemand Erfahrung damit und vielleicht Tipps die mir helfen könnten?
Ich bin für jeden Rat dankbar!
Liebe Grüße
 
Hallo Cornelia,
ich leide auch unter der Erkrankung. Es fing bei mir mit 12 Jahren an und jetzt bin ich 36. Habe auch schon vieles versucht und lebe jetzt einfach damit. Ich habe so lange gegen die Erkrankung angekämpft, dass ich irgendwann an den Punkt gelangt bin, es einfach als einen Teil meiner Persönlichkeit zu akzeptieren. Mein letzter Psychotherapeut hat mir auch dazu geraten. Seitdem ich nicht mehr gegen die Erkrankung ankämpfe, geht es mir auch deutlich besser und das wirkt sich auch positiv auf die Erkrankung aus, da ich nicht mehr so extrem reiße. Bei mir sind übrigens Wimpern und Augenbrauen betroffen.
Trichotillomanie zählt übrigens nicht zu den Zwangsstörungen. Eigentlich ist es eine Impulskontrollstörung und soll sogar mehr mit den Tics verwandt sein. Aber streng genommen weiß eh keiner so genau was es ist, da es noch zu unerforscht ist. Es ist übrigens auch sehr schwer Gleichgesinnte zu finden. Du bist nach einer sehr langen Zeit wieder eine Betroffene, die mir im Internet begegnet ist. Es gab auch mal ein richtiges Forum, was nur für Trichbetroffene gedacht war, aber das war auch nicht sehr stark frequentiert und irgendwann schrieb da überhaupt keiner mehr.
 
Was empfindet oder denkt man sich dabei, während man sich selber rupft? Von Vögeln kenne ich das als Verhaltensstörung, wenn sie sich die eigenen Federn ausreißen, entweder aus Langeweile, wenn sie zu wenig Außenreize bekommen, oder aber aus Nährstoffmangel, denn häufig kauen sie dann an den Wurzeln der ausgerupften Federn herum, was auf einen Mangel hinweist. Wenn man die Umgebung der Tiere verändert, mehr Reize und Beschäftigung und bessere Nahrung, gibt es sich meistens.
Welche Ursachen seht Ihr dafür, als Betroffene? Vögel können nicht sprechen/schreiben, Menschen schon.
 
Ich hab eben mal nachgesehen, was das überhaupt ist - und stelle mit Erstaunen fest, dass man darunter auch "Haare drehen" versteht.
Ich mach das auch, drehe oft und unbewusst etwas längere Haare zu Zöpfchen um diese dann wieder zu glätten.
Sie bleiben aber immerhin dran.
Gesagt hat man es mir schon mal, allerdings wusste ich bisher nicht, dass man dafür eine Begriff kennt.

Als Mann, der sich sie ausreißt, würde ich Haare überall rasieren um sie so kurz zu halten, dass sie nicht mehr zu packen sind.
Es hätte das Ziel, das Packen zu verlernen, da es nicht geübt werden kann.
Wiki kennt die Idee allerdings nicht, beschreibt nur, dass man ein Ersatzverhalten antrainieren kann.
Wäre rasieren also zu einfach - oder zum Mißerfolg verdammt??
 
Mädchen und Frauen haben meistens panische Angst vor einer Glatze, weil jeder sie dann für krebskrank halten oder überhaupt schief ansehen würde. Aber vielleicht ist die Ursache was in der Art. Tiefenpsychologisch gesehen haben Haare vielerlei Bedeutung, als Zeichen von Kraft (Samson mit seinen Locken), Sexualität (lange glänzende Haare bei Frauen), Freiheit (bei den Germanen waren Sklaven kurzgeschoren, die Freien trugen ihr Haar lang), und bekanntlich muß man immer Mut zur Glatze mitbringen, sofern sie nicht aus Altersgründen von selber kommt - die Skins scheren sich bewußt kurz, um militärisch zu wirken (aufbefohlener Kurzhaarschnitt beim Militär zum Zweck des Gleichmachens aller Soldaten und auch zum Demütigen der früher oft langbehaarten "Muttersöhnchen", ein uralter Klassiker).
Wenn so eine Störung mit Pubertät bei einem Mädchen eintritt, ist vielleicht allgemein die Angst vor dem Erwachsenwerden, vor Sexualität und allem was damit einhergeht, der Verlust des Kindesstatus bei den eigenen Eltern und so weiter, die Ursache.
 
Ergänzung: Haareraufen, abschneiden, ausrupfen oder mit Asche bedecken war in früheren Zeiten ein nach außen hin sichtbares Zeichen von Trauer, das von Witwen und Hinterbliebenen in einigen Kulturen erwartet wurde.
 
Was empfindet oder denkt man sich dabei, während man sich selber rupft?
Also ich kann jetzt nur für mich sprechen: Mich entspannt es, weil ich auch häufig ein Gefühl von innerer Anspannung habe. Aber zum Großteil ist es bei mir auch schon Gewohnheit. Sicher schmerzt es auch, wenn man ein Haar ausreißt, aber für mich ist es ein angenehmer Schmerz.

Von Vögeln kenne ich das als Verhaltensstörung, wenn sie sich die eigenen Federn ausreißen, entweder aus Langeweile, wenn sie zu wenig Außenreize bekommen, oder aber aus Nährstoffmangel, denn häufig kauen sie dann an den Wurzeln der ausgerupften Federn herum, was auf einen Mangel hinweist. Wenn man die Umgebung der Tiere verändert, mehr Reize und Beschäftigung und bessere Nahrung, gibt es sich meistens.
Langeweile ist für mich tatsächlich auch sehr gefährlich und auch der Alltagstrott. Wenn ich z.B. mal in ein anderes Land verreist bin, hatte ich jeden Tag was anderes vor und jeden Tag neuen Input bekommen und da bin ich nie auch nur im Ansatz auf die Idee gekommen an meinem Gesicht rumzufummeln.

Es gibt übrigens auch das Rapunzelsyndrom. Da werden die Haare nicht nur rausgerissen sondern auch gegessen. Das ist aber wirklich extrem selten und kann, da die Haare nicht verdaut werden können, zum Tod führen. Der Großteil der Trichpatienten essen ihre Haare jedoch nicht!

Welche Ursachen seht Ihr dafür, als Betroffene?
Bei mir war vermutlich ein Trauma der Auslöser der Erkrankung. Viele Trichbetroffene haben einen Traumahintergrund, aber nicht alle. Ansonsten sind Stress, innere Anspannung, Langeweile so typische Ursachen. Meist auch eine Mischung aus mehreren Dingen.
 
Also ich kann jetzt nur für mich sprechen: Mich entspannt es, weil ich auch häufig ein Gefühl von innerer Anspannung habe. Aber zum Großteil ist es bei mir auch schon Gewohnheit. Sicher schmerzt es auch, wenn man ein Haar ausreißt, aber für mich ist es ein angenehmer Schmerz.


Langeweile ist für mich tatsächlich auch sehr gefährlich und auch der Alltagstrott. Wenn ich z.B. mal in ein anderes Land verreist bin, hatte ich jeden Tag was anderes vor und jeden Tag neuen Input bekommen und da bin ich nie auch nur im Ansatz auf die Idee gekommen an meinem Gesicht rumzufummeln.

Es gibt übrigens auch das Rapunzelsyndrom. Da werden die Haare nicht nur rausgerissen sondern auch gegessen. Das ist aber wirklich extrem selten und kann, da die Haare nicht verdaut werden können, zum Tod führen. Der Großteil der Trichpatienten essen ihre Haare jedoch nicht!


Bei mir war vermutlich ein Trauma der Auslöser der Erkrankung. Viele Trichbetroffene haben einen Traumahintergrund, aber nicht alle. Ansonsten sind Stress, innere Anspannung, Langeweile so typische Ursachen. Meist auch eine Mischung aus mehreren Dingen.

Bei mir sieht es ähnlich aus. Es entspannt auf eine Art und Weise. Habe dann auch Johanniskraut genommen, aber hat leider nicht geholfen. Bei Reisen habe ich es auch, dass ich weniger zupfe.
Bei mir ist es in der Ausbildung (Stress) angefangen und dazu kam dass mein Vater schwer an Krebs erkrankt war ..
Die ganzen Themen habe ich aber auch mit meinem Therapeuten besprochen und führen nicht mehr zum Erfolg. Ich denke es ist auch Gewohnheit geworden, aber versuche dennoch mir es irgendwie abzugewöhnen. Ich bin auch sehr erleichtert, dass hier auf meinem Beitrag eingegangen wurde. Ich hatte Angst ich wäre allein damit.
 
Bei mir sieht es ähnlich aus. Es entspannt auf eine Art und Weise. Habe dann auch Johanniskraut genommen, aber hat leider nicht geholfen. Bei Reisen habe ich es auch, dass ich weniger zupfe.
Bei mir ist es in der Ausbildung (Stress) angefangen und dazu kam dass mein Vater schwer an Krebs erkrankt war ..
Die ganzen Themen habe ich aber auch mit meinem Therapeuten besprochen und führen nicht mehr zum Erfolg. Ich denke es ist auch Gewohnheit geworden, aber versuche dennoch mir es irgendwie abzugewöhnen. Ich bin auch sehr erleichtert, dass hier auf meinem Beitrag eingegangen wurde. Ich hatte Angst ich wäre allein damit.
Nein, du bist nicht allein 🙂 Ich dachte auch mal, ich wäre allein damit. Denn ich hatte ja auch lange Zeit keine Ahnung, was mit mir los ist. Meine Mutter war immer sauer und sagte mir nur, ich solle mich nicht so verunstalten. Mich würde dann doch nie ein Mann wollen etc. Das hat mich nur verletzt und machte alles nur schlimmer. Erst riss ich ja nur an meinen Wimpern, aber irgendwann mussten auch die Augenbrauen daran glauben. Mein Kopfhaar hatte ich aber nie angerührt. Ich hatte sogar Angst davor, dass ich noch weiter gehen würde und ich hatte auch vor ein paar Jahren mal eine schwere Phase, wo es tatsächlich fast so weit gekommen wäre. Stattdessen habe ich dann meinen Kopf gegen die Wand geschlagen oder mich anderweitig mich selbst geschlagen - aus Verzweiflung. Das habe ich aber mit therapeutischer Hilfe wieder gut in den Griff bekommen.

Wenn ich versuche das Ausreißen zu lassen, bin ich dann innerlich extrem angespannt und bekomme extrem schlechte Laune, die ich dann gerne auch an anderen auslasse. Ich habe leider bis jetzt kein anderes Ventil bzw. andere Ersatzhandlung gefunden, um das in den Griff zu bekommen. Daher ist für mich das Reißen das kleinere Übel.

Da du die Erkrankung noch nicht ganz so lange hast wie ich, sehe ich bei dir durchaus noch Chancen, dass du das in den Griff bekommst. Aber du wirst allein einen Weg finden müssen. Ich kann dir da leider nicht weiter helfen, auch wenn ich es gerne würde.
 
Mit anderen Worten, es ist eine verselbständigte "Übersprungshandlung". Googelt mal dazu. Übersprungshandlung ist, wenn man irgendwas machen will, aber plötzlich daran gehindert wird oder sich nicht traut, und dann macht man aus der Bewegung heraus, weil die nicht mehr so leicht zu stoppen ist, irgendwas anderes, was keinen Sinn zu ergeben scheint. Bei Tieren ist das recht gut erforscht, jeder Tierhalter kennt aus eigener Beobachtung solche Übersprungshandlungen. https://www.welt.de/gesundheit/psyc...bersprungshandlungen-eigentlich-gut-sind.html

Wenn die Situation für diese Übersprungshandlung immer wieder auftritt, kann sie sich verselbständigen und zu einer Art Tic entwickeln.
Ihr schreibt alle, da baut sich ein Druck auf und der wird durch das Haareausreißen, eine milde Form von Selbstverletzung (eine härtere wäre z. B. Ritzen, auch da ist immer von "innerem Druck" die Rede) abgebaut, "übersprungen".
Die einzige Möglichkeit das abzubauen besteht darin, herauszufinden, welche Situationen so einen "Druck" aufbauen, und diese Situationen dann mal ohne Selbstverletzung zu bewältigen. Das Haareausreißen ist ein angelernter Prozeß von Triebabfuhr und kann somit auch wieder abgelernt werden, wenn man sich des ganzen Prozesses von Ursache (des Druckes) und Wirkung (Selbstverletzung) bewußt ist.

... übrigens ist Selbstverletzung ein typisch weibliches Ding, weil Frauen sich viel weniger trauen, ihren Frust ("Druck") nach außen zu tragen und ihn auch mal an der Welt auszulassen, wie es ein Mann tun würde, der dann eher fluchen und mal auf Sandsäcke eindreschen würde, statt sich selber die Haare dafür auszureißen. Frauen fressen viel eher alles in sich hinein und schädigen lieber sich selber aus einer weiblich-masochistischen Grundeinstellung heraus, suchen die "Schuld" lieber bei sich selber, statt sich mit den tatsächlichen Gründen auseinanderzusetzen und sie aktiv zu bekämpfen. Weil halt kämpfen, sich gegen Mißstände wehren immer noch als "wenig weiblich" gilt.

Nehmt Euch das vielleicht mal zu Herzen, freßt weniger in Euch hinein, laßt Euch viel weniger gefallen und packt Probleme aktiv an, statt für jeden Unfug die Verantwortung zu übernehmen.
Kleine Umstellung des eigenen Verhaltens. Eure Haare werden es Euch danken.
 
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