Eine Schulfreundin von mir hat sich zu unserer Abi-Zeit in einen 10 Jahre älteren Mann verliebt, der auch schon komplett "fertig" war, also toller Job, eigene Wohnung, etc. Heute sind die beiden verheiratet und versuchen grad Kinder zu bekommen. Allerdings war sie auch schon immer reifer als wir und hatte sehr konkrete Vorstellung, die sich mit seinen deckten. Sie wollte auch nie großartig weg und was erleben, also rein gefühlt war sie immer älter als wir. Vielleicht ist es bei deinem Schwarm ja ähnlich?
Das ist nichts Besonderes. Frauen mit Männern, die wesentlich älter waren als sie, hat es zu allen Zeiten gegeben. Das ist seit eh und je gesellschaftlich akzeptiert, gerade wenn der Altersunterschied keine ganze Generation beträgt (aber selbst dann). Vor allem, wenn die Frau gerade mal das Abitur in der Tasche und sonst noch nichts geleistet hat. Für einen Mann gibt es doch nichts Bequemeres als eine Frau, die er nach seinem Willen formen kann und deren jugendliches Aussehen sich positiv auf seine Hormone auswirkt.... Der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat sich seine Gattin ja auch nach solchen Kriterien ausgesucht, frisch von der Schulbank sozusagen. Da blieb die Diskussion, wer zu Hause bei den Kindern bleibt und wer wem den Rücken für die Karriere frei hält, von vornherein aus.
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Hier geht es aber um den umgekehrten Fall. Darf der Partner auch wesentlich jünger sein als die Frau? In welchen Fällen ist das gesellschaftlich akzeptiert, in welchen nicht? Muss man da nach der Lebensphase gehen? Kommt es auf das Ausgangsalter beider an? Sollte man sich über gesellschaftliche Vorbehalte einfach hinwegsetzen, je nachdem, was man von der Beziehung erwartet? Kann so eine Beziehung halten, "bis dass der Tod euch scheidet"?
Und was könnte ein Partner an einer wesentlich älteren Frau überhaupt Anziehendes finden, dass er auf Dauer bei ihr bleibt? Es kann sich doch eigentlich nur um einen Mann handeln, der nicht so übertrieben auf Äußerlichkeiten Wert legt (obwohl fortgeschrittenes Alter und Attraktivität oder zumindest Gepflegtheit sich ja beileibe nicht gegenseitig ausschließen müssen), der ein gesundes Selbstbewusstsein hat und es nicht aus permanenten Belehrungen seiner Partnerin bezieht und dem ein gewisser Esprit und positive Charaktereigenschaften wichtig sind.
Ich denke z.B. an den sogar 15 Jahre jüngeren Ehemann der vor einigen Jahren verstorbenen Hildegard Knef, Paul von Schell. Der war nach ihrem Tode wirklich fix und fertig (kann man hier nachlesen:
Paul von Schells Arrangement mit der Einsamkeit - Nachrichten DIE WELT - WELT ONLINE). Bei ihm hatte ich absolut nicht den Eindruck, dass er sie nur des Geldes wegen geheiratet hat; die Ehe hielt 25 Jahre, bis zum Tod von Frau Knef. Erst sechs Jahre nach ihrem Tod hat er sich wieder neu verliebt.
Ich finde es faszinierend, wie sie es geschafft hat, das Interesse ihres Mannes aufrecht zu erhalten, obwohl sie ja sogar eine schwer kranke Frau war, die Dutzende OPs hinter sich hatte. Manch anderer Mann hätte sich schon bei einer gesundheitlich weit weniger angeschlagenen Frau aus dem Staub gemacht. Aber Frau Knef wird wohl eine entsprechend interessante Persönlichkeit gehabt und ihre Krankheiten nicht in den Vordergrund gestellt haben. Obwohl sie ein sehr exzessives Leben geführt hat (ich habe mal ihre Biographie gelesen), das ich mir nicht zum Vorbild nehmen möchte.
Oder sollte es damit zusammenhängen, dass Herr von Schell einem alten österreichisch-ungarischen Adelsgeschlecht entstammte und sein Selbstwertgefühl daher weder aus der Tatsache ziehen musste, eine deutlich jüngere Frau zu haben noch daraus, "Ehemann von Hildegard Knef" zu sein?
Ich finde diese Fragen sehr interessant, hatte ich doch selbst mal einen gerade mal knapp vier Jahre jüngeren Partner, der den Altersunterschied offenbar schon als so "wesentlich" empfunden hat, dass ich ihm für eine dauerhafte Beziehung letztlich zu alt war. Und das, obwohl wir beim Zustandekommen der Beziehung immerhin beide über 30 waren. Aber ich war damals beruflich schon etabliert, er in der Endphase seiner Ausbildung mit anschließender Jobsuche. Das war
einer der entscheidenden Fehler, die ich gemacht habe, als ich mich auf die Beziehung einließ. Ich war gut genug für die Krisenintervention; die Früchte des Ganzen erntete, als er dann in Amt und Würden war, meine Nachfolgerin.
Als 27-Jährige hätte ich übrigens von einem 19-jährigen Abiturienten genau aus diesem Grunde die Finger gelassen, es sei denn, ich wäre nur auf ein Abenteuer aus gewesen. Aber das ist nun mal gar nicht meine Art.
Aber nach wie vor könnte ich mir für mich eher eine Beziehung mit einem etwas jüngeren als mit einem deutlich älteren Mann vorstellen.