Hallo Pisanelli,
deine Situation ist nicht nur wegen Deiner psychisch kranken Mutter schwierig, sondern auch wegen Deiner von mir eingeschätzten ungewöhnlichen Wahrnehmung oder besser Nicht-Wahrnehmung. Natürlich sehe ich Dich im Alltag nicht und kann nur Vermutungen anstellen.
Aber es ist schon ungewöhnlich, dass Dir selbst erst vor ca. 3 Jahren aufgefallen ist, dass Deine Mutter Dich und Deinen Bruder überbehühtet. Das hat vermutlich viel mit dem Gewöhnunseffekt zu tun. Seit Kindheit kennst Du es nicht anders. Du bist auch nicht gewohnt, gegen den Willen Deiner Mutter eigene Schritte zu unternehmen. Wenn ich alles richtig verstehe, dann machst Du alles
- entweder gemeinsam mit Deiner Mutter
- oder zumindest mit dem Einverständnis Deiner Mutter
- oder heimlich.
Vermutlich befindest Du Dich in einem psychischen Gefängnis. Von daher ist mir verständlich, dass Du nicht so einfach gegen den Willen und gegen die Gewohnheit weggehen und eigene Schritte unternehmen kannst. Ich schätze, dass Du erst einmal Fragen klären mußt. Eine Frage lautet: Wie willst Du mit der Situation umgehen, wenn Deine Mutter ausflippt, z.B. weil
- Du einfach mit der Bahn fährst?
- Du einmal über Nacht bei einem Kommilitonen feiern gehst - und dann erst am nächsten Morgen nach Hause kommst?
Hast Du Angst vor der Reaktion Deiner Mutter? Denkst Du, dass Du hilflos sein wirst?
Wie hast Du es erlebt, wenn Du mal gegen den Willen Deiner kranken Mutter etwas getan hast?
Oder hast Du so eine Situation noch nie gehabt?
Ich schlage Dir vor: Nimm Dir immer mehr Freiheiten. Gehe langsam immer öfter und immer weiter weg. Probiere aus, was Du selbst kannst, wie mutig Du selbst sein kannst. Lasse Deinen Mut langsam langsam immer mehr wachsen.
Achte darauf, wie Deine Mutter mit Deinen wachsenden Freiheiten umgeht. Neigt sie zur Gewalt?
Es ist wichtig herauszufinden, wie Du damit umgehst, wenn Deine Mutter ausflippt. Wieviel innere Stärke hast Du?
LG, Nordrheiner