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Umgang mit meiner paranoiden Mutter.

AnniOtt

Neues Mitglied
Hallo, ich habe ein Problem, das wohl nicht mehr verschwindet und mit dem ich nicht mehr klar komme: Meine Mutter lebt in einem Pflegeheim und ihre psychischen Störungen, die sie wohl schon immer hatte, arten langsam aus. Nachdem, was sie erzählt, möchte die Leiterin des Pflegeheims sie loswerden, deswegen hat sie gemeinsam mit ein paar Pflegerinnen ein Komplott gegen sie geschmiedet. Alles was im Laufe des Tages passiert und meiner Mutter nicht passt, wird von ihr als Angriff gegen sie persönlich gewertet. Alles, was sie an den Abläufen oder an den Zwischenfällen im Pflegeheim nicht versteht, wertet sie als einen Teil des Plans.

Immer wenn ich ihr vorschlage, eine Sache anders zu sehen, ist sie verärgert, weil ich mich "immer auf die Seite der anderen stelle". Ich erkläre ihr, dass ich nur versuche, die Situation zu verstehen und eine andere Erklärung für dies oder jenes zu finden, aber das möchte sie nicht hören, sie erwartet von mir, dass ich ihr alles glaube und mich zusammen mit ihr empöre.

Das kann ich nicht, einerseits, weil ich nicht so gut schauspielern kann, andererseits, weil ich fürchte, dass, wenn ich sie in ihrem Wahn unterstütze, sie sich da noch mehr hineinsteigert. Ich möchte weiterhin im Kontakt mit ihr bleiben, aber die Kommunikation mit ihr wird immer schwieriger, weil ihre Gedanken sich nur noch um ihren Wahn drehen. Hat jemand Erfahrung damit und eine Idee, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll?
 

Mipft

Aktives Mitglied
Hallo Anni,

deine Mutter gehört dringend in psychiatrische Behandlung und benötigt eine entsprechende medikamentöse Einstellung. Hört sich für mich sehr nach einem psychotischem Schub an. Reden nützt zu dem Zeitpunkt wenig bis nichts. Der Grossteil wird bei deiner Mutter überhaupt nicht ankommen bzw. Sie wird dir sowieso nicht glauben.

Hat sie denn in der Vergangenheit irgendetwas gegen ihre Krankheit unternommen?

Und die Medikamente dienen nicht dazu sie ruhig zu stellen, was aber manchmal bei einigen Medikamenten so aussehen kann (war bei meiner Schwester mit Haloperidol der Fall), sondern es geht um eine Medikation, damit das Gehirn wieder in vernünftigen Bahnen arbeiten kann.
 
S

SOLECA

Gast
Inwieweit würde man Deine Mutter als "dement" bezeichnen müssen?
Wenn überhaupt, ist eine Verhaltensweise ihr gegenüber natürlich schwierig und evtl. erfolglos.
Auch mit Medikamenten würde man da wenig erreichen.

Weshalb und seit wann lebt sie in dem Pflegeheim?
Und seit wann ist sie so schwierig geworden?
 

AnniOtt

Neues Mitglied
Hallo Mipft,

vielen Dank für Deine Antwort.
Meine Mutter hat diagnostizierte paranoide Psychose und ist schon sehr lange in Behandlung, aber zuerst war es "nur" Depression. Nach den unternommenen Suizidversuchen und einem längeren Aufenthalt in der Psychiatrie wurde sie 2017 in ein Pflegeheim entlassen, wo sie auch die ganze Zeit in psychiatrischer Behandlung ist. In den letzten Jahren ging es ihr recht gut, Medikamente haben gut zusammengewirkt und alles war ruhig. Aber seit 2022 verfällt sie immer mehr in ihren Wahn und ich weiß nicht mehr weiter.

Ja, Du hast recht, es geht bei ihr so weit, dass sie voller Überzeugung behauptet, dass sie psychisch gesund ist und nicht einmal Depressionen hat – sie wurde geheilt! Dass sie insgesamt vier Medikamente nimmt, die alle auf ihre Psyche einwirken sollen (und das weiß sie) erschüttert ihre Überzeugung nicht. Ich werde sie nicht ändern und nicht überzeugen können, mir geht es nur darum, wie ich mit ihr umgehen soll, damit die Kommunikation mit ihr irgendwie funktioniert. Ich kann sie nicht allein lassen, ich muss sie besuchen und ich muss sie anrufen, aber wie soll ich reagieren, wenn sie mit ihren Horror-Storys anfängt? Zuhören und schweigen? Aufstehen und gehen bzw. den Hörer auflegen? Gibt es da vielleicht schon erprobte Methoden?
 

AnniOtt

Neues Mitglied
Hallo SOLECA,

vielen Dank für Deine Rückmeldung.
Ich habe in meiner vorherigen Antwort schon vieles beschrieben. Mit der Demenz ist es schwierig. Also dement ist sie sicherlich und diese Diagnose steht auch schon, aber was in ihrem Verhalten der Psychose und was der Demenz zuzuschreiben ist, wüsste ich jetzt nicht. Ist vielleicht auch nicht so wichtig: Ihr Kopf funktioniert nicht richtig und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, aber irgendwie muss ich das ja.
 

Callia80

Aktives Mitglied
Du kannst deiner Mutter nichts anderes erzählen, wenn du nicht willst das der Kontakt irgendwann abbricht.

Wenn sie psychotisch ist, dann ist das ihre Realität. Sich bedeckt halten, vorsichtig sein und nicht ihre Wahrheit absprechen.
 

AnniOtt

Neues Mitglied
Hallo Callia,

theoretisch hört sich das gut und richtig an, nur weiß ich nicht, wie ich das praktisch umsetzen soll. Wenn sie mir z. B. erzählt, dass man ihr wieder eine falsche Tablette unterjubeln wollte, um bei ihr einen Anfall auszulösen, wie soll ich reagieren, was soll ich sagen? Ich sehe ein, dass es seltsam ist, dich das zu fragen, aber wenn ich vor meiner Mutter sitze, dann nützen mir theoretische Ratschläge nicht wirklich. Vielleicht kannst du dich in so eine Situation versetzen und hast eine Idee, wie du in so einem Fall reagieren würdest bzw. was du antworten würdest? Vielleicht kann mir das eher helfen, eine Strategie auszuarbeiten.
 

Mipft

Aktives Mitglied
Hallo Anni,

Ich hab mit meiner Schwester zur Zeit ihrer Schübe eigentlich ganz normal gesprochen, hab aber aufgrund ihrer Wahnvorstellungen sie dann auch schon mal angeschrieen oder mit ihr gestritten, wenn sie wirklich kruden Mist erzählte. Eher aus Verzweiflung, weil ich mir nicht anders zu helfen wusste und sie irgendwie wachrütteln wollte.
Vielleicht muss deine Mutter noch mal mit anderen Medikamenten neu eingestellt werden? Meine Schwester war fast 25 Jahre gut eingestellt und dann kippte es wieder. Sie bekommt heute andere Medis und damit ist sie wieder beschwerdefrei.
 

Callia80

Aktives Mitglied
Da ich es schon erlebt habe und nicht nur einmal ein Psychotischer Mensch vor mir gesessen hat, war es das, womit ich den Menschen "halten" und "erreichen" konnte.
Ich glaube deine Reaktionen müssen sich aus deinem Verständnis ableiten. Du darfst nicht von deiner Wahrnehmung ausgehen und auch nicht davon, dass nur deine Wahrnehmung die richtige ist.
Es geht darum deine Wahrnehmung mit ihrer wertfrei stehen zu lassen. "Ich verstehe das du diese Angst hast, ich kann mit dir warten ob Du wirklich einen Anfall bekommst".

Damit sagst Du weder, deine Wahrnehmung stimmt oder stimmt nicht, Du nimmst den Menschen ernst der da vor dir sitzt mit SEINER Wahrnehmung.

Du siehst die Welt aus deiner Sicht, sie sieht sie aus ihrer Sicht und letztendlich ist eine Psychose - aus meiner Sicht - eine verquerte Mischung der Sache und Beziehungsebene. Meine Sicht darauf aufzudröseln hat einen anderen schon in die Nähe gebracht, deswegen lasse ich das. Letztendlich ist es eine Fehlfunktion im Gehirn.

In dem Moment wo du sagst es stimmt nicht, provozierst Du eher einen Rückzug, weil sie sich unverstanden fühlt und ihr ihre Realität ansprichst.

Es ist wie bei kleinen Kindern, die können auch nicht alles richtig einschätzen und doch sollte man sie und ihre Wahrnehmung ernst nehmen.

Mehr kann ich dir nicht raten, ich bin kein Experte, nur jemand der oft damit konfrontiert wurde.
 

AnniOtt

Neues Mitglied
Hallo Mipft,

ich denke, bei einer Schwester würde ich genauso reagieren und nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei haben. Vor allem bei meiner Schwester nicht ;-). Aber das ist halt meine Mutter und ich fühle mich ihr gegenüber irgendwie verpflichtet und vor allem tut sie mir leid, also muss ich mich sehr beherrschen. Und da sie niemanden mehr hat, der sich um sie kümmert, kann ich mich nicht zurückziehen. Ich muss da irgendwie durch und möglichst so, dass ich selbst keinen Schaden abbekomme.

Mit Medikamentenumstellung ist bei meiner Mutter gerade sehr schwierig, weil sie ja in dieser Hinsicht sehr misstrauisch geworden ist, jede Tablette genau anguckt und alles, was anders aussieht als sonst, ist für sie falsch und nur dafür da, um ihr zu schaden. Und dann weigert sie sich halt diese "falschen" Tabletten zu nehmen.

Trotzdem vielen Dank, ich fühle mich verstanden und das ist auch eine große Hilfe.
 

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