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Unschönes Gespräch mit Chef-Tipps?

January

Mitglied
Hallo zusammen

meine Situation ist die, dass ich schon länger als Nebenerwerb in einem grösseren Gastrobetrieb arbeite. Ich habe da damals schon neben der Schule angefangen und das bsi jetzt durch Studium (bin immer noch studierend) durchgezogen.
Und bisher hatt ich eigentlich das Gefühl, dass dort alles gut läuft. Bis auf Kleinigkeiten habe ich jeweils von der direkten Vorgesetzten keine Kritik erhalten. Ich hatte Probleme mit einer Kollegin, welche schlecht gearbeitet hat und dies auf mich abgeschoben hat, das wurde aber zum Glück aufgedeckt und besagte Kollegin hat von sich aus gekündigt.

Das Problem: Vor einigen Tagen bekam ich einen Anruf von meinem obersten Chef. Mit ihm direkt habe ich selten zu tun, da er mehrere Filialen betreut. Er hat mir telefonisch mitgeteilt, dass von meinen Vorgesetzten sich die Beschwerden häuften, dass ich schlecht und unselbständig arbeiten würde und zunehmends unflexibel wäre. Er hat mir einige Punkte aufgezählt, welche ich gleich noch unten erläutern werde. Er hat mich nun zu einem Gespräch nächsten Freitag eingeladen, wo, Zitat, "der weitere Verlauf des Arbeitsverhältnisses von mir bei der Firma besprochen werden müsse", da er sich "keine Miatrbeiten leisten könne, die nicht nach den Qualitätsstandarts entsprechend arbeiten können bzw. wollen".
Mich hat das erst Mal geschockt, weil wie gesagt, bis auf Kleinigkeiten habe ich bisher nie negatives Feedback von Vorgesetzten erhalten. Mein Chef wollte sogleich die Punkte schon am Telefon besprechen, aber ich fand das nicht gut, da das für mich gerade zu unerwartet war und ich aufgebracht war. Also haben wir uns geeinigt, dass er mir seine Kritikpunkte schon per Mail zuschickt, damit ich mich auf das Gespräch vorbereiten kann. Das waren dann folgende:

-Auch nach einem halben Jahr beherrsche ich noch nicht alle von den neuen Küchengeräten korrekt und selbstständig.
Ich wurde niein diese neuen Küchengeräte eingearbeitet. Andere Kollgen/innen haben jeweils eine Trainingswoche erhalten, ich habe diese auch auf mehrfache Nachfrage hin nie erhalten. Der zuständige Vorgesetzte hat mich immer nur au die Betriebshandbücher zu den Geräten verwiesen. Aber wenn ich arbeite, habe ich halt einfach keine Zeit, in einem Buch zu suchen, wie man z.B. Eiswürfel in einer ganz bestimmetn grösse hackt, da muss ich jeweils entweder Nachfragen oder improviesieren. Oft ist es auch so, wenn ich etwas nicht verstehe und nachrfrage, ob es mir jemand zeigen könne, als Antwort kommt: "Lass das Mal stehen, die P. hat das schon oft gemacht und ist geübt darin, wir zeigen es dir ein ander Mal." Damit verbessere ich mich natürlich auch nicht, wie denn auch? Wenn wenig zeit da ist verstehe ich das ja, aber solche Antowrten kommen auch oft wenn eigentlich Zeit da wäre...
-Oftmals hätte von mir produzierte Ware Qualitätsmängel.
Hier liegt das Problem meiner Meinung nach am gleichen Ort. Wir haben regelmässig neue Produkte und meist ist niemand da um mir zu zeigen, wie ich diese korrekt herstellen muss. Ich muss also jeweils nach der gedruckten Produktionsanleitung gehen. Quasi nie hat jemand Zeit, eine Qualitätskontrolle, d.h. zu kontrollieren, ob ich etwas richtig gemacht habe.

-Meine Produktion dauere zu lange, ich sei langsamer geworden als früher.
Hier genau das selbe. Wenn ich alles nachlesen gehen muss weil niemand zum erklären da ist, dauer das bei mir jetzt halt länger.

-> Diese Punkte habe ich bereits vor einiger Zeit selbst mit einer Vorgesetzten angesprochen. Sie meinte damals, dass es stimme, dass bei mir das Training zu kurz komme, jedoch erwartet werde, dass ich das aufgrund meiner schon längeren erfahrung bei ihnen selbsständig ausgleichen können sollte. Daraus habe ich gedeutet, dass meine Arbeit grundsätzlich gut ist, so wie ich es mache.

-Ich wirke oft verwirrt, überfordert und unorganisiert. Sie brauchen Mitarbeiter, die kühlen Kopf bewahren können.
Das ist ein bisschen ein Problem von mir, das ist mir selber bewusst. Jedoch ist es wie gesagt: Ich wirke nur so, oftmals trifft das absolut nicht zu. Das ist bei mir in vielen lebensbereichen so und Mitmenschen meinen oft, ich sei total überfordert und hilflos wenn ich eine Aufgabe eigentlich locker im Griff habe. das war bereits in der Schule so und ist auch beim Studium so, dort kennt man mich so und nimmt das gelassen. Ich habe darüber auch schon mit Vorgesetzten gesprochen und sie meinten, sie nähmen das so zur Kenntnis und würden das in Zukunft nicht mehr beantstanden.

-Ich sei zeitlich unflexibel, würde nicht einspringen wenn Not am Mann ist und würde stets auf die Arbeitszeiten auf dem Plan bestehen. (Welche nicht wirklch zuverlässig sind, da es halt zum Job im Catering gehört, dass die Schicht dann beendet ist, wenn die Arbeit getan ist.)
Diesen Punkt kann ich am wenigsten verstehen, da ich immer wenn es irgendiw egeht auch an freien Tage bei Bedarf einspringe (gerade letzte Woche war das an zwei Tagen der Fall). Dieses Jahr bin ich sogar an meinem Geburtstag, welchen ich schon Monate zuvor als freien tag eingegeben hatte eingesprungen, da die anwesenden kolleginnen mit einem Grossauftrag am Limit waren...


Wie kann ich am besten meine Sicht der Dinge darlegen, ohne extrem defensiv und verneinend zu klingen?
Das ist im Moment meine grösste Sorge, dass ich den Eindruck machen würde, alles von mir zu schieben, im sinne von "nur die anderen sind böse und ich bin unschuldig!!". Weils das ist nicht was ich fühle. Mir st bewusst, dass ich z.B. punkto Training hartnäckiger sein müsste, also wenn ich in etwas nicht eingeführt wurde dran bleiben bis es mir jemand zeigt und mich nicht mit "schau mal ins benutzerhandbuch" zufrieden geben.
 
Hallo January,

wie ich das sehe, hängen alle Detailfragen eng mit der Führungsphilosophie zusammen.
Gibt es wenig Zeit für die Einarbeitung neuer Kräfte, dann könnte die Führungsphilosophie so lauten:

A) 95% der neuen Kräfte können durch Selbstlernen nicht den gewünschten Standard erreichen und werden nach X Wochen gekündigt. Die 5%, die es schaffen sich selbst alles beizubringen, die behalten wir.

Wenn das die Taktik ist, dann wirst Du aussortiert, wenn Du zu den 95% gehörst.
Frage an Deinen Chef: Ist das die Taktik?

Die erfolgreichere Führungsphilosophie lautet:
B) Der jeweilige Vorgesetzte ist dafür verantwortlich, dass die ihm unterstellten Mitarbeiter so erfolgreich arbeiten, wie es gewünscht wird. Daraus resultiert die Frage: Was haben Deine Vorgesetzten getan, damit Du erfolgreich wirst?
Dazu müssten Deine Vorgesetzten wissen, was zu Ihren Aufgaben als Führungskraft gehört und sie müssten selbst in der Lage sein, das zu leisten, was als Führungskraft von ihnen erwartet wird.

Damit geht der Ball wieder eine Etage höher: Was hat der Chef Deiner Vorgesetzten getan, damit seine Mitarbeiter (=Deine Vorgesetzten) das wissen und tun, was zu ihren Führungsaufgaben gehört? Und wie hat er sich vergewissert, dass auch so die Führungsaufgaben durchgefüht werden?

Die Frage ist also immer: Wenn das Ergebnis nicht stimmt, betrachtet man dann das letzte Glied in der Kette? Oder betrachtet man die ganze "Wertschöpfungskette" und schaut, wo begannen die Fehler?

So ein Gespräch muß man auch mit Selbstwertgefühl und Wissen führen können. Könntest Du das, jetzt - nachdem Du meine Zeilen gelesen hast?

Wenn es Standards für das Endprodukt gibt, so machen diese Standards nur Sinn, wenn es auch Standards in der Wertschöpfungskette gibt. Und falls es solche Standards geben sollte, so scheinen diese Deinen direkten Vorgesetzten unbekannt zu sein oder - warum auch immer - ignoriert zu werden. Der Fehler liegt im System, nicht am letzten Glied in der Kette. Liste diese systematischen Fehler auf und "bewaffne" Dich so mit Argumenten.

Nur wenn Taktik A) gefahren wird, dann hast Du vermutlich verloren. Aber die Frage der Taktik / Führungsphilosophie kannst Du ja direkt am Anfang des Gespräches klären.

LG, Nordrheiner
 
Hallo January,

ich sehe die Sache im Prinzip ähnlich wie Nordrheiner. Das ist definitiv ein Thema der Firmen- bzw. Führungsphilosophie! Was mir als erstes auffällt ist, dass die Kritikpunkte sehr pauschal und vor allem drohend formuliert sind („Wir brauchen Mitarbeiter, die einen kühlen Kopf bewahren können.“). Solche Sätze sind in meinen Augen eine Frechheit. Wenn hier ein ernsthafter Dialog mit gutem Ergebnis gewünscht wäre, dann müssten deine Vorgesetzten mit dir am Beispiel konkreter Situationen arbeiten. Nur so hättest du die Möglichkeit, Stellung zu nehmen, Missverständnisse aufzuklären und Lösungen zu erarbeiten. Ihr müsstet zusammen anhand ganz konkreter Gegebenheiten eindeutige und überprüfbare Schritte erarbeiten (Erst werde ich x lesen, dann täglich y erledigen. Das wird überprüft durch Kollegen Z). Die Einhaltung dieser am besten schriftlich fixieren Schritte muss dann auch zwingend dazu führen, dass du besser bewertet wirst. Denn wie will man bitte überprüfen, ob du jetzt zum Beispiel „organisierter“ bist oder nicht? Das sind ja völlig subjektive Einschätzungen, die nach Lust und Laune für oder gegen dich verwendet werden können.

Da so etwas eigentlich zum kleinen 1x1 der Personalführung gezählt werden müsste, sind deine Vorgesetzten entweder ziemlich inkompetent, oder es handelt sich hier um firmen- bzw. personalpolitische Spielchen. Leider gibt es Unternehmen, die mit solchen Methoden einen eigentlich betriebsbedingten Personalabbau betreiben, der bei offener Benennung z.B. am Betriebsrat scheitern würde, da dann eklatante Schwächen im Management offenbar würden. In einem solchen Fall wird gerne auf verhaltensbedingte Kündigungen gesetzt bzw. darauf gehofft, dass die Mitarbeiter das Unternehmen freiwillig verlassen. In deinem Fall könnten deine Vorgesetzten durch die E-Mail schon nachweisen, dass sie dich über die Kritik an deiner Arbeit in Kenntnis gesetzt haben. Damit wäre formal ein erster Schritt zur verhaltensbedingten Kündigung getan. Anfechten ließe sich hier in meinen Augen wie gesagt, dass die Kritik extrem schwammig und eine Verbesserung kaum überprüfbar ist. Das oben genannte ist natürlich nur eine Vermutung, ob es so ist, kannst du sicher am besten beurteilen.

Wie solltest du dich verhalten?
Egal, wie es ist: Ich persönlich rate generell dazu, erhobenen Hauptes in das Gespräch zu gehen und dich nicht kleinreden zu lassen. Gehe auf keinen Fall auf pauschale Kritikpunkte ein, die dir deine Vorgesetzten nicht anhand konkreter nachvollziehbarer Beispiele belegen können. Und lasse dich nicht durch Drohungen, einen lauten Ton, Schuldzuweisungen oder ähnliches irritieren. Bestehe darauf, dass ihr zusammen konkrete, eindeutige und vor allem überprüfbare Schritte zur Verbesserung gemeinsam festlegt und schriftlich festhaltet. Vereinbart auch, wie, wann und durch wen diese Dinge überprüft werden können. Das gilt auch für scheinbar unkonkrete Punkte wie etwa das "verwirrt oder überfordert wirken". Was bitte soll man darunter jetzt genau verstehen? Deine Vorgesetzten müssen als Führungskräfte in der Lage sein, so etwas auf konkrete Themen wie Körperhaltung, Blick, Mimik, Gestik herunterzubrechen und dich hier entsprechend zu beraten. Und wenn das in dem ersten Gespräch nicht sofort der Fall ist, dann müssen sie zumindest in der nahen Zukunft solche Beobachtungen nachliefern. Hinzu kommen natürlich, wie Nordrheiner sagt, die Kritikpunkte, die von deiner Seite aus gegen die Arbeitsstrukturen gerichtet werden können. Fixiert auch hier schriftlich, dass dir zum Beispiel eine einstündige Einführung in die Automaten gegeben werden wird. Sollte das dann nicht erfolgen, hast du am Ende einen klaren Beweis in der Hand, dass hier die Vereinbarungen seitens des Arbeitgebers nicht eingehalten wurden.

Sollten deine Vorgesetzten darauf nicht einsteigen oder solltest du den Eindruck haben, dass hier Spielchen mit dir gespielt werden, dann musst du dir die Frage stellen, in wie weit du bereit bist, das mitzuspielen. Verkaufe dich nicht unter deinem Wert und lass dir nichts gefallen, was nicht sein muss. Manchmal ist in solchen Situationen auch ein Wechsel des Arbeitgebers eine gute Idee.

Ich wünsche dir alles Gute! Und gib mal Rückmeldung, wie das Gespräch gelaufen ist.
Gruß tuny
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo zusammen,

danek für eure Antworten.

Es ist dann so ausgegangen, dass ich gekündigt habe. Mein Chef war darüber sehr enttäuscht und wütend, eigentlch war er erstaunlich offen und entgegenkommend im Gespräch.
Der Grund wieso ich gekündigt habe ist nämlich, dass ich mit meiner mehrjährigen Erfahrung auf dem Gebiet einen Job mit deutlich besserer Bezahlung, der eigentlich nur ausgebildeten kräften vorbehalten ist, angeboten bekommen habe, bei dem ich entsprechend mehr verdienen werde. Da geht halt für mich die Rechnung besser auf, zumal ich noch keine garantie habe, dass ich auf meinem studierten Gebiet sofort nach Abschluss etwas finden werde.

Dass oft so neue Miatrbeiter "ausgesiebt" werden ist mir bewusst, es handelt sich ja um eine Stelle als ungelernte kraft. Aber bei mir als langjährige Mitarbeiterin hätte ich mir da generell von Anfang mehr wetschätzung in Form von besserer Einführung in die neuen Geräte und Abläufe gewünscht. Im Grunde genommen profitiert ja auch ein Unternehmen dass rimär mit ungelernten kräften arbeitet von Mitarbeitern, die lange dabei sind und sich auskennen. Aber seis drum, ich habe was besseres gefunden mit dem dppelten Lohn. 🙂

LG January
 

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