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Vater todkrank, ich schaffe es nicht mehr, arbeiten zu gehen

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Gast

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Hallo,

mein Vater ist schwer an Krebs erkrankt und wird daran in absehbarer Zeit sterben. Es geht ihm psychisch und die physisch sehr schlecht, er ist bettlägrig und hat Schmerzen.

Mich macht das alles so fertig und er tut mir so furchtbar leid, dass ich mit meinem Alltag kaum noch klar komme.

Für viele mag der Beruf eine Ablenkung sein, für mich ist es eine Qual jeden Morgen dorthin zu müssen und einen auf gute Laune machen zu müssen, weil ich ständig nur an meinen Vater denken muss und wie sehr er leidet, wie er im Bett liegt und heult weil es keine Hoffnung mehr gibt etc.

Mich machen diese Nonsens -Problemchen der Kollegen wahnsinnig. Ich denke mir dann jedes mal seid doch einfach froh und dankbar darüber dass ihr gesund seid.
Auch bin ich total neben der Spur und vergesse viele wichtige Dinge, egal wie sehr ich versuche mich zusammen zu reissen.

Ich bin auch in psychologischer Behandlung, aber eine wirkliche Hilfe finde ich das auch nicht.

Am liebsten würde ich kündigen oder mich zumindest eine zeitlang beurlauben lassen.. Jedoch habe ich Angst, meinem Chef das zu verklickern. Bitte helft mir. ☹️
 
Liebe/r TE,

oh jee das tut mir leid für dich. Das ist wirklich so ganz und gar nicht schön... Ich kann gut verstehen dass dich das sehr sehr mitnimmt.

Weiß denn dein Chef wies deinem Vater geht? Ansonsten würde ich mir bei der Sekretärin mal einen Termin geben lassen, weil es privat ist. Sag ihm, dass es ihm sehr sehr schlecht geht und dich das unheimlich mitnimmt und du dich gar nicht mehr konzentrieren kannst.

Vielleicht kannst du für kurze Zeit eben weniger arbeiten? Oder du fragst ihn, ob dur für 2 Wochen einfach mal unbezahlten Urlaub nehmen kannst?

Evtl ist auch der die Therapeut/in nicht die richtige?

Ich drücke dir die Daumen, dass es für dich BESSER wird.
 
Lass dich erst einmal eine Zeitlang krank schreiben - denn du BIST krank, deine Seele packt das alles nicht mehr - und überlege dann zusammen mit deinem Arzt oder einer anderen Vertrauensperson, wie es weitergehen kann.
Ich weiß nicht, wie dein Chef drauf ist - davon hängt eine mögliche (leider unbezahlte) Freistellung auf unbestimmte Zeit ab.
Aber fang mal erst mit Schritt 1 an und rede mit deinem Arzt - eine Krankschreibung ist mehr als gerechtfertigt in deiner Situation.
Ich wünsche dir alles Liebe und viel Kraft.
 
Wie alt bist du, was machst du beruflich, wie lange bist du schon in der Firma und wie sicher ist dein Arbeitsplatz? Wie ist dein Verhältnis zu deinem Chef? Vertrauensvoll? Wie wird in eurer Firma üblicherweise mit gravierenden privaten Problemen umgegangen? Hat dein Chef ein offenes Ohr für solche Sorgen? Auch davon wird es abhängen, mit welchen Folgen du rechnen musst, wenn du dich wegen deines todkranken Vaters wochenlang krankschreiben oder beurlauben lässt oder gar deswegen kündigst. Nicht jeder Chef - auch nicht jeder potentielle Chef bei deinen künftigen Bewerbungen - hat dafür Verständnis. Viele erwarten statt dessen, dass ein erwachsener Mensch auch solche Belastungen wegsteckt, ohne an den Rand eines Nervenzusammenbruchs zu gelangen. Im günstigsten Fall wird etwas Rücksicht darauf genommen, dass man nicht ganz so leistungsfähig ist wie sonst, mal eher Feierabend machen oder wenige Tage frei nehmen machen will, um bei dem im Sterben liegenden Elternteil sein zu können. Das ist noch am ehesten von solchen Vorgesetzten zu erwarten, die selbst einmal in einer vergleichbaren Situation gewesen sind.

Ich musste vor 24 Jahren mein 2. juristisches Staatsexamen ablegen, während mein Vater todkrank war (Lungenkrebs) und noch vor meiner letzten Prüfung auch gestorben ist. Das hat damals leider auch niemanden interessiert. An eine wochenlange Krankschreibung, monatelange Beurlaubung oder gar den Abbruch meiner juristischen Ausbildung war nicht mal ansatzweise zu denken. Es war völlig klar, dass ich entweder trotzdem mit dem Referendariat weitermachen und das Examen schaffen musste oder aber eine jahrelange Ausbildung (Studium und Referendariat) für die Katz' gewesen und damit meine ganze berufliche Zukunft zunichte gemacht worden wäre. Ich weiß, dass letzteres niemals im Sinne meines Vaters gewesen wäre. Und ich habe es letztlich auch geschafft, sogar mit passablen Noten.

Ich glaube dir gern, dass die Situation dich fertig macht. Schließlich habe ich, als ich 30 war, Vergleichbares auch erlebt. Dennoch solltest du bei aller Panik, allem Mitgefühl und allem Schmerz bedenken, dass dein Leben nach dem Tod deines Vaters weitergeht. Wenn du jetzt die Nerven verlierst, voreilig kündigst und dann später keine Stelle mehr findest, könntest du das in nicht allzu ferner Zeit bereuen. Wenn du diesen Schicksalsschlag akzeptierst und dich auch davon nicht umwerfen lässt, wird dich das stärker machen. Auch bei deinen jetzt noch fröhlich lachenden und Smalltalk redenden, frotzelnden Kollegen wird das Schicksal eines Tages zuschlagen, wenn auch noch nicht jetzt. Leiderfahrungen bleiben kaum jemandem im Leben erspart.

Mein Vater war ein Mensch mit sehr viel Weitblick. Auch als er todkrank war, hat er mir nie Schuldgefühle gemacht, dass ich immer noch nicht genug für ihn getan hätte. Er sagte immer: "Deine Ausbildung geht vor!" und zeigte mir, dass er es zu würdigen wusste, dass ich ihn trotz der Examensvorbereitung und -prüfung sehr häufig im Krankenhaus besucht und ihm auch zu Hause so viel Zeit gewidmet habe, wie die Examensvorbereitung es eben noch zuließ. Er hätte nicht gewollt, dass ich mit seiner tödlichen Krankheit und seinem Tod nicht fertig werde und mein eigenes Leben deswegen ruiniere.

Vielleicht denkt dein Vater ähnlich. Du hilfst ihm nicht, indem du an der Tatsache, dass er bald sterben wird, psychisch zugrunde gehst. Du kannst ihn besser in seinen letzten Lebenswochen begleiten, wenn er spürt, dass du mit seinem nahenden Tod fertig wirst, statt dich von dem Unabänderlichen fertig machen zu lassen. Mitfühlen ist gut und richtig, aber mitleiden hilft weder dir noch deinem Vater, noch ist es ein besonderer Liebesbeweis. Auch wenn es hart klingt: Er wird sterben. Du kannst es nicht abwenden, auch nicht, indem du psychisch oder nervlich zusammenbrichst.

Ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen und fühlst dich durch meine Worte nicht angegriffen oder in deinem Leid nicht angemessen wahrgenommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das was Eugenie sagt ist alles insoweit richtig, aber leider nicht so einfach. Ich war in derselben Situation und hab noch über 100 km weit weg gewohnt. Selbstverständlich war ich auch 24 Std. da und hab alles getan. Meine ganze
Vorbereitung zurückgestellt. Doch ich musste auch andere Dinge erledigen, denn außerhalb mir hat sich keiner gekümmert, obwohl genug Menschen da waren und sie es könnten, hätte man mir was abnehmen können. Man kann es sich ungefähr vorstellen, wie schwer das ist alleine ist.

Und DAS hat mir mein Vater sogar vorgeworfen. Ein Tag konnte ich nicht, selbst wenn ich wollte und er war da auch im Krankenhaus. War also umsorgt und stabil. Ich war die Erste die da war, trotz 100 km Entfernung und alle anderen wohnten um die Ecke und kamen spät, da sie noch "ausschlafen" mussten. Sonst haben sie auch nichts getan.

Die Belastung hat mir damals seelisch extrem zugeschlagen und diese Vorwürfe eines selbstsüchtigen, egoistischen Vaters auch, sodass es mir schlechter ging, obwohl ich schon wegen Gewalt sehr gefährdet war. Ich litt unter einer Angststörung, was auch die Folgen von früherer Gewalt waren. Er hat es auch nie nötig gehalten hat, mich zu beschützen.

Nicht alle Väter sind so, wie der von Eugenie. Ein guter Vater wird aber nie wollen, dass du dein Leben zurücksetzt, deine Ausbildung und dein Beruf aufs Spiel setzt. Ich würde das bei meinem Kind auch nicht wollen. Mein Vater ist insofern eine große Ausnahme, wobei er in vielen Dingen eine Ausnahme ist/war.

Deswegen gehe ich mal davon aus, dass dein Vater nicht so ist wie meiner.

Heute würde ich alles anders machen und mich nicht dermaßen aufopfern für keinen! Ja, es ist dein Vater und ja es ist schmerzhaft. Aber, schau dass du vorankommst. Mir hat meine Situation im Leben, in der ich mich ständig augeopfert hab und alles verloren hab, so viel gelehrt!

Meine Aufopferung damals und wie oft hat mir keiner gedankt und ich bin durch meine Prüfung gefallen. Heute interessiert es keinen, was damals war. Ich muss alleine durch meine schwierige Lage.

Krankheit und Tod gehören zum Leben, das ist die Natur und es gehört auch dazu, dass man weiterlebt.

Hast du keinen der sich in deiner Abwesenheit um ihn kümmern kann, so wie die Mutter oder sonstiges Familienmitglied?

Auch wenn es sich unmenschlich anhört, versuch es pragmatischer zu sehen und vermisch dein Leben/Beruf nicht mit anderen Situationen. Trenne es, sodass beides seine Wichtigkeit hat und erhalten bleiben muss. Dein Beruf und Du vor allem.
 

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