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Versagens- und Zukunftsängste aufgrund schlechter Noten

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Hallo,

ich studiere jetzt im 2. Semester BWL in Köln und weiß nicht, wie es weiter gehen soll.
Zu mir, ich habe ein sehr gutes Abi gemacht (Schnitt 1,1, sogar 2 Stipendien bekommen) und hatte danach die Wahl, entweder Duales Studium im öffentlichen Dienst (hatte schon eine Zusage) oder "normal" zu studieren. Ich habe mich dann für das Studium entschieden, weil alle Leute meinten, mit meinem Abitur muss man studieren gehen und im ÖD schöpfe ich mein Potential nicht aus. Irgendwann habe ich das auch geglaubt und war so frohen Mutes und sehr motiviert, zu Studieren.
Im ersten Semester fand ich die Vorlesungen zwar teilweise sehr langweilig, andere dafür aber interessant und da ja am Anfang immer die uninteressanteren Basis-Sachen abgefragt werden, war das eben so. In den Klausuren kam dann der Schock: Obwohl ich mich meiner Meinung nach gut vorbereitet habe, kamen nur relativ schlechte Noten dabei heraus, sodass ich jetzt einen Schnitt von 2,8 habe. Ich liege damit im Durchschnitt, wenn man die Durchgefallenen mitzählt, lässt man sie raus, knapp darunter. Meine Freunde haben ähnliche Noten und hatten ähnlich gute Abiturschnitte.
Das Problem ist, dass ich mit einem SO schlechten Schnitt keinerlei Chancen auf vernünftige Praktika, später einen Master und somit eine Arbeit habe. Es gibt ja einfach zu viele BWLer und ich war so naiv, zu denken, ich würde schon zu den Guten gehören.
Leider glaube ich zudem, dass meine Noten niemals die eins erreichen können, weil mir reines Auswendiglernen, das oft gefordert wird, überhaupt nicht liegt.
Ich weiß nun überhaupt nicht, was ich tun soll.. Einfach weiter machen und hoffen, dass etwas daraus wird, könnte ziemlich schwer werden, da mich seit längerem starke Zukunftsängste plagen und ich mich von den negativen Gedanken kaum lösen kann. Ich hänge mich natürlich rein, fasse seit dem Anfang alles zusammen, aber habe immer diesen Hintergedanken im Kopf, der mir sagt, dass ich ohnehin zu dumm bin und irgendwann mit einem schlechten Abschluss ohne Job da sitze.
Die Alternative wäre wechseln, da wüsste ich nur nicht in welches Fach, denn wenn ich schon in BWL so schlecht bin, wird es ja in einem anderen Fach nicht so viel besser werden. Auch hatte ich keinen Mathe LK und die Fächer, die mich noch interessieren, haben sehr viel mit Mathe zu tun. Zudem sind meine eigentlichen Traumjobs auch nicht möglich. Mein Traumberuf war immer Pilotin, aber Lufthansa hat einen Einstellungsstop und über sine Flugschule wollte ich nicht einsteigen, da 60.000€ Schulden zu viel sind. Danach wollte ich Biologie studieren, aber das ist ja völlig sinnlos, wenn man jemals einen Job haben will oder Tiermedizin, aber da sehen die Chancen auch alles andere als rosig aus.
Ich will nicht nur ein Fach, das Sicherheit garantiert, aber etwas Sicherheit möchte ich schon haben.
Die dritte Möglichkeit wäre eine Ausbildung oder ein duales Studium, aber für dieses Jahr findet man sowieso keine Plätze mehr und nächstes Jahr wäre mir viel zu spät, ein Jahr Leerlauf oder nach 4 Semestern abbrechen käme nicht in Frage.

Ich habe einfach keine Ahnung, was ich tun soll. Ich könnte mir jeden Tag in den A**** beißen, dass ich das duale Studium abgelehnt habe, aber das bringt mir auch nichts mehr.
Meine Eltern sind auf meiner Seite und üben keinesfalls Druck auf mich aus, aber können mir leider auch nicht helfen, da keiner von ihnen studiert hat.
Es ist wirklich zum Verzweifeln.

Danke fürs Lesen und viele Grüße
 
Hallo,

ich würde dir erstmal einfach nur sagen „Alles ist gut“. Auch, wenn es sich für dich gerade ganz und gar nicht so anfühlt. Jetzt steckst du in einer Krise. Aber Krisen sind oft not-wendig. Ich sehe das so, dass du unter einem irrsinnigen Druck stehst. Wenn es dir gelingt, dich von diesem Druck zu befreien, werden sich dir wahrscheinlich ganz neue Wege eröffnen.

Und - mache dir keine Vorwürfe. Was geschehen ist, das ist geschehen. Und im Rückblick stellt sich oft heraus, dass es gut so war.
„im ÖD schöpfe ich mein Potential nicht aus.“
Vielleicht war das wirklich eine gute und richtige Entscheidung! Mein Schwager ist aus der Privatwirtschaft in den ÖD gewechselt und hat es am Ende nicht mehr ausgehalten wegen Langeweile und ist wieder weg. Er hat sich dann selbständig gemacht.

Vielleicht findest du einen Weg, doch noch auf Supernoten zu kommen. Aus meinem Studium weiß ich noch, dass es zwei völlig verschiedene Dinge waren, eine Klausur (in meinem Fall überhaupt 🙂 ) zu bestehen und dem Gefühl „doch eigentlich alles verstanden zu haben“. Mir hat dann geholfen, mir alte Klausuren zu besorgen und wirklich ausschließlich mich nur auf genau diese Fragen vorzubereiten. Dann ging‘s!

Vielleicht findest du aber auch einen ganz anderen Weg, um mit nicht ganz so guten Noten trotzdem in Praktika und Beruf zu kommen. Das geht zB. über den Aufbau von Kontakten. Ein Freund von mir hatte sich irgendwie einen Draht zur Gewerkschaft aufgebaut und kam dann später in diesem Bereich gut unter. Hättest du irgendwelche Firmen, für die du dich besonders interessierst? Bietet vielleicht die Lufthansa Praktika für BWL Studenten? Vielleicht könnte dir dabei dein Interesse fürs Fliegen helfen. Oft gibt es irgendwelche Nischen und Nebenwege.

Ich war nach dem Studium erstmal arbeitslos, aber es hat sich dann ein völlig anderer Weg aufgetan, an den ich zunächst gar nicht gedacht hatte. Du kannst nicht dein ganzes Leben wie am Reißbrett planen. Sei offen. Für dich selbst und für die Möglichkeiten, die du hast. Und so weit ich weiß, sind heutzutage die Berufsaussichten sehr viel günstiger als noch zu meiner Zeit. Vielleicht /wahrscheinlich wirst du keine Supernoten brauchen, um (überhaupt) Arbeit zu finden.

Es hieß mal, "entweder du bist besser, oder du bist anders". Vielleicht findest du deinen Weg zum anders sein.

Du bist jung und hast alle Möglichkeiten, auch Dank deines guten Abiturs. Aber noch wichtiger finde ich, dass du dir selber klar darüber wirst, was du wirklich gerne für dich willst. Ich denke, das musst du irgendwie herausfinden, was wirklich dein Wille für dich selbst ist, was dir gefallen würde und auch Spaß machen würde. Hör nicht auf andere, hör auf dich selbst. Das mag nicht ganz einfach sein, das herauszufinden. Vielleicht würde dir eine Pause, ein Kurzurlaub, irgendetwas guttun, bei dem du mal aus deinem täglichen Gedankenkreisen herauskommst. Nimm dir eine Auszeit.

Und was ich ganz wichtig finde: dass es sich mit deinen Eltern gut anhört, dass sie dir keinen Druck machen. Auch, wenn sie nicht studiert haben, können sie dir helfen, einfach nur weil sie da sind und weil es sie gibt. Vielleicht kannst du dir deine Auszeit bei deinen Eltern einrichten? Du könntest die Orte deiner Kindheit aufsuchen und dich fragen, wie es nun für dich weitergeht. Und vielleicht auch die strenge Fixierung auf den Notendurchschnitt aufgeben. Und offen werden für neue, realisierbare Wege. Und viele Wege, werden dadurch wahr, dass man sie einfach geht, manchmal auch weitergeht.

Alles Liebe dir!
 

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