So manche Firma hat auch einen Dachschaden.
Mir hat es mit den Forderungen irgendwann so gereicht, dass ich einfach nur noch das geschrieben habe, was ich nicht hatte.
Ich wurde kreativ. Ich habe keine 0815 Formulierungen mehr genommen, bin sogar manchmal richtig frech geworden und die Leute mochten es.
Z.B. so:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie erwarten jetzt bestimmt, dass ich ein einser Abitur vorweise und schon 120 Jahre Berufserfahrung habe.
Leider kann ich damit nicht dienen.
Jedoch kann ich Ihnen eine fleißige Arbeitsweise anbieten. Desweiteren bin ich sehr loyal gegenüber meinen Arbeitgebern, weshalb ich stets bemüht bin pünktlich zu sein und da bin, wenn Not am Mann ist.
Natürlich weise ich auch Menschlichkeit vor, weshalb ich ein sehr freundlicher Mitarbeiter bin
und auch diese Bewerbungen einige Rechtschreibfehler haben wird.
Ich habe speziell ihre Firma angeschrieben, weil mir ihr Betrieb als lehrreich und interessant wirkt. (optional)
Beruflich kann ich Ihnen folgende nützliche Fertigkeiten bieten:
... Stichpunkte (nicht zu viele, eher weniger mit kleineren Aufzählungen in Klammern)
Sollten Sie Interesse an einem gegenseitigen Kennenlernen haben, dann können Sie mich wie folgt kontaktieren:
...
Über eine Rückantwort würde ich mich freuen.
Mit freundlichen Grüßen
...
So hatte ich es immerhin bis zu den Vorstellungsgesprächen geschafft, hätte auch ein Praktikum bekommen, habe aber wegen Ausbeutungsgefahr abgelehnt.
Funktioniert aber nicht bei allen Firmen. Große Firmen schauen oft sowieso nur auf das Zeugnis.
Wichtig ist, dass du immer zeigst, dass du nicht der Beste bist (also nicht angeberich wirkst), aber auch zeigst, dass du noch mehr Interessenten hättest (was ja nicht stimmen muss, dich aber begehrt macht.).
Das heißt, nicht zu viel Süßholz raspeln. Mehr zur Sache kommen und sagen, du suchst das und bietest folgende Arbeitsleistungen an.
Stell dir immer vor, dass du ein wichtiger Geschäftsmann bist, interessante Partner anschreibst, aber auch bedenken musst, dass du noch andere wichtige Angelegenheiten zu klären hast. Weg von der emotionalen Ebene.
Du bist es, du kannst es und wenn sie dich nicht nehmen, dann verpassen sie ihre Chance. So musst du es rüber bringen.
Heute schreibe ich den Firmen Absagen:
Sehr geehrte Damen und Herren,
leider ist Ihre Firma für meine Qualifikation zu unterqualifiziert.
Da ich den höchsten Schulabschluss Deutschlands habe mit Studienbefugnis, erstrebe ich auch eine dementsprechende gute Arbeitsleistung vollbringen zu können.
Jedoch kann ich keine guten Arbeitsleistungen vollbringen, wenn ich voller Kummer an meine Arbeit gehe, weil ich unterbezahlt bin, keine sichere Stelle habe und/oder mein Beruf einen schlechten Ruf hat.
Bitte sehen Sie das nicht als Versagen ihrer Firma.
Sie können sich immernoch bessern. Ich kann Ihnen ein Praktikum in Firmen empfehlen, die die oben genannten Präferenzen aufweisen. Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen werden begeistert sein.
Mit freundlichen Grüßen
...
Zu meinem Werdegang:
Nun, ich habe erst meinen Realschulabschluss mit 3,6 gemacht und wurde eigentlich regelrecht aufgegeben (damals schon).
Habe mich dann wahllos überall beworben. Nur Absagen, depressive Phase, dachte das wird nichts mehr.
Fing an, meine Bewerbungen so wie oben zu gestalten. 1. Ausbildung (Assistentin für Labordiagnostik) an der Uniklinik in Frankfurt. War aber noch zu jugendlich-dämmlich und verkackte die Semesterklausuren, weil ich nichts lernte bzw. nichts das nötige Abiwissen teilweise hatte.
Danach einige Praktika durch das Arbeitsamt.
Wieder depressive Phase, wieder so wie oben angefangen.
2. Ausbildung (Assistenin für Funktionsdiagnostik) beim selben "Arbeitgeber" (eigentlich eine Schule in Koop. mit dem dem Klinikum). Ich hatte mich da ausnahmsweise nicht beworben, sondern wurde gefragt.
Man schätze meine Arbeitsweise und meine Intelligenz. Leider verkrachte man sich und so wurde auch das nichts mehr.
Dann Phase langer Arbeitslosigkeit.
Keine Lust mehr auf Ausbildungen und Praktika, da ich mich ausgenutzt fühlte.
Freiwillig auf eine Schule für ehem. Drogensüchtige gegangen, um das Abitur zu erlangen, um damit studieren zu können.
Mittlerweile habe ich die Fachhochschulreife mit 3,2 erreicht. Am Abi arbeite ich noch.
Allerdings gibt es noch anderweitige Probleme, die meine Schullaufbahn gestört haben.
Diesmal lag es also nicht an Faulheit. Ist eben mal wieder doof gelaufen.
Jedenfalls wird mir eine Künstlerkarriere vorgeschlagen. Dummerweise habe ich 2 linke Hände.
Die Arbeit mit Menschen sei wegen meiner Akribik, meiner Ehrlichkeit und meiner Neigung zu ungeplanten Pech und Pannen nicht das Richtige für mich.
Wegen dem Krach mit meiner alten Schule gibt es Probleme beim bewerben. Ein Studium schließt diese Probleme aus. Allerdings happert es an der Finanzierung.
Dementsprechend kann ich sagen, dass normale Bewerbungen kaum was bringen, wenn man es weit bringen will.
Es kommt immer darauf an, wer die Hand reicht und wer die Hand nimmt.
Zudem weiß ich nach dem steinigen Weg mehr als genug, welche Hürden es in der Arbeitswelt gibt.
Ich bin besser informiert als jedes Arbeits- und Sozialamt und habe schon mehrere Leute vermittelt.