A
April
Gast
Guten Tag...jetzt sitze ich hier, tippe ein paar Zeilen, lösche sie wieder und überlege ständig, ob es Sinn macht, meine Geschichte zu erzählen. Ich weiß nicht einmal, was ich erwarte, von eventuellen Antworten. Am besten ich beginne einfach. Vor fast vier Jahren hatte mein Sohn, heute 18 Jahre, einen Badeunfall und ist nun hochgradig querschnittsgelähmt. Innerhalb eines Augenblickes hat sich mein ganzes Leben verändert. Bevor ich weiterschreibe, möchte ich sagen, dass mein Sohn trotz seiner Behinderung nicht mit seinem Leben hadert und...soweit ich das beurteilen kann...auch zufrieden ist. Aber ich fühle mich in ein Leben voller Einschränkungen gepresst, denn mein Sohn ist von mir abhängig und ich habe so gut wie kein eigenes Leben mehr. Ich lebe mit ihm alleine, schon immer. Daher ruht alles auf meinen Schultern. Die kleinen Hilfen, die ich von anderen erhalte sind nur Tropfen auf den heißen Stein. Meine Träume, meine Wünsche...alles dahin. Ein Partner, den ich mir natürlich wünsche...unter diesen Umständen wohl aussichtslos.Ich fühle mich so machtlos, irgendetwas ändern zu können an den Umständen und ich habe das tiefe Gefühl, nur noch lebendig begraben zu sein. Und auch, dass sich das nie ändern wird. Ich weiß, niemand kann sagen, was die Zukunft bringen mag, aber ich empfinde es einfach so. Da ist auch viel Wut in mir...die aber kein "Ziel" findet, um bearbeitet werden zu können. Ich bin wütend auf das Leben, das mir dieses Schicksal gebracht hat. Ich dachte bisher immer, dass Alles, was passiert, seinen Sinn hat. Dieser Glaube hat mich die vier Jahre halbwegs über Wasser gehalten. Aber er reicht nicht mehr aus, um eine optimistische Haltung einzunehmen. Meine Kraft verschwindet mehr und mehr und hat seit Wochen Gefühlen der Sinn- und Hilflosigkeit Platz gemacht. Das klingt nach Depression...ich weiß. Ist es wohl auch. Ich bin auch wütend auf mich, weil ich nicht in der Lage bin, mein Leben, so wie es nun ist, einfach annehmen zu können. Weil es mir nicht genügt, für mein Kind da zu sein, sondern mir meine eigenen Sehnsüchte einfach keine Ruhe lassen. Ach...es ist alles nur ein Krampf. Und ich weiß oder vermute, dass die Lösung in dem Zauberwort: "Sichtweise" liegt. Aber wie gelange ich zu einer Sichtweise auf mein Leben, die ich akzeptieren kann? Kann es mir einer sagen?Danke fürs Lesen und einen lieben GrußApril