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Warum muss ich leben?

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Heißt es nicht, dass man selbst über sein Leben bestimmen darf? Gehört der Tod nicht zum Leben dazu? Warum darf ich dann nicht sterben, wenn ich das gerne möchte? Oder viel mehr... warum habe ich die Pflicht zu leben? Man hat mich doch auch nicht gefragt, ob ich geboren werden möchte.
 
Heißt es nicht, dass man selbst über sein Leben bestimmen darf? Gehört der Tod nicht zum Leben dazu? Warum darf ich dann nicht sterben, wenn ich das gerne möchte? Oder viel mehr... warum habe ich die Pflicht zu leben? Man hat mich doch auch nicht gefragt, ob ich geboren werden möchte.

Lieber Gast,

müssen musst Du nicht. Du darfst leben. Ich betrachte mein Leben als Geschenk. Dabei war es auch nicht unbedingt immer leicht. Ich kam schwerbehindert zur Welt, war schon als Kind immer wieder vom Tode bedroht.
Als Kind verbrachte ich zeitweise mehr Zeit im KKH als zu Hause.

Ich bin Spastiker, hinke, was das Zeug hält und bin ein bipolarer Zeitgenosse.

Dennoch bin ich vierfacher Vater längst erwachsener Kinder und Großvater zudem. Ich konnte Abi machen, studieren und fast 35 Jahre als Lehrer arbeiten.

Heute ist es mein Wunsch und innige Bitte an den Herrn allen Lebens, dass mir noch viel Zeit bleibt für die Ziele, die ich noch habe. Und das sind nicht wenige🙂

Ich freue mich meines Lebens und wünsche Dir, dass Dir das auch möglich wird.

Burbacher
 
Heißt es nicht, dass man selbst über sein Leben bestimmen darf? Gehört der Tod nicht zum Leben dazu? Warum darf ich dann nicht sterben, wenn ich das gerne möchte? Oder viel mehr... warum habe ich die Pflicht zu leben? Man hat mich doch auch nicht gefragt, ob ich geboren werden möchte.

Welche Lebensprobleme stecken hinter Deinem Beitrag?
 
Hierzulande ist Selbsttötung nicht erlaubt. Genauso wie die Beihilfe dazu. Das ist mein größtes Problem. Denn ich kann es nicht. Habe es schon versucht, aber der Körper will einfach nicht! Und die Menschen wollen das auch nicht. Warum auch immer. Dabei möchte ich doch nur friedlich einschlafen und nicht mehr aufwachen.
 
Welche Lebensprobleme stecken hinter Deinem Beitrag?

Lieber Hr. Nordrheiner,

solche gezielten Frage halte ich nicht unbedingt für zielführend, zumal dann nicht, wenn sie immer wieder und im Einzelnen dazu führen, dass da die Einen sehr persönlich nach ihren Umständen ausgefragt werden, während sich die Anderen gleichzeitig und über ihre eigenen Umstände sehr bedeckt halten.

Offenheit ist keine Einbahnstraße.

Burbacher
 
Auf einer logischen Ebene, kann es dir niemand verbieten zu sterben, es gibt keine "postmortale Judikative" die dich zu irgendeiner Rechenschaft zieht. Das ist deine Entscheidung, genauso darfst du entscheiden zu leben.

Der Grund warum man dir aber von Suizid abrät, ist dass deine Sicht der Dinge von irgendetwas geprägt ist. Nicht immer sind unsere Entscheidungen, Empfindungen und Gedanken rationalen Ursprungs, denn wir sind nicht perfekt. Wir sehen die Dinge immer aus unserer Sicht der Dinge, wie wir sie erfahren und sie haben auch immer einen Hintergrund. Nur ist es leider so, dass diese Sicht der Dinge auch nicht immer die Beste Entscheidung ist.

Der Suizid ist für viele ein schmerzloser Ausweg um dem Leiden das man in sich trägt ein Ende zu bereiten. Es ist der einfache Weg, und er wird auch viel zu oft gewählt. Meistens steckt dahinter eine Ohnmacht sich den inneren Konflikten zu stellen und sie womöglich aus einer anderen Perspektive sehen zu können. Es stimmt schon, dass eine Konfrontation mit möglichen Erlebnissen nicht gleichbedeutend ist mit einem "leidfreien Leben", nur die Perspektive ist nicht immer das was man in Betracht ziehen sollte um dem ganzen ein Ende zu setzen.

Leiden ist Leben, und Leid erfahren wir alle. Die einen mehr, die anderen weniger. Es gibt keine objektive Darstellung von Leid. Was man dir aber versucht zu sagen, indem man dich bittet dem ganzen noch kein Ende zu setzen und vielleicht sogar um dich selbst zu kämpfen ist, dass es weitaus mehr gibt als das Leiden. Ich sag mal so, es gibt keine Erlösung. Manche haben dazu eine christliche Anschauung, dass es nach dem Tod ein leidfreies Leben geben könnte. Ich sehe das aber nicht so. Ich sehe es so, dass nach dem Tod weder nichts noch kein Leid ist. Der Tod bedeutet das Ende. Für immer. Auch für alles was hätte sein können, was du hättest tun können, was du machen kannst, und was du DARFST.

Einer hatte sich mal von der Golden Gate Bridge runtergestürzt. Und überlebt. Man fragte ihn was ihm durch den Kopf ging als er sprang, er sagte "In dem Moment als ich sprang wurde mir klar, dass alle Probleme von denen ich dachte sie wären absolut unlösbar, absolut lösbar waren, außer dass ich gerade gesprungen bin."

Wenn deine Probleme und deine Gedanken nicht so schlimm wären, du vielleicht ein Leben hast, das gut genug ist, nicht perfekt, aber gut genug um über die Tage zu kommen, mit Problemen und Streitereien, mit den alltäglichen Dingen mit denen du dich plagen musst, würdest du dann genauso handeln wollen? Dem ganzen ein Ende zu setzen?

Ist es vielleicht nicht der Tod den du dir wünschst? Sondern ein angenehmeres Leben? Denkst du dass der Tod dir das bieten wird? Der Tod bietet dir nichts, er ist halt ein narzisstischer Egoist der nimmt.

Viele wünschen sich ein angenehmeres Leben, nicht alles wird das gegeben. So ist das halt. Manche leben in Umständen die vorteilhafter sind und manche erleben nicht viel Unglück. Aber es kommt darauf an was du daraus machst. Und wenn du daraus ein Ende machen willst, dann verschwendest du alles. Du hast Möglichkeiten. Jeder hat seine ganz eigenen individuellen Möglichkeiten. Jeder auf seine ganz eigene und persönliche Art und Weise. Niemand außer du kann dieses Leben das du hast führen. Denn es ist deins. Ich mein, vielleicht driftet das in eine romantischere Richtung, aber guck, du bist die Masse deiner Atome, du denkst, fühlst und atmest. Du bist Leben. Es stellt sich nicht die Frage ob oder was du bist. Du bist Leben. In seiner ganzen Form. Das sind wir alle, wir als Menschen. Das sind Pflanzen, Tiere und was es sonst noch für Lebensausprägungen gibt. Und alles weitere, wie das was dich in deinem Kopf plagt, das ist was du hast. Was du "besitzt". Und das ist wandelbar.

Niemand VERbietet dir zu sterben, aber man BIETET dir Möglichkeiten, und du kannst wählen. Aber die Wahl zu Sterben ist eine Wahl ohne Ausweg. Jede andere Wahl hat einen Ausweg. Außer diese.
 
Danke für deine Worte und den langen Text whateverest.

Leben heißt Leiden sagt der Buddhismus. Buddha sagt auch, das Nirvana sei ein Zustand des Nichtseins, der völligen Auflösung. Genau so stelle ich mir den Tod vor. Es ist dann halt einfach alles zu Ende. Und das soll es auch. Es soll einfach alles Enden. Das Leid, das Glück, alles. Ich will nichts mehr sehen, nichts mehr höhren, nichts mehr fühlen. Einfach nicht mehr sein. Einfach weg, als hätte es mich nie gegeben.

Nur leider ist dies nicht so einfach. Die Natur, die Gesetze und die Menschen verbieten mir ein friedliches, schnelles Sterben.
 
Dein Dank an whateverest in allen Ehren. Sein Beitrag verdient dergleichen auch. Aber Dir ist hoffentlich schon aufgefallen, dass Du mit Deiner Begründung seinen Beitrag inhaltlich konterkarierst.

Burbacher
 
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