Hey Bacara
Das Problem, nicht auf den Punkt zu kommen, kenne ich gut. Ich schweife zum Beispiel staendig vom Punkt ab, weil sich mir da andere interessante Gedankengaenge auftun. Also mach Dir darueber mal keinen Sorgen.
Und auch das mit den 100% kann ich oft bei mir selber beobachten. Mal eine Frage dazu... Wenn Du Dich auf etwas fixiert hast, Hobby, Beziehung, Freunde, Studium... fixierst Du Dich dann auf alles gleichzeitig? Also ich meine, Du gehst zum Beispiel morgens zur Uni und hoerst dem Prof uneingeschraenkt zu, danach gibst Du Freunden und Sport Deine volle Aufmerksamkeit und danach deiner Beziehung? Oder fixierst Du Dich 100%ig fuer einen laengeren Zeitraum auf nur eine Sache davon?
Und was hast Du Dir davon erhofft, so viel Energie in die verschiedenen Lebensbereiche zu investieren? Hast Du das mehr fuer andere oder mehr fuer Dich selbst getan?
Ich gehe davon aus, dass irgendetwas passiert ist, was Deine momentane Situation ausgeloest hat. Mag der Ausloeser nun schleichend oder schlagartig gekommen sein. Du sprichst von Verlust und Traurigkeit. Was kam denn zuerst, ein Verlust, den du erlitten hast, woraufhin Du traurig wurdest? Oder eine Traurigkeit, die Dich so vereinnamte, dass Du Verluste in Kauf genommen hast?
Idealistisch bin ich auch sehr.
Ich hatte damit in der Vergangenheit grosse Probleme. Schon in der Grundschule hat mein Opa mir immer gesagt: "Gott bewahre Dir Deinen Idealismus. Aber sei nicht traurig, wenn Du damit auf die Schnauze faellst." Er hatte recht gehabt. Ich hatte mir als Kind zum Beispiel in den Kopf gesetzt, die Welt zu retten.
Irgendwann musste ich feststellen, dass das fuer einen Menschen alleine quasi unmoeglich ist. Das war wie ein Schock. Als ich dann irgendwann wieder aufstand, hat mir folgendes geholfen: "Lebe so, dass, wenn jeder so leben wuerde wie Du, die Welt ein besserer Ort waere." Man kann die anderen nicht aendern. Man muss sie akzeptieren, wie sie sind. Man kann sich selber aendern. Aber dazu muss man sich selbst auch erst einmal so akzeptieren, wie man ist. Kannst Du das? Dich selber wie eine Freundin in den Arm nehmen und Dich so akzeptieren, wie Du nunmal gerade bist? Und dann von diesem Punkt aus mit Dir zusammen ueberlegen, was man machen kann, um die Welt (deine persoenliche Welt und vielleicht auch die deiner Mitmenschen) ein Stueck weit lebenswerter zu machen?
Wenn man lange genug sucht, findet man in jeder Suppe 1000 Haare. Die Haare zu sehen ist nicht das Problem, sondern sich auf sie 100%ig!
zu fixieren. Nichts ist perfekt. Menschen lernen, die Evolution ist noch in vollem Gang. Alles veraendert sich staendig. WIR koennen es besser machen. Such Dir doch mal eine Suppe aus, mit der Du Dich gut auskennst. Und dann suche alle Haare, die Du findest. Und dann versuche sie doch mal in ein moeglichst objektives Licht zu stellen. Weisst Du was ich meine?
Dass Du nach einem Therapieplatz suchst, finde ich gut. Jemand hat Dir in den Hintern getreten wie du sagst und das war Dein Impuls. Im Grunde hat die Person Dir eine Hilfe zur Selbsthilfe gegeben. Und das tut der Therapeut ja auch bloss. Das ist keine Fremdbestimmung. Du selber bestimmst, ob Du um Hilfe fragst oder nicht. Und ob Du sie dann auch annimmst.
Ich wuensche Dir einen entspannenden Abend!
LG sunny-blue