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Was ist an SVV so schlimm?

Atlas

Mitglied
Die Frage wirkt vielleicht etwas provokativ, aber ich frage mich das schon seit längerer Zeit.
Ich hab seit vier Jahren ein 'Problem' mit SVV und war vor zwei Jahren unter anderem deswegen in Therapie. Alle haben es immer so dargestellt als wäre das was unglaublich Schlimmes. Meine Mutter ist total ausgerastet und hat geweint als sie es rausbekommen hat. Und ich hab nicht verstanden warum. In der Therapie fanden sie es auch ganz schlimm und ich musste so einen bescheuerten Vertrag unterschreiben, dass ich das nicht mehr mache. Ich müsse andere Wege finden, damit ich mir nicht mehr wehtun 'muss'. Mit Müssen hat das aber überhaupt nichts zu tun, sondern mit Wollen. Oft mache ich es nur deshalb nicht, weil man mir eingebläut hat, dass es falsch ist.
Ich frage mich oft warum ich mich überhaupt daran halte, weil ich nicht kapiere, warum das so schlimm sein soll.
Ich könnte es verstehen, wenn ich mir hier regelmäßig fast die Pulsadern aufsäbeln würde oder so. Niemand stirbt an ein paar Kratzern oder 1mm tiefen Schnitten. Ich verstehe nicht warum ich das nicht machen sollte?
Das beste Argument war noch "Es macht mich traurig wenn du dir wehtust". Schön, mich macht es dafür glücklich.
 
Bist du vielleicht einfach Masochistin und stehst auf Schmerz? :-D Normalerweise stehen hinter selbstverletzendem Verhalten doch meistens Selbsthass oder andere psychische Probleme. Wenn du das bei dir aber gar nicht so mit irgendwelchen emotionalen Problemen in Verbindung bringst sondern du es machst weil du es gern willst.... wäre SM vielleicht dein Ding 😀 Ich meine du sagst ja auch selber, dass du es lässt, wenn du vermittelt bekommen hast dass es falsch ist sich selbst wehzutun. Ich denke bei jemandem der sich wirklich aus psychischen Probleme raus ritzt ist da ne viel größere zwanghafte Komponente bei und der könnte das nicht einfach so "lassen".
 
Schau mal. SVV heißt selbst verletzendes Verhalten. Du schädigst dir damit. Du fügst dir Schmerzen und Wunden zu. Ist doch klar das dies nicht normal und gesund ist. Klar kannst du dich weiter verletzen bis zu deinem lebens ende. Wird dich keiner abhalten können, aber so wirst du ehrlich gesagt nie gesund. Warum verletzt du dich den? Sag mal ein Paar Gründe.

Es ist schwierig eine Antwort zu geben. Da ich selbst noch öfters diesen gleichen Gedanken habe. Im Kopf weiß ich aber zumindest das dies schädlich ist und überhaupt nicht normal. Nur es ist so, wenn ich dann diesen Druck habe(was jetzt öfters wieder der Fall ist) das ich mir dann denke, warum alle diese Sache so schlimm finden und ich so gerne es tue usw. Ich denke aber das ist dieser Druck der da spricht. Alkoholiker die gerne zu Flasche greifen wollen, können auch nicht mehr klar denken und haben eine verschobene Wahrnehmung. Das betrifft auch das selbst verletzen. Irgendwann wird es zu Sucht. Man gewöhnt sich an den Schmerz, an das schöne Gefühl und an den Rausch ect. und dann will der Körper immer mehr. Er lernt körperlicher schmerz macht den innerlichen Schmerz weg, er lässt mich wieder atmen und mich spühren. Er nimmt den Druck weg und so möchte er es immer und immer wieder haben. Dieses schöne Gefühl. Aber das ist halt leider nicht auf dauer. Irgendwann gehts einen wieder mies und man greift wieder zu einen Gegenstand um sich zu verletzen.

Irgendwann ist der körper voller Narben und das fatale ist. Je öfters man es tut, desto tiefer wird es, desto schlimmer verletzt man sich. Weil es irgendwann nicht mehr ausreicht oberflächliche schnitte zu machen. Nein dann braucht man mehr und es wird immer schlimmer und irgendwann artet es aus und man verletzt sich so schlimm, das es schon lebensbedrohlich ist. Es gibt wirklich Leute die an SVV gestorben sind. Die haben das ganze unterschätzt, oder sind abgerutscht.

Ich kann beide Seiten sehr gut verstehen. An manchen Tagen denke ich wie du, an manchen denke ich wie normale Menschen da draußen. Eigentlich recht vernünftig. Sogar an ganz schlimmen Tagen, denke ich wieso man mich nicht einfach sterben lässt. Ich bin doch nur ein Mensch von vielen. Das geht doch niemanden was an, was ich mit meinem Leben mache? Mich hat nie jemand gefragt ob ich leben will, also soll man mir auch nicht vorschreiben wie ich zu leben habe. So nach dem Motto quasi. Aber da spricht meine Krankheit raus, nicht ich.

Mein Text wird dir nicht viel helfen, aber ich wollte dir nur schreiben, das ich beide Seiten gut verstehen kann.

Lg Seele28
 
Hallo, Atlas,

der eine Mensch liebt Blutwurst und der andere ekelt sich davor. Und weil sich der andere Mensch nicht mehr ekeln will, soll keine Blutwurst mehr auf den Tisch kommen. So könnte man Deine provokative Frage beantworten.

Aber ganz so einfach ist es auch nicht. Viele Menschen lieben ihr Leben und daher ist ihnen Gesundheit sehr wichtig. Krankheiten gefährden die Gesundheit und erinnern an Tod. Und mit dem Tod haben die Menschen so ihre Probleme. Am besten nicht drüber reden, lieber schweigen und verdrängen.

Und Dein Problem mit SVV gehört in die Rubrik seelische Krankheiten. SVV ist nicht nur ein Zeichen von Protest, sondern auch ein Signal für „hilf mir bitte“.

Menschen, die Dir helfen wollen, lieben meist nicht nur ihr eigenes Leben und ihre Gesundheit, sie empfinden auch Mitgefühl, wenn ein sympathischer Mensch krank ist bzw. Hilfe benötigt. Mitgefühl ist unterschiedlich stark. Mitgefühl kann soweit gehen, dass Du Dich schneidest und ein Zuschauer fühlt den Schmerz und ruft „Aua“. Du musst dieses Mitgefühl nicht haben. Aber andere Menschen haben es.

Menschen machen die verrücktesten Sachen, wenn sie innerlich Orientierung verloren haben. Stell Dir vor, ein Mensch geht in seiner Stadt vor dir Türe und hat seinen Orientierungssinn verloren. Das tut nicht weh. Es ist nur blöd, seine eigene Haustüre nicht mehr zu finden, wenn man nur 10 Schritte die Straße entlang macht. Ist es da sinnvoll, mit dem Kopf auf den Boden zu schlagen? Davon kommt der Orientierungssinn auch nicht zurück. Ja, es kann durchaus sinnvoll sein, mit dem Kopf auf den Boden zu schlagen, nämlich dann, wenn das als einzige Möglichkeit gesehen wird, dass mal endlich jemand stehen bleibt und hilft, zurück zur Haustüre zu gelangen.

Bleiben die Passanten stehen und rufen „mach das nicht, das tut uns weh“ ist der Zweck der Selbstverletzung noch nicht erreicht.

Helfen Dir meine Erklärungen?

Zu weiterer Hilfe gerne bereit.
LG; Nordrheiner
 
Warum verletzt du dich den? Sag mal ein Paar Gründe.

Weil ich sauer auf mich bin. Weil ich sauer auf andere bin. Weil ich jemanden bestrafen will (vorzusgweise mich selbst). Weil es sich gut anfühlt. Weil es Druck abbaut. Weil es mich beruhigt. Weil ich finde, dass es schön aussieht. Manchmal auch, weil ich die Aufmerksamkeit mag. Aber nur ab und zu.

Menschen machen die verrücktesten Sachen, wenn sie innerlich Orientierung verloren haben. Stell Dir vor, ein Mensch geht in seiner Stadt vor dir Türe und hat seinen Orientierungssinn verloren. Das tut nicht weh. Es ist nur blöd, seine eigene Haustüre nicht mehr zu finden, wenn man nur 10 Schritte die Straße entlang macht. Ist es da sinnvoll, mit dem Kopf auf den Boden zu schlagen? Davon kommt der Orientierungssinn auch nicht zurück. Ja, es kann durchaus sinnvoll sein, mit dem Kopf auf den Boden zu schlagen, nämlich dann, wenn das als einzige Möglichkeit gesehen wird, dass mal endlich jemand stehen bleibt und hilft, zurück zur Haustüre zu gelangen.

Dagegen spricht dann aber, dass ich es nicht öffentlich zeige. Meine Eltern wissen, dass ich es mal gemacht habe und denken, dass war nur eine Phase und ich bin 'clean'. Ein paar 'Freunde' wissen, dass ich es gelegentlich noch mache. Ich bin mir nicht sicher ob ich will, dass jemand stehen bleibt,
 
Wenn Du Dir nicht sicher bist, ob Du willst, dass jemand stehen bleibt, dann gehe dochmal folgenden Fragen nach:
Wie möchtest Du Dich fühlen? Was ist das von Dir empfundene tiefste Gefühl? Beide Antworten müssen nicht gleich lauten.
 
Wie möchtest Du Dich fühlen? Was ist das von Dir empfundene tiefste Gefühl? Beide Antworten müssen nicht gleich lauten.

Ich weiß nicht ob ich das beantworten kann. Ich fühle allgemein nicht viel.

Ich will mich gerne einfach ausgeglichen fühlen. Und 'definierter'. Also dass ich das, was ich fühle, definieren kann. Egal was genau das ist.

Das tiefste Gefühl, das ich empfinde, ist nicht wirklich ein Gefühl. Zumindest keins, das ich beschreiben könnte. Vielleicht als Druckgefühl. Ich hab manchmal das Gefühl, dass mich das innerlich zerreißt. Und dann schneide ich mich auf, damit das nicht passiert.

Ich weiß nicht ob ich deine Frage richtig verstanden habe.
 
Wenn Du eine Herdplatte anstellst und nicht mehr abstellen kannst, dann besteht Brandgefahr. Um dieses zu verhindern ist es besser, den Herd komplett abzustellen. Und das hast Du mit Deinen Gefühlen gemacht, vor langer Zeit. Du hast Gefühle erlebt, die Dich innerlich überwältigten, die Dich verbrannten. Warum, was das für Situationen waren, die solch verletzenden Gefühle auslösten, kann ich Dir nicht sagen. Dazu weiss ich zu wenig. Dafür ist aber der Therapeut zuständig.

Das Problem Deiner Selbstverletzung kann Ausdruck Deiner Wut sein, dass der Herd (Deine Gefühle) ausgeschaltet ist und nichts mehr funktioniert. Daher ist es logisch, dass Du Dich selbst bestrafen und verletzen willst. Du bist gefühlsmässig nicht wie andere Menschen, ein weiterer Grund, Dich dafür zu bestrafen.

Stell Dir vor, dass in Dir ein kleiner Junge ist, der damals den Herd aus Gründen des Selbstschutzes abgeschaltet hat.
Solange Dir die Kommunikation mit dem Jungen nicht gelingt, wirst Du nie erfahren, welche Gefahrensituation den Jungen in Dir dazu brachten, den Herd abzuschalten. Möglicherweise versteckt sich der kleine Junge hinter dem Herd, aus Angst, von der Gefahr gefunden zu werden. Es braucht viel Geduld, um das Vertrauen dieses Jungen zu gewinnen. Und auch dafür ist ein Therapeut Deine Hilfe. Eigentlich ist der Junge in Dir ganz schön clever gewesen. Seine mutige Tat hat dafür gesorgt, dass Du überlebt hast. Du kannst stolz auf ihn sein. Nur sollte der Herd wieder repariert werden, denn er ist ja im Alltag wichtig und nützlich.

Hilft Dir diese Bildersprache?

LG, Nordrheiner
 
Das beste Argument war noch "Es macht mich traurig wenn du dir wehtust". Schön, mich macht es dafür glücklich.

Hallo Atlas,

ich mache seit meiner Jugend SVV, schneiden tu ich seit 6 Jahren, vorher habe ich eine andere Art der Selbstverletzung betrieben.

Den oben zitierten Satz höre ich auch oft. Mir ist auch schon Wut entgegen geschlagen nachdem Freunde das herausgefunden haben. Verheimlichen geht nur bis zu einem gewissen Grad.
Seitdem gehe ich offener damit um, auch, um mir selbst den Druck zu nehmen ein Geheimnis mit mir rum zu tragen.
Wenn mich jemand fragt warum ich einen Verband trage, antworte ich nur das ich mich verletzt habe. Und gut ist. Meistens werde ich dann in Ruhe gelassen.
In meinem Bekannten und Freundeskreis ist das fast allen mittlerweile bekannt aber nicht weil ich Aufmerksamkeit will, sondern weil ich die blöden Fragen satt hatte.

Ich sehe das SVV auch nicht immer als Belastung an. Oft denke ich mir das es scheiß egal ist was ich mir antue. Wie ein Drogensüchtiger der seinen Schuss braucht um klar zu kommen.
Ein Drogensüchtiger ist krank, genau wie wir. Wir schaden uns selbst ggf so stark das es uns das Leben kosten könnte.

Diejenigen die dich lieben tut es wirklich im Herzen weh und es macht sie traurig, auch wenn du, und auch ich, das nicht immer glauben können weil wir uns von der Welt oder den eigenen Problemen überfordert fühlen.
Letzlich kannst du nur nach und nach lernen diesen Druck anders abzulassen, auf gesunde Art und Weise. Das dauert lange. Zwänge/Gewohnheiten lassen sich nicht von heute auf morgen ändern.

Erst wenn du erkannt hast das du psychisch krank bist, und du willst das sich etwas ändert, ist der Weg frei für den langen Weg zur Heilung.

Liebe grüße
SchwarzeSeele
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Atlas,

das "Schlimme" sind vor allem die mit dem SVV verbundenen Ursachen.

Allgemein gesprochen handelt es sich hier ja um ein gegen sich selbst gerichtetes Verhalten, das in letzter Konsequenz gedacht Suizid bedeutet! Objektiv betrachet ist aber ein solcher locker formuliert meist nicht angesagt. Vor allem bei jungen Menschen.

Natürlich müßte ich hoch besorgt sein, wenn mein Kind ein Verhalten an den Tag legt, dass tendenziell in Richtung Selbstvernichtung geht.

Therapeutisch dürfte hier wohl unter anderem die Ursachenforschung wichtig sein. Warum machst Du das? Weshalb willst Du Dich selbst "bestrafen"? etc.
 

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