Liebes Forum!
Ich brauche euren Rat und vielleicht einen guten Tipp, an wen ich mich wenden kann.
Ich (m, fast 23) studiere im 4. Semester an der Uni Germanistik, ohne ein Berufsziel vor Augen zu haben. Vor einigen Monaten hatte ich mal einen Thread eröffnet und mir Inspirationen geholt, ob ich vielleicht abbrechen und Gärtner werden soll (weil ich bereits auf diesem Beruf gearbeitet hatte und es mir ausgesprochen gut gefallen hat).
Nun ja, ihr habt mich damals wirklich ermutigt, diese Option zu prüfen - darum bin ich zuversichtlich, dass ihr mir wieder helfen könntet. Ich war im Januar eine Zeit lang bei einem Gärtner um in den Beruf und den Betrieb hineinzuschnuppern. Das ganze war dann doch nicht so berauschend. Ich habe lange mit dem Chef diskutiert, über Lehre, Lohn und Zukunft, Arbeitsbedingungen... Ich wurde zwar gelobt (der Chef hatte Angst, dass Studenten automatisch zwei linke Hände haben), aber als ich am Ende nach Hause fuhr war für mich klar, dass dies keine echte Alternative ist. Es war eine ganz andere Fachrichtung, als ich früher gearbeitet hatte (früher Unterhalt, dieses Jahr Produktion), die Arbeit war eintönig, unbeweglich, fast ein bisschen Fließbandarbeit - was sicher auch daran lag, dass ich im tiefsten Winter dort war. Der Lohn sei tief, die Konkurrenz aus dem Ausland groß, und natürlich gibt es auch mit Ausbildung keine Garantie, dass ich je wieder im Unterhalt arbeiten könne (es gibt wenige Jobs, meist beim Staat: Viel Geld, viel Ferien -> große Konkurrenz beim Bewerben). Ein Ausbildung, die direkt in den Unterhalt führt, gibt es nicht (in der CH).
Soviel für diejenigen, die meinen alten Thread noch in Erinnerung haben und für alle anderen, damit ihr wisst, wo ich stehe.
Also habe ich dann weiterstudiert, und bin jetzt in ein nicht gekanntes Loch gefallen. Die ersten 3,4 Wochen des Semesters waren in Ordnung, aber jetzt bin ich wie völlig blockiert. Ich interessiere mich überhaupt nicht mehr für die Studieninhalte, alles scheint mir rein theoretisch und völlig belanglos für mein persönliches Leben. Mein Leben fühlt sich an wie sinnlose Routine, es gibt nichts, was mich persönlich irgendwie weiterbringt. Ich gehe oftmals schon gar nicht mehr hin, und wenn ich das nicht schlagartig ändere werde ich richtige Probleme bekommen (ungenügende Anwesenheit und deshalb Ausschluss aus Kursen, schlechte Prüfungen, vielleicht verliere ich meinen Platz in der sommerlichen Studienreise). Das Semester würde wohl mehr oder weniger damit enden, dass ich keine oder kaum ECTS-Punkte bekomme.
Ich ringe um Worte, weil ich gar nicht genau weiß, was ich von euch erwarten kann. Zum einen ist das Studium natürlich ein großer Teil meines Lebens geworden und ich kenne einige Leute gut und es gibt auch solche, die ich nicht verlieren möchte. Dazu werde ich unglaublich flach rauskommen, wenn ich meinen Eltern erzähle, dass ich mein Studium abbreche, ohne dass ich einen klaren Grund und einen Plan B habe.
Zum anderen gehts so einfach nicht. Ich will nicht noch einmal ca. 4 Jahre meine Pflichten erfüllen uns ständig das Gefühl haben, mein ganzes Leben zu verschwenden (und wer weiss, ob es danach besser wird). Etwas muss geschehen, aber ich weiß bei Gott nicht, was ich tun kann und tun soll: Die Alternative Gärtner scheint unrealistisch zu sein. Reisen kann ich aus finanziellen Gründen nicht (oder nur, wenn ich auf Güterwagonswagons aufspringe und den Zufall entscheiden lasse, wo ich lande und wie ich leben würde).
Ein neues Studium wäre irgendwie auch nicht zielführend, es liegt in der Natur der Sache, dass sich ein Studium mit geistigen Inhalten auseinandersetzt, die das persönliche Leben zumeist nicht berühren - egal ob es sich um Redox-Reaktionen, russischen Formalismus oder ein BIP dreht.
Ich könnte mir vorstellen, eine verkürzte Ausbildung zu machen in einem handwerklichen Beruf zu machen, allerdings wird das ganze auch nicht so einfach werden... Eine Ausbildung finde ich wohl erst auf 2016, dazu ist "irgendein handwerklicher Beruf" natürlich nicht sehr aussagekräftig.
Am liebsten würde ich mir einmal Zeit nehmen, um zu schreiben. Ich habe das früher ab und an gemacht und sogar einmal einen Preis gewonnen (deshalb auch mein Studium) - aber damit werde ich natürlich kein Geld verdienen, jetzt bestimmt nicht und ich kann mich nicht im entferntesten darauf verlassen, dass ich damit je einmal Geld verdienen werde. Ich könnte das vielleicht aber mit einem 50 oder 60% Nebenjob verbinden, damit ich bescheiden über die Runden komme, aber Zeit habe, mich ein bisschen zu verwirklichen,
Ihr seht, wenn ihr tatsächlich die Geduld hattet, soviel zu lesen (->Vielen Dank), ich sammle ein bisschen, bin aber sehr planlos. La vie bohème wäre super, aber länger als ein Jahr kann ich natürlich nicht ein bisschen jobbend und schreibend durchs Leben gehen. Ich schätze das einfache Leben und lebe auch sehr sparsam, aber vielleicht hätte ich mit 40 doch ganz gerne einmal ein Auto oder eine eigene Wohnung (statt nur ein WG-Zimmer). Das würden auch meine Eltern (die mich momentan trotz Nebenverdienst noch unterstützen müssen) nicht akzeptieren.
Ich bedanke mich für alle möglichen Antworten - was habt ihr für ein Gefühl beim Lesen, was würdet ihr tun, was habt ihr getan, wo kann ich mich melden? Bin ich bei einem Studienberater richtig, oder gehöre ich zum Psychologen? Ich freue mich auch über Nachrichten!
Ich brauche euren Rat und vielleicht einen guten Tipp, an wen ich mich wenden kann.
Ich (m, fast 23) studiere im 4. Semester an der Uni Germanistik, ohne ein Berufsziel vor Augen zu haben. Vor einigen Monaten hatte ich mal einen Thread eröffnet und mir Inspirationen geholt, ob ich vielleicht abbrechen und Gärtner werden soll (weil ich bereits auf diesem Beruf gearbeitet hatte und es mir ausgesprochen gut gefallen hat).
Nun ja, ihr habt mich damals wirklich ermutigt, diese Option zu prüfen - darum bin ich zuversichtlich, dass ihr mir wieder helfen könntet. Ich war im Januar eine Zeit lang bei einem Gärtner um in den Beruf und den Betrieb hineinzuschnuppern. Das ganze war dann doch nicht so berauschend. Ich habe lange mit dem Chef diskutiert, über Lehre, Lohn und Zukunft, Arbeitsbedingungen... Ich wurde zwar gelobt (der Chef hatte Angst, dass Studenten automatisch zwei linke Hände haben), aber als ich am Ende nach Hause fuhr war für mich klar, dass dies keine echte Alternative ist. Es war eine ganz andere Fachrichtung, als ich früher gearbeitet hatte (früher Unterhalt, dieses Jahr Produktion), die Arbeit war eintönig, unbeweglich, fast ein bisschen Fließbandarbeit - was sicher auch daran lag, dass ich im tiefsten Winter dort war. Der Lohn sei tief, die Konkurrenz aus dem Ausland groß, und natürlich gibt es auch mit Ausbildung keine Garantie, dass ich je wieder im Unterhalt arbeiten könne (es gibt wenige Jobs, meist beim Staat: Viel Geld, viel Ferien -> große Konkurrenz beim Bewerben). Ein Ausbildung, die direkt in den Unterhalt führt, gibt es nicht (in der CH).
Soviel für diejenigen, die meinen alten Thread noch in Erinnerung haben und für alle anderen, damit ihr wisst, wo ich stehe.
Also habe ich dann weiterstudiert, und bin jetzt in ein nicht gekanntes Loch gefallen. Die ersten 3,4 Wochen des Semesters waren in Ordnung, aber jetzt bin ich wie völlig blockiert. Ich interessiere mich überhaupt nicht mehr für die Studieninhalte, alles scheint mir rein theoretisch und völlig belanglos für mein persönliches Leben. Mein Leben fühlt sich an wie sinnlose Routine, es gibt nichts, was mich persönlich irgendwie weiterbringt. Ich gehe oftmals schon gar nicht mehr hin, und wenn ich das nicht schlagartig ändere werde ich richtige Probleme bekommen (ungenügende Anwesenheit und deshalb Ausschluss aus Kursen, schlechte Prüfungen, vielleicht verliere ich meinen Platz in der sommerlichen Studienreise). Das Semester würde wohl mehr oder weniger damit enden, dass ich keine oder kaum ECTS-Punkte bekomme.
Ich ringe um Worte, weil ich gar nicht genau weiß, was ich von euch erwarten kann. Zum einen ist das Studium natürlich ein großer Teil meines Lebens geworden und ich kenne einige Leute gut und es gibt auch solche, die ich nicht verlieren möchte. Dazu werde ich unglaublich flach rauskommen, wenn ich meinen Eltern erzähle, dass ich mein Studium abbreche, ohne dass ich einen klaren Grund und einen Plan B habe.
Zum anderen gehts so einfach nicht. Ich will nicht noch einmal ca. 4 Jahre meine Pflichten erfüllen uns ständig das Gefühl haben, mein ganzes Leben zu verschwenden (und wer weiss, ob es danach besser wird). Etwas muss geschehen, aber ich weiß bei Gott nicht, was ich tun kann und tun soll: Die Alternative Gärtner scheint unrealistisch zu sein. Reisen kann ich aus finanziellen Gründen nicht (oder nur, wenn ich auf Güterwagonswagons aufspringe und den Zufall entscheiden lasse, wo ich lande und wie ich leben würde).
Ein neues Studium wäre irgendwie auch nicht zielführend, es liegt in der Natur der Sache, dass sich ein Studium mit geistigen Inhalten auseinandersetzt, die das persönliche Leben zumeist nicht berühren - egal ob es sich um Redox-Reaktionen, russischen Formalismus oder ein BIP dreht.
Ich könnte mir vorstellen, eine verkürzte Ausbildung zu machen in einem handwerklichen Beruf zu machen, allerdings wird das ganze auch nicht so einfach werden... Eine Ausbildung finde ich wohl erst auf 2016, dazu ist "irgendein handwerklicher Beruf" natürlich nicht sehr aussagekräftig.
Am liebsten würde ich mir einmal Zeit nehmen, um zu schreiben. Ich habe das früher ab und an gemacht und sogar einmal einen Preis gewonnen (deshalb auch mein Studium) - aber damit werde ich natürlich kein Geld verdienen, jetzt bestimmt nicht und ich kann mich nicht im entferntesten darauf verlassen, dass ich damit je einmal Geld verdienen werde. Ich könnte das vielleicht aber mit einem 50 oder 60% Nebenjob verbinden, damit ich bescheiden über die Runden komme, aber Zeit habe, mich ein bisschen zu verwirklichen,
Ihr seht, wenn ihr tatsächlich die Geduld hattet, soviel zu lesen (->Vielen Dank), ich sammle ein bisschen, bin aber sehr planlos. La vie bohème wäre super, aber länger als ein Jahr kann ich natürlich nicht ein bisschen jobbend und schreibend durchs Leben gehen. Ich schätze das einfache Leben und lebe auch sehr sparsam, aber vielleicht hätte ich mit 40 doch ganz gerne einmal ein Auto oder eine eigene Wohnung (statt nur ein WG-Zimmer). Das würden auch meine Eltern (die mich momentan trotz Nebenverdienst noch unterstützen müssen) nicht akzeptieren.
Ich bedanke mich für alle möglichen Antworten - was habt ihr für ein Gefühl beim Lesen, was würdet ihr tun, was habt ihr getan, wo kann ich mich melden? Bin ich bei einem Studienberater richtig, oder gehöre ich zum Psychologen? Ich freue mich auch über Nachrichten!