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Gast
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Meinen besten Kumpel aus Jugendtagen kenne ich jetzt echt schon eine halbe Ewigkeit (sicher über 20 Jahre, wenn nicht mehr - genau weiß ich das nicht mehr). Von ihm hab ich Backgammon gelernt, wir haben zusammen die Schule geschwänzt und sind derweil zum Frühstücken gefahren oder an den Baggersee zum Picknick. Waren zusammen im Kino, er hat mich getröstet wenn Filme zu gefühlsduselig waren oder in der Disco und er hat mich getröstet wenns mit irgendeinem Lover nix wurde. Im Freibad hat man sich gegenseitig ins Wasser geschmissen und im Winter gegenseitig mit Schneebällen eingeseift. Man hat miteinander lachen und weinen können, Blödsinn machen und sich verstehen, wenn was im Leben nicht so geradeaus lief. Was ich dazu sagen muß, wir beide kommen aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Ich bin Christin, er Muslim. Ist zwar nicht relevant aber mit ein Grund warum es manchmal so kompliziert war. Während unserer Schulzeit war ich schon mal in ihn verliebt, aber irgendwann bekam ich durch seinen Kumpel mit, er sei einer Frau in der Heimat versprochen und war mit ihr so gut wie verlobt. Also hab ich mich dann eher zurück genommen. Ich fand das damals zwar ziemlich blöd aber ich hab es auch respektiert. Dass er Probleme mit seiner Familie bekommen hätte, hätte ich nie von ihm verlangt. Dann haben wir uns lange aus den Augen verloren, als ich ihn wiedertraf, war er verheiratet und hatte Familie. Wir blieben Freunde, aber das Gefühl, diese Anziehungskraft, diese "Feuerwerk" jedesmal, wenn ich ihn gesehen habe, war da. Ich habe es als Freude gedeutet, wenn man einfach einen Freund trifft, den man sehr, sehr mag aber nicht mehr. Unsere Bekannten fingen trotzdem an zu tuscheln und immer wieder kamen so Bemerkungen: Der himmelt Dich aber ganz schön an! oder: Ihr zwei wärd echt 'n Traumpaar! Und all so Zeug hörte ich immer wieder. Die Freundschaft hat sich wie ein Band durch unser Leben gezogen. Wir teilten alle Sorge und Freude im Leben und komischerweise liefen wir uns immer dann über den Weg wenn Entscheidungen im Leben gefragt waren. Wir haben sogar auch in der gleichen Firma gearbeitet (er nur nebenberuflich) und fuhren oft zusammen heim. Er hatte mich sogar manchmal reinbitten wollen bei sich daheim, aber mir war das wegen seiner Frau nicht so recht. Obwohl nie mehr mit uns gelaufen war. Auf einer Betriebsfeier fiel es mir dann auf einmal wie Schuppen von den Augen, wir hatten den ganzen Abend zusammen verbracht, über alles auch total privates uns unterhalten und uns manchmal auch immer wie zufällig berührt, was früher vollkommen normal war und da merkte ich, ich will nicht nur Freundschaft, sondern viel, viel mehr. Wir saßen da wie die Hühner auf der Stange, zum Glück hat niemand unsere Beine unterm Tisch bemerkt. Die Treffen mit uns danach wurden irgendwie gezwungener. Ich dachte Tag und Nacht an ihn und in meinem Kopf waren die wildesten Fantasien. Manchmal zitterten mir die Hände wenn ich ihn sah, aber ich hatte keinen Plan wie ich mich verhalten sollte und mit der Zeit erfuhr ich, dass es in seiner Ehe überhaupt nicht gut lief. Die Kinder waren ihm wichtig, aber sonst arbeitete er viel und daheim lief es gar nicht gut. Trotzdem ließ auf nichts weiter ein. Auf einmal kündigte er Knall auf Fall, war kurz angebunden, wenn ich das Gespräch suchte. Wie ich später erfuhr, war seine Frau samt Kinder abgehauen. Und auf beruflich und überhaupt schien irgendwie vieles bei ihm schief zu laufen. Das trennte uns wieder für Jahre. Vergessen hab ich ihn nie! Das ich jemals sein Herz für mich gewinnen könnte, den Wunsch hängte ich zum zweiten mal, diesmal jedoch schweren Herzens an den Nagel. Und vor mehreren Monaten lief ich über den Parkplatz meiner Firma und dachte ich trau meinen Augen nicht. Er war wieder da und sofort war alles wie früher. Das "Feuerwerk", die Anziehungskraft wie ein Magnet, diese Gefühle, die Purzelbäume schlugen ... Er machte einen viel entspannteren Eindruck als beim letzten mal und wir redeten und redeten und wären fast zu spät in die Firma gekommen. Die Probleme von damals hatten keine Bedeutung mehr. Und mittlerweile bin ich total verschossen und auch er scheint sich so zu verhalten, sendet Signale die man sicher so deuten könnte, als ging es im genauso, aber auf grund unserer langjährigen Freundschaft und weil wir auch nicht wollen, dass die Kollegen tuscheln, traut sich keiner einen Schritt nach vorn. Ich hab Angst ihn als Freund zu verlieren, Angst ich verrenn mich nur in was. Es ist allein schon blöd sich überhaupt in einen Kollegen zu verknallen, und wenn der auch noch der beste Kumpel aus Jugendtagen ist noch viel blöder. Wenn es nix wird verlier ich vielleicht einen Freund, den besten den ich kenne und in der Firma arbeiten ist dann auch blöd, weil man ständig mit jemanden konfrontiert ist, den man liebt, aber sich nichts anmerken lassen darf wegen der Kollegen, weil die sich dann das Maul zerreißen. Und im Stillen vor mich hin leiden will ich auch nicht mehr. Ich liebe ihn von ganzem Herzen. Ich weiß nicht, ich kenne ihn ja eigentlich gut genug. Entweder ich deut alles nur falsch oder er fühlt genauso und hat das gleiche Fracksausen wie ich. Jedenfalls weiß ich nicht wie ich mich verhalten soll. Kann es eine Chance nach sovielen Jahren geben, dass aus Freundschaft Liebe wird?