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Wenn das Studium einem kein Privatleben lässt

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Hallo!
Eigentlich bin ich mit dem von mir gewählten Studiengang auch ganz zufrieden und mein Studium nähert sich auch schon dem Ende, aber dennoch bin ich einfach nur sprachlos, wenn ich auf all die Zeit zurückblicke, die ich in diesem Studium zugebracht habe. Da sich die Prägung meines Gymnasiums bei mir besonders bemerkbar gemacht hat, ich also riesengroße Unterschiede zwischen mir und zwangsweise jüngeren Real- sowie Hauptschülern feststellen konnte, entschied ich mich für ein Studium, um ungefähr in meiner Altersklasse zu bleiben und auch nicht zu sehr die Mentalitätsunterschiede zu spüren. Mit zu den Gründen ein Studium zu ergreifen zählten auch die Möglichkeiten und die Überredungskünste so mancher Lehrer und auch Arbeitsamtmitarbeiter. Mir ging es nie ums Geld, das mir natürlich auch versprochen wurde und für mich ein Argument darstellt, das bis heute mir übel aufstößt, da niemand mehr wissen kann, wie es um die berufliche Zukunft gestellt ist.

In der Mitte meines Studiums kamen andere Lehrkräfte als am Anfang ins Spiel und es gab einen ziemlichen krassen überhaupt gar nicht vorhersehbaren Übergang vom Grund- zum Hauptstudium, so dass ich bald einfach nur voller Verzweiflung in die Uni ging. Wie so viele andere in meinem Studiengang tat ich mein Möglichstes, den exorbitanten Vorstellungen besonders einer jüngeren Dozentin, gerecht zu werden und lernte was das Zeug hielt. Das hatte natürlich Konsequenzen für mein Privatleben, das nämlich mehr oder weniger ganz verschwand. Ich denke, dass ich die einzige von den Studierenden des Studiengangs bin, die es nicht hinbekommen hat, auch ein wenig Privatleben zu haben. Ich bin zwar mal bei gewissen Freizeitaktivitäten erschienen, aber die sind schon lächerlich, wenn man das Pensum der anderen betrachtet. Ich habe mich immer nach mehr Freizeit gesehnt, die sich einfach nie einstellen wollte. Ich konnte schon allein aufgrund psychischer Belastungen von Familienseite nicht so frei ans Studieren gehen.

Jetzt habe ich fast alles erfüllt, was man von mir verlangte und hab das Gefühl, meine Jugend ist vorbei. Nichts hab ich gehabt und hätte mit einer Ausbildung es wohl erheblich leichter haben können, womit ich nicht sagen will, dass es da nicht auch enorm schwere drunter gibt. Ich bin nur einfach unendlich traurig darüber, dass soviel Zeit ins Land gegangen ist, Lebenszeit sozusagen. Selbst mein nahender Abschluss, bei dem ich auf dem Zahnfleisch krieche, weil ich gar nicht glaubven will, dass ich ihn erreiche, ist mir kein Trost. Ich kann nur an die verlorene Zeit denken, die für nichts drauf ging. Ist nicht das zwischenmenschliche Miteinander wichtiger als dieses ewige leistungdbezogene Streben nach Karriere?

Vielleicht hätte ich auch noch mal gern ne Reise gemacht, mein eigenes Geld verdient und mal nen Freund? Durch meine fehlende Freizeit bin ich ja zu gar nichts gekommen.
 
Hallo Gast,

das ist die Krux, wer Zeit in Beruf und Karriere investiert oder in deinem Fall ins Studium, dem fehlt leider die Zeit fürs Privatleben.

Das Problem, dass du jetzt hast, kann ich sehr gut nachempfinden. Aber ich versuche nun Stück für Stück zu akzeptieren, dass ich die Vergangenheit nicht ändern kann. Das kannst du auch nicht, du kannst nur jetzt leben und in die Zukunft blicken.
Du hast aber noch fast dein ganzes Leben vor dir, d.h. deine Jugend verlief vielleicht nicht so, wie du es gern hättest, aber für wen ist diese schon perfekt? 🙄

Aber, gib jetzt nicht auf, du hast nun so viel Zeit in das Studium investiert, also beende es auch erfolgreich. Dann wirst du zwar auch viel Zeit im Beruf verbringen, aber zumindest wirst du auch mehr Freizeit haben, denn das Lernen wird wegfallen. Du kannst dann also auch Freizeitaktivitäten wahrnehmen und so dein Privatleben neu gestalten.

Ich weiß, dein Gefühl der Sehnsucht bleibt bestehen, aber du kannst daran arbeiten. Ach, wem sag ich das, ich sollte wohl auch mehr an meinen Problemen arbeiten...
 
Finde die Jugend wird ziemlich hochsterilisiert und gehyped, ich bin froh dass die Zeit der Ungewissheit vorbei ist, endlich kein Stress mehr 🙂.
Wenn du deinen Abschluss hast steht dir die ganze Welt offen, du hast etwas in der Hand, kannst sagen was du bist, weniger Zweifel, mehr Mut, endlich gutes Geld, geniess es.
 
Hallo Gast,

ja ich weiß: Früher war das Studium leichter. Mir hat es wirklich Spaß gemacht. Ich empfand es damals geradezu als positives Erlebnis gegenüber meiner Gymnasialzeit.

Da fühlte ich mich gegängelt, belastet. Im Studium herrschte eine große Freiheit, die ich genoss. Ich weiß von meinen Kindern, die studiert haben, dass es heute so anders ist.

Aber, Du bist doch schon einen guten Schritt vorangekommen. Und das solltest Du nicht nur wegwerfen, sondern nochmal durchatmen, um dann auch ein Examen zu machen.

Das Ende naht doch.

Viel Glück🙂

Hans
 
Hätte der Hund nicht..., hätte er den Hasen ...

Hätte. Ist aber nicht.

Ich lese da etwas von Standesdünkel, von enttäuschten Versprechungen und Erfüllung von Erwartungen. Ich lese nichts von Dir.

Nun hast du es bald geschafft, das ist etwas, worauf Du stolz sein kannst, was nur Dir gehört. Zeit, nach vorn zu blicken und evtl. zu schauen, was Du Dir für Deine Zukunft wünschst, wie Du leben willst.
 
Hallo Weidebirke

Ich weiss, wie ich leben moechte. Das ist es doch. Ich weiss es schon ganz lange, aber ich mag einfach nicht, was sich hinter einem Studium verbirgt. Fuer mich ist ein Studium etwas, bei dem eine ganz miese Show ablaufen kann. Vom Gymnasium aus faengt es schon an, dass einem eingeredet wird, wie hochgradig intelligent und elitaer man doch ist. Das zieht sich fort im Studium, wo man sich von zumindest einigen Profs anhoeren muss, wie intelligent man doch sei inklusive der Aussage, dass man die Spitze der Gesellschaft darstellt. Es wird sich geruehmt, wie sehr man die Wissenschaft hochhaelt und wie man ach immer weiter forscht. Ich musste mir Sprueche anhoeren, die den Rest der nichtuniversitaeren Menschheit als Dummkoepfe erscheinen lassen und frage mich immer wieder, warum so einige an den Unis ihre Unikarriere als so ueberaus wertvoll betrachten, wo doch andere Leute auch etwas leisten und nicht das ganze Leben aus Wissensanhaeufung besteht. Was so manches Mal als ausserordentlich wertvoll in der Wissenschaft betrachtet wird, will mir so oft auch nicht einleuchten.

Und ich fuehl mich regelrecht gefangen, da ich eben auf der Schulbildung basierende Unterschiede bemerke und auch nicht so einfach diese ignorieren kann. Mit dem Alter gibt es sich ja, aber trotzdem ist man in Deutschland so unterschiedlich, wenn man diese verdammten ungerechten drei Schultypen besucht hat. In anderen Laendern gibt es nicht so krasse Unterschiede finde ich.
 
Hm, aber das ist jetzt Kritik am Schulsystem. Im Eingangsposting schreibst Du nichts davon. Ganz im gegenteil, Du hattest ja u.a. studiert, weil Du nicht so große "Mentalitätsunterschiede" haben wolltest.

Plötzlich stört Dich das?

Ich weiß ja nicht, was Du studiert hast, aber vll. kannst Du Deine Empörung ja in Dein späteres Leben integrieren und für Reformen kämpfen.

Ich lese so eine Rundum-Unzufriedenheit.
Wie kommts? Was hättest Du gerne genau jetzt?
 
Hahaha, genau das kenne ich so von meinem Studium.

Ich bin auch studieren gegangen, weil ich mit den "Mentalitätsunterschieden" so gar nichts anfangen konnte und immer wusste, ich bin zu intelligent, um in einem "Realschulberuf" zu versacken. Entschuldigung, hört sich aufgeblasen an, ist aber einfach so. Mit diesem dumpfen Geplauder und Getue konnte ich noch nie was anfangen und habe mich in meinen Jobs immer verarscht gefühlt, so: DAS kann es doch nicht sein?? DAS ist jetzt unser Lebensinhalt? Nee, ich muss da raus und was aus meinem Leben machen.

In der Uni dann der nächste Schock, alle total leistungsorientiert, überhaupt kein Miteinander, wir gehen über Leichen, für Reichtum, Macht und Geld. Die Atmosphäre unangenehm, Dozenten und Professoren hinterf**, überheblich, wollen nur ihr eigenes Ding durchziehen, weniger leistungsorientiere werden gnadenlos rausgeekelt, geschnitten...oder nein. Es sind nicht mal die, die weniger leistungsorientiert sind, sondern die, die dieses "Wir sind die Elite"-Getue nicht mitmachen wollen. Mir kam schon mehrmals die Galle hoch, wenn ich das mitbekommen habe, wie aufgeblasen viele der Kommilitonen sind, ohne was Besonderes zu können, aber Hauptsache, den Finger draufhalten. Von denen kommt dann meist der größte Schrott, aber man muss ja "World's Best" dranschreiben. Echt ekelhaft. Ich dachte, man lernt und erarbeitet sich das zusammen, stattdessen dissen sich die verschiedenen Jahrgangsstufen untereinander, alles geschürt von der Leitung, das ganze Ding ist ein Witz und ich sehne mich danach, wieder mit kleinen Mitarbeitern kleiner Firmen belangloses Geplauder über Kleinigkeiten zu führen, anstatt mir diesen Größenwahn geben zu müssen.

Muss dazu sagen, dass ich eine Menge Freizeit hatte, und darauf kommt es gar nicht so an. Wenn man sich mit dem, was man macht, identifizieren kann, steckt man auch mal zurück und merkt das gar nicht groß, so zumindest meine Erfahrung. Wenn einen das, was man tagtäglich tun muss, sich anhören muss, ankotzt, weils einfach menschenunwürdig und realitätsfremd ist, dann kann man auch drei Tage die Woche frei haben, an denen kotzt man weiterhin innerlich über die Zustände und die zwei verbleibenden Tage werden doppelt schwer.

Am liebsten würd ich abbrechen und eine Ausbildung machen und das ärgert mich so, weil die Inhalte schon mein Ding sind, aber die Art, wie das alles hochgepusht wird und vermarktet und gehyped, mich so ankotzt. HALLO?? Wir sind hier, um das zu lernen, wir sind keine Profis im ersten Semester.

Naja, was solls. Man findet wahrscheinlich nie das Richtige. Hier nervt einen das, da das, dort was anderes. Wird wohl so sein.

Also gräm dich nicht um deine verlorene Zeit, die ist ja nicht verloren. Machste halt n Auslandsjahr nachm Studium oder so. Freu dich lieber, dass du den Affenzirkus bald hinter dir hast und ein freier Mensch bist, mit gutem Abschluss und Chancen. Dann kannste immer noch zwei Jahre lang von drei Nebenjobs leben.
 

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