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Wenn die Sozialkompetenz gegen Null tendiert...

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Hallo!

Ich bin 35 Jahre alt und stelle mir in letzter Zeit oft die Frage woran es liegt, wenn die soziale Kompetenz sehr gering ist.
Liegt es an der Erziehung, weil die Eltern einem nicht genug beigebracht haben?

Es ist bei mir so daß ich von meinen Eltern sehr eingeschüchtert und verunsichert worden bin.
Sie haben mir eingetrichtert daß ich immer höflich zu sein habe, auch wenn andere nicht nett zu mir sind. Wenn ich sie in einem Konflikt mit anderen um Rat gefragt habe, was ich machen könnte, hieß es nur, ich wäre Schuld an dem Konflikt.
Also habe ich beizeiten gelernt immer klein beizugeben.

Ich war immer leicht zu gängeln und war immer unbeliebt.
Ich glaube die meisten konnten nicht damit umgehen daß ich so richtig keine eigene Meinung hatte und nie meine Bedürfnisse für wichtig erklärte.

Ich sehe mich als sozial völlig inkompetent an.
Falle überall mit meinem Verhalten auf.
Einerseits wirke ich schüchtern und das reizt andere ständig Grenzen bei mir auszuloten.
Ich wusste lange nicht daß das einfach im Menschen drinsteckt und habe gedacht, andere müssten doch spüren, wo sie eine Grenze bei mir überschreiten. Ich begriff nicht, daß sich viele einen Spaß darauf machen zu sehen, wie weit sie gehen können. Oder daß es um Macht geht.

Andererseits verhalte ich mich höchst undiplomatisch, wenn ich mich in die Enge getrieben fühle. Ich habe ja nie gelernt wie man sich adäquat wehrt und werde dann frech und ausfallend. Da habe ich dann keine Hemmungen, auch nicht gegenüber Vorgesetzten. Habe dadurch auch schon mal einen Job verloren.

Wenn ich fremde Menschen treffe, sehe ich mich nicht in der Lage mich mit ihnen zu unterhalten. Ich weiß nicht was ich sagen soll.
Spricht mich jemand allerdings auf Themen an die mich interessieren, kann ich sehr gesprächig sein. Aber einfach so über Gott und die Welt plaudern liegt mir nicht.

Ich kann kaum emotionale Nähe zu anderen herstellen.
Was andere berührt, berührt mich meistens nicht. Ich suche in meinem Inneren nach Empathie, finde sie aber nicht.
Ich kann nur mitfühlen, wenn es um eine Situation geht die ich selber auch erlebt habe und ich dementsprechend weiß, wie man sich dann fühlt.

Ich bin oft distanzlos. Quatsche andere, die ich teilweise kaum kenne, mit persönlichen Dingen zu. Wundere mich dann, wenn sie sich erschrocken zurückziehen.

Ich bin sehr schnell verletzt. Wenn andere mich necken und vielleicht ein bisschen ironisch sind, empfinde ich das sehr schnell als Angriff gegen mich.

Ich bin leicht zu verarschen. Die Absichten anderer erkenne ich ganz oft nicht. Sie werden mir oft erst dann bewusst wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.

Viele Verhaltensweisen waren mir bis vor einigen Jahren fremd.
Ich wusste nichts über Manipulation, Machtspielchen und Hackordnung. Musste erst mal den Sinn herausfinden, wofür das gut sein soll.

Ich kann mich nicht durchsetzen und mir bei anderen Respekt verschaffen.

Wie ihr euch vorstellen könnt habe ich große Probleme im sozialen Miteinander.

Wo liegen die Ursachen?
Liegt alles an der Erziehung, am familiären Umfeld das man hatte?
Oder gibt es Menschen, die von Natur aus sozial inkompetent sind?
 
Mangelnde Sozialkompetenz ist sicherlich nicht nur der falschen Erziehung zuzuschreiben.
Klar, teilweise lebt man das und ist geprägt von dem, was die Eltern einem mit auf den Weg gegeben haben.
Aber unser Wesen hat auch einen Anteil, ob wir soziale Kompetenz trotzdem erlernen oder erlernen wollen.
Meiner Meinung nach liegt auch eine gewisse Weltfremdheit vor, wenn man sich in so vielen Bereichen nicht adäquat verhält.
 
Du könntest da in vielen Punkten mich beschreiben 😉 Ich mache es am Selbstbewußtsein fest. Hab zwar welches, aber teils auch nicht, schwer zu beschreiben. Menschen sind immer die Komponente, die alles erschüttert.

Weltfremdheit würde ich das nicht mal nennen. Man WEISS ja, wie man ist. Man kann es nur irgendwie nicht ändern.

Und ja, ich glaub es liegt an der Erziehung und Konditionierung im Kindesalter. Ich hab manchmal das Gefühl, manche Kinder werden von ihren Eltern eher benutzt als als eigenständige Persönlichkeiten mit Freiraum akzeptiert. Kein Wunder, dass man später ein im Zweifelsfall überreagierender, auf Abstand gehender Schatten ist. Übrig bleibt nämlich dann eine Mischung aus alten Mustern und Rebellion und fröhlich stellt man sich dauernd selbst ein Bein, sucht Kontakt und flüchtet dann wieder Hals über Kopf, wenn es zu eng wird, weil man nie gelernt hat, sich auf gesunde Weise abzugrenzen.

Aber ich würde das auch nicht nur Schwarz und Weiß malen. Man braucht eben Übung. Bei mir ist es so, wenn ich genau hinsehe, seh ich die Stolpersteine und Fallen und oft sind es immer wieder dieselben Situationen, die auftauchen und mit denen ich Probleme habe. Irgendwann hat man dann so die Schnauze voll, dass man anfängt, es anders zu machen. Es dauert halt.
 
Hallo,

ich finde mich auch wieder wenn ich deinen Beitrag lese
und habe mir die Frage woran es liegt auch schon oft gesellt.

Ich denke, dass es mit 35 nicht viel mit der Erziehung zu tun hat -
falls deine Eltern dir kein Trauma mit auf den Weg gegeben haben.
Es hat mehr mit Angst und mit fehlenden sozialen Kontakte (Erfahrungen) zu tun.

Jeder Mensch hat ein Problem wenn er vor einer unbekannten Situation steht,
da jeder das Unbekannte erst mit bereits (ähnlich) erlebtem vergleicht -
und je mehr ähnliches man bereits erlebt hat, desto weniger reagiert man über.
Du bist da keine Ausnahme.

Wenn zu einer unbekannten Situation dann noch Ängste dazu kommen
reagiert man bei einem Treffen schnell über und sagt etwas unpassendes oder gar nichts
(z.B. wenn man Angst davor hat, sein Gesicht, sein Ansehen oder seine Kompetenz zu verlieren).

Soziale kompetenz kann man leider nicht aus Bücher lernen, sondern nur durch erlebte Situationen.
(Weil der Verstand wie bereits gesagt alles mit bereits erlebtem abgleicht, und wenn er für eine Situation
nichts ähnliches findet eine Schutzreaktion/Affekthandlung auslöst die man nicht kontrollieren kann).

Wenn du bischer nur wenig soziale reale (non-virtuelle) Kontakte hattest - oder nur Kontakte aus
einem anderen sozialen Umfeld - und jetzt auf neue soziale Situationen stößt ist dein Verhalten völlig normal.

Hoffe das ergibt irgendwie Sinn...
...LG 5l1ME
 

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