L
LVchen
Gast
Hallo,
An sich hatte ich lange Zeit keine große Lust mehr, über dieses Thema zu schreiben, aber ich merke einfach, dass ich mich davor nicht verschließen kann.
Meine Eltern haben prinzipiell seit über 30 Jahren kaum noch soziale Kontakte. Bis auf die Mutter meines Vaters und die Schwester meiner Tante. Sie sind mit den Nachbarn nicht enger, sie haben sonst zu den Familienmitgliedern keinen Kontakt mehr, keine Schulfreunde, keine Vereinsfreunde usw.
Jedenfalls haben meine Eltern auch einen großen Anteil daran, dass ich als Kind und Jugendliche Mobbingopfer war (im Prinzip 12-14 Jahre lang), weil sie mir praktisch den Umgang zu anderen Kindern und Jugendlichen immer sehr eingeschränkt haben. Es hat sonst auch niemand interveniert, obwohl meine Oma, meine Cousine, mit der ich mich heute sehr gut verstehe und auch viele andere zu Beginn meines Lebens sehr aktiv zugeschaut haben.
ein guter Freund von mir hat auch bereits gemeint: "wieso hat da niemand mal mittels des Jugendamtes oder mittels vernünftiger Vorschläge interveniert?"
Meine Cousine, mit der ich mich sehr gut verstehe, meint nun, dass es für mich, die ich ja erst mit 17, 18 begonnen hat, soziale Kontakte zu pflegen, natürlich entsprechend schwierig ist, das alles nachzuholen. Es raten mir auch 3 Freunde an, eine Therapie zu machen bzw. ich bin auch selbst davon überzeugt bzw. guter Dinge, dass ich das alles, was mir so widerfahren ist, mal professionell-therapeutisch aufarbeiten sollte. Ich habe im Mai dafür auch einen Termin bei einer von meinem Hausarzt empfohlenen Therapeutin.
Obwohl man mir Menschenkenntnis, Offenheit, Freundlichkeit, Empathie usw. gar nicht mal absprechen kann, scheitern meine Freundschaften und Beziehungen leider immer mal wieder. Sicher, ist das der Lauf der Dinge; aber ich habe schon Schwierigkeiten, genau zu sagen, welche Person x oder y freundschaftlich oder partnerschaftlich überhaupt gut zu mir passen könnte. Ich kann das maximal bei 2-3 Personen sagen, dass die überhaupt passen. Also dass ich mir da auch einigermaßen sicher bin. 🙂
Wenn man so isoliert aufgewachsen ist und dann noch Jahrelanges Mobbingopfer war, kann man da nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen, denke ich. Da muss mal eine Aufarbeitung vonstatten gehen. Ich bin diesen Weg bisher nie gegangen, da mir der Ernst der Lage nicht klar war.
Mir ist das mal bei einem Praktikum in der Schule empfohlen worden, meine negativen Schulerfahrungen mit jemandem zu besprechen, um eben auch an meiner Persönlichkeit arbeiten und diese besser entfalten zu können. (natürlich ist der Vorschlag von dieser Person ziemlich deplatziert gewesen, denn die kannte mich eigentlich nicht, sondern wusste lediglich, dass ich z.T. negative Erfahrungen in der Schule verzeichnet habe).
Meiner Meinung nach wirken sich diese familiären Probleme, die bei mir untergründig immer noch schwelen, auf alle Bereiche aus. (auch die späteren Mobbingerfahrungen).
Wenn ich in der Schule Probleme hatte, habe ich quasi keinerlei Anhalt richtig von Seiten meiner Familie gehabt. Da kamen nur so Phrasen wie "das kann gar nicht sein, dass jemand so Intelligentes wie du gemobbt wird", "die sind nur neidisch", "ziehe dir das nicht so zu" und so Zeug. Dass man aber vielleicht mal die Schule wechselt, mal zum Thera geht usw., darauf ist keiner gekommen.
Von jemandem mit 10 oder 12 so etwas zu erwarten, ist einfach krass. Ich wäre darauf früher selbst einfach gar nicht gekommen...
Prinzipiell bin ich bei meinen Eltern auch viel zu spät ausgezogen. Erst mit knapp 24. Das ist in meinem Fall einfach zu spät. Aber ich bin mit 19/20 auch einfach noch nicht so weit gewesen... 🙁🙁🙁🙁
Dadurch, dass sie mich in so eine Abhängigkeit und so eine Überbehütung gedrängt haben, war es für mich auch lange Zeit sehr schwer, dieser zu entrinnen.
Ich lebe jetzt bei meiner Oma (aus finanziellen Gründen) - wohl wissend, dass es auch nicht das Non plus ultra ist; aber finanziell ist es bei mir gegenwärtig einfach schwierig. (ich habe gerade überhaupt kein Einkommen, sondern nur Ersparnisse). Dann Auslandsaufenthalt II, den ich dieses Jahr noch machen muss. Ich bin gerade 2 Wochen wieder aus Frankreich zurück --- ich möchte ungerne schon wieder umziehen. Wenn, dann ziehe ich zur Staatsexamensphase um. Die wird nach meinem Auslandsaufenthalt sein.
Im Übrigen bin ich von meinen Eltern sozial betrachtet nie in irgendeiner Form gefördert worden. Auch nicht, was die Selbstständigkeit angeht. Das Einzige, worauf sie Wert legten war, dass ich ab 15 arbeite quasi. Wobei so ein Kommentar ja schon mit 13 mal gekommen ist, als ich mal fragte, ob wir nicht ein anderes Shampoo oder eine andere Bodylotion kaufen könnten (ich meinte ja jetzt gar keine irrsinnig viel Teurere oder so). Da kam der Kommentar: "Gehe halt arbeiten!" Ich finde so etwas bei einer 13-jährigen Gymnasiastin einfach unter aller Sau.
Was ich jedenfalls meine ist, dass diese Themen, diese Situationen, diese Kommentare, dieses mangelnde Verständnis meiner Eltern und dass man sie auch wegen nichts kritisieren kann, ohne dass sie direkt beleidigt sind etc., immer wieder bei mir hochkommen.
Dann halt noch Aspekte wie, dass ich nur 2x die Woche duschen durfte, mein Zimmer häufig im Winter auf unter 18°c war, weil sie krankhaft am Sparen immer waren usw.
(ich schaffe das alleine nicht, es irgendwie zu verarbeiten - es einfach so hinzunehmen und mein eigenes Leben zu starten).
Natürlich wirkt es sich nicht permanent auf mein psychisches Erleben und Handeln aus, dass meine Eltern so isolierte, sozialphobe Geizhälse sind, aber es kommt immer wieder hoch.
Meine Cousine hatte auch mal neulich gemeint: "Deine Mutter hatte immer psychische Probleme. Ich bin auch der Meinung, sie hätte keine Kinder bekommen dürfen. Mir kommt es sowieso nach wie vor so vor, als ob sie immer besser mit Hunden konnte oder kann als mit Kindern!"
Das ist wirklich heftig, wenn man so was gesagt bekommt, auch wenn es stimmt.
Ich möchte halt einen Zustand erreichen, dass ich mich davon emotional besser abgrenzen kann, dass es mich nicht mehr aktiv belastet, dass ich vielleicht einen neutralen Zustand erreiche usw.
Das sollte doch wohl zu schaffen sein.
Ich kann es bloß alleine irgendwie nicht.
Jeder wünscht sich eine heile Familie und ich weiß, dass ich bis heute die Hoffnung auf ein besseres familiäres Miteinander nicht aufgegeben habe. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Allerdings weiß ich inzwischen durch Freunde, dass es nie so sein wird, wie ich mir das wünsche oder vorstelle... 🙁 :wein:
LG
LVchen
An sich hatte ich lange Zeit keine große Lust mehr, über dieses Thema zu schreiben, aber ich merke einfach, dass ich mich davor nicht verschließen kann.
Meine Eltern haben prinzipiell seit über 30 Jahren kaum noch soziale Kontakte. Bis auf die Mutter meines Vaters und die Schwester meiner Tante. Sie sind mit den Nachbarn nicht enger, sie haben sonst zu den Familienmitgliedern keinen Kontakt mehr, keine Schulfreunde, keine Vereinsfreunde usw.
Jedenfalls haben meine Eltern auch einen großen Anteil daran, dass ich als Kind und Jugendliche Mobbingopfer war (im Prinzip 12-14 Jahre lang), weil sie mir praktisch den Umgang zu anderen Kindern und Jugendlichen immer sehr eingeschränkt haben. Es hat sonst auch niemand interveniert, obwohl meine Oma, meine Cousine, mit der ich mich heute sehr gut verstehe und auch viele andere zu Beginn meines Lebens sehr aktiv zugeschaut haben.
ein guter Freund von mir hat auch bereits gemeint: "wieso hat da niemand mal mittels des Jugendamtes oder mittels vernünftiger Vorschläge interveniert?"
Meine Cousine, mit der ich mich sehr gut verstehe, meint nun, dass es für mich, die ich ja erst mit 17, 18 begonnen hat, soziale Kontakte zu pflegen, natürlich entsprechend schwierig ist, das alles nachzuholen. Es raten mir auch 3 Freunde an, eine Therapie zu machen bzw. ich bin auch selbst davon überzeugt bzw. guter Dinge, dass ich das alles, was mir so widerfahren ist, mal professionell-therapeutisch aufarbeiten sollte. Ich habe im Mai dafür auch einen Termin bei einer von meinem Hausarzt empfohlenen Therapeutin.
Obwohl man mir Menschenkenntnis, Offenheit, Freundlichkeit, Empathie usw. gar nicht mal absprechen kann, scheitern meine Freundschaften und Beziehungen leider immer mal wieder. Sicher, ist das der Lauf der Dinge; aber ich habe schon Schwierigkeiten, genau zu sagen, welche Person x oder y freundschaftlich oder partnerschaftlich überhaupt gut zu mir passen könnte. Ich kann das maximal bei 2-3 Personen sagen, dass die überhaupt passen. Also dass ich mir da auch einigermaßen sicher bin. 🙂
Wenn man so isoliert aufgewachsen ist und dann noch Jahrelanges Mobbingopfer war, kann man da nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen, denke ich. Da muss mal eine Aufarbeitung vonstatten gehen. Ich bin diesen Weg bisher nie gegangen, da mir der Ernst der Lage nicht klar war.
Mir ist das mal bei einem Praktikum in der Schule empfohlen worden, meine negativen Schulerfahrungen mit jemandem zu besprechen, um eben auch an meiner Persönlichkeit arbeiten und diese besser entfalten zu können. (natürlich ist der Vorschlag von dieser Person ziemlich deplatziert gewesen, denn die kannte mich eigentlich nicht, sondern wusste lediglich, dass ich z.T. negative Erfahrungen in der Schule verzeichnet habe).
Meiner Meinung nach wirken sich diese familiären Probleme, die bei mir untergründig immer noch schwelen, auf alle Bereiche aus. (auch die späteren Mobbingerfahrungen).
Wenn ich in der Schule Probleme hatte, habe ich quasi keinerlei Anhalt richtig von Seiten meiner Familie gehabt. Da kamen nur so Phrasen wie "das kann gar nicht sein, dass jemand so Intelligentes wie du gemobbt wird", "die sind nur neidisch", "ziehe dir das nicht so zu" und so Zeug. Dass man aber vielleicht mal die Schule wechselt, mal zum Thera geht usw., darauf ist keiner gekommen.
Von jemandem mit 10 oder 12 so etwas zu erwarten, ist einfach krass. Ich wäre darauf früher selbst einfach gar nicht gekommen...
Prinzipiell bin ich bei meinen Eltern auch viel zu spät ausgezogen. Erst mit knapp 24. Das ist in meinem Fall einfach zu spät. Aber ich bin mit 19/20 auch einfach noch nicht so weit gewesen... 🙁🙁🙁🙁
Dadurch, dass sie mich in so eine Abhängigkeit und so eine Überbehütung gedrängt haben, war es für mich auch lange Zeit sehr schwer, dieser zu entrinnen.
Ich lebe jetzt bei meiner Oma (aus finanziellen Gründen) - wohl wissend, dass es auch nicht das Non plus ultra ist; aber finanziell ist es bei mir gegenwärtig einfach schwierig. (ich habe gerade überhaupt kein Einkommen, sondern nur Ersparnisse). Dann Auslandsaufenthalt II, den ich dieses Jahr noch machen muss. Ich bin gerade 2 Wochen wieder aus Frankreich zurück --- ich möchte ungerne schon wieder umziehen. Wenn, dann ziehe ich zur Staatsexamensphase um. Die wird nach meinem Auslandsaufenthalt sein.
Im Übrigen bin ich von meinen Eltern sozial betrachtet nie in irgendeiner Form gefördert worden. Auch nicht, was die Selbstständigkeit angeht. Das Einzige, worauf sie Wert legten war, dass ich ab 15 arbeite quasi. Wobei so ein Kommentar ja schon mit 13 mal gekommen ist, als ich mal fragte, ob wir nicht ein anderes Shampoo oder eine andere Bodylotion kaufen könnten (ich meinte ja jetzt gar keine irrsinnig viel Teurere oder so). Da kam der Kommentar: "Gehe halt arbeiten!" Ich finde so etwas bei einer 13-jährigen Gymnasiastin einfach unter aller Sau.
Was ich jedenfalls meine ist, dass diese Themen, diese Situationen, diese Kommentare, dieses mangelnde Verständnis meiner Eltern und dass man sie auch wegen nichts kritisieren kann, ohne dass sie direkt beleidigt sind etc., immer wieder bei mir hochkommen.
Dann halt noch Aspekte wie, dass ich nur 2x die Woche duschen durfte, mein Zimmer häufig im Winter auf unter 18°c war, weil sie krankhaft am Sparen immer waren usw.
(ich schaffe das alleine nicht, es irgendwie zu verarbeiten - es einfach so hinzunehmen und mein eigenes Leben zu starten).
Natürlich wirkt es sich nicht permanent auf mein psychisches Erleben und Handeln aus, dass meine Eltern so isolierte, sozialphobe Geizhälse sind, aber es kommt immer wieder hoch.
Meine Cousine hatte auch mal neulich gemeint: "Deine Mutter hatte immer psychische Probleme. Ich bin auch der Meinung, sie hätte keine Kinder bekommen dürfen. Mir kommt es sowieso nach wie vor so vor, als ob sie immer besser mit Hunden konnte oder kann als mit Kindern!"
Das ist wirklich heftig, wenn man so was gesagt bekommt, auch wenn es stimmt.
Ich möchte halt einen Zustand erreichen, dass ich mich davon emotional besser abgrenzen kann, dass es mich nicht mehr aktiv belastet, dass ich vielleicht einen neutralen Zustand erreiche usw.
Das sollte doch wohl zu schaffen sein.
Ich kann es bloß alleine irgendwie nicht.
Jeder wünscht sich eine heile Familie und ich weiß, dass ich bis heute die Hoffnung auf ein besseres familiäres Miteinander nicht aufgegeben habe. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Allerdings weiß ich inzwischen durch Freunde, dass es nie so sein wird, wie ich mir das wünsche oder vorstelle... 🙁 :wein:
LG
LVchen
Zuletzt bearbeitet: