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Wie ein schwerfälliger Kahn auf Therapieabbruch zusteuernd

bird on the wire

Aktives Mitglied
Wie ein schwerfälliger Kahn

ohne Wendemöglichkeit

wie ein Geisterschiff

auf dem Ozean treibend

wie ein kleines leeres Rettungsboot

in das Wasser schwappt

gleich verschwindet es


Ich bin seit ca. 1 1/2 Jahren intiefenpsychologisch fundierter Therapie. Ich habe noch 18 Termine.

Ich hatte bisher ein gutes Vertrauensverhältnis zu meinem Therapeuten. Er hat mir auch schon über einige Hürden geholfen. Es hat sich einiges gut entwickelt. Ich habe viel gelernt. Dachte ich zumindest. Jetzt hat er nach einem Thema gefragt, das mir ganz tief geht und wo ich nicht glaube, daß eine Veränderung herbeiführbar ist. Das habe ich ihm auch gesagt.

Seitdem hatte ich den Eindruck, den Kontakt zu ihm in den Stunden verloren zu haben. Ich habe seine Präsenz nicht mehr gespürt. Mir ging es zunehmend schlechter. Ich geriet tiefer und tiefer in ein schwarzes Loch. Wurde immer trauriger, antriebsloser, hoffnungsloser. Von Woche zu Woche verschlechterte sich der Zustand. Körperliche Symptome, Schlafstörungen, Suizidgedanken kamen dazu. Darüber haben wir in den letzten Stunden vor Ostern gesprochen. In der vorletzten Stunde sagte er, er macht sich Sorgen, aber er steht das mit mir durch. Das tat gut und gab mir wieder etwas Hoffnung. Trotzdem ging es weiter bergab. In der letzten Stunde hat er mich mehrmals gefragt, was er tun kann, um mir zu helfen. Ich antwortete, daß ich es nicht weiß. Er erwähnte Psychopharmaka, Klinik, auch alternative Methoden. Ich hatte den Eindruck, als ob er mir nicht mehr zuhört. Als ob er nicht interessiert ist. Wir nicht in Kontakt sind. Als die Stunde vorüber war, bin ich fast aus der Praxis geflüchtet.

Es war die letzte Stunde vor den Osterferien. Da war er zwei Wochen weg. Den darauffolgenden Termin in dieser Woche habe ich abgesagt, obwohl es mir schlechter ging. Weitere Termine hatten wir nicht explizit vereinbart, auch wenn ich jede Woche an einem bestimmten Wochentag zu einer bestimmten Uhrzeit meinen Termin habe. Er bzw. seine Praxis haben sich nicht gemeldet und ich mich zunächst auch nicht. Heute habe ich in der Praxis angerufen und die nächsten zwei Termine abgesagt, für den Fall, daß sie doch als stillschweigend vereinbart gelten würden und habe mich vorsichtshalber versichert, daß keine weiteren Termine fest für mich eingetragen sind.

Ich bin sehr traurig. Ich fühle mich verloren und verlassen. Ich bin traurig, weil ich sehenden Auges auf denTherapieabbruch zusteuere. Ich fühle mich als Versagerin. Weil ich mich selbst ein- bzw. aussperre. Ich bin traurig, daß er mich in meinem Zustand allein läßt. Ich bin traurig, daß er mich verloren gehen läßt. Wie einen kleinen Hund, der wegläuft und nach dem keiner sucht. Einfach verlorengehen läßt. Ich bin so traurig.
 
Zuletzt bearbeitet:
Du solltest in diesem labilen Zustand auf keinen Fall die Therapie abrupt beenden (und dein Therapeut sollte das eigentlich auch nicht zulassen).
Mache einen neuen Termin aus und bespreche dann mit ihm, dass du dich lieber wieder auf andere Probleme konzentrieren möchtest. Oder dass du die Therapie langsam auslaufen lassen und nicht weiter in deiner Psyche "graben" möchtest. Damit du dich stabilisierst und nach der Therapie nicht in ein Loch fällst.
Das muss keinesfalls das Ende deiner Hilfesuche sein. Du könntest die Therapie bei ihm später wieder aufnehmen oder dich nach einem anderen Therapeuten und ggf. einer anderen Therapiemethode umsehen.
 
Hallo bird on the wire,

vielleicht ist es (noch) nicht der richtige Zeitpunkt für dieses schwere Thema. Dann solltet ihr erst mal andere Probleme angehen. Zum Beispiel auch das, was gerade passiert ist.

Ich bin traurig, daß er mich in meinem Zustand allein läßt. Ich bin traurig, daß er mich verloren gehen läßt.

Du lässt deinem Therapeuten keine Chance. Was soll er denn tun? Du bist volljährig. Er hat dir alle möglichen Hilfen angeboten, dir versichert, dass er das mit dir durchsteht.

Du bist gegangen. Du hast die Termine abgesagt.

Es war die letzte Stunde vor den Osterferien. Da war er zwei Wochen weg.

Wie gesagt, er hatte dir vorher alle möglichen Hilfen angeboten. Auch Therapeuten brauchen mal Urlaub. Sonst würde er irgendwann ausgelaugt sein. Dann könnte er sicher kein guter Therapeut mehr sein.

Wie einen kleinen Hund, der wegläuft und nach dem keiner sucht.

Um dich wie einen kleinen Hund einfangen zu können, müsste der Therapeut dich entmündigen lassen und sich dann als dein Vormund einsetzen lassen. Dann könnte er so etwas in der Art machen.

Wenn er das jetzt machen würde, wäre das schlicht und ergreifend Freiheitsberaubung. Vielleicht noch Entführung.

...auch wenn ich jede Woche an einem bestimmten Wochentag zu einer bestimmten Uhrzeit meinen Termin habe.

Er hat sich diese Zeit für dich freigehalten. Du hast abgesagt. Nicht er. Was hat er für eine Chance?

Ich denke mal, du hast dich als Kind oft alleine und verlassen gefühlt. Oder so etwas in der Richtung. Du kannst das mit deinem Therapeuten aufarbeiten, darüber trauern, mit ihm darüber reden. Aber du kannst deine Kindheit (leider) nicht nochmal neu (er)leben. Mit einem Therapeuten, der ein gutes 'Eltern' ist.

Das geht leider nicht. Das kann auch der beste Therapeut nicht möglich machen.

Nimm das, was jetzt passiert ist, als Zeichen dafür, wie schlimm du damals verletzt wurdest.

Ruf deinen Thera an und geh hin 🙂

Lieben Gruß
Fragende
 
Manchmal haben die Therapeuten auch selber viele private Probleme und können deshalb nicht mehr auf den Klienten eingehen..
Vielleicht kannst du mit ihm auch über das Problem, welches du grade mit ihm hast ....reden...

Oder dir könnte möglicher Weise ein anderer Therapeut,welcher für dich offen ist und sich interessiert zeigt... grade besser helfen...
Über das Theapeutenangebot und freie Plätze könntest du dich bei einer Psychologischen Beratungsstelle informieren..
 
Danke fürs Kopf waschen, Ihr Lieben.

Ja, ich bin erwachsen. Ich weiß das wohl.
Und ich bin gegangen. Auch das weiß ich.
Was soll er schon machen. Ich weiß das.
Aber ich fühle mich trotzdem entsetzlich verloren und verlassen.
Und sehr traurig.

Nein, ich will die Therapie nicht abbrechen. Auf keinen Fall.
Ich befürchte nur, ich steuere unaufhaltsam darauf zu.
Ich habe Angst, den Dreh nicht mehr zu kriegen.

Bei dem Thema,das mir so nahe ging, handelte es sich um meinen Kontaktabbruch zu meinem Vater vor vielen Jahren. Alles kippte schlagartig in mir, als mein Therapeut fragte: „Und,wann werden Sie Ihrem Vater einen Brief schreiben?“

Ich weiß und sehe, daß ich jetzt quasi den Kontakt zum Therapeuten abbreche wie seinerzeit den Kontakt zum Vater. Oder vielmehr ich ahne es. Es ist so schwer klar zu sehen, was da passiert, wenn man selber mittendrin steckt, wenn es einen selbst betrifft. Deswegen brauche ich Eure Rückmeldung von außen. Ich hatte lange überlegt, ob ich das hier reinschreibe. Es ist das erste Mal, daß ich selbst ein Thema eröffne. Aber ich schaffe es dieses Mal alleine nicht. Ich kann mich selbst nicht vernünftig betrachten. Meine Gedanken verhaspeln sich. Und ich handele wie ferngesteuert. Ich laufe weg, obwohl ich das nicht will. Ich sage Termine ab, obwohl ich das nicht will. Ich manövriere mich selbst ins Abseits, obwohl ich das nicht will.

Und die Frage, warum läßt er mich verloren gehen wie einen weggelaufenen Hund und das dazugehörende Verlassenheitsgefühl, bezieht sich wahrscheinlich viel mehr auf meinen Vater. Warum hat er mich nie gesucht? Er hätte gar nicht viel suchen müssen. Er weiß in welcher Stadt ich lebe und wo ich arbeite und ich stehe im Telefonbuch. Ich weiß, auch da bin ich gegangen und nicht er. Ich weiß das vom Kopf, aber es fühlt sich eben anders an. Ich habe das viele Jahre verdrängen können. Und durch die Therapie ist eben auch das Thema wieder hochgekommen.

Ich würde mich am liebsten dem Druck, den ich jetzt fühle, komplett entziehen.
 
Ich verstehe deine Gefühle, dein Therapeut überschreitet eine Grenze, er spricht ein für dich extrem schweres Thema an und merkt das du dadurch extrem zurückfällst. Für deinen Therapeuten ist diese Situationen nicht einfach denn er kann nicht einfach so tun als hätte er dieses Thema nie angesprochen, aber er will das Thema bestimmt auch nicht weiter vertiefen solange du nicht bereit dafür bist.
In einem geb ich dir Recht, er hätte sich bei dir melden müssen nachdem du den Termin abgesagt hast, gerade nach den Schwierigkeiten in den letzten Wochen, er hätte dich ermutigen müssen deine Therapie fortzusetzen.
Und mal ganz ehrlich seine privaten Probleme können dir herzlich egal sein er hat als dein Therapeut die Pflicht dich gerade in solchen Situationen nicht allein zu lassen.
Du musst auf jeden Fall mit der Therapie weiter machen, überleg dir ob du bei deinem Therapeuten bleiben möchtest, wenn nicht such dir einen Anderen, aber gib nicht auf.
Du musst durchhalten, du musst gesund werden, vergiss nie diese Leistung kannst nur du vollbringen ein Therapeut kann dir nur den Weg zeigen!!!
 
Bei dem Thema,das mir so nahe ging, handelte es sich um meinen Kontaktabbruch zu meinem Vater vor vielen Jahren. Alles kippte schlagartig in mir, als mein Therapeut fragte: „Und,wann werden Sie Ihrem Vater einen Brief schreiben?“

Was hältst du denn von dieser Idee? Willst du das überhaupt?
 
Hallo bird on the wire,

das sind aber zwei verschiedene paar Schuhe.

Das Eine ist deine Therapie und das Andere die Frage nach einem Brief, den du schreiben sollst.

Alles kippte schlagartig in mir, als mein Therapeut fragte: „Und,wann werden Sie Ihrem Vater einen Brief schreiben?“

Ich weiß nicht, was bei dir damals war (wenn du es sagen magst, ich würde es gerne wissen 🙂 ) aber ich könnte mit so einer Frage auch nicht. Mich würde das überfordern.

Das klingt so, als musst du deinem Vater einen Brief schreiben. Nööö, musst du nicht.

Für mich würde sich das so anhören, als müsste ich nur "das Richtige" tun und Alles wäre wieder gut. Also so, als hätte dich dein Vater gesucht, wenn du nur damals schon den Brief geschrieben hättest... . So, als kannst du alles Mögliche richten, wenn du "das Richtige" machst. Auf eine Art wäre das ein schöner Gedanke. Aber so ist das leider nicht.

Ich habe einen sehr guten Therapeuten. Schon seit Jahren. Wegen einer PTBS.

Aber auch er macht mal Fehler. Es ist mir auch schon passiert, dass er was gesagt hat und ich dachte, ich fasse das nicht.

Ich habe es ihm dann gesagt/geschrieben. Und das war genau richtig so 🙂

Er hat mir dann sehr oft zugestimmt. Sicher nicht, um mir zuzustimmen. Sondern, weil er eben meine Erfahrungen nicht hat und dachte, er hätte eine gute Idee 😉

Sag deinem Therapeuten, was dieser Satz in dir ausgelöst hat und warum du das nicht willst. Sag ihm, er soll diese Frage zurücknehmen. Vielleicht willst du nie einen Brief schreiben. Vielleicht doch mal. Aber das entscheidest du.

Nicht dein Therapeut. Ich z.B. wüsste bei meinen Eltern, dass es keinen Sinn hat, sie auf irgendwas hinzuweisen. Die würden mich in der Luft zerreißen. Sie würden das nutzen, um mich noch weiter zu verletzen.

Ich habe die Anerkennung nach dem OEG in drei Instanzen durch und auch jedesmal gewonnen. Bis vors Bundessozialgericht.

Also, ruf deinen Therapeuten an. Mach den Termin aus. Geh hin und sage ihm, was das mit dir gemacht hat 🙂

Was hatte ich oft Angst, meinem Thera was zu sagen. Es war aber immer gut, dass ich geblieben bin und gesagt habe, was das mit mir macht 🙂

Lieben Gruß
Fragende
 
Ich habe den Kontakt zu meinem Vater vor vielen Jahren abgebrochen, weil er in der Trennungsphase vor der Scheidung Gewalt gegen meine Mutter ausgeübt und uns bedroht hat. Er versuchte meine Mutter auf diesem Weg zum Verzicht auf Unterhaltsforderungen zu bringen.

Ich war all die Jahre unversöhnlich. Heute - auch durch die Therapie - ahne ich, daß diese Unversöhnlichkeit auch ein Schutz war, um den Schmerz über den Verlust des Vaters, der Schmerz diese dunkle Seite an ihm erfahren zu müssen und die Sehnsucht nach einer Versöhnung nicht spüren zu müssen.

Ich finde sein Verhalten noch immer ungeheuerlich und unanständig. Ich glaube aber auch, daß er damals in einer Ausnahmesituation war. Es ging alles drüber und drunter. War sehr chaotisch. Alle waren verletzt. Keiner hat über seine Gefühle gesprochen. Meine Eltern fügten sich emotional immer stärkere Wunden zu. Fühlten sich gegenseitig vom anderen übervorteilt. Es war alles sehr undurchsichtig. Meine Mutter war auch nicht ohne... Sie hat auch mit unfairen Mitteln gekämpft. Und ich steckte mittendrin. Weil meine Eltern nicht mehr miteinander sprachen, mußte ich die gegenseitigen Forderungen am Telefon überbringen. Es war nicht schön.

Ich hab all das jahrelang tief in mir vergraben. Versteckt unter der unversöhnlichen Härte.

Es war nicht das erste Mal, daß in der Therapie dieses Thema angeschnitten wurde. Erzählt hatte ich von dieser schweren Zeit schon ein bißchen. Eher so die Tatsachen und den zeitlichen Ablauf geschildert. Und auch, daß ich ahne, daß unter all dem eine nie verheilte Wunde schlummert.

Mein Therapeut hatte schon einmal angeregt, daß ich Kontakt aufnehme, um das für mich zu klären. Er meint, es könnte mir gut tun. Er glaubt, dann kämen noch ganz andere Dinge in Bewegung.
Die Frage kam trotzdem für mich aus heiterem Himmel. Und ich meinte seine Enttäuschung zu hören, als ich sagte, ich weiß nicht. Ich kann nicht. Er glaubt, die Loyalität zu meiner Mutter hindert mich. Sie würde das nicht verstehen. Für sie ist all das abgeschlossen. Sie will nichts mehr davon hören. Ich würde es als Verrat ihr gegenüber empfinden.

Und dann bin ich immer verzweifelter und hoffnungsloser geworden. Diese Wellen der Verzweiflung, die mich überfluten. Ich kenne das gar nicht. Es schwappt ständig über mir zusammen. Zieht mich in einen Strudel abwärts. Ich fühlte mich immer schuldiger und immer mehr als Versagerin. Daß ich da nicht mehr rauskomme... Ich habe das sonst immer geschafft. Ich schäme mich, daß ich das jetzt nicht schaffe. Ich schäme mich so sehr.

Und gleichzeitig habe ich so eine entsetzliche Leere gespürt. Und die emotionale Abwesenheit des Therapeuten. Ich habe einfach in den Stunden den Kontakt verloren. Und bin immer hoffnungsloser geworden. Und dann bin ich weggelaufen. Und jetzt steuere ich auch da auf einen Kontaktabbruch zu.

Und obwohl ich weggelaufen bin, fühle ich mich vom Therapeuten verlassen. Ich weiß, daß es unlogisch ist. Und auch dafür schäme ich mich. Aber es fühlt sich nunmal so an. Und macht mcih so traurig. Ich gehe weg, obwohl ich nicht will. Und ich wünschte, er würde mich aufhalten.

Ich will nur noch, daß das aufhört. Am liebsten möchte ich allem den Rücken kehren.
 
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