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Wie mit Komplexen klarkommen?

Sanskrit

Mitglied
Hey an alle Leute 🙂

Ich hoffe, ihr könnt mir mit dem Problem helfen.
Ich habe ein Minderwertigkeitskomlex, der sich auf meine Intelligenz bezieht. Seit ich 16 bin, habe ich immer wieder IQ-Tests gemacht, um mir selbst und vor allem meiner Umgebung zu beweisen, dass ich besser bin als gedacht und dadurch Akzeptanz und Bewunderung zu bekommen (Ich hatte damals mit Mobbing in der Schule zu tun). Ich denke mal, der Auslöser sind wohl die damlas entdeckten Unterlagen aus dem Kindergarten, die mir eine unterdurchschnittliche Intelligenz bescheinigen (80-90). Der Test wurde wegen Sprachentwicklungsstörung und Störung des sozialen Verhaltens gemacht (enorm in mich verschlossen, 20 Wörter in Deutsch und Russisch mit 4 Jahren). Seitdem habe ich mich zwar durchs Gymnasium geschlagen und studiere an der Uni, aber nach einem Test in einer Uniklinik zur Bestätigung von Depressionen kamen wieder unterdurchschnittliche Ergebnisse raus, vor allem was den Bereich von Gedächtnis und Mustererkennung angeht. Nach einiger Zeit habe ich dann gedacht, ich hätte meinen Frieden mit meiner Dummheit gemacht. (Zusätzlich zu den bestätigten Depressionen wurde noch eine ängstliche Persönlichkeitsstörung mit schizoider Tendenz diagnostiziert.)

Vor kurzem habe ich wieder aus Jux einen IQ-Test im Internet gemacht, der den seriösen sehr ähnlich ist. Allerdings dauerte er nicht sehr lange, ich wurde nach wenigen Aufgaben unkonzentriert und übersprang am Ende mehrere Aufgaben. Als Ergebnis kam 91 raus. Das hat mich wieder enorm aus der Bahn geworfen.

Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Einerseits ist Intelligenz keine Garantie für ein glückliches Leben und es gibt nicht nur eine Intelligenzart. Andererseits machen mich meine Defizite fertig, weil ich mir vorstelle wie es wäre, wenn ich in dem Bereich anders wäre. Vielleicht hätte ich vieles mehr lernen können. Vielleicht wäre ich auf viele Sachen von selber durch eigene Denkleistung gekommen und müsste sie mir nicht erst unkritisch anlesen. Besonders mein schlechtes Gedächtnis und die schlechte Auffassungsgabe machen mich fertig, weil sich so etwas enorm im Alltag auswirkt, am schlimmsten in Beziehungen (Deswegen verlaufen fast alle Kontakte in Sand 🙁. )
Was kann ich tun, um mit meiner Dummheit klarzukommen? Meine schlechte Meinung über mich selbst ist sehr schmerzhaft.

Ich danke euch im Voraus für eure Antworten, Sanskrit
 
Hallo Sanskrit,

da ich die gleichen Probleme in der Schule hatte, kann ich dir ein bisschen helfen. Aus der Gehirnforschung wissen wir mittlerweile, Intelligenz ist formbar, dass bedeutet das alte Konzept von "Dumm" und "Schlau" ist heute schon lange nicht mehr gültig, doch wird es in den Schulen weiterhin fabriziert, da das Kastendenken eben einfach ist und wenn du einmal in der Kaste "dumm" drin bist hast du es sehr schwer da wieder herauszukommen, weil du es dir irgendwann selbst einredest, vor allem wenn das die Noten widerspiegeln. Dabei müsste eigentlich nur die Lernmethode geändert werden. Das Gehirn lernt am besten wenn Kreativität und Fakten zusammenkommen, leider wird in der Schule nur die eine Seite bedacht, und wer "klug" ist also die "Intuition" besitzt denkt sich die andere Seite dazu. Wer nicht so schnell auf den Trichter kommt, hat in der Schulzeit viel zu kämpfen mit dem Lernstoff, dabei könnte es so einfach sein.

Ich kann dir einen Buchautor empfehlen. "Gunther Karsten" ist berühmt als Zahlenweltmeister und erklärt in seinen Büchern sehr gut wie du andere Lernmethoden anwenden kannst. Von Zahlen bis zum Vokabeln lernen. Es lohnt sich, sich damit zu beschäftigen. Ich kann dich aber schon einmal vorwarnen. Dein Ego wird versuchen dich davon abzuhalten, weil es gelernt hat, dass du dich als "Dumm" einstufst und alles was du versuchst um diesen Status zu ändern will es verhindern. Du hast quasi einen eigenen Saboteur in dir, wie wenn es alleine nicht schon schwer genug wäre. Trotzdem lohnt es sich, mach dir keinen Druck, das hat die Schule und die Elternschaft schon genug getan.

LG
Garen
 
Als jemand, der im sprachlichen Bereich arbeitet, kann ich Dir erstmal bestätigen, dass Deine Ausdrucksweise so gar nicht auf einen besonders niedrigen Intelligenzquotienten schließen lässt. Du beschreibst Dein Problem sehr differenziert!

Wie Du schon sagst, es gibt so viele Arten von Intelligenz - und diese Tests messen einen geringen Bruchteil von dem, was Intelligenz ausmacht.

Vielleicht helfen Dir ein paar Vergleiche und die ein oder andere Anekdote, mit mehr kann ich leider gerade nicht dienen: Mir wurde als Kind genau das Gegenteil bescheinigt. Ich galt als extrem intelligent. Konnte schon bei Schuleintritt lesen. Wurde überall als Vorbild herumgezeigt. Und was ist daraus geworden? Nichts. Natürlich habe ich während meiner gesamten Schulkarriere nicht ein einziges Mal zum Lernen ein Buch aufgeschlagen. Hingegen waren meine Erwartungen an mich himmelhoch - ich war doch so mega-schlau!

Resultat nach zehn Jahren Schulkarriere mit ständig sinkendem Erfolg: Schulabbruch, Drogenkarriere, Depressionen, freiwillige Ignoranz und kompletter Rückzug aus der Gesellschaft für die nächsten 15 Jahre! Heute ist mein Gedächtnis praktisch Schrott. Ein Sieb - heute gelernt, morgen vergessen. Wenn ich mich mit meinem Sohn vergleiche, könnte ich manchmal heulen - der liest was einmal und dann sitzt es.

ABER:

Irgendwann habe ich dann den Begriff "Neuroplastizität" gelesen. Dieses Konzept ist nicht mal besonders neu, aber wohl immer noch nicht bekannt genug.

Früher dachte man, dass man das Gehirn, das man bei der Geburt mit auf den Weg bekommt, praktisch nicht ändern kann. Sprich: Wer doof geboren wird, bleibt doof. Allenfalls kann man es noch schlimmer machen, z. B. durch Alkohol oder Drogen.
Heute weiß man, dass das so nicht stimmt. Unser Gehirn ist ständig in Veränderung begriffen. Es kann trainiert werden wie ein Muskel. Wenn wir etwas lernen, bilden sich im Gehirn neue Verbindungen, und je mehr wir üben, desto stärker werden diese Verbindungen. Viele Therapieansätze funktionieren so: Wenn wir auf ähnliche Situationen immer auf dieselbe falsche Weise reagieren, hilft uns eine Therapie, neue Verbindungen im Gehirn zu bilden, die uns gesündere Reaktionen ermöglichen.
Und wenn Du zum Beispiel in Mathe nicht besonders begabt ist, heißt das nicht, dass Du das niemals begreifen wirst. Es dauert halt eine Weile, aber wenn Du übst, wird der "mathematische" Bereich in Deinem Gehirn immer besser und immer schneller reagieren. Wenn Du nicht Zeichnen kannst und es stur einfach trotzdem immer wieder versuchst, klappt es auch irgendwann besser.

Das einzige Problem: Wir stehen uns so oft selbst im Weg. So viele Menschen sind davon überzeugt, dass sie nie Erfolg haben werden, weil sie etwas jetzt nicht können. Das Wahrheit ist: Sie können es jetzt gerade noch nicht. Aber mit Zeit und Geduld können und werden sie es lernen. Und unser Gehirn freut sich, wenn wir anfangen, unbekannte und vergessene Hirnregionen zu kitzeln!

Vergiss die Zahlen und Ergebnisse von den blöden Tests - konzentriere Dich einzig und alleine darauf, was Du gerne wissen MÖCHTEST. Und dann sei geduldig mit Dir, aber gib nicht auf und schubse Dein Gehirn langsam und sanft in die richtige Richtung - es mag dauern, und im Vergleich mit anderen dauert es vielleicht länger - aber Du wirst ankommen!
 
Hey an alle Leute 🙂

Ich hoffe, ihr könnt mir mit dem Problem helfen.

Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Einerseits ist Intelligenz keine Garantie für ein glückliches Leben und es gibt nicht nur eine Intelligenzart. Andererseits machen mich meine Defizite fertig, weil ich mir vorstelle wie es wäre, wenn ich in dem Bereich anders wäre. Vielleicht hätte ich vieles mehr lernen können. Vielleicht wäre ich auf viele Sachen von selber durch eigene Denkleistung gekommen und müsste sie mir nicht erst unkritisch anlesen. Besonders mein schlechtes Gedächtnis und die schlechte Auffassungsgabe machen mich fertig, weil sich so etwas enorm im Alltag auswirkt, ....
Was kann ich tun, um mit meiner Dummheit klarzukommen? Meine schlechte Meinung über mich selbst ist sehr schmerzhaft.
Ich danke euch im Voraus für eure Antworten, Sanskrit

Hallo,
das kenne ich u.a. auch aus meinem Leben. Lerndfizite machen einen fertig und das ganze noch viel schwieriger,
verschlingen den Humor und nehmen dem eigenen Leben die Freude und Leichtigkeit.

Das Schulleben etc. war für mich eine "Qual". Wieder und wieder dem schlechten Gedächtnis begegnen - alles plumpst durch und braucht etlicher, etlicher Wiederholungen. Die eigene schlechte Auffassungsgabe erschwert, da
es wieder und wieder länger braucht mit dem Auffassen. Wo andere es längst verstanden, "hinkte" ich hinterher.
Ganz normaler Schullebensalltag etc. und das, was sich daran anschloss für mich. All das wurde erheblich weniger,
als ich mich beruflich mehr und mehr festigen konnte und ich mich damit besser annehmen konnte. Das ist halt so bei mir, was das lernen und merken betrifft und irgendwann konnte ich auch darüber lachen.

War und bin froh, daß ich alles mir mögliche getan habe, um meinen beruflichen Werdegang anzustreben. Das war Schwerstarbeit und manchmal zum Verzweifeln. Als ich all das hinter mir hatte, trat eine sehr, sehr große
Erleichterung in mein Leben. Es war geschafft. Darauf bin ich stolz.

Halte diese Zeit durch, in der Du Deinem beruflichen Werdegang entgegenstrebst und nehme Dich liebevoll so an, wie Du bist.
Das Annehmen von dem, was war und ist half mir sehr und hilft mir auch heute noch.

alles Liebe
 
Also so wie du hier schreibst (sowohl was die Rechtschreibung als auch was den Inhalt und die Formulierungen betrifft) scheinst du mir alles andere als dumm zu sein. Ich würde eher darauf tippen, dass du dir da selber was einredest, auf etwas fixiert bist, was gar nicht dein Problem ist. Allein schon, dass du ständig "meine Dummheit" schreibst, obwohl du doch offensichtlich nicht dumm bist, erinnert mich an Leute, die sich irgendein Problem einreden (eine zu große Nase oder einen zu kleinen Penis).

Kann es nicht sein, dass deine Ängste, deine Kontaktschwierigkeiten, deine Störungen, wenn man so will, das eigentliche Problem sind? Wie soll man denn eine schnelle Auffassung haben, wenn man bei Kontakt mit Menschen Angst hat, sich ständig selbst beobachtet und kritisiert usw.?


Besonders mein schlechtes Gedächtnis und die schlechte Auffassungsgabe machen mich fertig, weil sich so etwas enorm im Alltag auswirkt, am schlimmsten in Beziehungen (Deswegen verlaufen fast alle Kontakte in Sand 🙁. )

Kann es nicht sein, dass es aus ganz anderen Gründen im Sand verläuft? Hast du dir mal Feedback geholt, wie du auf Andere wirkst?

Kannst du mal Beispiele nennen, wie du deiner Meinung nach durch dein schlechtes Gedächtnis und deine schlechte Auffassungsgabe Beziehungen vermasselt hast?

Also ich weiß es nicht, und sonst hier auch keiner, ob das mit der Intelligenz wirklich das Problem ist, aber mir kommt es so vor, als ob du da auf hohem Niveau jammerst. Ich glaube, du brauchst einen Blick von außen, aber nicht von uns hier, die wir dich nicht kennen, sondern von einem Fachmann oder einer anderen Vertrauensperson, jemandem, der dich gut einschätzen und beraten kann.

Und man kann auch nicht alles haben. Wir sind nun mal nicht alle schlau, schön, mutig, selbstbewusst, eloquent usw. Es gibt immer einen, der noch besser ist. Ein gutes, zufriedenes Leben kannst du trotzdem führen. Wenn deine Stärke nicht in der Auffassungsgabe im persönlichen Gespräch liegt, dann such dir halt einen Beruf aus, wo du mehr in Ruhe und ggf. schriftlich die Sachen bearbeiten kannst. Wenn du nicht schlagfertig bist, mach ein Schlagfertigkeitstraining oder lies ein Buch darüber. Gedächtnistraining wurde schon erwähnt. Wie bei allem, auch beim Thema Schönheit: Mach, was gut möglich ist an Verbesserung, aber akzeptiere dich dann auch, so wie du bist.
 

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