Hallo,
ich habe ein Problem mit meinem über 70-jährigen Vater. Er hat bis vor ca. 10 Jahren ca. 30 Jahre lang täglich getrunken. Ich bin 43 Jahre, habe also seine Sucht voll mitbekommen, mich aber sehr früh von der Familie auch räumlich distanziert und mein Leben weit weg gelebt. Da die Sucht in der Familie nicht als Sucht bezeichnet wurde und mein Vater es auch nie eingesehen hat, gab es keinerlei Ansätze für Veränderung. Meine Mutter und mein Bruder haben die Sucht stabilisiert und weiter zusammen gewohnt. Mein Bruder ist selbst süchtig geworden, war uneinsichtig und ist daran verstorben. Meine Mutter ist auch schon tot. Trotz der Distanzierung habe ich häufig Schuldgefühle, dass ich mich zu wenig um meine Familie gekümmert habe, obwohl ich weiß, dass sich nichts geändert hätte.
Jetzt wohnt mein Vater mit meiner Schwägerin, ihrem neuen Lebensgefährten und den Enkeln zusammen und es gibt ständig Streit dort. Das Haus gehört zur Hälfte mir (Vater hat uneingeschränkten Nießbrauch auf Lebenszeit) und meiner Schwägerin. Sie ist finanziell an die Wohnmöglichkeit gekettet. Mein Vater würde alleine nicht wirklich zurecht kommen, da er auch geistig nicht mehr fit ist und aufgrund seiner Sucht immer schon zur Verwahrlosung geneigt hat. Er hat keine Freunde und besucht auch keine Verwandten und ist daher ständig im Haus zu Gange, was meine Schwägerin nervt. Andererseits fühlt sie sich als neue "Herrin" im Haus und sieht es quasi als Entschädigung für die ertragenen Leiden mit meinem Bruder und meinem Vater. Sie teilen sich die Kosten zur Hälfte, obwohl meine Schwägerin+2 Kindern+Lebensgefährte viel mehr Wasser, Gas und Strom verbraucht. Und mein Vater zahlt auch Kostgeld, da meine Schwägerin mit für ihn kocht. Er fährt auch ständig die Enkel überall hin. Finanziell hat sie also eher einen Vorteil. Waschen und putzen macht Vater so leidlich alleine. Mein Vater hat jetzt ein Zimmer mit Bad, meine Schwägerin den Rest des Hauses. Mein Vater hat aber 50 Jahre dort gewohnt. Er läuft also ständig noch rum, kontrolliert, ob Fenster geschlossen sind wegen der Heizkosten etc., auch weil er oft Geld für die Nebenkosten vorstreckt. Meine Schwägerin ist sehr aufbrausend und emotional und empfindet dies als Einmischung, schreit herum, auch mit den Kindern. Ein vernünftiges Gespräch ist schwer mit ihr möglich, trotzdem wollen beide nicht aus dem Haus. Vater will sich nicht mehr umstellen und meine Schwägerin meint, jetzt seien neue Zeiten angebrochen und mein Vater habe nichts mehr zu melden, solle froh sein, dass er überhaupt Familienanschluss habe.
Jetzt möchte meine Schwägerin, dass ich meinen Vater zum betreuten Wohnen überrede. Ich fände es für ihn auch besser, da ich die Situation sehr belastend finde. Das Schlimme ist, dass ich meine Schwägerin einerseits verstehe, da mein Vater wirklich sehr anstrengend ist (zum Teil geistiger Abbau durch Alkohol) und ich ihn ja auch nicht in meiner Nähe haben will, andererseits ärgert mich ihr Verhalten auch. Außerdem will mein Vater partout nichts ändern. Da paaren sich Altersstarrsinn und seine Uneinsichtigkeit in seine nervigen Verhaltensweisen, was sich wohl auch nicht mehr groß ändern wird. Ich möchte ihn auch nicht gerne bei mir haben, da ich Vollzeit arbeiten muss und mir gerade die räumliche Distanz bei der Abgrenzung geholfen hat. Zu mir möchte er sowieso schon gar nicht, da er hier bei mir auch keinen kennt. Ich will auch nicht dort hinziehen, da ich mir hier ein komplettes Umfeld und Job aufgebaut habe.
Meine Schwägerin möchte jetzt ein Gespräch zu dritt, was ja prinzipiell eine gute Idee ist, aber praktisch immer in Schreien, gegenseitigen Vorwürfen und Streiten mit Kontaktabbruch geendet ist.
Ich schreibe hier so distanziert, aber mir geht es sehr schlecht damit. :wein:
Einerseits finde ich, mein Vater ist an vielem selbst Schuld, auch dass ich nicht viel Kontakt mit ihm will, es ihm jetzt schlecht geht und er ohne Frau und Sohn da steht. Seine Sucht war wirklich die Hölle für mich, für uns alle, ich habe zweimal Psychotherapie gemacht, bin jetzt auch in auslaufender Behandlung. Andererseits habe ich unheimlich Schuldgefühle, da er jetzt alt ist, auch nicht mehr trinkt und ich auch mal irgendwie eine Versöhnung mit ihm hinkriegen muss, bevor er stirbt.
Ich weiß nicht weiter. Habt ihr Ideen für mich, ähnliche Erlebnisse oder ein tröstliches Wort. Ich muss immer weinen, habe das Gefühl, dass mein Vater mich mit SEINEN Problemen verfolgt, so dass ich immer mit dieser Hintergrundangst lebe seit meiner Kindheit.:mad:
Ich freue mich auf eine Antwort oder eine
Aufmunterung
Tanne69
ich habe ein Problem mit meinem über 70-jährigen Vater. Er hat bis vor ca. 10 Jahren ca. 30 Jahre lang täglich getrunken. Ich bin 43 Jahre, habe also seine Sucht voll mitbekommen, mich aber sehr früh von der Familie auch räumlich distanziert und mein Leben weit weg gelebt. Da die Sucht in der Familie nicht als Sucht bezeichnet wurde und mein Vater es auch nie eingesehen hat, gab es keinerlei Ansätze für Veränderung. Meine Mutter und mein Bruder haben die Sucht stabilisiert und weiter zusammen gewohnt. Mein Bruder ist selbst süchtig geworden, war uneinsichtig und ist daran verstorben. Meine Mutter ist auch schon tot. Trotz der Distanzierung habe ich häufig Schuldgefühle, dass ich mich zu wenig um meine Familie gekümmert habe, obwohl ich weiß, dass sich nichts geändert hätte.
Jetzt wohnt mein Vater mit meiner Schwägerin, ihrem neuen Lebensgefährten und den Enkeln zusammen und es gibt ständig Streit dort. Das Haus gehört zur Hälfte mir (Vater hat uneingeschränkten Nießbrauch auf Lebenszeit) und meiner Schwägerin. Sie ist finanziell an die Wohnmöglichkeit gekettet. Mein Vater würde alleine nicht wirklich zurecht kommen, da er auch geistig nicht mehr fit ist und aufgrund seiner Sucht immer schon zur Verwahrlosung geneigt hat. Er hat keine Freunde und besucht auch keine Verwandten und ist daher ständig im Haus zu Gange, was meine Schwägerin nervt. Andererseits fühlt sie sich als neue "Herrin" im Haus und sieht es quasi als Entschädigung für die ertragenen Leiden mit meinem Bruder und meinem Vater. Sie teilen sich die Kosten zur Hälfte, obwohl meine Schwägerin+2 Kindern+Lebensgefährte viel mehr Wasser, Gas und Strom verbraucht. Und mein Vater zahlt auch Kostgeld, da meine Schwägerin mit für ihn kocht. Er fährt auch ständig die Enkel überall hin. Finanziell hat sie also eher einen Vorteil. Waschen und putzen macht Vater so leidlich alleine. Mein Vater hat jetzt ein Zimmer mit Bad, meine Schwägerin den Rest des Hauses. Mein Vater hat aber 50 Jahre dort gewohnt. Er läuft also ständig noch rum, kontrolliert, ob Fenster geschlossen sind wegen der Heizkosten etc., auch weil er oft Geld für die Nebenkosten vorstreckt. Meine Schwägerin ist sehr aufbrausend und emotional und empfindet dies als Einmischung, schreit herum, auch mit den Kindern. Ein vernünftiges Gespräch ist schwer mit ihr möglich, trotzdem wollen beide nicht aus dem Haus. Vater will sich nicht mehr umstellen und meine Schwägerin meint, jetzt seien neue Zeiten angebrochen und mein Vater habe nichts mehr zu melden, solle froh sein, dass er überhaupt Familienanschluss habe.
Jetzt möchte meine Schwägerin, dass ich meinen Vater zum betreuten Wohnen überrede. Ich fände es für ihn auch besser, da ich die Situation sehr belastend finde. Das Schlimme ist, dass ich meine Schwägerin einerseits verstehe, da mein Vater wirklich sehr anstrengend ist (zum Teil geistiger Abbau durch Alkohol) und ich ihn ja auch nicht in meiner Nähe haben will, andererseits ärgert mich ihr Verhalten auch. Außerdem will mein Vater partout nichts ändern. Da paaren sich Altersstarrsinn und seine Uneinsichtigkeit in seine nervigen Verhaltensweisen, was sich wohl auch nicht mehr groß ändern wird. Ich möchte ihn auch nicht gerne bei mir haben, da ich Vollzeit arbeiten muss und mir gerade die räumliche Distanz bei der Abgrenzung geholfen hat. Zu mir möchte er sowieso schon gar nicht, da er hier bei mir auch keinen kennt. Ich will auch nicht dort hinziehen, da ich mir hier ein komplettes Umfeld und Job aufgebaut habe.
Meine Schwägerin möchte jetzt ein Gespräch zu dritt, was ja prinzipiell eine gute Idee ist, aber praktisch immer in Schreien, gegenseitigen Vorwürfen und Streiten mit Kontaktabbruch geendet ist.
Ich schreibe hier so distanziert, aber mir geht es sehr schlecht damit. :wein:
Einerseits finde ich, mein Vater ist an vielem selbst Schuld, auch dass ich nicht viel Kontakt mit ihm will, es ihm jetzt schlecht geht und er ohne Frau und Sohn da steht. Seine Sucht war wirklich die Hölle für mich, für uns alle, ich habe zweimal Psychotherapie gemacht, bin jetzt auch in auslaufender Behandlung. Andererseits habe ich unheimlich Schuldgefühle, da er jetzt alt ist, auch nicht mehr trinkt und ich auch mal irgendwie eine Versöhnung mit ihm hinkriegen muss, bevor er stirbt.
Ich weiß nicht weiter. Habt ihr Ideen für mich, ähnliche Erlebnisse oder ein tröstliches Wort. Ich muss immer weinen, habe das Gefühl, dass mein Vater mich mit SEINEN Problemen verfolgt, so dass ich immer mit dieser Hintergrundangst lebe seit meiner Kindheit.:mad:
Ich freue mich auf eine Antwort oder eine
Aufmunterung
Tanne69