Gestern hatte ich meine erste Fahrstunde und für mich war es die absolute Katastrophe,
weil ich mich total dumm angestellt habe.
Du hattest die erste Fahrstunde. Da kann man sich nicht
dumm anstellen, höchstens
maximal unerfahren.
Der Fahrlehrer musste (glaube ich) ganz schön viel Nerven lassen.
Das ist sein Job. Und das hat er bestimmt nicht das erste Mal erlebt.
Ich kann von mir sagen, dass ich als Beifahrer schon total ängstlich bin und hinterm
Steuer war ich auch total ängstlich.
Daran solltest du vielleicht mal arbeiten. Warum bist du (auch als Beifahrerin) ängstlich?
War den ganzen vormittag so schrecklich nervös und als ich dann im Auto saß, war es besonders
schlimm.
Musst du nicht sein. Dein Fahrlehrer hat nicht umsonst auch noch alle Pedale auf seiner Seite und ist geübt darin, dir ggf. auch ins Lenkrad zu greifen. Also ganz locker bleiben. Noch fährst du mit Netz und doppeltem Boden.
🙄
Am Freitag habe ich die nächste Fahrstunde und habe jetzt schon wieder totale Angst davor.
Falsche Einstellung. Freu dich doch lieber drauf.
Ich muss dazu sagen, dass ich eine Perfektionistin bin und manchmal auch viel zu hohe
Ansprüche an mich selbst stelle.
Ja, das ist bestimmt Teil des Problems. Du
kannst nicht in einer Sache perfekt sein, die du
noch nie gemacht hast.
Vergleiche mich auch nicht selten mit anderen.
Wir holten gestern einen anderen Fahrschüler ab und der hatte den Bogen raus, obwohl es erst
seine dritte oder vierte Doppel- Fahrstunde war.
Ja, das kann ja sein. Soll ich von meiner ersten Fahrstunde erzählen?
Ich hab mich hinters Steuer gesetzt auf einem Parkplatz. Dann die Spiegel eingestellt und mich angeschnallt. Dann sollte ich erstmal auf dem Parkplatz üben. Aber nach fünf Minuten meinte mein Fahrlehrer, wir könnten doch gleich in den Verkehr. Dann sind wir so eine Stunde in der Stadt rumgefahren und das einzige, was er angemeckert hat, war fehlender Schulterblick und dass ich ständig die Hand auf dem Schalthebel hatte.
🙂
Warum erzähle ich dir das? Um dich noch mehr zu deprimieren?
Nein. Das hatte auch Gründe. Ich war schon seit kleinauf autobegeistert und hab meinem Vater beim Fahren aufmerksam zugeschaut. Im Grundschulalter hab ich oft in unserem Auto "fahren gespielt". Also mit Kuppeln und Schalten, blinken und "brumm, brumm"-machen.
😀
Wir lebten damals auf dem Land und auf abgelegenen Strassen durfte ich damals schon mal zwischen den Vordersitzen nach vorne kommen und mal ein paar hundert Meter lenken. (Damals gab es keine Kindersitze, unser Auto hatte nichtmal Sicherheitsgurte hinten, nur falls sich jemand wundert.)
Ich hätte bestimmt in dem Alter schon fahren können, aber richtig gefahren bin ich erst bei meiner ersten Fahrstunde. Mein Fahrlehrer wollte mir nicht glauben, dass ich nicht schonmal irgendwo heimlich auf einem Feldweg o.ä. geübt habe. (In der Tat habe ich nur ein paar Mal den Wagen meines Vaters aus der Einfahrt vor die Einfahrt (noch auf unserem Grund) gefahren.)
Mein Punkt ist: mir war durch mein Interesse schon alles sehr vertraut. Ich musste mir keine Gedanken mehr darüber machen, wie man schaltet, wie man kuppelt. Und ich wusste auch schon seit mehr als zehn Jahren, was die ganzen Schalter und Hebelchen im Auto bewirken und wie man sie einsetzt.
Hätten wir also gemeinsam die erste Fahrstunde gehabt, wärst du vielleicht noch niedergeschlagener.
🙄 Aber du hast eben einen anderen Background als ich und das gilt natürlich auch für deine Mitschüler. Vielleicht haben die schonmal irgendwo geübt und dann natürlich einen Vorsprung vor dir. Das ist alles.
Ich habe totale Panik davor, dass ich das nie so gut hin bekomme und mich auf Dauer bis auf die
Knochen blamiere.
Kein Anfänger blamiert sich. Und du wirst das hinbekommen, wenn du dich nur genug dafür interessierst und übst.
Vielleicht mögt ihr mir von euren Erfahrungen in den ersten Fahrstunden berichten?
Was gerade geschehen ist. Aber wie gesagt, Autos und deren Technik und Autofahren hat mich interessiert, seit ich denken kann.
Wie kann ich meine Angst überwinden?
Erstmal vielleicht herausfinden, woher diese Angst kommt.
Ich seh das ganz pragmatisch: natürlich kann beim Autofahren viel passieren. Du kannst Fehler machen. Andere können Fehler machen. Wenn mir auf dem Weg zur Arbeit ein Sattelzug auf der Landstrasse entgegenkommt und dem platzt im falschen Moment der linke Vorderreifen, dann wars das höchstwahrscheinlich (für mich). Ich könnte noch viel mehr Beispiele bringen. Auf der anderen Seite kannst du auch beim Fensterputzen vom Hocker fallen und dir das Genick brechen.
Mach dir nicht so viele Gedanken, bemühe dich (so gut du kannst) keine Fehler zu machen, sei aufmerksam und lass dem Schicksal seinen Lauf.
😉
Wie kann ich meine Vergleichs- Haltung ablegen und wie kann ich die Ansprüche an mich selbst
herunterschrauben?
Indem du dir klarmachst, dass du eben wirklich in allen Bereichen Anfängerin bist? Anfänger können nicht alles direkt und es gibt immer Leute, die etwas (wegen Talent oder mehr Erfahrung) besser können.
Aber im gleichen Atemzug bin ich dann wieder sehr verbissen und möchte am liebsten keine Fehler machen (obwohl das nicht im Geringsten möglich ist).
Du sagst es selbst, also handel doch auch danach.
😉
Mein Fahrlehrer? Der ist klasse, an dem liegt es auch nicht.
Er hat mir immer wieder gesagt "Ganz ruhig, keine Panik."
Und eine vernünftige Portion Humor hat er auch.
Das ist doch gut.
Ich sollte beispielsweise an einer Kreuzung in einer sehr ruhigen Wohngegend links abbiegen.
War aber so nervös, dass ich noch nicht mal gelenkt habe und bin dann in die gegenüberliegende Straße reingerollt und dann meinte er nur ganz gelassen "Na gut, dann fahren wir halt geradeaus."
Du solltest dich meiner Meinung nach dringend mehr mit dem Auto und Autofahren auseinandersetzen. Und mit deinem Freund üben gehen (bzw. fahren) auf einem entsprechenden Platz. Jetzt. Nicht erst später. Denn wenn du mit dem Auto (generell) und fahren einigermassen vertraut bist, wird sich auch die Nervosität legen.
Mein Freund hat wird das mit mir machen.
Aber ich möchte erst ein paar Fahrstunden gemacht haben, bevor wir das in Angriff nehmen.
Alles andere würde seinem Wagen wahrscheinlich nicht gut tun. 🙂
Du sollst ja nun nicht über die Nordschleife brettern, sondern einfach mal an einem geeigneten Ort üben. Dafür brauchst du keine Fahrstunden.
Ich bin zwar nicht an einer Steigung angefahren, aber das Anfahren an waagerechter Ebene klappt schon mal ganz gut. Mitten im Straßenverkehr habe ich das Auto kein einziges Mal abgewürgt. Wir sind dann später in Feldwege gefahren und bei den Übungen habe ich dann zweimal abgewürgt.
Ist ja kein Drama. Das ist mir auch schon mal passiert.
😀
Sogar fast bei meiner Prüfung. War eine unübersichtliche Situation, dann bin ich angefahren und merkte glücklicherweise rechtzeitig, dass ich den zweiten Gang drin hatte. Hab die Kupplung dann etwas "weicher" kommen lassen und den Rest hat der Golf II Diesel erledigt ...
Der Lenkradeinschlag beim Abbiegen, der bereitet mir allerdings die größten Probleme.
Kannst du gut mit deinem Freund (wie gesagt, auf entsprechendem Gelände) üben.
Das ist gar nicht so leicht, wenn man sich üblicherweise mit anderen vergleicht.
Das ist ja nicht nur jetzt beim Fahren gewesen, sondern das kann bei mir auf sämtliche Lebensbereiche übertragen
werden und das macht es einfach total schwierig sich das abzugewöhnen.
Du solltest es dir generell abgewöhnen.
Aber jetzt habe ich einfach gemerkt, dass die Theorie nichts im Vergleich zur Praxis ist.
Auch das ist wohl ganz logisch.
Theorie kann man im stillen Kämmerlein erlernen. Praxis muss man erfahren (in diesem Zusammenhang sogar in doppeltem Sinn).
Ich hoffe, dass ich meinen Führerschein mit einem Schaltwagen machen kann.
Automatik hat einfach den Nachteil, dass man eben nur Automatik fahren kann/ darf.
Und dann müsste ich mir einen Automatikwagen zulegen, um überhaupt fahren zu können, obwohl ich
den Wagen meines Freundes fahren könnte und mir kein Auto zulegen müsste.
Dazu würde ich auch nicht raten, aus eben den Gründen, die du genannt hast. Ich hab in der Vergangenheit sowohl Automatik als auch Schaltung gefahren. Hat beides Vor- und Nachteile. Aber ich würde immer den "normalen" Führerschein bevorzugen, wenn es irgend geht. Du wirst das schaffen (vor allen, weil du in dem Punkt nicht so grosse Probleme zu haben scheinst).
Ich meine, als meine Eltern ihren Führerschein gemacht haben, gabs Automatik vielleicht in Ami-Schlitten, aber nicht in hierzulande üblichen Autos. Die hatten oft noch unsynchronisierte Getriebe, da musste man mit Zwischenkuppeln und Zwischengas schalten, sonst krachte es im Getriebe. Haben die damals auch geregelt bekommen.
🙄
Ja, das leidige Thema mit dem Konkurrenz- Denken. Das habe ich, glaub ich, meinen Eltern zu verdanken, die mich andauernd mit anderen verglichen haben.
"Schau mal, der/die hat schon viel mehr erreicht als du."
Davon solltest du dich lösen.
Ich denke, du schaffst das alles, wenn du willst und dich ein bisschen vorbereitest und mit deinem Freund übst. Autofahren ist kein Grund für Nervosität oder Angst. Autofahren mach Spass!
😀
Gruß,
Garak