Wieso verhält sich mein plötzlich Chef so?

Als Studentin hab ich angefangen nebenher zu jobben. Anfangs war alles super, alle freundlich, an meiner Arbeit wurde nie etwas bemängelt, eher wurde ich oft gelobt.

Ich bin der ruhige und stille Typ, konzentriere mich also auf die Arbeit und lenke mich nicht ab.

Ich bemühe mich auch, alles richtig zu machen, lege wert auf die Arbeit und nehme es ernst.

Jetzt ist es so, dass ich meinen Chef manchmal nicht verstehe und ich ich seine Verhaltensweisen sehr merkwürdig finde.

Anfangs hielt er die Türe auf, wenn er mich sah, jetzt nicht mehr.

Wenn ich doch sichtbar irgendwo ran muss, geht er nicht auf die Seite, ich Bitte ihn drum, dann aber sehr sparsam. Also sehr wenig, so dass ich wieder mit Mühe und Not rankomme.

Ich sage Tschüss, es kommt nichts. Denke, er hat mich überhört, wiederhole es, wieder nichts. Das hat mir zum Nachdenken gegeben.

Er kommt und fragt mich, was ich studiere, ich sage es. Dann fragt er in welchem Semester, ich sage, bald zu Ende, also letztes. Er geht kommentarlos weg. Es kommt nichts. Kein okay, achso, nichts.

Irgendwann fragt er mich wieder was über mein Studium, ich erkläre es, diesmal geht er mitten im Gespräch weg.

Er hat eine Assistentin, die sehr laut mit anderen Kollegen streitet und von ihr deswegen die wenigsten begeistert sind. Ich halte da etwas Abstand von ihr, weil sie wie eine tickende Zeitbombe ist. Ich hab schon zufällig mitbekommen, wie sie mir was nachgemacht hat, also in verspottender Weise meine Ausdrucksweise verwendet hat lautstark.

Als er sich mit ihr unterhielt, ich dann hereinkam und Hallo sagte, grüßte mich keiner.

Anfangs lächelte er mich mehrmals an beim Vorbeigehen, jetzt ist es eine 180 Grad Wendung, also nichts mehr.

Wenn ich arbeite bemerke ich, wie er mich von Weitem beobachtet, also zu mir blickt. Schaue ich zurück, schaut er sofort wo anders hin.

Mit den anderen ist alles bisher konstant und von Anfangs distanziertem Verhältnis zu einem etwas wärmeren.

Ich wurde bisher nie kritisiert oder mir wurde nie gesagt, dass ich schlecht arbeite/Fehler mache. Aus anderen Übernehmen kommende leitende Angestellte, sprachen mich darauf an, wie ordentlich und schnell ich arbeiten würde. Deswegen ist es mir umso mehr ein Rätsel..

Danke im Voraus für das Lesen des langen Textes. Ist leider mehr als geplant geworden.

Viele Grüße.

Liebe Gast-Scheiberin,

spekulieren kann man viel.....

Ich tippe darauf, dass Du anfangs gecheckt wurdest, ob Du in eine gewisse Schublade - welche auch immer - passt. Und nachdem man feststellte, dass Du nicht in diese Schublade passt, wirst Du einfach abgelehnt. Solltest Du die Möglichkeit haben, aus dem Job auszuscheiden und woanders hin zu wechseln, dann mache das. In diesem Laden wirst Du kein Bein auf den Boden bekommen, geschweige denn Dich irgendwann mal wohlfühlen.

Ich hoffe, Du hast ein dickes Fell.... und findest bald eine Möglichkeit des Ausstiegs.

LG; Nordrheiner

Ich sehe es wie Nordrheiner.
Man hat sich anfangs eine Meinung über dich gebildet, ein Urteil abgegeben, das du widerlegt hast. Was auch immer das war. Deswegen wirst du jetzt abgelehnt.

Ich befinde mich gerade in einer ähnlichen Situation. Habe auch einen Nebenjob, wo der Chef anfangs noch offen auf mich zuging und mir persönliches erzählte. Mein Eindruck war ein bisschen, dass er abchecken wollte, ob ich vielleicht zu Sex mit ihm bereit wäre. Ich kann mich täuschen, aber es kam so rüber.
Nach einem unangenehmen Vorfall in finanzieller Hinsicht änderte sich das schlagartig. Plötzlich hagelte es sehr unsachliche Kritik und Gemeinheiten. Vor kurzem stellte er mich vor seinen Mitarbeitern bloß. Man dürfe ja Frauen nie Geld schulden und Frau K..,. (ich) schon mal gar nicht! Ich würde sonst allen ins Gesicht springen und nicht mehr zur Arbeit kommen! Er fand es auch noch amüsant, während keiner seiner Mitarbeiter darüber lachte.

Leider ist es auch so, wie Nordrheiner geschrieben hat.
So wie ich wirst du dort kein Bein mehr auf die Erde bekommen. Wenn du unter der Situation leidest, dann suche dir besser einen anderen Job.

Lieber Gast,

mir ist sowas ähnliches auch passiert.

Zuerst hatte ich den besten Chef den man sich vorstellen kann, der mir bei jeder Begegnung im Flur ein freundliches Lächeln geschenkt hat, sich für jede Kleinigkeit die ich für ihn gemacht habe bedankt hat.

Aber irgendwann hat sich das verändert, immer mehr, und am Ende ist er fast verächtlich mit mir umgegangen.

Inzwischen arbeite ich nicht mehr dort (was aber nichts mit dem Verhalten meines Chefs mir gegenüber zu tun hat).

Und ich weiß jetzt auch, dass er selbst total frustriert war auf der Arbeitsstelle, weil man ihm immer mehr seiner Kompetenzen entzogen hat.

Die Art wie er mich am Ende behandelt hat hatte also nur bedingt etwas mit mir zu tun: ich war einfach jemand der sich das hat gefallen lassen, ich habe keine Grenzen gesetzt, und er hatte dadurch auch keine Achtung vor mir.
Ich war der Blitzableiter an dem er seinen Frust abgelassen hat.

Das Schlimme ist ja, dass diejenigen wie du und ich, die immer alles ganz besonders gut machen wollen und sich oft viel mehr Mühe geben als andere, von manchen Leuten fast verachtet werden.


Aber als ich wusste dass ich dort weggehe, habe ich mich auch mal getraut meine Meinung zu sagen und sie zu vertreten.
Das Verhältnis zu ihm ist nicht mehr besser geworden, aber ich bin dadurch selbstbewusster geworden, sage eher mal meine Meinung.

Vielleicht schaffst du es ja im Lauf der Zeit, dass du dir einfach nicht mehr ständig darüber Gedanken machst, und es eben so hinnimmst wie es ist. Zumal man dich ja ansonsten nicht irgendwie kritisiert und das Leben schwer macht.

Und genieße es, dass du gut mit deinen Kollegen auskommst, das ist schließlich auch sehr wichtig.