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Wieviel Verständnis für Kranksein muss man haben?

Maude

Mitglied
Liebe Alle

Ich bin grad total verzweifelt! Kurz, ich bin sowieso am A.. weil ich grad total Stress habe, mit Arbeit und letztem Semester Studium vor dem Abschluss. Ich habe 0, nein Minus 100 Kapazität grad. Leider setzte ich in allem viel zu hohe Erwartungen an mich.

Nun ist es so, dass einige Leute in meinem Umfeld chronische Krankheiten haben. Eine sehr enge Freundin, Freundin 1, hat leider eine wirklich lebensbedrohliche Organkrankheit , bzw. einen Organfehler, der sie allerdings im Alltag nicht beeinträchtigt. Er könnte aber gefährlich werden und sie hatte deshalb schon sehr viele OPS. Um sie sorge ich mich auch, deswegen, natürlich sehr oft. Hinzu kommen noch Migräne und Müdigkeit bzw. Schlafkrankheiten.
Eine andere enge Freundin, Freundin 2, (und das ist das Hauptproblem), hat einen Freund bzw. Partner, der hat keine "sichtbaren"Krankheiten. Jedoch anscheinend einfach oft Schmerzen, überall, Kopf, Bauch, etc. und Angststörungen. Ich denke, er hat eine Depression. Er ist bereits Mitte 30, wir alle knapp 10 Jahre jünger. In seinem Leben hat er noch nicht viel erreicht ("nur" den BA nach langem Studium, aber immerhin), jetzt arbeitet er ca. 2 Tage die Woche, manchmal 3. Freundin 2, ihr Partner und ich studieren alle dasselbe. Soviel zur Sachlage.

Nun habe ich natürlich den Anspruch an mich, jederzeit diesen Freundinnen beistehen zu können und immer immer immer (!) Verständnis zu haben für Krankheitssachen. Das versuche ich superfest, denn sie haben auch Verständnis für mich: ich habe leider selbst eine chronische Migräne, die mich etwa 2 - 3 Mal pro Woche heimsucht, je nach Stresslevel auch weniger (selten) oder mehr ( leider momentan oft so). Dazu Allergie, Asthma und Hautprobleme. Ich habe t.w. auch 2 Wochen Dauerkopfschmerzen und meine Freundinnen hören mir dann ja auch zu. Allerdings versuche ich, so wenig wie möglich zu jammern. Allerdings tue ich es auch manchmal. Also muss auch ich Verständnis haben für alles was sie mir erzählen. Finde ich irgendwie.
Allerdings hat es im Moment ein Mass angenommen, das ich nicht mehr bewältigen kann. Auch bei Freundin 1, die ja wirklichen Grund hat, sich Sorge zu tragen. Der Organschaden ist nie direkt Thema, aber immer unterschwellig vorhanden. Ich will immer Verständnis haben, gerade wenn es um Migräne oder um die Angst vor einer Migräne geht. Aber manchmal fühle ich mich neben ihr, als hätte ich selbst keine Migräne, bzw. ich fühle mich so hingestellt, da sie den "Krankenplatz" wie so für sich vereinnahmt (ohne dass sie das will, denn wenn ich krank bin ist sie sehr fürsorglich). Ich glaube, ich will auch gar nicht mehr umsorgt werden, ich würde mir nur wünschen, dass wir nicht ständig einen krankheitsbedingten Ausnahmezustand haben! Ich versuche darum, mich fast immer zusammenzureissen und gehe nur selten von der Uni oder der Arbeit nach Hause, wenn ich nur eine leichte Migräne oder Kopfschmerz haben. Ich bin da sehr sehr streng mit mir selbst. Vielleicht liegt es daran, dass ich diese Schmerzen schon habe, seit ich denken kann. Ich kann mir ein Leben ohne nicht vorstellen, sie gehören so fest zu mir wie meine Hände, Füsse, etc. Meine Freundin 1 hat die Schmerzen erst seit der Pubertät und sie hat sie glaub noch nicht "akzeptiert". Was ja eigl auch verständlich ist, ich denke aber, es ist besser den Schmerz zu akzeptieren weil es sonst nur noch schlimmer wird. Bei Freundin 1 haben die körperlichen Bedürfnisse generell immer Priorität: Hat sie Hunger muss man JETZT essen, ist sie etwas müde, muss sie gehen, hat sie Angst vor Kopfweh, können wir nie in die Sonne. T.w. ist es wirklich heftig und manchmal wiedersprechen sich dann unsere Bedürfnisse. Für sie ist es aber sonnenklar, dass, wenn sie Angst hat sie könnte vielleicht Kopfschmerzen bekommen, wie immer genau das machen, was sie will. Allerdings könnte ich ja auch jederzeit eine Migräne kriegen. Versteht ihr was ich meine? Es stört mich nicht, auf Migräne Rücksicht zu nehmen, das ist sehr wichtig, aber dieses dauernde Aufpassen auf ALLES ist soo streng.
Ich versuche, mir bei leichten Schmerzen möglichst nichts anmerken zu lassen und nicht heimzugehen, was aber genauso dumm ist, denn das führt oft dazu, dass die Schmerzen sehr stark werden. Aber ich will mir meinen Alltag nicht so stark vom Schmerz diktieren lassen wie sie es tut. Also, wir haben einen anderen Umgang damit.

Freundin 2 hat auch Migräne, geht jedoch ähnlich damit um wie ich. Ihr Partner jedoch nicht. Wie gesagt, er arbeitet wenig, hat den Abschluss erst mit mitte 30 gemacht und er ist, leider, trotz allem ein wenig arrogant wenn es um sein Studium geht bzw. so empfinde ich ihn. Das ist bestimmt ein Selbstschutz. Wichtig: Freundin 2, ihr Partner und ich studieren dasselbe! Ich bin selbst jedoch sehr unsicher, obwohl ich bald abschliesse. Ich habe immer das Gefühl, ich sei schlecht und ich bin neidisch auf menschen, die sich selbst so toll finden. Freundin 1 studiert etwas ähnliches, sehr langsam aber gut und sie ist auch super selbstzufrieden, obwohl sie viel weniger arbeitet als ich. Manchmal finde ich, dass Freundin 1 und vor allem der Partner von Freundin 2 etwas (bzw. er sehr!) faul sind. Und trotzdem so selbstzufrieden. Auf diese Selbstzufriedenheit bin ich eifersüchtig, ich kann einfach nicht zufrieden sein mit mir.
Ach ja, Freundin 2 erwartet halt von mir auch ein riesiges Verständnis für ihren Partner. Das habe ich aber nicht, bzw. ich rede ja nie mit ihm selbst darüber, darum kann ich es auch nicht zu 100% verstehen. Gleichzeitig muss ich aber total aufpassen, was ich sage. Wenn ich sage, er müsste wohl in eine Klinik wenn es tatsächlich so schlimm ist, dann ist das schon wieder falsch. Also ich fühle mich dann so, als ob ich nur danebensitzen könnte und sagen, wie arm er ist. Und das seit Jahren, ich kann das einfach nicht (mehr).
Also entweder es ist wirklich so schlimm bei ihm, und dann finde ich, eine Spezialklinik wäre doch was, und sonst übertreibt er vielleicht ein wenig..?? ach keine Ahnung.

Also ihr seht, es ist ein komischer Mischmasch aus Kranksein, sich zurücknehmen, sich "gehenlassen", Verständnis geben und einfordern und Selbstbewusstsein im Studium. Es geht wohl darum, dass ich selbst oft sehr streng bin mit mir und andere nicht mit sich bzw. superviel Verständnis fordern. Ich fordere gar nicht erst so viel Verständnis, auch wenn sie bereit wären, es zu geben. Oder so.
Leider belastet es mich im Moment sehr, und ich wünschte, ich könnte etwas anders sein, egoistischer, mehr auf mich schauen und vor allem zufriedener mit mir selbst.
 
Zuletzt bearbeitet:
S

Skadi1

Gast
Also entweder es ist wirklich so schlimm bei ihm, und dann finde ich, eine Spezialklinik wäre doch was, und sonst übertreibt er vielleicht ein wenig..?? ach keine Ahnung.
Liebe Eine,

Ja. Belass es bei keine Ahnung. Kümmere dich um dich.

Krass finde ich das ziemlich viele Migräne haben. Vllt solltet ihr eine Selbsthilfe Migräne Verein gründen?
 

Burgerpants

Mitglied
Hey,

mal eine ganz andere Frage: Hast du ausser diesen zwei/drei Leutchen noch andere Menschen, mit denen du befreundet bist und mit denen du was unternehmen kannst? Wenn sich nämlich dein gesamtes Sozialleben um diese zwei dreht, dann wird das über kurz oder lang in die Luft fliegen, denn mir scheint, das ist keine wirkliche Freundschaft mehr, sondern ein Opferwettbewerb, in den du da reingeschlittert bist, ohne es zu merken. Ja, sicher, man kann krank sein, man kann aber auch krank sein. Verstehst, was ich meine?
Gibt es also noch Leute, mit denen du Leichtigkeit erleben kannst? Mit denen eine ungezwungene, lockere Atmosphäre möglich ist, wie sie in Freundschaften sein sollte, statt eines sterilen Sauerstoffzelts, bei dem man aufpassen muss, wie man sich bewegt, damit es nicht explodiert? Du brauchst nämlich dringend einen Ausgleich. Natürlich ist versteht es sich von selbst, dass man in einer stabilen Freundschaft auch schlechte Zeiten durchmacht und das muss ne Freundschaft aushalten können, aber ich hab den Eindruck, eure schlechte Zeit ist kein Ausnahmezustand, sondern Dauerzustand. Dass sowas an der Substanz frisst, ist logisch und irgendwann fängt man dann aus Unzufriedenheit natürlich auch an, die Leiden des Anderen zu bagatellisieren, einfach, weil man schlichtweg nicht mehr freiwillig "aushält", sondern sich "verpflichtet fühlt", wo man lieber ausbrechen wollte.
 

lilawelt

Aktives Mitglied
genau das dachte ich mir auch.
hast du nur den krankheitscocktail als freunde??
du brauchst auch noch etwas anderes ungezwungenes.
müssen ja keine festen freunde sein. aber halt positive erfahrungen.
 

Schokoschnute

Aktives Mitglied


Hallo Maude;

Ich denke das daß wohl ein wichtiger Hinweise für Dich ist ,deine Grenzen zu erkennen,die so sehr Wichtig sind.

Ich lese gerade zum das Thema "Krankheiten als Weg" von Rüdiger Dahlke,wo einzelne Krankheiten in ihren Bedeutungen aufgegliedert sind und Psychisch beleuchtet.
Medizinisch werden Kranke Menschen betreut.
Medizin und die Psyche hängt nun mal zusammen,was die Schulmedizin leider nicht so Behandelt.

Also wenn du dich gescheit etwas ablenken möchtest,weil es gerade zu deiner Problematik passt:

https://archive.org/stream/RdigerDahlkeKrankheitAlsWeg/R%C3%BCdiger%20Dahlke%20-%20Krankheit%20als%20Weg_djvu.txt

ABER VORSICHT. Es sind nicht alles deine Krankheit und Probleme.

JEDER muss seinen eigenen Lernprozess folgen.Lieb gemeinte Tipps oder Gedanken sollten da reichen.
Aber auch Dir soll es etwas zeigen,..es weist Dich auf etwas hin,was bei Dir im Schattenbereich liegt.

Im Vordergrund: DEINE Grenzen,bitte vergesse es nicht beim Lesen und nimm dir Zeit dafür um es zu verarbeiten.

Der Wunsch,gerade als Freund zu Helfen zu wollen,ist Löblich und Verständlich.
Du kannst den Link gerne an deine Freunde weiter leiten ,aber.. Leben und Leben lassen.
DU bist Wichtig,ziehe deine Erkenntnisse daraus.In sich steckende Anteile wollen erkannt werden.
Und das gilt für jeden einzelnen Menschen.

Ich wünsche allen.. (Dir) gute Besserung.
 

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