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Ziemlich viel verrissen. Planlos, unerfahren, verzweifelt (etwas längerer Text)

ghoust

Neues Mitglied
Hallo Leute,

ich habe hier einige Beiträge gelesen, weiß dadurch also, dass es Leute gibt, denen es ähnlich geht wie mir. Dennoch ist ja jeder Fall einzigartig.

Zu meiner Situation: ich werde in ein paar Tagen 26 und habe noch keine abgeschlossene Ausbildung und überhaupt keine Ahnung was ich machen soll. Es ist echt verzwickt und ich bin am verzweifeln.
Ich habe mein Abitur (3,0), danach direkt angefangen Jura zu studieren, für 4 Semester aber mehr auf dem Papier als real. Aus dieser Zeit kann ich also nicht wirklich etwas schöpfen.

Leider war ich noch sehr jung im Kopf und verantwortungslos, hatte immer Probleme mit Zuverlässigkeit, weil ich schon immer depressiv veranlagt war und mich oft zu Hause verschanzt habe. Zudem hatte ich wirklich unrealistische Vorstellungen von der Welt und vom Leben. Jedenfalls, nachdem ich das Studium abgebrochen habe, habe ich bei einigen Theaterprojekten mitgemacht. Andere waren da in ihrer Freizeit, für mich war es die Hauptbeschäftigung.
Ich war ein paar Monate im Ausland als Aushilfe am Strand, hab das aber nicht durchgehalten bis zum Ende. Danach 2 Monate nichts, bis mein zweites Studium anfing (Slawistik). Das ging ein Semester lang, ich habe nebenbei gearbeitet (nicht wirklich ernsthaft), wurde gekündigt. Das studium hab ich schleifen lassen. Ich habe echt eine Menge Mist gemacht, habe mich zu Hause verschanzt oder war mit Freunden trinken, habe viel gekifft.

An dieser Stelle sei gesagt, dass mir bewusst ist, dass es ziemlich kindisch und dumm war.

Irgendwann wuchs mir alles über den Kopf, ich hab mich elend gefühlt, konnte nicht mal aufräumen, habe keine Briefe geöffnet und konnte die Miete nicht zahlen. Aus dieser Zeit habe ich Schulden, die heute aber zum Glück fast abbezahlt sind.

Bei den raren Minijobs, die ich hatte, hatte ich immer Probleme. Ich grüble so viel, habe vor vielem Angst und habe das Gefühl, ich bin einfach richtig dumm und immer noch ein Kind im Kopf.
Nun, seit dem zweiten Studiumsabbruch, das war 2015, hatte ich noch ein Theaterprojekt aber mehr auch nicht. Ich war kurzzeitig immer mal in psychotherapeutischer Behandlung aber auch dem hab ich mich entzogen.
Wie kann man denn aus so einer Biografie einen vernünftigen Lebenslauf zusammenschustern?
Das letzte Jahr hab ich einige Drogen genommen, hab mich nochmal zum schlechteren verändert und wurde aggressiv und noch verantwortungsloser. Innerlich hab ich mich jedoch leer, einsam und teilweise auch verrückt gefühlt, wie schon lange Zeit.

Kurze Rückblende: als ich 5 war ist meine Familie nach Deutschland gekommen, mein Bruder, der kranke Opa und meine Mutti. Sie hatte also einiges alleine zu stemmen und natürlich nicht wirklich Zeit für mich. Mein Bruder wurde in der Schule fertig gemacht und teilweise geschlagen. Ich vermute, das war der Grund, warum er mich öfter mal fertig gemacht hat, mich beleidigt. Meine Mutti war zu der Zeit auch verzweifelt, das ganze hat sie natürlich ganz schön belastet.
Wir sind echt oft innerhalb von Deutschland umgezogen. Ich habe kaum Erinnerungen an meine Kindheit.
Zu meiner Mutter auch ein gespaltenes Verhältnis. Sie war sehr dominant, hat über mich bestimmt. Als Kind hatte ich kein eigenes Zimmer, da erste eigene war ein Durchgangszimmer zwischen Flur und Wohnzimmer. Sonst mit ihr oder meinem Bruder zusammen. Es gab Zeiten, da hatten wir gar nichts zu essen da. Sie hat sich natürlich immer nach ihren eigenen Kräften bemüht und musste ihr leben lang schon sehr viel durchmachen. Irgendwann hat sie auch angefangen darüber zu erzählen, Dinge die ich nicht verarbeiten konnte, sie meinte ich sei doch ihre Freundin.
Die Männer, die sie so hatte fand ich auch immer merkwürdig. Viele Erinnerungen hab ich nicht.
Na, das soll hier aber nicht weiter ausarten. Es geht ja schließlich doch um die berufliche Situation:D Fast vergessen!

Zurück zum jetzt: ich habe einen Entzug gemacht, bin jetzt clean. Danach hatte ich eine längere Phase mit Suizidgedanken, einem Versuch, weil mir, als wäre es eine Realitätspeitsche, bewusst geworden ist, wie viel Schrott ich fabriziert habe... ich wohne zur Zeit wieder bei meiner Mutter.. es ist nicht viel Platz und sie ist auch eher isoliert, ängstlich.. Ich möchte unbedingt durchstarten! Etwas ändern. Meine Konzentration ist zwar noch schwach, ich traue mich kaum mit Leuten zu sprechen aber es wird besser.
In ein paar Tagen fängt eine berufliche Stabilisierungsmaßnahme an, die ich selber gefunden habe. Meine Beraterin beim Amt genehmigt alles aber überlässt mir alles andere mir. Fühle mich allein damit! Sitze meist nur da und bringe kaum etwas gescheites raus. Als würde in meinem Kopf einfach ein Strohballen herum rollen. Sie hat mir empfohlen einen Antrag auf Schwerbehinderung zu stellen, was sagt ihr?
Ich möchte eine Ausbildung machen, ein normales Leben führen.... ich weiß nur nicht was! Man sagt ich kann ganz gut zeichnen aber sonst würde ich sagen, ich bin talentfrei & dumm. Könnten auch Folgen des Konsums sein.
Ich möchte mich von Grund auf ändern, nur wo fange ich an?! Was wären die ersten Schritte?

Noch eine andere Frage: ich habe überlegt ein Bfd zu machen, angefangen zu recherchieren, denke aber dass ich das nicht schaffe und nichts vorzuweisen habe.. Seht ihr da eine Chance..? Hat jemand ähnliche Erfahrungen?
Zudem bin ich auf der Suche nach Therapeuten, ich gehe ab und an zu einer Theatergruppe und in die Bibliothek..
Allein ist das irgendwie alles schwierig.. Meine Mutter sagt mir, redet über viele Sachen schlecht und ist manchmal eine Motivationsbremse. Wie kann ich damit einen besseren Umgang finden?

Nun.. wer an dieser Stelle ist: vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Und entschuldigt diesen langen Text. Ich fühle mich wirklich verzweifelt! Es ist alles etwas durcheinander gewürfelt aber vielleicht blickt jemand ja durch.
 
G

Gelöscht 77808

Gast
Bleibst du bitte noch etwas online (bis Antworten kommen) oder kommst Du noch mal wieder?
Nach dem ersten Beitrag gib es Leute, die sich nicht die Mühe machen, Antworten zu lesen...
 
M

Mr. Pinguin

Gast
Sie hat mir empfohlen einen Antrag auf Schwerbehinderung zu stellen, was sagt ihr?
Mit ausgeprägten seelischen Störungen, und evtl. weiteren Beeinträchtigungen, kann ein Antrag auf Schwerbehinderung durchaus Erfolg haben.
Der Integrationsfachdienst kann dann bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz unterstützen.

Kann ja nicht schaden, sich in der Richtung zu erkundigen.
 

Jörq

Mitglied
Das Schwerste an deiner Situation ist, dass du dich selber nicht wirklich magst. Du hast Träume, nennst sie aber unrealistische Vorstellungen. Du willst Stabilität, zwingst dich aber beruflich etwas zu erreichen.
Du nimmst Drogen weil du diese Welt entkommen willst, da es nichts Schönes dort für dich gibt. Das würde ich auch.

Die Frage ist aber was genau dafür sorgt, dass diese Welt so für dich ist. Hast du etwa gelernt, dass du - der Mensch, der für dich da ist, dich zum Lächeln bringt, dich begleitet und mit dir redet - also die wichtigste Person in deinem Leben, du quälen solltest?

Habe keine Angst davor arbeitslos zu sein, eine Therapie zu suchen und bis zur Grundsicherung (SGBXII) zu gehen. Nimm dir Zeit so lange es braucht und geb deinen Gefühlen die höchste Priorität wenn du traurig bist, das ist Selbstbewusstsein.
Es ist irrelevant was andere Menschen von dir halten, jeder verfolgt ein eigenes Interesse. Halte Ausschau nach Menschen, womöglich einen Therapeuten, der dir das Gefühl gibt, dass du gut bist so wie du bist, ohne Druck oder Erwartung. Lerne deine eigene Schönheit wieder sehen zu können, lerne Liebe.

Es ist nichts Schlechtes sich im Zimmer zu verschanzen, Menschen und einen Beruf aus dem Weg zu gehen. Das einzig Schlechte daran wäre, sobald du dabei die Sichtweise von anderen Menschen
, die sich nicht für deine Beweggründe interessieren, mehr glauben schenkst als deine eigene.
Es hat einen Grund warum du so handelst wie du handelst. Du und viele andere missverstehen nur das Gute in dir. Lerne es wiederkennen und behandle dich gut.
 

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