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Zu unfähig für die Berufswelt? Das Leben als riesiger Fehler

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Gast

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Hallo Leute,

ich fühle mich zu unfähig für die Arbeitswelt. Ich habe zwar mein Abitur gemacht, gehörte - außer in Mathe - zu den stärkeren Schülern und meine Lehrer sagten mir, ich solle unbedingt studieren, irgendetwas mit meinem kreativen Kopf machen, aber ich fühle mich jetzt 3 Jahre nach meinem Abitur schlichtweg dumm und unfähig.

Nach dem Abitur habe ich direkt eine Ausbildung angefangen, die ich vom ersten Tag an hasste und leider auch durchgezogen. habe...ich hätte lieber 1 Jahr reisen sollen, aber da ich keine Unterstützung meiner Eltern kenne, wählte ich den sicher erscheinenden Weg. Halt erst mal, was in der Tasche haben...

Dadurch, dass meine Ausbildung nicht fordernd war (auswendig lernen und nachplappern) und ich schon früh angefangen habe, mich mit Alkohol und Gras abzuschießen, hat sich meine Gehirnmasse gefühlt um 15 % verringert. Ernsthaft, ich verstehe komplexe Zusammenhänge erst, wenn man sie mir 5 oder 6 mal erklärt.
Mein Ausbildungsbetrieb hat mich nicht übernommen, ich habe in einem anderen Unternehmen gearbeitet und dort gekündigt.
Die Arbeitsbedingungen waren gut, aber es hat mir dort nicht gefallen, ich bin dadurch, dass ich ein Haus geerbt habe total überfordert und fasste dann den Entschluss, den Absprung aus meinem Ausbildungsberuf zu fassen.

Ich hatte nun vorherige Woche einen Probearbeitstag, der gescheitert ist, da ich laut dem Chef zu unsicher im Umgang mit Kunden und nicht selbstbewusst genug sei.

Nach dem Abitur war ich so voller Elan, nun bin ich resigniert von mir - und arbeitslos. Ich bin resigniert von meinem Standardleben (schlechte Kindheit -> Drogenerfahrung) und meiner Mittelmäßigkeit. Ich weiß nicht, wer ich bin, was ich für Fähigkeiten habe und was mir Spaß macht bzw. mich zufrieden stellt.

Hat irgendeiner von euch ... keine Ahnung, einen Ratschlag, eine positive Anekdote aus eurem Leben?

Vielen Dank für's Lesen.
 
Hey!

Erstmal, schön dass du dir Gedanken machst wie es weiter gehen kann. Das heißt du hast nicht aufgegeben. Dein Werdegang war ziemlich blöd, ich verstehe, dass man da eher düster in die Zukunft blickt. Aber, hier das positive. Du kannst jederzeit etwas daran ändern. Ich stecke grade in der gleichen Situation wie du, auch wenn ich ein paar Schritte (studium und erstre Job) und Jahre weiter bin. Aber auch gerade am Neuorientieren, Jobsuchen und eigene Stärken ergründen.
Du schreibst du bist ein kreativer Kopf und hast zu den besten gehört in der Schule. Blöderweise bereitet diese einen nicht auf den harten Berufsalltag vor. Dort kriegt man einen festen Rahmen, in dem man agieren kann, später muss man sich diesen selbst setzen.
Aber du bist kein Hoffnungsloser Fall und sicher nicht unfähig oder nicht arbeitsfähig. Dass du deine Ausbildung trotz beknackter Umstände durchgezogen hast, zeigt schon dass du Durchhaltevermögen hast. Und du hast damit schonmal Praxiserfahrung und weißst auch was du nicht machen willst.

Ich würde dir raten, streich das Gras und den Alk aus deinem Leben als Ticket zum Abhauen aus der Realität. Denn du hast recht, es macht dumm, nach dem Trip kommt der ERnst des Lebens doppelt so hart zurück und man will gleich wieder weg. das ist ein Teufelskreis. Ich weiß nicht inwiefern da eine Sucht besteht, ansonsten informiere dich mal über Drogenberatung in deiner Stadt und werd clean. Es heißt nicht dass du komplette Abstinenz üben musst. Auch wenn ich nicht kiffe, ab und an trinke ich auch gern mal was. Aber eben nur ab und an und zum Vergnügen, nicht zum Abschießen. Der Grund macht hier den Unterschied.

Ansonsten zu deiner Arbeitsplatzsituation, rede mal darüber mit deiner Arbeitsamtberatung. Wenn du noch nicht beim Amt warst, dann lass dir einen Termin geben und dich beraten. Sei ehrlich und schilder die Lage. Die sind dazu da dich für den ARbeitsmarkt fit zu machen. Mach dir aber auch eigene Gedanken. Das A und O ist jetzt aktiv zu bleiben, statt in der eigenen Suppe zu blubbern, depressiven Gedanken nachzudenken, sich abzuschießen und auf das Leben warten, dass es einem in den Schoß fällt. Du meinst, dass du Elternseitig wenig Unterstützung hast. Naja die wichtigste Person bist du selbst. Niemand andres kennt dich besser und ist immer da. Dein innerer Kritiker wird immer weiter motzen, dazu ist der da. Aber versuch mal eine andere "innere Persönlichkeit" zu entwickeln, die auch auf das positive schaut und dich ermutigt. Das dauert und geht nicht von heute auf morgen, aber wenn du dran bleibst, kriegst du neben dem Schulmeister auf der Schulter, der gleich mit dem Rohrstock prügelt einen persönlichen Bodyguard, der auch mal dazwischen geht.

Ich hab auch meine schlechten Tage, wenn ne Absage kommt, ich den A**** nicht hochkriege und am liebsten alles hinwerfen will. Naja das kann man mal für nen Tag machen. Am nächsten Morgen sitze ich aber wieder am PC und schreibe die nächste Bewerbung, überlege was mir Spaß macht um zu finden was ich beruflich machen kann oder suche anderweitig Wege aus meiner jetzigen beknackten Situation. Durchhänger sind okay, man darf nur nicht ganz aufgeben.
Also Kopf hoch, du bist nicht alleine, es ist nicht alles verloren. Solange du atmest, kannst du etwas ändern. Und Wenn du nicht weißt wie, dann setz dich an die Recherche bis du weißt wie!

Alles Gute
 
Hallo,

Mir gings ähnlich wie dir: in der Schule war ich leistungsstark, aber eigentlich wollte ich dort nie sein, habe dann abgebrochen und wusste nicht, wohin mit mir.
Hatte aus anderen Gründen noch psychische Probleme und mein Selbstwertgefühl war nicht vorhanden: keine Perspektiven, keine Fähigkeiten, keine Ideen.
Wegen meinen Depressionen hatte ich keine Konzentration und konnte nicht mal einfache Texte verstehen.
Na ja, dann entschied ich mich, endlich meinen TRAUM zu verwirklichen, den mir meine Mutter immer verbieten wollte: mit Kindern zu arbeiten! Schulabschluss nachgeholt, bin in einem Jahr fertig mit allem.

Eine gute Entscheidung! Arbeit ist immer nervig und kacke. Man muss nur einen Job finden, der nicht ganz so nervig ist. Und mit dem Interesse kommt auch die Eignung, finde ich. Alles andere ist Übungssache.
 
Also zunächst mal, ich halte dich auch für einen klugen Kopf, denn dein Beitrag ist ohne Rechtschreibfehler, gut formuliert und strukturiert, einfach gut lesbar. Das sieht man nicht so oft im Internet. Und deshalb glaube ich, dass du auch was kannst.


Nach dem Abitur habe ich direkt eine Ausbildung angefangen, die ich vom ersten Tag an hasste und leider auch durchgezogen. habe...ich hätte lieber 1 Jahr reisen sollen, aber da ich keine Unterstützung meiner Eltern kenne, wählte ich den sicher erscheinenden Weg. Halt erst mal, was in der Tasche haben...

Und das war gar keine so schlechte Entscheidung. Wenn du studiert hättest, hättest du auch irgendwie abstürzen können. Und dann hättest du nix vorzuweisen. Eine abgeschlossene Ausbildung zeigt schon mal, dass du etwas durchziehen kannst, Erfahrung hast. Die Ausbildung hat dir auch einen festen Rahmen gegeben. Wer weiß, ob du im Studium zurechtgekommen wärst?

laut dem Chef zu unsicher im Umgang mit Kunden und nicht selbstbewusst genug

Das heißt aber nicht dumm und unfähig. Das heißt nur: Im Moment bist du nicht gut im Umgang mit Kunden. Erstens kann sich das noch ändern, zweitens kannst du einen Beruf ohne Kundenkontakt machen.


ich fühle mich jetzt 3 Jahre nach meinem Abitur schlichtweg dumm und unfähig.

Dadurch, dass meine Ausbildung nicht fordernd war (auswendig lernen und nachplappern) und ich schon früh angefangen habe, mich mit Alkohol und Gras abzuschießen, hat sich meine Gehirnmasse gefühlt um 15 % verringert. Ernsthaft, ich verstehe komplexe Zusammenhänge erst, wenn man sie mir 5 oder 6 mal erklärt.

Wie gesagt, du wirkst alles andere als auf den Kopf gefallen. Wie ist es denn, wenn du selber allein was lernst, aus Büchern?

Es ist für uns Außenstehende schwer abzuschätzen, wie lernfähig du jetzt wirklich bist. Aber wenn du früh angefangen hast mit Kiffen und Alk, dann hast du ja trotzdem noch das Abi auf die Reihe gekriegt. Meinst du nicht, du könntest ein Studium schaffen? Vielleicht auch in einem kreativen Bereich, ich weiß nicht, was es da gibt. Was waren denn mal deine Träume?

Ich weiß nicht, wer ich bin, was ich für Fähigkeiten habe und was mir Spaß macht bzw. mich zufrieden stellt.

Das hast du sehr klar formuliert. Und dieser Punkt ist vielleicht auch der Schlüssel. Wenn du weißt, was du willst und erreichen kannst und willst, dann bist du auch wieder motiviert. Es gibt verschiedene Wege, das rauszukriegen. Die billigste: im Internet fragen: Was kann man mit diesen Fähigkeiten werden? Dann die Berufsberatung des Arbeitsamts. Und es gibt private Anbieter, die eine Potenzialanalyse machen. Gibt auch irgendeinen Verein, der das für Schüler aus ärmeren Verhältnissen macht. Außerdem gibt es Praktika. Und bestimmt gibt es auch genug Bücher und Internetseiten über das Thema Berufswahl. Mach mal all diese Tests und Praktika, frag Leute, wie es im jeweiligen Job wirklich ist, probier dich aus.

Wenn du ein Haus geerbt hast, dann kannst du dir ja vielleicht leisten, da etwas Zeit und Geld zu investieren. Wenn du dich nicht gut selbst motivieren kannst, dann such dir irgendeine Art von Coach (Berufsberater, Psychotherapeut, Coach, ehemaliger Lehrer etc.), der dich auf dem Weg begleitet.

Viel Glück.
 
Ich glaube, Dir fehlen echte Erfahrungen. Gerade wenn man über die Kombination verfügt, intelligent zu sein , aber die mittlere Spur aufgrund andersartiger, vielleicht etwas härterer Prägung nicht so zur Verfügung zu haben wie die Bürgerkiddies,

Der klassische Fehler solcher Menschen ist es, zu klein zu denken. Klein denken, das ist alles mögliche. "Ich muss eine Ausbildung machen". "Ich muss mich bald entscheiden". "Ich darf mir keine Zeit nehmen, mit 30 ist alles gelaufen". "das kann ich nicht". Aber das übliche funktioniert nicht für Dich.

Und jetzt biste Drogenfresser geworden. Tja. Ich sag da nix zu, vermutlich hat Dich auch diesbezüglich der Kleingeist befallen und Du glaubst die Story, dass es doch einwandfrei ist sich abzuschiessen. Mag sein dass es viele machen. Meiner Erfahrung nach ist Klarheit und Nüchternheit ein viel exclusiverer Weg, aber das must Du selbst wissen. Nur eins merke Dir: positive Veränderung mit Droge und Alk gibts nicht.

Ich glaube Dir würde richtig neuer Input gut tun. Ob eher frei oder strukturiert kommt auf Deine Bedürfnisse an. Warum nicht bei ner Zeitfirma anheuern, 1 Jahr nur mit dem Ziel zu verdienen. Zimmer auf Airbnb vermieten, Geld bunkern. Und dann für 1 Jahr ab nach...wohin Du willst. Reise zum Nordkap und arbeite auf ner Rentierfarm. Oder Klassische Reise, und 6 Monate planloses Dasein an einem tourifreien Strand von Laos. Oder bewirb Dich als Kampfpilot.

Mach mal irgendwas mit richtig viel Flash, raus aus dem bekannten Planquadrat.

Vielleicht brauchst Du auch den druck der Selbstverantwortlichkeit. Bilde Dich weiter und wander aus, Canada und selbständig machen. Überhaupt kann ich jedem verzweifelten, solange er noch irgendwie bewegungsfähig ist, nur raten sich das Lebensgefühl in anderen Ländern anzusehen. Es kann sehr gut sein dass Du einen Ort findest wo viele Probleme und Sinnkrisen einfach im Hintergrund verschwinden. Das muss nicht der klassische warme Strand im Süden sein, für manche ist es auch Alaska oder die Steiermark. Aber man sollte sich die Erfahrung gönnen, dass Deutschland nicht das Mass der Dinge ist, sondern eigentlich sogar recht speziell und nicht gerade einfach. Vorher kann man eigentlich gar nicht wirklich beantworten, was einem fehlt.

Du kannst vermutlich fast alles was Dir einfällt, aber Du must hingehen und es finden und dann tun. Und das muss nicht der standardkram sein. Vielleicht wirst Du mit ner Espressobar im Baltikum glücklich.
 
Hallo ihr,

wichtigster Punkt: vielen Dank für eure aufbauenden, ehrlichen Antworten.
Zweitwichtigster Punkt: Ich kiffe schon seit Langem nicht mehr und den Alkohol habe ich auch auf ein Minimum reduziert 🙂 Ich beschwer mich doch nicht über die Langzeitwirkungen von Rauschmitteln und kiffe dann weiter 😀 🙂 Nur sind die ’Schäden’ leider nicht mit einem Schlag weg, sobald man aufhört.

Vieles was ihr mir vorgeschlagen habt, praktiziere ich auch schon - das zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich übersetzte lateinische Texte, mach ab und an n paar Matheaufgaben, bewerbe mich weiter, kümmere mich um Tiere aus dem Tierheim, gehe zur freiwilligen Feuerwehr.

Ich konnte mir aus jedem Post zudem sehr viel mitnehmen. Mir ist noch mal bewusst geworden, dass es unabdingbar ist, einen positiven Dialog mit sich selbst zu führen (@Gast, der mir am 16.11.2016 antwortete) und dass Probieren über Studieren geht. Vermutlich auch bei meinem beruflichen Werdegang.
Ich trau mir ein Studium schon zu, aber habe da etwas Sorge in einer administrativen Tätigkeit hinterm Bildschirm zu landen. Ich glaube, dass ich eher praktisch veranlagt bin. Vielleicht gehe ich auch nochmals zur Berufsberatung…

Jedenfalls, für das nächste halbe Jahr werde ich mir einen Plan für meine berufliche Zukunft aufstellen. Vielleicht mache ich mich auch auf und davon und reise. Ich finde es sehr interessant, dass Gast „Nummer" 20.11.2016, 11:42 schrieb, dass Deutschland eher speziell sei.


@Deliverance: Einen Job finden, der nicht so nervig ist.
Und am besten passabel bezahlt ist. Mit einem Chef, der in Ordnung ist. Und netten Kollegen. Und geregelten Arbeitszeiten.
Ich finde in einem Beruf gibt es so viele Stellschrauben, die einem die Suppe verderben können, dass ich denke, dass die Wahrscheinlichkeit seinen „Traumberuf“ zu finden bei 1 % liegt und man nicht traurig sein sollte, wenn man nicht -den- Traumberuf gefunden hat.

Bin ich resigniert oder realistisch? Aber ich habe nicht mehr den Anspruch meine Selbsterfüllung in der Arbeit zu finden, ich finde sie mit Menschen, in meinen Hobbys und in mir selbst - in meiner Freizeit.



An alle jungen Menschen, die noch zur Schule gehen, kann ich nur sagen:
Don’t do drugs, macht Praktika! 🙂


Der Gast
 
Deutschland IST auch speziell.

Ich will Dir ein Beispiel nennen. In allen entwickelten Ländern gibt es Einzelhandel. Jetzt stell Dir vor da kommt ein patenter junger Mann an, er hat nach einem Wirtschaftsabi und einem Semester an der Uni eine kleine Krise gehabt und braucht jetzt erstmal einfach nur einen Job um weiterzusehen.

Deutschland: "wir bieten in diesem Bereich ausschliesslich 450€ Jobs an. Wovon sie dann leben, geht uns ja nichts an. Vollzeitstellen gibt es nur für gelernte Kaufleute, ganz egal wie gut Sie sich hier anstellen. Aufgaben: Regale einräumen und Kasse"
England/Skandinavien: "ok, und wie oft kannst Du pro Woche? Würdest Du auch Vollzeit machen? Mal sehen was Du kannst."

Der junge Mann stellt sich gut an, ist schnell und gut im Umgang mit Kunden.

Deutschland: "das läuft ja prima mit Ihnen als Aushilfe. Nein, mehr Stunden gehen nicht wegen dem 450€ Job. Wovon Sie ansonsten leben sollen geht uns weiterhin nichts an. Räumen Sie weiter so schön ein"
England/Skandinavien: "wir sind wirklich sehr zufrieden mit Ihnen. Könnten Sie sich vorstellen, noch etwas aufzustocken? Sie könnten ja den Saisonvertrag in eine Festanstellung wandeln, dann kommen Sie auch in den Tariflohn. Im übrigen haben wir ein Mitarbeiterseminar in Kundenkontakt oder den Hygieneschein für die Frischtheke gebucht, da ware noch ein Platz wenn Sie möchten..."

Der junge Mann macht weiter seinen Job sehr gut, begreift die Abläufe schnell. Eines Tages fällt der stellvertretende Filialleiter krankheitsbedingt aus, und ein weiterer Mitarbeiter erscheint nicht zur Arbeit. Ausgerechnet an diesem Tag kommt eine komplizierte Reklamation einer Warenlieferung ins Spiel. Der fitte junge Mann telefoniert einen Ersatz herbei, korrigiert auch gleich den Schichtplan, und bereitet bei der Reklamation schon mal alles für einen Zeichnungsberechtigten vor. Dabei stellt sich auf Nachfrage heraus, dass er das Schichtplanprogramm bereits kannte da er als Truppführer beim THW mit einem ähnlichen Programm Einsatzplanung gelernt hat.

Deutschland: "das haben Sie aber gut gemacht, nicht übel für eine Aushilfe. Die Kompetenzüberschreitung sehen wir Ihnen mal nach. Schön dass Sie ein Ehrenamt ausüben. Ansonsten fangen ja jetzt unsere neuen Azubis an, wir müssen mal sehen ob wir dann weiter Bedarf für Aushilfen wie Sie haben".
England/Skandinavien: "mit Ihnen haben wir aber einen echten Fang gemacht. Dass Sie schon Erfahrung mit Personalplanung haben wussten wir gar nicht. Haben Sie nicht Lust sich bei uns zu entwickeln? Die Abläufe kennen Sie ja schon, Sie könnten doch in unser Traineeprogramm gehen und während der Praxisblöcke hier die stellvertretende Leitung übernehmen. Den Grundkurs könnten wir Ihnen bestimmt erlassen, weil Sie schon ein Wirtschaftsabi haben, und Ihr Semester BWL mit den 30 ECTS Punkten wird bei der Handelskammer sicher anerkannt. Eine klassische Kaufmannslehre haben wir natürlich auch im Programm, aber das können Sie eigentlich auch schneller haben."

Das habe ich jetzt bewusst sehr positiv geschildert aber es ist definitiv nicht besonders überzeichnet. Es könnte mehr oder weniger 1🤐 so laufen.

Wirklich, Deutschland hat zwar weltweit konkurrenzlose Sicherheit und Berufsausbildungen, aber in vielen Punkten, und zwar besonders Punkte die viele orientierungslose junge Menschen sehr quälen, ist Deutschland eben auch eine absolute Ausnahme und unnötig zäh. Hier gewinnt regelmässig die genau definierte Standardkombi aus formaler Bildung, soliden Lebensverhältnissen mit möglichst gar keinen existenziellen Problemen, einem Selbstbild das gut bis sehr gut in das Normalschema passt und der völligen Abwesenheit von sperrigen Gedanken. Mittelschichtskinder die akzeptieren was sie vorfinden und richtig gerne im Büro arbeiten. Bingo.

Ich kann echt nur raten, sich das mal woanders reinzuziehen. Schlecht ist nur das Hängenbleiben, also wenn man zB nicht mehr in der Lage ist, noch mal für 5 Jahre zurück zu gehen um sich in Deutschland seine Ausbildung zu sichern. Aber als Erfahrung, als Klärung womit man sein Leben verbringen kann... wer Weiss, vielleicht sieht man auf einmal die Möglichkeit, an einem asiatischen Hof eine Lebensstellung als Zahnarzt für die Armenstiftung der Kronprinzessin zu ergattern, und schafft mit diesem ganz neuen Bild dann das Studium in Deutschland. Für integer Persönlichkeit und Deine Verbürgung gibt es in anderen Kulturen nämlich teilweise noch was. Darum geht es, um diese NEUEN BILDER wo Du Dich selbst drin sehen könntest. Und das bietet Deutschland nicht für jeden.

Ich würde an Deiner Stelle wohl auch nach Jobs mit wenig Sozialstress gucken, Also wo man sehr faktische arbeiten macht und auch mit existenziellen Themen zu tun hat. Keine Tratsch-Büros. So wie es Leute gibt, die Obdachlosigkeit eher ertragen als einen miesen Wohnblock, gibt es auch Leute die eher als Seemann oder Frontoffizier oder Notarzt funktionieren können als im Lauwarmen.

Guck Dir was an. Nimm Dir Zeit dafür. Irgendwo klappt irgendwas was für Dich stimmt. Nur handlungsfähig must Du bleiben, jederzeit in der Lage nach Deutschland zurück zu reisen und dort einen Job anzunehmen der Dir wieder Reserven ermöglicht. Hartz-Spirale ist sehr sehr gefährlich für die Eigeninitiative und das eigene Auftreten.
 

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