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Zukunftsängste, Langzeitstudium, Alkohol

janein

Neues Mitglied
Hallo, ich würde hier gerne meine Geschichte niederschreiben.
Angefangen damit dass ich die meisten Langzeitstudenten hier bezüglich ihrer Zukunftsängste sogar noch beneide.

Damals Fachabitur gemacht, nach Pflichtpraktikum dann direkt ein Maschinenbaustudium angefangen.
In diesem befinde ich mich jetzt immer noch - mit fast 29.
Im Gegensatz zu vielen anderen habe ich dafür keinen guten Grund. Keine Kinder, keine Ausbildung, kein Auslandsaufenthalt, keine Krankheit, nichts.

Ich habe mein Studium zu Beginn überhaupt nicht ernstgenommen, dachte mir "passt schon". Irgendwann erkannt das hier und da mal Aushilfsjobs mir finanziell reichen um meine Bedürfnisse zu befriedigen. Viel brauchte ich ja nicht und Unterstützung gab es von den Eltern auch ordentlich. War dann zwar jahrelang eingeschrieben als Student habe aber effektiv weder Veranstaltungen besucht noch sonst irgendwas fürs Studium getan. Man spricht da wohl von "Scheinstudenten".

Habe inzwischen viel Zeit und Energie in die Ursachenforschung gesteckt. Ein brauchbares Ergebnis habe ich nicht. Grundsätzlich würde ich behaupten ich bin viel zu spät "erwachsen" geworden. Viel zu spät die Frage gestellt wo ich mal im Leben hin möchte, was ich machen will, wie die Zukunft aussehen soll. Viel zu lange "für den Moment" gelebt.

Der Punkt an dem es dann Klick gemacht hat war als meine Lebensgefährtin den festen Einstieg ins Berufsleben gefunden hat.
Sie ist quasi fertig mit allem. Sie wäre bereit dazu dass wir ein "richtiges" Leben zusammen führen. Über Kinder nachdenken etc. Ich noch lange nicht. Als mir das bewusst wurde traf es mich erstmal wie ein Schlag ins Gesicht. Das ich sie auf ihrem Lebensweg ausbremse, eine Last bin, hat lange an mir genagt.

Ich habe mich dann endlich mal mit der Frage beschäftigt was ich denn nun "richtiges" im Leben machen möchte und habe mich dazu entschieden nun das Studium wirklich anzufangen.
Seitdem läuft es auch relativ gut. Hier und da hängts mal ein bisschen aber ansonsten komme ich ohne nennenswerte Probleme durch. War also bis vor kurzem ein recht zufriedener und zuversichtlicher Student.

Da viel zu späte Erkenntnisse anscheinend mein Ding sind, ist mir in den letzten Wochen klar geworden in welcher Situation ich mich eigentlich bald befinde. Mit 30,5 Jahren den Bachelor erreicht, ohne jegliche fachrelevante Berufserfahrung und auch sonst nichts was ich auch nur Ansatzweise als positiven Grund für die ewig lange Lücke darstellen könnte - mit sage und schreibe 20-21 Semestern aufm Papier. Die Blase des Ingenieursstudiums als Jobgarant ist inzwischen auch lange geplatzt, was bringt mir der Abschluss mit meinem Lebenslauf dann noch, wenn es soweit ist. Nach -ehrlicherweise etwas oberflächlicher- Recherche bringt er mir genau gar nichts.

Als wäre die eigene Enttäuschung darüber nicht eh schon groß genug, kommt nun eigentlich erst der Punkt welcher mir wirklich den Schlaf raubt.

Meine Eltern haben mich immer unterstützt, nie großartig Vorwürfe gemacht "na wenn es jetzt läuft, zieh das ruhig durch, wir unterstützen dich".
Meine Freundin ebenso, ich weis beim besten Willen nicht warum sie auf mich wartet. Auch ihr habe ich offen dargelegt wie es um meinen Studienverlauf steht und auch sie sagt mir immer wieder dass es kein Problem ist, sie würde ja merken dass ich es jetzt wirklich zu Ende bringe.

Für all diese Liebe und Unterstützung bin ich auch sehr dankbar, jedoch weis ich nicht wie ich ihnen klar machen soll das es letztendlich für nichts war.

"Danke dass ihr alle 20 Semester lang Zeit und Geld in mich investiert habt aber mit so einem Lebenslauf wird das nichts, ich mach eine Ausbildung die ich auch mit 16 nach der Realschule hätte anfangen können."

Der Gedanke sie nach all der Zeit und Mühe zu enttäuschen, ihnen klar machen dass es nichts gebracht hat. Keine Ahnung wie ich das Anstellen soll. Wären Sie mir nicht so wichtig hätte ich mir in den letzten Wochen wahrscheinlich schon längst die Kugel gegeben. Nach 30 Jahren Lebenszeit immer noch nichts brauchbares, verwertbares hinbekommen zu haben. Das ist schon ne Nummer.

Mein Scheitern einfach nur für mich selbst zu akzeptieren und damit zu leben wäre eine Sache, damit müsste ich mich dann abfinden aber ich habe ja nicht nur meine Lebenszeit verschwendet sondern auch die derjenigen denen ich am meisten am Herzen liege. All die Unterstützung basiert ja auf der Hoffnung das es sich lohnt, ich danach glücklich und zufrieden sein kann.

Die erste Reaktion vieler ist sicher "selbst Schuld junge", da widerspreche ich auch kein Stück. Ich denke ich könnte die Konsequenzen für mein Handeln gut akzeptieren, nicht dass mir was anderes übrig bleiben würde, jedoch quält es mich inzwischen tagtäglich dass ich die Hoffnung die andere in mich legen zerschlagen werde.

Ich bin ein ziemlicher "grübler". ich verfange mich manchmal stundenlang in den oben genannten Gedanken. Ich maße mir nicht an mir selbst eine Depression zu diagnostizieren. Weit davon entfernt fühle ich aber nicht. Ein starkes Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Wertlosigkeit besteht fast durchgehend.
Diese Phasen in denen ich mich in diese Gedanken reinsteigere, sind ,falls ich alleine bin, nicht zu stoppen. Letztendlich endet es erst wenn ich einfach zu müde bin. Aktuell schlafe ich meist nur jede 2. Nacht, finde einfach keinen Schlaf ohne komplette Übermüdung.
Das einzige andere Mittel um nicht mehr daran zu denken ist der Alkohol. Mir ist bewusst dass Alkoholkonsum zur Problembewältigung ein Express-Ticket in die Abhängigkeit ist. Ist schränke es bereits wieder stark ein, verzichte auf Schlaf und schreibe zB stattdessen diesen Text.


Ich weis auch nicht genau, was ich mir davon erhoffe all das hier zu teilen. Ein Gespräch mit einem Therapeuten würde mir sicher jeder aussenstehende empfehlen. Auch wenn er mir zwar helfen könnte mit den Gedanken besser umzugehen, die Faktoren welche diese Gedanken verursachen bleiben dennoch bestehen. Nach dem Motto die Probleme sind da, ich denke nur nicht mehr daran bis es soweit ist.
 
Weder ein Therapeut, noch der Alkohol können dein Problem lösen.
Du hast 10 Jahr gegammelt und bereust dies nun. Gut so! Dann kannst du ja JETZT SOFORT etwas ändern.
Es gilt nun folgende Entscheidung zu treffen: machst du dein fakestudium weiter? Das würde ich nur tun, wenn ich ein 1er-Student wäre. Außerdem bist du an der Uni "verbrannt".
Ich würde mir ganz bescheiden einen Ausbildungsplatz als Zweirad- oder Kfz-Mechantroniker suchen und zunächst ganz kleine Brötchen backen.
(Leider ist es nicht für jeden gut, dass heute jeder studieren kann - egal, ob geeignet oder nicht. Schade, dass dir das nicht vorher klarwurde. Aber noch hast du Zeit. Mach eine Ausbildung, verabschiede dich von der direkten Karriere und bitte deine Eltern, dir zu verzeihen, dass du ihr Geld für nichts verjubelt hast. Hör das Saufen auf, sonst bist du deine Freundin bald los. Einen abgebrochenen Studenten behält man, wenn man sich liebt. Einen Trinker nicht.)
 
Mit 30 ist noch nicht so viel verhaut. Es gibt genug Leute die ewig studieren. Den Alk wirklich lassen und eine Lehre oder so etwas machen. Es gibt immer wieder Leute die das mit 30 machen.
 
Ich versteh das Problem nicht wirklich. Wenn ich bei "stepstone" "Konstrukteur" eingebe... bekomme ich 1266 Treffen für Stellenangebote. Das reicht nicht... oder was? Wieso solltest du mit einem Ingenieurstudium nix anfangen können?
Wenn es dir halbwegs liegt versuch in Richtung Elektronik zu gehen, erlerne ein CAD-System vernünftig und dann ist das Thema Job finden... kein Thema.
 
Der TE ist weder Konstrukteur, noch Elektroingeneur. Er hat 10 Jahre lang ein Studium vorgetäuscht.
Wenn man so eine Karriere machen kann - super. Wusste ich nicht...
Ich rate zur Ausbildung. Weg von den Hirngespinsten.
 
Ich habe mich dann endlich mal mit der Frage beschäftigt was ich denn nun "richtiges" im Leben machen möchte und habe mich dazu entschieden nun das Studium wirklich anzufangen.
Seitdem läuft es auch relativ gut. Hier und da hängts mal ein bisschen aber ansonsten komme ich ohne nennenswerte Probleme durch. War also bis vor kurzem ein recht zufriedener und zuversichtlicher Student.
Bleib bei deiner Entscheidung und mach dich nicht runter. Warum machst du dich so fertig? Es ist wie es ist, mach halt weiter. Du hast doch deine Entscheidung, wozu noch grübeln?
Ich versteh dich gerade beim letzten Teil, aber manchmal muss man sich vielleicht auch sagen, dass zuviel Nachdenken auch schädlich sein kein. Du hast eine Entscheidung, bleib dabei und wenn du merkst, du fängst wieder an zu zweifeln, "verbiete" dir solche Gedanken oder minimiere sie zumindest. Bis du dein Studium beendet hast.

Ich beneide dich um Einiges was du sonst so schreibst, Verständnis, Geld, Beziehung. Mach einfach weiter. Besser spät als nie.
Ich hatte jetzt nicht den Eindruck, dass du unter dem Studium ansich leidest sondern eher an deiner relaxten Einstellung und der "vertanen". Daher sag ich ja, machs zu Ende.

Ich weiß, das hilft vermutlich immer nicht wenn man sowas schreibt wie ich und dir geht es im Augenblick sicher nicht gut. Vielleicht schaffst du es dennoch, eine andere Sichtweise auf deine Situation zu bekommen.
Du machst da ein Drama draus wo keins ist. Ich will deine Schwierigkeiten nicht kleinreden und verstehe, dass man da auch mal über die Vergangenheit nachdenkt und gerade in Zeiten des Lebenslauffetischismus ist es schwierig davon unbeeindruckt zu bleiben, aber das heisst alles nicht, dass dein Leben vorbei ist.
Es wird sicher nicht leicht, aber was ist schon leicht? Mach weiter, du packst das schon! Wie du schon schreibst, lass den Alkohol weg, der wird dir sicher nicht helfen. Vielleicht schreibst du noch ein wenig um das loszuwerden und vielleicht hilft dir das auch bei deinen Schlafproblemen.

Anonsten wende dich wieder Wichtigerem zu. Deinem Studium. Mach es fertig und dann kannst du immer noch schauen was du dann machst. Eins nach dem anderen. Steh dir nicht selbst im Weg.
 
Im Gegensatz zu vielen anderen habe ich dafür keinen guten Grund. Keine Kinder, keine Ausbildung, kein Auslandsaufenthalt, keine Krankheit, nichts.
Das einzige andere Mittel um nicht mehr daran zu denken ist der Alkohol. Mir ist bewusst dass Alkoholkonsum zur Problem Bewältigung ein Express-Ticket in die Abhängigkeit ist. Ist schränke es bereits wieder stark ein, verzichte auf Schlaf und schreibe zB stattdessen diesen Text.
Es gibt einen Grund, nur warum drückst du den weg, mit Alkohol?
Alkohol Missbrauch geht auch ( ohne ) Abhängigkeit.
Was du missbrauchst sind deine Gefühle, weil das Wissen wie es geht hast du ja.
Du unterdrückst deine Möglichkeiten, das wissen, das nur DU es bist der für dein Leben verantwortlich ist.
Da gibt es keine Schuld, deine Gefühle wollen dir das richtige sagen aber du lässt es nicht zu.
Ist die Angst vor dem Versagen, die einen immer wieder das selbe tun lässt , aber eine Veränderung erwartet.
Wie sollte das gelingen?
Nichts zu tun oder zu ändern ist auch eine Entscheidung, aber die schlechteste!
Selbstverantwortung übernehmen: So lernen Sie es (karrierebibel.de)
 
Einen abgebrochenen Studenten behält man, wenn man sich liebt. Einen Trinker nicht.)
Nur wenn der das trinken einstellt, aber nicht um geliebt zu werden, das muss er für ( Sich ) tun.
Wenn ich mich nur für andre ändere, wird das nichts, da es ja 7,6 Milliarden andre gibt und denen muss ich nichts recht machen, geht ja auch nicht.
Weil du willst ja was an deinem Leben ändert , für dich, nicht für andre.
Warum ich keinen Alkohol mehr trinke (und warum ich's leid bin, mich dafür zu rechtfertigen). - hellopippa
 
mal so als elternteil:
deine eltern werden sich schon lange davon verabschiedet haben, dass da von dir bzgl. studium noch was kommt und dich halt als feste finanzielle größe eingeplant haben.
wahrscheinlich haben sie keinen bock, sich da mit dir darüber auseinanderzusetzen und machen halt einfach so weiter, solange es geht.
bzgl. studium musst halt jetzt nachholen...
inkl. praktika und passender spezialisierung. besser, als ausbildung. arbeiten nebenher fachlich, nicht irgendwelche nebenjobs
 
yo mei, die andere möglichkeit wäre auch, dass du und deine freundin zusammen zieht und du halt für kind und haushalt zuständig bist, wenn sie schon fertig ist und an kinderplanung etc. denkt.
die frage ist halt, ob das bei dir noch was wird und dann hättet ihr beide umsonst darauf gesetzt, dass du mal fertig wirst.
 

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