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Bin verzweifelt...Mutter vor Geburtstag und Weihnachtszeit gestorben

Leute, die noch Familie, Freunde und Kinder haben, wissen offenbar nicht mal schätzen, welches Glück sie im Unglück obendrein noch haben. Die brauchen eigentlich gar keine Trauergruppe.
Also, weil man noch Freunde oder Familie hat, brauch man keine Trauergruppe? Wieso wissen sie nicht zu schätzen, dass sie noch jemanden haben?
Es ist immer hart, wenn man ein Elternteil verliert. Ein Vater kann doch nicht durch eine Tochter bspw. ersetzt werden.
Allerdings hat man vermutlich mehr Antrieb weiter zu machen, wenn man noch andere Menschen hat.
 

Sarnade

Aktives Mitglied
Also, weil man noch Freunde oder Familie hat, brauch man keine Trauergruppe? Wieso wissen sie nicht zu schätzen, dass sie noch jemanden haben?
Es ist immer hart, wenn man ein Elternteil verliert. Ein Vater kann doch nicht durch eine Tochter bspw. ersetzt werden.
Allerdings hat man vermutlich mehr Antrieb weiter zu machen, wenn man noch andere Menschen hat.
Das brauchst du mir nicht zu sagen, ich habe 1993 meinen Vater, 2011 meine Mutter durch den Tod und den Kontakt zu meiner einzigen Schwester vor zehn Jahren durch ihre schwere Psychose verloren.

Jemand, der unverschuldet überhaupt kein familiäres Umfeld mehr hat, droht durch den Tod eines nahestehenden Menschen viel leichter zu vereinsamen als jemand mit Familie.

Für mich wäre es überhaupt nicht hilfreich, in einer Trauergruppe überwiegend auf Menschen zu stoßen, die sich darüber austauschen, wie furchtbar der Tod ihrer engen Bezugsperson ist, und dabei gleichzeitig offenbaren, wieviel Unterstützungsmöglichkeiten sie im Gegensatz zu Menschen wie solitair und mir in in ihrem sozialen Umfeld haben. Das bringt einem Menschen, der diese Unterstützung nicht hat, sein eigenes Elend nur noch schmerzlicher zum Bewusstsein. Hinzu kommt, dass die anderen Trauernden meinen, sie hätten es am schwersten, und sich verständlicherweise nicht auch noch mit den zusätzlichen Problemen einer wirklich alleinstehenden trauernden Person belasten wollen.
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöscht 124942

Gast
Kann ich gut verstehen. Manchen Leuten geht es immer noch relativ gut, trotz eines Todesfalls, und sie merken es noch nicht mal.

Dass es noch nicht mal registriert wird, wenn jemand sich verabschiedet und sich offensichtlich nicht wohl fühlt in der Gruppe, ist für die Trauerbewältigung eher kontraproduktiv.
Ja, ich melde mich hier einmal in der Runde. Genauso habe ich das auch empfunden mit Besuch einer Trauergruppe. Die meisten haben überhaupt keine
Ahnung wie es um einen steht.
Da wird über Themen unterhalten die garnichts mit Trauer zu tun haben.
 

Sarnade

Aktives Mitglied
Ja, ich melde mich hier einmal in der Runde. Genauso habe ich das auch empfunden mit Besuch einer Trauergruppe. Die meisten haben überhaupt keine
Ahnung wie es um einen steht.
Da wird über Themen unterhalten die garnichts mit Trauer zu tun haben.
Habe gerade eine Gruppe "Trauerbewältigung " eröffnet. Wenn du magst, kannst du gern beitreten. Auch andere, wie z.B. Leere Zukunft und solitair, sind herzlich eingeladen.
 

Sarnade

Aktives Mitglied
Ja, ich melde mich hier einmal in der Runde. Genauso habe ich das auch empfunden mit Besuch einer Trauergruppe. Die meisten haben überhaupt keine
Ahnung wie es um einen steht.
Da wird über Themen unterhalten die garnichts mit Trauer zu tun haben.
War mir gar nicht bewusst, dass du auch mal zu so einer Gruppe gegangen bist.
 

Kelza

Neues Mitglied
Hallo zusammen,
Hatte ein paar Tage kein Internet (Vertragsprobleme wegen dem Tod meiner Mutter)und musste jetzt erstmal eure Beiträge alle durchlesen.
Tolle Sachen dabei vielen Dank!
Das ist übrigens auch so eine Sache mit Verträgen,Bankkonten und Lastschriften von Menschen die plötzlich sterben...Ich könnte schreien!
Hatte letzte Woche einen Termin bei der Bank zum Thema:Nachlass.Meine Mutter hatte von der Beraterin immer geschwärmt...was für eine nette Frau,so hilfbereit usw.
Ich glaube ich war keine 10 min bei ihr und sie ratterte ohne einen Funken Mitgefühl zu zeigen alles runter.Ja ihre Mutter hat dies und das,wir müssen das Konto auflösen oder umbuchen usw.
Ich bin geistig gar nicht mitgekommen.Am Ende dann noch der extrem sensible Kommentar: Die Karte ihrer verstorben Mutter brauchen sie ja nicht mehr oder wollen sie sie als Andenken behalten?
Ok...das hat mit dann endgültig den Rest gegeben und ich hab der Dame fürs neue Jahr im Gedanken das schlimmste gewüscht!

Tja wie geht's mir?
Gute Frage...Ich glaube ich stecke immer noch irgendwo zwischen Trauerphase 1 und 2.
Es gibt Tage wo ich immer noch wie von oben auf das Bett von meiner Mutter im Krankenhaus starre und es nicht kapiere was da passiert ist.
Dann gibt es Tage wo ich glaube es kapiert zu haben und mich dabei ertappe wie ich Sachen von ihr in der Wohnung in eine Plastiktüte packe um sie dann zu entsorgen.
Das ging vor einigen Tagen mit Schuhen los die sie aufgrund ihrer Venenerkrankung eigentlich nie anziehen konnte oder dem einen oder anderen Shirt welches Flecken hatte der man nicht mehr entfernen konnte.Kurzum Sachen die nicht weh tun wenn man sie entsorgt.
Das was weh tut zu entsorgen und was sie oft getragen hat hängt immer noch im Schrank.(und wird dort wohl noch sehr lange hängen)

Gestern Abend war ich schon fast aufgedreht und dachte mir jetzt geht's langsam wieder aufwärts.Heute morgen war's dann wieder so schlimm wie schon lange nicht mehr.
Ängste, Selbstvorwürfe,Wut auf mich nicht mit 20 oder 30 Jahren den Absprung geschafft zu haben usw.
Ich kann noch überhaupt nicht abschätzen in welche Richtung das bei mir geht.
1988 mein Opa im Urlaub nach einem Schachspiel zusammengebrochen (schwerer Herzinfarkt)
1989 mein Vater (Viruserkrankung) 1991 nächste Beerdigung (Tante) 2002 meine Oma im Seniorenheim (Hirnblutung) 2021 mein Onkel (Prostatakrebs) und jetzt meine Mama.
Da verliert man einfach jede Hoffnung.

Jetzt bin ich schon einige Tage in einer Phase,wo ich nicht mehr denken kann und alles vergesse.
Mein ganzer Kopf ist leer.Ich erledige zwar weiterhin alles was ich kann,aber geistig anwesend bin ich dabei nicht.Alles fast so wie bei *Walking Dead*
Fast das ganze Hirn abgestorben und nur noch ein kleiner Bereich leuchtet auf der u.a für die Bewegung und das essen zuständig ist.Einfach furchtbar.
Trotzdem habe ich immer noch mehr Angst vor den Nebenwirkungen der Tabletten auf mein Herz und leide weiter vor mich hin.Entweder geht's mir noch nicht schlecht genug oder aber ich habe Angst davor das alles bei vollem Bewusstsein mitzubekommen bzw wegen den Tabletten zu sterben.
Ich weiß nur eins,so furchtbar habe ich mich in meinem fast 48 Jährigen Leben noch nie gefühlt und das schlimmste daran ich bin noch selber daran Schuld!
Ich hab gar nicht damit gerechnet,dass meine Mutter mit fast 86 Jahren auch einmal sterben könnte.
Wie blöd kann man eigentlich sein? Nach 4 Verlusten im engsten Familienkreis lernt man null dazu und seht dann völlig allein da.
Das wäre alles zu schaffen,wenn ich mich nicht selbst so isoliert hätte.
Ich hab mich jedes Mal an einen neuen Menschen geklammert bis keiner mehr da war.
Klar war ich zwischenzeitlich auch in der Klinik und bei verschiedenen Psychologen,wusste aber nie was ich dort sagen sollte und hab die Therapie deshalb abgebrochen.
Lieber leiden und sich irgendwann selbst rauskämpfen...
Jetzt hat meine Mutter sterben müssen damit ich das endlich kapiere.
So das reicht jetzt für heute...ist schon wieder ein viel zu langer Text.
Trauergruppe hatte ich auch schon auf dem Schirm und wollte mich nächste Woche darum kümmern,aber nach den eher nicht so begeisterten Rückmeldungen warte ich damit wohl lieber noch.Nach 3 Wochen wäre das auch zu früh.
Vielen Dank nochmal für eure Kommentare und noch einen schönen Abend.
 
Zuletzt bearbeitet:

Sarnade

Aktives Mitglied
@Kelza:
Zunächst einmal mein herzliches Beileid zum Tode deiner Mutter.

Drei Wochen nach dem Tod eines nahestehenden Menschen steht man noch unter Schock und hat jede Menge zu organisieren. Die eigentliche Trauer beginnt erst viel später.

Meine Mutter starb vor elf Jahren, auch im Alter von 86 Jahren, und ich war damals auch 48.
Sie war allerdings schon 40 Jahre chronisch krank gewesen (Diabetes, Herz und einiges andere). Ich hatte von Kindheit an immer Angst gehabt, sie könnte früh sterben, zumal ihre eigene Mutter bereits mit 43 und ihr Vater mit 47 Jahren gestorben waren. So war ich nach ihrem Tod (sie starb vier Monate nach einem schweren Schlaganfall) sogar eher dankbar, dass sie überhaupt trotz ihrer jahrzehntelangen chronischen Krankheiten dieses hohe Alter erreicht hat.

Meine Mutter hat immer gesagt: "Wir kommen alle auf die Welt, und wir müssen auch alle wieder gehen." Und so ist es auch. Das ist normal. Es ist völlig normal, dass Großeltern und Eltern irgendwann sterben. Wir alle werden irgendwann sterben. Manche Menschen sterben früher als der Durchschnitt, manche schon als Kinder oder als Babys. Und wenn jemand nach der Statistik ein durchschnittliches oder sogar überdurchschnittliches Alter erreicht hat, ist es völlig normal und man muss jederzeit damit rechnen, dass der/die Betreffende in absehbarer Zeit stirbt. Und damit müssen die Hinterbliebenen dann auch fertig werden. Das ist das normale Leben und kein überdurchschnittlich schwerer Schicksalsschlag. Das erlebt jeder von uns. Und man hat überhaupt keinen Grund, deshalb die Hoffnung zu verlieren. Wir wissen doch alle, dass niemand ewig lebt. Eine frühere Arbeitskollegin von mir sagte mal sehr treffend: "Es ist noch keiner hier geblieben."

Vielleicht kannst du den Tod deiner Mutter mittelfristig zum Anlass nehmen, selbstständiger und unabhängiger zu werden. Du musst es allerdings auch wollen, sonst kann dir die/der beste Psychotherapeut/in nicht helfen. Zum Erwachsensein gehören auch Ausdauer, Durchhaltevermögen und Alleinsein-Können. Mit 48 Jahren ist man viel zu alt für ein kindliches Abhängigkeitsverhältnis zu den Eltern oder zu anderen Menschen. Das schönste Geschenk, das du deiner Mutter im Nachhinein machen kannst, ist, dass du auch ohne sie gut mit dem Leben zurechtkommst. Auch Depressionen und Ängste kann man behandeln, z.B. kann ein/e gute/r Psychiater/in geeignete Medikamente verschreiben und das Ganze mit einer Gesprächstherapie verbinden oder dich, falls nötig, zur stationären oder teilstationären Behandlung in eine Fachklinik einweisen.
 
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solitair

Mitglied
Es gibt Tage wo ich immer noch wie von oben auf das Bett von meiner Mutter im Krankenhaus starre und es nicht kapiere was da passiert ist.
Dann gibt es Tage wo ich glaube es kapiert zu haben und mich dabei ertappe wie ich Sachen von ihr in der Wohnung in eine Plastiktüte packe um sie dann zu entsorgen.
Das ging vor einigen Tagen mit Schuhen los die sie aufgrund ihrer Venenerkrankung eigentlich nie anziehen konnte oder dem einen oder anderen Shirt welches Flecken hatte der man nicht mehr entfernen konnte. Kurzum Sachen die nicht weh tun wenn man sie entsorgt.
Das was weh tut zu entsorgen und was sie oft getragen hat hängt immer noch im Schrank.(und wird dort wohl noch sehr lange hängen)
Das kann ich nur zu gut nachempfinden. Ich denke auch oft, dass es mir etwas besser geht bis mich irgendeine Kleinigkeit an meinen Vater erinnert und dann war's das wieder.
Besonders der Moment als er gestorben ist kommt jede Nacht wieder. ich war an seinem Krankenbett habe seine Hand gehalten und merkte wie seine Atmung schwächer wurde und dann aussetze. Zwischendrin leuchteten diverse Notfallmeldungen am Monitor auf bis es dann "Asystolie" hieß. diesen Moment erlebe ich seitdem ständig wieder. Vorzugsweise nachts, was mich nicht einschlafen lässt und dazu führt, dass ich jeden Morgen kaum aufstehen will und mich nur wie ein Zombie zur Arbeit schleppe.
Seinen Kram entrümpeln konnte ich auch noch nicht. Tatsächlich vermeide ich es in sein Zimmer zu gehen. Da müsste eigentlich auch viel Plunder entsorgt werden. Aber es sieht doch mehr oder weniger immer noch so aus, wie am Tag als der Rettungswagen kam.

Manchmal frage ich mich auch, hey, was hast du erwartet? Er war fast 85 (gestern hätte er Geburtstag gehabt) und sei doch froh, dass dem unvermeidlichen Tod kein jahrelanges Siechtum vorausging. Sicher wahr, aber die Emotionen machen da nunmal nicht mit. Hinzu kommt ein Gefühl der Schutzlosigkeit, jetzt auf einmal für alles selbst verantwortlich zu sein. Keinen Rat mehr einholen zu können, nichts mehr besprechen können usw. Wie ein kleiner Junge, der von seinen Eltern verlassen wird.
Das Ganze ist natürlich auch eine Chance endlich (viel zu spät) endlich auf eigenen Füßen zu stehen (im übertragenen sinne, ich war wirtschaftlich nicht abhängig, eher umgekehrt). Aber ich muss leider sagen, dass ich ein eher willensschwacher, wenig entscheidungsfreudiger und generell pessimistischer Mensch bin. Daher kann ich mir im Moment ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass es für mich nochmal so etwas wie ein glückliches Leben geben könnte. Ich bemühe mich auch nur einigermaßen zu funktionieren und einen Tag nach dem anderen hinter mich zu bringen.
 

Sarnade

Aktives Mitglied
Das Ganze ist natürlich auch eine Chance endlich (viel zu spät) endlich auf eigenen Füßen zu stehen (im übertragenen sinne, ich war wirtschaftlich nicht abhängig, eher umgekehrt). Aber ich muss leider sagen, dass ich ein eher willensschwacher, wenig entscheidungsfreudiger und generell pessimistischer Mensch bin. Daher kann ich mir im Moment ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass es für mich nochmal so etwas wie ein glückliches Leben geben könnte. Ich bemühe mich auch nur einigermaßen zu funktionieren und einen Tag nach dem anderen hinter mich zu bringen.
Das reicht für den den Anfang ja auch erst mal. Ist doch schon mal ganz prima, dass du Arbeit und ein geregeltes Einkommen hast. Auch das ist nicht selbstverständlich. Manche Menschen schaffen das nie.

Die psychischen Probleme kannst du mit etwas Zeitabstand zum Tode deines Vaters möglicherweise mit einer Psychotherapie in den Griff bekommen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Enni

Mitglied
Meine Mutter ist am 13.12.2022 plötzlich verstorben und ich kann das jetzt knapp 3 Wochen später immer noch nicht verstehen.
Erst im Dezember, das ist doch noch “keine“ Zeit, alles muss noch so frisch sein und vor allem dein Schock. Mein Mitgefühl für dich, vor allem, dass du dich nicht verabschieden hast können und jetzt alles noch viel schwerer für dich ist.
Meine Mama ist 2016 gestorben und am 10. Juli 2022 auch noch meine Schwester, ich kann mir ungefähr vorstellen wie es dir geht und, dass man einfach nicht weiß wo einem der Kopf steht und sich keine Zukunft vorstellen kann. Was hilft ist schwer zu sagen. Ich versuche mir vorzustellen, dass meine Mama und Schwester immer bei mir sind und ich auch für sie weiterlebe, sie mitnehme egal wohin ich gehe und sie sicher mein Bestes wollen. Ob es wirklich so ist, weiß ich nicht. Nimm dir viel Zeit und sei nicht so hart zu dir, ich glaube von so wichtigen Menschen wie Eltern, Geschwistern endet Trauer nie, weil sie immer fehlen werden. Aber irgendwie wird es teilweise schon leichter, auch wenn es Jahre dauern kann.
Ich weiß manchmal auch nicht, wie ich alles verkraften soll, aber irgendwie geht es doch weiter. Zum fehlenden Abschied schreibe ich ein ander Mal noch etwas, wenn ich meine Gedanken besser ordnen kann. Noch einmal mein Beileid, es tut mir so sehr leid für dich!
 

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