@Kelza:
Zunächst einmal mein herzliches Beileid zum Tode deiner Mutter.
Drei Wochen nach dem Tod eines nahestehenden Menschen steht man noch unter Schock und hat jede Menge zu organisieren. Die eigentliche Trauer beginnt erst viel später.
Meine Mutter starb vor elf Jahren, auch im Alter von 86 Jahren, und ich war damals auch 48.
Sie war allerdings schon 40 Jahre chronisch krank gewesen (Diabetes, Herz und einiges andere). Ich hatte von Kindheit an immer Angst gehabt, sie könnte früh sterben, zumal ihre eigene Mutter bereits mit 43 und ihr Vater mit 47 Jahren gestorben waren. So war ich nach ihrem Tod (sie starb vier Monate nach einem schweren Schlaganfall) sogar eher dankbar, dass sie überhaupt trotz ihrer jahrzehntelangen chronischen Krankheiten dieses hohe Alter erreicht hat.
Meine Mutter hat immer gesagt: "Wir kommen alle auf die Welt, und wir müssen auch alle wieder gehen." Und so ist es auch. Das ist normal. Es ist völlig normal, dass Großeltern und Eltern irgendwann sterben. Wir alle werden irgendwann sterben. Manche Menschen sterben früher als der Durchschnitt, manche schon als Kinder oder als Babys. Und wenn jemand nach der Statistik ein durchschnittliches oder sogar überdurchschnittliches Alter erreicht hat, ist es völlig normal und man muss jederzeit damit rechnen, dass der/die Betreffende in absehbarer Zeit stirbt. Und damit müssen die Hinterbliebenen dann auch fertig werden. Das ist das normale Leben und kein überdurchschnittlich schwerer Schicksalsschlag. Das erlebt jeder von uns. Und man hat überhaupt keinen Grund, deshalb die Hoffnung zu verlieren. Wir wissen doch alle, dass niemand ewig lebt. Eine frühere Arbeitskollegin von mir sagte mal sehr treffend: "Es ist noch keiner hier geblieben."
Vielleicht kannst du den Tod deiner Mutter mittelfristig zum Anlass nehmen, selbstständiger und unabhängiger zu werden. Du musst es allerdings auch wollen, sonst kann dir die/der beste Psychotherapeut/in nicht helfen. Zum Erwachsensein gehören auch Ausdauer, Durchhaltevermögen und Alleinsein-Können. Mit 48 Jahren ist man viel zu alt für ein kindliches Abhängigkeitsverhältnis zu den Eltern oder zu anderen Menschen. Das schönste Geschenk, das du deiner Mutter im Nachhinein machen kannst, ist, dass du auch ohne sie gut mit dem Leben zurechtkommst. Auch Depressionen und Ängste kann man behandeln, z.B. kann ein/e gute/r Psychiater/in geeignete Medikamente verschreiben und das Ganze mit einer Gesprächstherapie verbinden oder dich, falls nötig, zur stationären oder teilstationären Behandlung in eine Fachklinik einweisen.