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Das Stadtleben

Status
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S

Schmusebär

Gast
Da hier einige Expressionistisch veranlagten Mitmenschen
verkehren, dachte ich mir, das euch das gefallen könnte:

Alfred Wolfenstein: Städter

Dicht wie die Löcher eines Siebes stehn
Fenster beieinander, drängend fassen
Häuser sich so dicht an, daß die Straßen
Grau geschwollen wie Gewürgte stehn.

Ineinander dicht hineingehakt
Sitzen in den Trams die zwei Fassaden
Leute, ihre nahen Blicke baden
Ineinander, ohne Scheu befragt.

Unsre Wände sind so dünn wie Haut,
Daß ein jeder teilnimmt, wenn ich weine.
Unser Flüstern, Denken ... wird Gegröle ...

- Und wie still in dick verschlossner Höhle
Ganz unangerührt und ungeschaut
Steht ein jeder fern und fühlt: alleine
 
S

Schmusebär

Gast
Schnief, keinen Interessierts.
Ich finde es bezeichnend für das allgemeine Großstadtleben.
Hier in Berlin ist das natürlich extrem, aber ich denke, dass
ist woanders ähnlich:
Alle dicht gedrängt und doch allein.

Wie erlebt ihr das?
 
G

Gel06

Gast
Genau deshalb ziehe ich aufs Land... nicht in ein Dorf, sondern richtig aufs Land, da wo der nächste Nachbar 500m weit weg wohnt.

Gel06
 
S

Schattenkind

Gast
Stadtleben

Tja, das Stadtleben... nirgendwo sonst bieten sich so viele Möglichkeiten, sich inmitten zahlloser Menschen einsam zu fühlen...
 

Micky II

Aktives Mitglied
Habe jahrelang mitten in der Großstadt gewohnt. Einsam gefühlt habe ich mich nie. Es gab schon eine tolle Gemeinschaft im Haus und in der Nachbarschaft, die Intimsphäre aller wurde jedoch gewahrt. In der Stadt ist es oftmals so, dass man selbst die Kraft aufbringen muss, Kontakte zu knüpfen. Das ist nicht für jeden leicht, darum gibt es wahrscheinlich auch so viele Einsame in den Städten.

Jetzt wohne ich am Rande der Großstadt und hier ist es wie auf dem Dorf. Jeder kennt jeden, jeder redet mit jedem, jeder hilft jedem, jeder kümmert sich um die Dinge eines Jeden. Drum wünsche ich mir manchmal ein kleines Stückchen Anonymität der Stadt zurück.
 
O

OoDunkleFeeoO

Gast
Grüß Dich Schmusebär,

ist ein interessantes Thema was du da ansprichst. Ich hab bis vor 10 Monaten noch in Berlin gewohnt. Bin dort geboren und aufgewachsen.
Aber so wie in dem Gedicht beschrieben, habe ich es auch selber in mir erlebt.
Nie war ich ein "Stadtmensch" und habe es auch immer als regelrecht erdrückend empfunden dort leben zu müssen.
Aber wie gesagt, seit 10 Monaten ist es anders. Ich wohne jetzt im Süden Deutschlands in einer Kleinstadt mit viel Natur.
Naja gut...für mich haben sich auch trotz allem ein paar Nachteile ergeben. Da man mich von meiner Lebensweise und auch meinem Outfit zur sog. Gothic-Szene zuordnen kann, mache ich hier täglich einen Spießrutenlauf.
Aber um wieder zum Thema zurückzukommen...kann ich sagen, dass ich persönlich das "Landleben" dem Leben in einer Großstadt allemal vorziehe!!!
Man fühlt sich freier und hat nicht jeden Morgen nach dem Aufstehen als erstes eine graue Betonmauer vor der Nase wenn man genüsslich aus dem Fenster schauen und die Sonne geniessen will :eek:)
 
S

Schmusebär

Gast
Moin!
Danke für eure Beiträge, der Thread lag schon seit Januar unangetastet
da, deshalb überraschts mich um so mehr.

ansonsten kenne ich viele, die gerne in die stadt abhauen, genau wegen der anonymität. schwule, lesben, studenten, revolutionäre. untergrundbars, touristen, was weiss ich noch alles.
Tja, ich will halt lieber etwas Geborgenheit, all diese Anonymität ist
vielleicht für jemanden vom Lande eine willkommene Abwechslung,
aber dauerhaft über Jahrzehnte geht man darin vollkommen ein.[/quote]

offenheit, für die vielen verschiedenen anderen leute. urbane zentren sind liberaler
Da habe ich leider andere Erfahrungen.
Ok, als Frau erlebt man das wahrscheinlich sowieso anders, irgendwie hab ich das Gefühl die werden schneller aufgenommen.
Also was die Dorfjugend angeht, stimme ich dir schon irgendwie zu,
wie die sich mir als Städter gegenüber verhalten ist einfach unter aller Würde,
was ich von den Älteren, die nach all den Jahrzehnten der Isolation manchmal eine Abwechslung brauchen, nicht sagen kann.
Liegt aber vielleicht auch daran, dass ich mit älteren Menschen generell besser klarkomme, da Hierarchie-Spielchen nicht mehr so eine große Rolle
spielen.
Aber Lieberalität in der Stadt, egal bei welcher Altersgruppe,
habe ich kaum erlebt, hier unterscheiden sich zwar rein Äußerlich alle,
aber gewissen Verhaltensweisen muss man einfach folgen, sonst wird
man ausgestoßen, die Vielfalt hier kommt mir oft sehr gespielt vor,
da sowohl die Grufties, als auch die Hopper, und auch der ganze Rest hier
irgendwie gleiche Ansichten haben.
Hinzu kommt der Fakt, dass jeder auch äußerlich ein paar kriterien erfüllen muss, für Frauen heißt das insbesondere styling, und Männer müssen
z.B. (was mir hier nie jemand glauben will) eine Mindestgröße haben,
bevor sie für den Kreis überhaupt vorzeigbar werden.
(Ich bitte hiermit nochmal alle Naivität und Kleinstadterfahrung zur Seite
zu schieben, hier ist es nunmal größtenteils so)

ökologiemässig schneiden städte besser ab
Ähem, schau dir mal die Finanzen von Berlin an,
in den Schulen (auch in meiner Einstigen) regnets durch,
Wohnungen sind unbezahlbar, während Arbeitsplätze nicht vergeben werden,
sondern nur noch billige Praktika, welche als Vollstelle besetz werden
(besonders bereits Promovierten werden hier NUR noch solche "Praktika" angeboten, Firmenegoismus nennt man das).
Wenn ich sehe, wie die Studenten hier nach dem Abschluss mit
dem Berg Schulden dasitzen, und dann nur Vollzeitpraktika angeboten
bekommen...

wieviele menschen sind nach paris, berlin oder london gepilgert? freiheit? raus aus den zwängen?
Eben, gepilgert, aber über Jahrzehnte dort wohnen?
Wäre für mich eher ne Art Ausflug, hab aber nicht die Wahl.

schlimm finde ich vororte. banlieus. pariser banlieus zum beispiel. richtige ghettos. blockbauten. die schon depressionen verursachen, wenn man davor steht. geschweige denn darin leben.
Klingt als wärst du auch mal in Ampére gewesen :)
Die wunderschön aussehenden Vororte, wie dieser hier verursachen
auch Depressionen, aber eher wegen der Menschen.
Klassische amerikanische Vorstadt würde ich das hier nennen, war auch der
Amisektor nachm Krieg. Sprich alles schön grün und ruhig, aber voll
von neureichen Egoisten.

Im großen und ganzen sind die ganzen Selbstmorde die hier in diesem
Grünen Randstadtgebiet geschehen und schön verschwiegen werden
sehr bezeichnend für das, was ich meine.
In letzter Zeit kann man sich nicht mal Abends in den Park setzen, ohne
mit Bierflaschen beworfen zu werden, und von völlig
fremden frustrierten jeden Alters beschimpft zu werden.
Letztens bin ich z.B. wieder meinen Standardweg richtung Grün gelaufen,
da kam aus irgend einem dieser riesigen Vorgärten eine der vielen riesigen
Villas plötzlich: "Hau ab du Schwein, ich ruf die Bullen, verpiss dich, Schwein".
Ich dachte erst, da muss doch noch jemand sein, dem das gilt, aber weit und breit keiner, und war alles direkt zu mir gerichtet, leider ließ die offensichtlich frustrierte Dame nicht mit sich reden, sondern hat sich schnell wieder hinter ihren Bäumchen versteckt.
Sehr freundlich.
 
U

Unregistrierter Max

Gast
ich wohn in ner fast-großstadt (die leute fliehen in den speckgürtel, die stadt verfolgt sie per eingemeindungen, aber die 500.000 haben sie bei den eingemeindungen immer um 2-3.000 verpasst,aber die stadt ist für mehr als 700.000 gebaut)

ich schau aus dem bett aus dem fenster auf nen grünen innenhof, mit nest im baum vorm fenster, hab den stadtwald ne viertelstunde entfernt und das zentrum 5min. die kultursüdmeile 3min, alle freunde in 15min per rad erreichbar.

mehr tiere gibts hier auch als auf nen Land, hatte gerade erst vor paar monaten niedlichen fuchsnachwuchs in den gebüschen vorm haus.
mehr Kultur, aber das liegt sicher am Studentenpack,
mehr Möglichkeiten (man kann sich zwei,drei getrennte freundeskreise halten, abwechslung im milieu, stell ich mir auf'm land schwerer vor),
überall einkaufsmöglichkeiten,
man braucht kein auto, zu zweit auf einem fahrrad ist auch viel intimer,
man kann sein alleinseinhaben, braucht wochenlang keine bekannten und freunde zu sehen, wenn man lust hat. (was ein luxus ist)

man kann sich viel ungezwungener geben, ohne gleich auf immer irgendnen ruf wegzuhaben, gerade wegen der anonymität. Kann mehr mit seinem Wesen rumexperimentieren, während man vielleicht auf dem Land, dann schnell im allgemeinen Dorftratsch in einer Schublade steckt, was man ja dann auch ständig spürt (wenn man z.B. mal homosexualität ausprobiert und dann doch sich eher in frauen verliebt, wenn man in "komischen" outfits rumläuft, etc. etc.) Dorf ist halt nur für Leute nett, die sich selbst gerne im Norm-bereich aufhalten.

auf dem Land gibts häufig nur eine dominante Jugendsubkultur, das ist sicher im Westen häufig Hip-Hop/skater/o.Kiffertum, aber im Osten halt oft rechts (verständlich bei den Zukunftsaussichten, weniger Mobilität, daher geringe Freizeitangebote und die werden dann von rechten gemacht).

Hab außerdem festgestellt, dass man auf dem Land meist viel geschlossenere Dorgenkonsumenten-gruppen hat, sprich eine mittelgroße Gruppe bewegt sich auf gleichem Niveau, was dann dazu führt, dass in vielen Dörfern, rein prozentual viel mehr Jugendliche Chemie nehmen, weil die ganze gruppe es von den ersten experimentierern übernahm, während man in der Stadt viel durchgemischtere konsumentengruppen hat und nicht so einen vereinheitlungsdrang. Die Versorgungslage ist auf dem Land auch nicht schlechter, weil es immer genügend gibt, die Leute in der Stadt kennen. (hab selbst mal paar Dörfer mit grünzeugs versorgt)
Sind natürlich nur alles meine Beobachtungen, die können natürlich auch auf extremfällen beruhen.

@Schmusebär: Ich hab dir ja schonmal gesagt, dass ich denke du hast einfach das falsche umfeld erwischt, oder vielleicht ist es noch zu jung, wer weiß. ich halt dieses proklamierte "alle sehen anders aus, verhalten sich gleich und tolerieren sich nicht" viel zu oberflächlich, ich kann dir jetzt nicht meinen bekanntenkreis beschreiben, aber sei dir gewiß, dass es so einfach nicht ist.
Es gibt so unendlich viele formen wie menschen ihr leben, ihre partnerschaften, ihre berufung, ihre persönlichkeit betreiben, ich dachte gerade in der großstadt kriegt man davon ein wenig ahnung.
Und man kann sich ja selbst einen freundeskreis aufbauen, der aus ungewöhnlichen menschen besteht, womit man das toleranzproblem selbst voll gelöst hat. Und es gibt auch cliquen voll von ungewöhnlichen Menschen, man muss sie nur finden.
Und ich kann nurmal wieder betonen, du musst es ja nicht glauben, dass bei uns z.B., vllt. zufällig, die kleineren Kerle die schöneren, oder überhaupt frauen haben.
Und man muss auch kein Stylingmaß erfüllen, ich weiß ja nicht, was bei euch in der Hauptstadt mittlerweile so abgeht, aber bei uns werden auch Leute akzeptiert und gut gefunden, die aussehen und sich verhalten, wie grad von Omis geburtstag gekommen.
(gerade die kommilitonen, die kumpels immer mal mit in den garten der clique schleppen, sind manchmal ziemlich streber-mäßig aussehend/zurückhaltend; weil die kumpels sich dann schon die intelligenteren komos suchen; da schaut keiner komisch; und auch sonst sind unsere cliquen vom style der Menschen sehr durchgemischt)
Wie gesagt, wir machen vielleicht beide den Fehler, unsere Erfahrungen zur Wahrheit zu erklären, sie liegt ja wahrscheinlich dazwischen. aber dir schadet deine einstellungen ja viel mehr, als mir meine. Gerade wenn man bedenkt, dass verbitterung die ausstrahlung eines menschen schlicht zerstört.

Die ursprüngliche Frage, "allein unter vielen". Naja, ich denk, das ist ne Frage der persönlichen Verhaltensweisen. Man kann sagen, ich lern nur Leute über Wochen kennen, und mehrere Stunden reichen mir einfach nicht, dann wählt man seine Leute vllt. auch sorgfältiger aus, von wegen, man will ja nicht von ihnen genervt werden, man kann aber auch versuchen, so viele Menschen wie möglich kennenzulernen, und einfach ständig auf Menschen zugehen und versuchen sie in ein paar Stunden per Gespräch kennenzulernen.

Im Endeffekt kenn ich da beides, ich fühl mich gerne mal allein( ist noch der Unterschied ob es dann auch einsam heißt) kann mich aber auch so verhalten, dass ich es in der stadt nie bräuchte (Was auch das nette an der Stadt ist, diese Fülle an Menschen, die man kennenlernen kann. man braucht nur losgehen und sich in irgendne unbekannte kneipe zu setzen oder so).

Heißt, es ist ein "kann" an anonymität in der Stadt, während das gegenteil auf dem land ein "muss" ist, und ein "kann" an sozialer einbindung in der Stadt, was auf dem land auch so gut wie ein "muss" ist. da weiß ich ja was für mich das idealere ist.

Gruß Max
 
S

Schmusebär

Gast
Klar haben Kontaktfreudigere Menschen in der Stadt immer einen Vorteil,
in Berlin aber halt immer öfter nur, wenn sie auch äußere Kriterien Erfüllen,
mag andernorts verschieden sein, hab nur leider keine Kohle um zu verreisen
(häng hier schon ewig fest, und das Fahrrad ist auch für'n A****).

Etwas verschlossenere Menschen (derer es aufgrund fehlender Kindheit
auch einige gibt), haben es hier unendlich schwer, da man sich hier natürlich
gegen eine riesige Konkurrenz durchsetzen muss.

Der Fakt der Konkurrenz, gepaart mit der Eigenschaft vieler Großstädter allzu wählerisch (besonders in seltsamen oberflächlichen Aspekten = null Charakterliche hinterfragung) zu sein, begründet wohl schonmal grob die Nachteile.
 
T

Tasjana M.

Gast
Dann könnte ja die frühere Bewegung( "Alles für/alle in die Hauptstadt") endlich umgekehrt werden...
Für Bären ist immer noch Platz in Sachsens heimlicher Hauptstadt!
Haben schöne UNI + sonstige Bildungsstätten

Sowohl Menschen,Umgebung,Dialekt,Natur,Möglichkeiten,Kultur,Wohnungen...sind eben einfach viiiiel besser in "L.E."....
Und die Menschen sind hier ALLE etwas kleiner (-: ...weil "erdverbundener"...
Und die Mädels hübsch und lieb ! (außer den zugezogenen...)
 
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