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Hypersensibel

Stanserl

Neues Mitglied
Ich liebe meine Freundin. Sie ist oft stark in den Momenten, wo ich es nicht bin. Allerdings ist sie auch manchmal hochsensibel. Ein Beispiel, was mich immer aus der Bahn wirft, ist, dass sie von einer Sekunde auf die andere ruhig wird. Eine Tür geht zu. Sie ist dann so gut wie nicht mehr ansprechbar und ist dann nur noch körperlich anwesend. Und ich und auch andere wissen nicht, was passiert ist. Sie will es dann auch nicht vor anderen ansprechen. Was ja verständlich ist, aber manchmal gibt es einfach keine andere Möglichkeit. Und gerade wie beim letzten Mal. Ich hatte Besuch von meiner Schwester aus der Schweiz. Das kommt auch nicht alle Tage vor. Ich wollte ein schönes Wochenende bieten - und plötzlich - ist sie so. Etwas Ungesagtes steht wie ein Elefant im Raum. Aber es lässt sich nicht ansprechen, aussprechen - alle tappen im Dunkeln. Und der Abend ist ruiniert. Das hat mich so wütend gemacht, weil ich hilflos war. Und ich eigentlich einen schönen Abend haben wollte.
Und das sind Momente, wo ich vieles in Frage stelle. Sie hatte keine behütete Kindheit wie ich. Ihre Mutter war psychisch krank und konnte ihre Liebe nicht wirklich geben. Nachdem sich die Eltern getrennt haben, besteht so gut wie kein KOntakt mehr zu ihnen. Die Mutter veranstaltet Telefonterror, wenn sie sich nicht meldet - der Vater meldet sich nie. Von den übrigen Verwandten wird sie nicht so oft eingeladen, weil niemand ihre Mutter dabei haben will. Und wenn sie eingeladen wird, fühlen sich die anderen oft verpflichtet die Mutter auch einzuladen. Also am besten gar nicht einladen.
Trotzdem hat sie es geschafft - ganz alleine - eine intelligente, hübsche, liebenswerte Frau zu werden.
Nur manchmal - dann fühl ich mich eingeengt. Der Grund warum sie plötzlich so stumm an diesem Samstag war, ist der Folgende. Wir waren in der U-Bahn. Plötzlich blieb die Bahn ziemlich lange stehen. Teilweise bekomme ich dann Platzangst. Sie wollte mir Mut machen und ich reagierte etwas abweisend. - aber nur weil ich mich nicht in dieses Gefühl begeben wollte. Als wir ankamen war für mich alles ganz normal. Für sie war eine Welt zusammengebrochen.
Sie fand es dann noch eine Frechheit, dass ich vor sie vor allen Leuten gefragt habe, ob alles gut ist.

Mir schnürt es dann die Luft ab. Ich mache viele Sachen um ihr nicht vor den Kopf zu stoßen. Früher war sie auch noch mehr eifersüchtig. Mittlerweile kann ich auch mal alleine in den Urlaub fahren oder regelmäßig Freunde treffen - ohne das großes Tamtam ist. Aber wenn dann mal wieder so ein Moment ist.. dann macht es mich kirre.
Gestern Abend war ich dann noch nicht so weit ihr richtig Wärme zu geben. Wir hatten uns vorher unterhalten über den Abend. Sie fand es unmöglich, dass ich sie vor meiner Schwester etwas wütend angesprochen habe, was denn eigentlich los sei. Und ich, dass sie mich in eine Situation gebracht hat, wo ich nicht mehr rauskommen konnte.
Sie hat zum Schluss sogar eingesehen, dass sie den Konflikt verursacht hat. Und sie hat verstanden warum ich etwas abweisend in der Ubahn reagiert habe. Sie hat mir versprochen daran zu arbeiten, weil sie weiss, dass es oft ein Muster von ihr ist aus Gefühlen nicht rauszukommen.
Sie war sehr traurig, dass ich ihr das immer noch anlaste - aber wenn ich mit den Gefühlen noch nicht so weit bin - kann ich mich nicht verbiegen und so tun als wäre alles in Ordnung.

Meiner Meinung nach muss man Probleme ansprechen.. zumindest wenn sie einen ersticken und ich glaube auch, dass man gestärkt daraus hervorgeht. Aber sie grosse Angst vor STreit - weil sie fürchtet, dass man alles gleich hinschmeisst.

Ja, was ist eigentlich meine Frage? Kennt ihr das? Wie läuft das bei euch ab? Habt ihr Tipps mehr Leichtigkeit in die Beziehung reinzubringen? Ich liebe sie - aber ich sehne mich manchmal auch nach Freiheit.
 
G

Gelöscht 120756

Gast
Ich bin auch sensibel. Das klingt komisch bei einem Mann, aber ich bin es.

Ich habe PTBS und schon vorher war ich jemand, der sehr hibbelig ist und auf manche Trigger erst mal mit Furcht vor dem Unbekannten reagiert.

Mich stresst das Bahnfahren auch und ich mag es auch sehr, sehr ungern, wenn Leute, die ich mag, allein an unbekannten Orten Urlaub machen. Ich mache mir dann große Sorgen um sie.

Ich seh das aber als meine Aufgabe an, mich zu regulieren. Andere können schließlich nichts dafür.

Ich ebenfalls nicht gerne vor anderen Leuten gefragt werden, ob alles okay ist, weil mir meine Privatsphäre sehr wichtig ist und ich ein Schamgefühl habe. Ich habe Angst vor Gesichtsverlust. Es kratzt an meinem Selbstbewusstsein. Um ehrlich zu sein, finde ich ein bisschen respektlos, wenn ich nicht entscheiden darf, was ich vor allen diskutieren will und was nicht. Ich fühle mich dann nicht geachtet.

Wenn man das mit mir besprechen möchte, dann bitte allein.

Ansonsten würde ich sagen, dass es meine Aufgabe ist, damit klar kommen. Das ist nicht die Aufgabe von anderen. Ich bin ein erwachsener Mann und deswegen muss ich selbst mit diesen Gefühlen klar kommen zum Wohle meiner Angehörigen.

Das ist manchmal sehr stressig und ich freue mich über Verständnis, aber es ist meine Aufgabe erwachsen und so, dass es keinem schadet, damit umzugehen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
G

Gelöscht 126263

Gast
Deine Freundin muss lernen, Dir Rückmeldungen zu geben. Ich war in jungen Jahren auch so, dass ich aus verschiedenen Gründen plötzlich nicht mehr reagieren konnte und verstummt bin. Ich habe autistische Gene in mir, mein Bruder war Asperger. Vielleicht ist da bei Deiner Freundin auch etwas in der Richtung?

Ich habe mir regelrecht antrainieren müssen, in solchen Situationen zu sagen: "Lass' mich mal für einen Moment in Ruhe. Ich kann gerade nicht sagen, warum es mir so oder so geht. Ich brauchen etwas Zeit, um darüber nachzudenken. Es hat aber nichts mit Dir/Euch zu tun."

Ich denke, es wäre Dir viel geholfen, wenn Deine Freundin sich zumindest so audrücken könnte, das würde Dir viel Druck nehmen und das Rätselraten ersparen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das schwer ist, aber man kann sich das wirklich anerziehen.

War Deine Freundin schon mal in einer Therapie? Ihre Kindheit scheint ja nicht rosig gewesen zu sein. Ich denke, dass könnte ihr/Euch sehr helfen.
 

Holunderzweig

Aktives Mitglied
Ich liebe sie - aber ich sehne mich manchmal auch nach Freiheit.
Learning by doing...

Ihr könnt ja gemeinsam ausmachen, dass ihr euch treu seid, egal, was passiert, ihr lernt nun die Spur aufzubauen, die korrekt ist, auch wenn sich das wie ein Hürdenlauf anfühlt streckenweise, bleibt dabei: man verzeiht sich alles..wenn das nicht machbar ist, dann gehts halt nicht, ihr habt es versucht.

Im Klartext bedeutet das, lass sie sein, wie sie ist, sie muss dich sein lassen, wie du bist und das ganze "Befindlichkeitsgehabe" ignoriert ab jetzt und tut das als vorübergehende Launen ab. Die legen sich, die hören auf mit der Zeit. So ähnlich wie: lassen wir uns heilen von unserem mangelndem Vertrauen, lernen wir normal zu sein, indem wir uns von unseren Emotionen nicht mehr beeinträchtigen lassen.

Also mach, wonach dir ist und egal wie sie im Moment drauf reagiert, das soll euch egal sein. Falls sie die Rollos runterlässt, dann sag nichts, sei nicht verwirrt oder beleidigt und fühl nicht Panik deshalb, nimms hin und verzeih das, indem du akzeptierst, dass sie diese Eigenart noch hat. Die legt sich. Muss sich legen, entweder eine gute und beglückende Liebesbeziehung, oder diese Launenhaftigkeit, einer muss gehen. Helft euch gegenseitig "gesund" zu werden.
 

°°°abendtau°°°

Sehr aktives Mitglied
G

Gelöscht 120756

Gast
Entschuldigung, ich glaubte, dass sie auch Platzangst hatte. Das hast du jedoch nicht geschrieben.
Hattest nur du Platzangst?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Stanserl

Neues Mitglied
Sie hat vor 3 Wochen eine Gruppentherapie angefangen, da keine Einzeltherapie frei war. Bis jetzt hilft es ihr nur soweit, dass sie sich zweitweise in gewissen Problemen wiedererkennt.
Ich finde, dass macht durchaus Sinn was du sagst. Und ja - sie hat mir selber gesagt, dass sie in einigen Dingen manchmal denkt, dass sie eine authistische Veranlagung hat. Was hat dir denn genau geholfen? Danke für deinen wertvollen Rat.
 

Stanserl

Neues Mitglied
" Helft euch gegenseitig "gesund" zu werden."

Das ist ein guter Rat. Ich würde mich auch nie als die allein Leidtragende bezeichnen. Jeder von uns beiden leidet manchmal. Aber es sind auch wieder wunderschöne Momente da. Besonders wenn man merkt, dass man zusammen vorwärts geht.
 
G

Gelöscht 126263

Gast
Was hat dir denn genau geholfen?
Falls Du mich damit meinst: Bewusstwerdung. Achtsamkeit. Hinspüren, was gerade mir los ist und das dann auch kommunizieren. Mein Mann war ein gutes Korrektiv, indem er immer wieder darauf insistiert hat, ihm mitzuteilen, was gerade bei mir abläuft.

Ich musste auch meinen ganzen Mut zusammennehmen, denn in meiner Kindheit habe ich so etwas nicht gelernt. Da war so etwas überhaupt nicht gefragt, ganz im Gegenteil. Aber es lohnt sich wirklich, es macht frei. Und eine Beziehung gewinnt unglaublich an der gegenseitigen Offenheit.

Aber bitte dränge Deine Freundin nicht zu sehr. Wenn sie sich mehr öffnen soll, dann braucht sie das Gefühl, dass sie damit auch angenommen wird.
 
G

Gelöscht 120756

Gast
Falls Du mich damit meinst: Bewusstwerdung. Achtsamkeit. Hinspüren, was gerade mir los ist und das dann auch kommunizieren. Mein Mann war ein gutes Korrektiv, indem er immer wieder darauf insistiert hat, ihm mitzuteilen, was gerade bei mir abläuft.

Ich musste auch meinen ganzen Mut zusammennehmen, denn in meiner Kindheit habe ich so etwas nicht gelernt. Da war so etwas überhaupt nicht gefragt, ganz im Gegenteil. Aber es lohnt sich wirklich, es macht frei. Und eine Beziehung gewinnt unglaublich an der gegenseitigen Offenheit.

Aber bitte dränge Deine Freundin nicht zu sehr. Wenn sie sich mehr öffnen soll, dann braucht sie das Gefühl, dass sie damit auch angenommen wird.
Bei mir war das auch nicht so gefragt und ich hatte auch die gegenteiligen Vorbilder. Meine Eltern sind schon gefühlig, aber die unterdrücken es.
Mir wurde eher vermittelt, dass man tough und ehrenvoll sein soll.

Ich bin aber gefühlig und ich mag gerne kommunizieren unter den richtigen Voraussetzungen. Ich mag es, wenn man mich nach den Gefühlen fragt, aber nicht vor allen Leuten, denn dann schäme ich mich, wie schon erwähnt.

Ich schätze Privatheit.

Ich schätze es, wenn jemand freundlich fragt, wenn er mich dabei berührt. Das ist für mich total wichtig. Ich mag es, wenn man meine Hand nimmt oder mich in den Arm nimmt, wenn ich Stress habe.

Ich mag es nicht, wenn meine Gefühle abgewertet werden.

Ich weiß es zu schätzen, wenn man versteht, dass ich nicht alles perfekt verbalisieren kann.

Hast du sie mal gefragt, was sie gerne von dir hätte @Stanserl?
 

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