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Tristes Leben bei jungen Erwachsenen

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Kater08

Mitglied
Hallo liebe Forumsgemeinde,

ich habe seit Jahren den Eindruck, dass die Generation der jungen Erwachsenen es sozial und wirtschaftlich deutlich schwerer hat als noch vor 25 Jahren.

Zwischen 25 und 30 Jahren war es vielen möglich, einen festen Job und Wohnung ohne Befristung zu haben oder sogar mittelfristig eine Immobilie zu erwerben. Ein Auto oder zumindest ein Moped wurde oft noch in der Ausbildung angeschafft. Die Politik ist leider seit Jahren gegen den klassischen Verbrenner gerichtet und in mittleren bis großen Städten wird Autofahren immer unattraktiver.

Hatte ein 30-Jähriger in so einer Stadt vor 25 Jahren noch einen festen Job, sichere Wohnung und Auto, so arbeiten viele brachenübergreifend immer mehr über Fremdfirmen und bei Übernahme dennoch in befristeten Verträgen.
Eine Immobilie erscheint unerschwinglich, Kredite gewagt und auch wenn der Geldbeutel den Erwerb eines Autos zulässt, überlegt man es gut, ob man Sprit, Versicherung, Steuer und Reparaturen zahlen will, wenn der ÖPNV in der Stadt akzeptabel ist. Man leistet sich also weniger, dafür wird das Geld von vielen für Erlebnisse wie Urlaube, Parties, Restaurantbesuche und sonstige Vergnügungen ausgegeben.

Ich selber lebe in Landshut und es wird gefühlt immer schwerer, Leute abseits der Arbeit kennenzulernen. Über soziale Netzwerke gelingt das nur sehr eingeschränkt, weil Nachrichten von nicht befreundeten Leuten oft in "Sonstiges" oder "Anfragen" landen und der/diejenige dort kaum reinschaut. Zugegeben gibt es gelegentlich über Facebookgruppen organisierte Treffen, doch tiefergehende Bekanntschaften entstehen selten. Das Klientel war meist zwischen 40 und 50 Jahre alt, da war ich mit damals 29 Jahren der Jüngste. Gut, man war unter Leuten und hat ein paar Gespräche geführt. Doch jedes Mal dafür 25 bis 30 Euro auszugeben, mag man auch nicht.

Eher lernte ich Leute in kleinen Kneipen näher kennen und die Kontakte hielten auch monatelang. Doch eben diese gemütlichen Kneipen findet man immer seltener. Es passen 20 bis 35 Leute rein, sodass man sich 1 Stunde nach Öffnung raumbedingt zu anderen setzen muss. Im großen Gasthaus ist es weniger üblich, sich als Fremder zu anderen zu setzen, wenn andere Tische frei sind. Kommt man zu zweit oder mit mehr Leuten, läuft es ähnlich. Man bleibt als Gruppe unter sich.

Nach einigen Chats und Gesprächen mit älteren Leuten, erlebe ich es persönlich so, dass man sich früher eben mehr leisten konnte und es deutlich entspannter war, Leute kennenzulernen oder auch mal einen Flirt zu erleben. Filmszenen, so sich Mann und Frau ungezwungen am Tresen begegnen und daraus eine Affäre entsteht, erscheinen mit mittlerweile im realen Leben kaum vorstellbar. Zudem kommen tummeln sich in den wenigen übrigen Bars 80 % Männer.
 

Waingro

Aktives Mitglied
Tja und es wird nicht unbedingt besser. Ein Haus zu bauen oder ein fertiges zu kaufen, egal ob als Single ein kleines Häuschen oder zu zweit etwas Größeres, ist selbst mit einem soliden Einkommen nur schwer zu bewerkstelligen, weil die Kosten einfach eklatant in die Höhe geschossen sind.

Es ist ja nicht nur der Kredit, der über Jahre hinweg getilgt werden muss, sondern eben auch sämtliche laufende Kosten inklusive unerwarteter Ausgaben für die man idealerweise immer etwas auf der hohen Kante haben sollte.

Natürlich verdienen die Leute heute mehr als noch vor einigen Jahren, in Relation zu damals sind die Kosten für Häuser aber wesentlich stärker und rasanter gestiegen, wodurch es für den Großteil zum finanziellen Drahtseilakt wird, sich eine Hütte für 350.000 und mehr hinzustellen.

Nun haben wir dazu auch noch eine ziemlich saftige Inflation die sich durch alle Bereiche zieht, was dazu führt, dass die, die ohnehin schon Spitz auf Knopf leben, sich weiter einschränken müssen und diejenigen, die zu den besser verdienenden gehören, zumindest keine all zu großen Sprünge mehr machen können.
 

Trope

Mitglied
Die soziale Komponente hat leider auch viel mit dem Zeitgeist zu tun. Man spricht heute nicht mehr so leicht fremde Leute an. Man könnte ja unbeabsichtigt in jemandes Safe Space eindringen und sich durch unsensiblen Sprachgebrauch dem Vorwurf ableistischer verbaler Mikroaggression ausgesetzt sehen. Oder das Gegenüber ist gerade auf dem Sprung, um sich an irgendeiner Fahrbahn festzukleben. Da hat man dann mit Ü30 auch wenig Lust drauf.
 

kasiopaja

Urgestein
Hallo liebe Forumsgemeinde,

ich habe seit Jahren den Eindruck, dass die Generation der jungen Erwachsenen es sozial und wirtschaftlich deutlich schwerer hat als noch vor 25 Jahren.

Zwischen 25 und 30 Jahren war es vielen möglich, einen festen Job und Wohnung ohne Befristung zu haben oder sogar mittelfristig eine Immobilie zu erwerben. Ein Auto oder zumindest ein Moped wurde oft noch in der Ausbildung angeschafft. Die Politik ist leider seit Jahren gegen den klassischen Verbrenner gerichtet und in mittleren bis großen Städten wird Autofahren immer unattraktiver.

Hatte ein 30-Jähriger in so einer Stadt vor 25 Jahren noch einen festen Job, sichere Wohnung und Auto, so arbeiten viele brachenübergreifend immer mehr über Fremdfirmen und bei Übernahme dennoch in befristeten Verträgen.
Eine Immobilie erscheint unerschwinglich, Kredite gewagt und auch wenn der Geldbeutel den Erwerb eines Autos zulässt, überlegt man es gut, ob man Sprit, Versicherung, Steuer und Reparaturen zahlen will, wenn der ÖPNV in der Stadt akzeptabel ist. Man leistet sich also weniger, dafür wird das Geld von vielen für Erlebnisse wie Urlaube, Parties, Restaurantbesuche und sonstige Vergnügungen ausgegeben.

Ich selber lebe in Landshut und es wird gefühlt immer schwerer, Leute abseits der Arbeit kennenzulernen. Über soziale Netzwerke gelingt das nur sehr eingeschränkt, weil Nachrichten von nicht befreundeten Leuten oft in "Sonstiges" oder "Anfragen" landen und der/diejenige dort kaum reinschaut. Zugegeben gibt es gelegentlich über Facebookgruppen organisierte Treffen, doch tiefergehende Bekanntschaften entstehen selten. Das Klientel war meist zwischen 40 und 50 Jahre alt, da war ich mit damals 29 Jahren der Jüngste. Gut, man war unter Leuten und hat ein paar Gespräche geführt. Doch jedes Mal dafür 25 bis 30 Euro auszugeben, mag man auch nicht.

Eher lernte ich Leute in kleinen Kneipen näher kennen und die Kontakte hielten auch monatelang. Doch eben diese gemütlichen Kneipen findet man immer seltener. Es passen 20 bis 35 Leute rein, sodass man sich 1 Stunde nach Öffnung raumbedingt zu anderen setzen muss. Im großen Gasthaus ist es weniger üblich, sich als Fremder zu anderen zu setzen, wenn andere Tische frei sind. Kommt man zu zweit oder mit mehr Leuten, läuft es ähnlich. Man bleibt als Gruppe unter sich.

Nach einigen Chats und Gesprächen mit älteren Leuten, erlebe ich es persönlich so, dass man sich früher eben mehr leisten konnte und es deutlich entspannter war, Leute kennenzulernen oder auch mal einen Flirt zu erleben. Filmszenen, so sich Mann und Frau ungezwungen am Tresen begegnen und daraus eine Affäre entsteht, erscheinen mit mittlerweile im realen Leben kaum vorstellbar. Zudem kommen tummeln sich in den wenigen übrigen Bars 80 % Männer.
Früher war auch nicht alles besser. Es gab beispielsweise gar kein Kindergeld.
Früher war alles besser ist auch realitätsfern.
Und jeder gestaltet sein Leben selber, was durchaus sehr gut möglich ist.
Keiner ist immer Opfer der äußeren Umstände.
 

beihempelsuntermsofa

Sehr aktives Mitglied
Früher war auch nicht alles besser. Es gab beispielsweise gar kein Kindergeld.
Früher war alles besser ist auch realitätsfern.
Und jeder gestaltet sein Leben selber, was durchaus sehr gut möglich ist.
Keiner ist immer Opfer der äußeren Umstände.
Der TE redet von vor 25/30 Jahren.
Kindergeld gibt es seit den 50ern.
Was also hat dein Kommentar mit dem zu tun, was der TE schreibt?
Nichts.
Und ja, ich denke auch, dass in den 80er/90er Jahren vieles einfacher war als heute. Gerade für junge Leute.
In der jetzigen Zeit würde ich wahrscheinlich auch keine Kinder bekommen wollen.
 

Sofakissen

Aktives Mitglied
Früher lebten die Menschen noch auf niedrigerem Niveau. Man hatte (wenn überhaupt) nur ein Auto. Das Haus oder die Wohnung waren nicht selten so klein, dass sich mehrere Kinder ein Zimmer teilen mussten. Nicht zu vergessen dass man die Eltern oft noch mit drin wohnen hatte oder die ledige alte Tante, die einem für die Einliegerwohnung nen netten Zuschuss gab.

Fast Food und McDonalds gab es nicht. Gegessen wurde daheim, die Frau hat gekocht und dabei aufgepasst, dass nichts verdirbt. Als Mittagessen für den Gatten gab es ein belegtes Brot aus der Brotdose oder Reste vom Vortag in die Arbeit mit. Urlaub gab es mit viel Glück alle 5 Jahre mal (mit dem Auto und Zelt ans Meer, in Deutschland oder den Nachbarländern, nix Flugzeug).

Es wurde auch sonst weniger konsumiert. Kleider von der Stange gab es in Nachkriegszeiten schon, die wurden dann emsig repariert und geflickt. In meiner Kindheit gab es immer "Werktagskleidung" und "Sonntagskleidung". In Kirche und Schule durfte man die schönen Sachen anziehen. Nach der Schule musste ich mich aber immer sofort umziehen und die alten Sachen von 5 Generationen an Cousinen tragen, die mehr als nur aus der Mode gekommen waren. Geduscht wurde nur selten, samstags wurde gebadet und ein Kind nach dem anderen ins selbe Badewasser gesetzt. Unter der Woche musste eine Katzenwäsche reichen.

Und: man hatte schlicht früher gearbeitet. Zwischen 14-16 ne Ausbildung angefangen, mit 20 voll verdient, bis 30 wohnte man dann billig bei Mama (nicht selten mitsamt Ehefrau und den ersten 2 Kindern) und hatte dann ein nettes Sümmchen gespart, das die heutige junge Generation für Miete und Studium braucht. Zudem hatten viele ein Handwerk gelernt, weshalb es a) genügend (günstige) Handwerker gab und b) man sich gegenseitig die Häuser nach dem Prinzip "eine Hand wäscht die andere" hochgezogen hat. Wird auch heute noch gern gemacht. In meiner Gegend haben die Handwerker alle ein Haus, lediglich wir Akademiker schauen - je nachdem was studiert wurde - in die Röhre, weil wir eben keine Connections haben und je nach Studiengang auch nicht mehr verdienen als der Handwerker, der dafür schon 10 Jahre früher mit arbeiten begann.

Ich will nicht abstreiten, dass es auch Leute gibt, die trotz viel Verzicht kein Haus kaufen können. Aber die gab es auch früher schon. Und es war auch schon immer so, dass sie vor allem in Städten viele nur die Miete, aber kein Eigentum leisten konnten.

Die soziale Isolation ist teilweise auch selbstgewählt. Auch heute gibt es noch Vereine und Ehrenämter, in welchen man sich organisieren kann. Und zumindest in den Dörfern und Städten in welchen ich in den letzten 10 Jahren gelebt hatte, gab es massenhaft Dorf/Stadtfeste. Es ist nur schlicht bequemer geworden, seine sozialen Kontakte via Smartphone von zu Hause aus zu pflegen.
 

Mipft

Aktives Mitglied
Nein, ich glaube es ehrlich gesagt nicht. Ohne Unterstützung der Eltern hätten wir niemals ein Haus kaufen können, obwohl wir beide zum damaligen Zeitpunkt beide Vollzeit gearbeitet haben und auch nicht schlecht verdient haben. Und wir sind mittlerweile über 50.

Und auch kennenlernen geht eigentlich noch so wie immer. Nur mittlerweile verlassen sich so viele nur noch auf die (a)sozialen Netzwerke. Einfacher ist es, Menschen im echten Leben kennen zu lernen. Ich denke, dass die sozialen Medien leider auch viel dazu beitragen, dass es vielen Leuten dadurch einfach viel schwerer fällt, Kontakte im RL zu machen. Da kann ich eben nicht einfach zum nächsten Bild oder Video wischen.
 
G

Gelöscht 124459

Gast
Kommt halt drauf an, was man vom Leben erwartet. Viele alte Statussymbole wie Haus und Auto verlieren einfach ihre Bedeutung.

Eine Immobilie zu kaufen macht für mich zum Beispiel mit 33 finanziell einfach keinen Sinn mehr. Die Kosten übersteigen das was ich an Kaltmiete in den nächsten 45 Jahren zahlen werde (wobei ich es sehr optimistisch finde überhaupt 78 zu werden) deutlich und dabei ist eingepreist, dass mein Vermieter das Maximum von 15% Mietsteigerung in 3 Jahren stets ausreizen wird. Wieso sollte ich für ein Statussymbol also draufzahlen?

Das gleiche mit Autos: wieso sollte ich 500€ Kosten im Monat für ein eigenes Auto haben bei dem ich immer das Risiko von Wertverlust und ungeplanten Kosten durch Unfälle habe, wenn ich für das gleiche Geld auch ein Auto-Abo abschließen kann, bei dem der Wagen einfach ausgetauscht wird wenn er zu alt oder kaputt ist?

Wozu eine riesige Plattensammlung, wenn ein Spotify-Abo mir genau das gleiche bringt?

Dafür gibt es heute neue Statussymbole die viele haben wollen: Reisen ans andere Ende der Welt, Sabbaticals, Smartphones etc. Hat sich halt alles etwas verschoben.

Ich empfinde es zudem als Vorteil, dass man in Bars niemanden mehr kennenlernt. Man ist ohnehin zu jedem Zeitpunkt mit hunderten Menschen verbunden und ist durchgehend kontaktierbar, da hat es etwas sehr angenehmes einfach mal in Ruhe gelassen zu werden.

Das Leben ist heute nicht schlechter, nur anders.
 
Status
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