Orientierungslos

[pete]

Das mit den Zielen stecken, erreichen versuchen, und verbessern, weil die nicht in Granit gemeisselt sind ist ja nicht falsch, und doch seh ich das etwas differenzierter.

Das, was ich persönlich erreichen WOLLTE, hab ich nicht erreicht bzw. es hat sich wieder verflüchtigt - und ich habe hart gekämpft dass es nicht so käme.

Sollte ich mich deshalb als unfähig, als Totalversager sehen und in eine selbstmitleidige Depression fallen ? Nein, ich habe auf meinem Lebensweg andere Dinge gelernt und erfahren als die, die ich wollte. Und ich möchte NICHTS, aber auch gar nichts von meiner Lebenserfahrung missen.

Aus meiner Sicht kann daher ganz klar auch der Weg das Ziel sein - und: da ich von der Wiedergeburt überzeugt bin, könnten wir uns VOR unsrem derzeitigen Menschenleben ganz andre Ziele gesteckt haben, als sie uns im Hier und Jetzt bewusst sind.

Peter

 

[EuFrank]

Hallo Aquila!

Freiheit heißt doch auch, sich freiwillig in eine Abhängigkeit begeben zu können, oder?...

Das hört sich auf den ersten Blick wie ein Widerspruch an . Dazu fällt mir ein Spruch von Immanuel Kant ein: "Nur der ist frei, der von sich selbst abhängt.". Das bedeutet, dass man frei und autonom wird, wenn man sich seiner Vernunft und damit dem moralischen Gesetz unterstellt. Man soll nicht fremdbestimmt sein!

Johann Gottlieb Fichte hält das Streben nach Freiheit für eine Pflicht. Ich halte viel von Freiheit und Unabhängigkeit. Der Mensch ist einfach nicht dazu geboren, sich zu verleugnen, seine Vernunft an den Nagel zu hängen und ein Sklave von fremden Meinungen zu werden. Es kommt darauf an, ob man seine Entscheidungen aus einer Gesinnung der Selbstständigkeit oder Abhängigkeit trifft.

 

[Benjamin-29]

26 Dimensionen hingegen sprengen jegliche mir mögliche Vorstellungskraft.
Ich weiss, dass die Mathematiker rein formal in n beliebigen Dimensionen rechnen können; wobei mir aber mal ein Mathematikprofessor anvertraute, dass auch er sich darunter nichts mehr vorstellen könne.

Dann wissen wir genau gleich viel. Mir hat ein Mathematiker mal erklärt, dass 26 Dimensionen das sind, womit man momentan vernünftig rechenen könnte.
Die Physik erklärt die Welt im Moment wohl in der String-Theorie mit 10 oder 11 Dimensionen.

Würde es zu sehr off topic sein, mal kurz anzudeuten, um was für Dimensionen es sich dabei handelt?

Das ist eine lustige Sache. Vorstellen können Menschen sich im Raum nur drei Dimensionen. Die Mathematiker können die höheren Dimensionen wie du sagst auch nur berechenen - aber nicht anschaulich machen.

Man kann sich aber einigermassen vorstellen, wie die 4. Dimension aus unserer Perspektive aus aussieht. Das wird in einem ziemlich alten Buch nett erklärt: "Im Zaubergarten der Mathematik" oder so ähnlich heisst es.

Dort wird zunächst beschrieben, wie eine zweidimensionale Welt aus unserer Perspektive aussieht - und dann daraus die 4. Diminsion erklärt. Zweidimensionale Menschen wären z.b. total flach. Was für uns einer Kugel ist, ist für sie ein Kreis - denn sie können sich die 3. Dimension ja nicht vorstellen. Was für uns ein Würfel ist, ist für sie ein Quadrat, etc.

Witzig wird das, wenn man sich überlegt, welche Dinge wir können, die den zweidimensionalen Menschen unvorstellbar sind. Nimm z.B. mal zwei rechtwinklige Dreiecke, die zwar die gleiche Geometrie haben, aber spiegelverkehrt sind - z.B. die beiden gelben
Flächen rechts und links in dem Bild: http://eddy.uni-duisburg.de/Treitz/denkmnu/fragen/para.gif

Wenn man die beiden Dreiecke ausschneidet und auf dem Tisch (also innerhalb von 2 Dimensionen) hin und her schiebt, dann kann man sie nicht so übereinander schieben, dass sie sich genau überdecken. Sie sind halt spiegelverkehrt aufgebaut.

Man könnte aber eines der beiden Dreiecke vom Tisch hochnehmen (also in die 3. Dimension bringen) und umklappen - dann wären sie nicht mehr spiegelverkehrt und würden überenander passen. Zum Umklappen müsste man sie aber von der zweidimeinsionalen Tischfläche lösen und in der 3. Dimension bewegen. Wir können das - für die die Menschen in der 2. Dimension wäre das unvorstellbar.

Wenn man sich nun zwei dreidimensionale Körper vorstellt, die spielgelverkehrt sind, dann wäre das z.B. ein Paar Schuhe. Die kann man drehen und bewegen wie man will - sie bleiben immer spielgelverkehrt. Menschen aus der 4. Dimension könnten nun einfach den linken Schuh nehmen und in der 4. Dimension drehen - und für uns würde dadurch daraus ein rechter Schuh.



Genauso sieht es mit abgeschossenen Körpern aus. Ein Kreis ist für zweidimensionale Menschen ein von allen Seiten geschlossener Körper. Sie könnten nichts in den Kreis hineinlegen oder herausnehmen, ohne den Kreis zu öffnen. Wir aus der 3. Dimension können aber ohne Weiteres in einen Kreis hereingreifen, ohne den Kreis zu öffnen. Menschen aus der 4. Dimension könnten also einfach so in einen für uns von allen Seiten geschlossenen Körper hereingreifen und etwas herausnehmen oder reinlegen.


Wenn man sich z.B. eine zweidimensionale Welt als ein Blatt Papier vorstellt, in dem die zweidimensionalen Menschen leben - dann könnten wir dreidimensionalen Menschen eine Nadel nehmen und in das Papier stechen. Für die zweidimensionalen Menschen würde das so aussehen, als ob irgendwo in ihrer Welt plötzlich aus dem Nichts ein Kreis erscheinen würde. Sie könnten den Kreis von allen Seiten betrachten und behaupten, dass der Kreis ohne ersichtlichen Grund erschienen ist und einfach so ohne irgend einen Halt in der Luft schwebt. Wenn wir die Nadel wieder herausziehen, würde der Kreis wieder verschwinden.

Man könnte sich nun überlegen, wie es für uns dreidimensionale Menschen aussehen würde, wenn ein vierdimensionaler Mensch eine Nadel in unsere Welt stechen würde: Wir würden sehen, wie eine dreidimensionale Kugel erscheint. Warum die Kugel erschienen ist und warum sie einfach so in unserer Welt schwebt, könnten wir uns nicht erklären.


So gesehen, könnte man unsere Erde auch als gigantische Stecknadel erklären, die jemand aus der 4. Dimension in unsere Welt reingesteckt hat. Das wäre unter Anderem eine nicht zu wiederlegende These für die Entstehung unserer Welt. Gottes Nadelkissen sozusagen.
Die alten Griechen haben das übrigens schon so gemacht, ohne dass sie von höherer Geometrie wussten. Für Plato war unsere Welt ein Abbild, oder ein "Schatten" aus einer höheren Welt, die realer war als das was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können.

 

[Polux]

... Was für uns ein Würfel ist, ist für sie ein Quadrat, etc. ...

Nett erklärt! Wen das interessiert, dem könnten vielleicht auch diese Bücher gefallen:
Flächenland eine „mathematische Satire“ von E.A. Abbott und
Gödel, Zappa, Rock'n Roll von Rudy Rucker und
Die Wunderwelt der Vierten Dimension. Ein Kursbuch für Reisen in die höhere Wirklichkeit auch von Rudy Rucker.
Rudy Rucker ist in diesem Zusammenhang überhaupt empfehlenswert. Witzig und lehrreich

 

[Polux]

... kann daher ganz klar auch der Weg das Ziel sein..

pssst, nicht so laut! Natürlich ist es das letztendlich. Nur ist der Spruch: Der Weg ist das Ziel so platt wie er wahr ist. Die Emergenz muss sich, zumindest meine Erfahrung, jeder selbst erarbeiten.

Vielleicht vergleichbar mit diesen Computer 3d-Bildern die vor einigen Jahren so in waren. Man muss schon selbst schielen um die drei Rosen zu sehen

 

[Benjamin-29]

Die Wunderwelt der Vierten Dimension. Ein Kursbuch für Reisen in die höhere Wirklichkeit auch von Rudy Rucker.

Schon bestellt, danke.
Wikipedia sagt übrigens, dass Rudy Rucker ein Ur-Ur-Ur-Enkel von Hegel ist.



Edit
Von wegen Wegen und Zielen: Man kann sich ja auch kurzfristigere Ziele setzen, von denen aus man dann wieder das Nächste ansteuert. So gesehen wäre dann das erreichte Ziel ein Teil des Weges.

Aber so oder so - für die Auswahl der Ziele braucht es schon eine Orientierung.

 

[deadwood]

Benjamin,

danke für deine Mühe, mir|uns höhere Dimensionen zu erklären.
Ich fand die von dir benutzten Bilder sehr anschaulich.

 

[deadwood]

Vielleicht vergleichbar mit diesen Computer 3d-Bildern die vor einigen Jahren so in waren. Man muss schon selbst schielen um die drei Rosen zu sehen

Polux, du hast mich mit diesem beiläufig angehängten Satz wieder in tiefe Selbstzweifel gestürzt.
Ich muss gestehen, dass ich, als diese Bilder beinahe an jeder Ecke hingen, nie in der Lage gewesen war, etwas anderes als symmetrische Muster darauf zu erkennen, so sehr ich auch meine Augen verdreht hatte.
Ich habe es dann irgendwann als des Kaisers neue Kleider abgetan, um mein Selbstwertgefühl nicht zu sehr davon beschädigen zu lassen.
Eine andere tröstliche meiner Interpretationen war, dass das optische System meiner Augen oder der Bildverarbeitungsprozessor in meinem Hirn aufgrund einer genetisch bedingten Anomalie bei mir einfach keine anderen Bilder hervorbringen wollte.

Schon zweifel ich wieder, ob mir nicht doch ein wichtiger Sinn für die menschliche Rezeptionsfähigkeit abgeht, der möglicherweise die Ursache eines Teils meiner Probleme ist?

 

[Benjamin-29]

Ich muss gestehen, dass ich, als diese Bilder beinahe an jeder Ecke hingen, nie in der Lage gewesen war, etwas anderes als symmetrische Muster darauf zu erkennen, so sehr ich auch meine Augen verdreht hatte.

Das wird jetzt sehr OT - wenn dir die Sache wichtig ist, dann mach doch einen extra Thread auf.
Ich wär da übrigens dabei, weil ich diese Bilder auch sehr schwer erkenne. Besonders nervig ist, dass ich in stereoskopischen Darstellungen Höhen und Tiefen vertauscht sehe - also ein Tal erscheint mir als Höhenzug und umgekehrt. Würd mich auch mal interessieren woran das liegt.